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Nadines_Buecher

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Britische Version von "Mord ist ihr Hobby"

Pearl Nolan und der tote Fischer
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Ein pittoreskes Städtchen an der Küste in Kent. Eine Restaurantbesitzerin, die als Alleinerziehende für ihren Sohn Charlie die Karriere bei der Polizei aufgegeben hat, nun aber da der Junge studiert zusätzlich ...

Ein pittoreskes Städtchen an der Küste in Kent. Eine Restaurantbesitzerin, die als Alleinerziehende für ihren Sohn Charlie die Karriere bei der Polizei aufgegeben hat, nun aber da der Junge studiert zusätzlich zum Restaurant ein Detektivbüro eröffnet. Ihre lebenslustige Mutter Dolly, die alles andere als spießig ist, aber die ernste und aufgeräumte Tochter hin und wieder erinnern muss, was Leben bedeutet und dass nicht alles was aufgeräumt erscheint, auch so sein muss. Ein Polizist Typ einsamer Wolf, der seiner Vergangenheit in London durch eine Versetzung nach Whitstable entflohen ist. So Setting und Grundgerüst des Kriminalromans um Pearl Nolan, besagte Restaurantbesitzerin und Neu-Detektivin, die den ersten richtigen Fall der an sie herangetragen wird ablehnt, da sie nicht gegen ihren Freund Vinnie, einen ortsansässigen Austernfischer, ermitteln will. Kurze Zeit später findet Pearl sowohl den toten Vinnie als auch den toten vermeintlichen Auftraggeber. Ein Reigen an Verdächtigen wird präsentiert: Vinnies Ehefrau, die nach dem Tod des gemeinsamen Sohnes mit Vinnies Geld verschwand, Vinnies Lebensgefährtin Connie, die mit seinem Ex-Chef Matheson gesehen wird, der Investor Berthold, der in der Gegend einen Hotelkomplex errichten will, dessen Sohn Alex, der das leichte Leben zu genießen scheint. Sogar Pearls Restauranthilfe Ruby und Charlies italienische Liebe Tizzy geraten in den Fokus. Aus vielen Strängen, oftmals verwirrend, ergibt sich schließlich die Auflösung des Falls. Interessant gemacht ist, dass Pearl nicht wie so manche fiktive Detektivin direkt alles im Blick hat - symbolisiert dadurch, dass sie sich im Laufe der Geschichte eine Brille zulegen muss. Die Romanze zwischen ihr und dem Polizisten McGuire bahnt sich angenehm langsam an.
Allerdings gibt es die ein oder andere unschlüssige Stelle in der Erzählung - so z.B. gewinnt man zu Beginn der Geschichte den Eindruck, Dolly führe den Töpferladen in ihrem Haus. Später erfährt man, dass sie Räumlichkeiten an eine Töpferei vermietet hat. Vielleicht ist dies jedoch der Übersetzung geschuldet.
Ich gebe Pearl Nolan eine Chance, die Stelle von Honey Driver aus den Bath-Krimis einzunehemen, die demnächst ihren letzten Fall lösen wird. Lockere und leichte Unterhaltung mit detektivischen Rätseln neben sich entfaltenden Charakteren und vor schöner Kulisse - wer diese Mischung sucht, findet sie hier.
Das bunte Cover des Buchs verrät bereits, dass kein heftiger Kriminalfall und kein Thriller zu erwarten sind. So wird die Lektüre ihre Zielgruppe finden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schnelle Lösung vor schöner Kulisse

Venezianische Schatten
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Der venezianische Kommissar Luca Brassoni und seine Lebensgefährtin, Rechtsmedizinierin Carla Sorrenti, finden eines Abends eine verwirrte und verwahrloste junge Frau vor einer Kirche, die sich weder erinnert ...

Der venezianische Kommissar Luca Brassoni und seine Lebensgefährtin, Rechtsmedizinierin Carla Sorrenti, finden eines Abends eine verwirrte und verwahrloste junge Frau vor einer Kirche, die sich weder erinnert wer sie ist noch was ihr wiederfahren ist. Kurz darauf wird eine nachlässig verscharrte Tote in Venedig gefunden, die ebenfalls blond und hübsch ist, genau wie die aufgefundene junge Frau. Als dann eine Lernkrankenschwester verschwindet, die ebenfalls diese Merkmale aufweist, wissen der Kommissar und sein Kollege Mauro Goldini, dass ein Serientäter am Werk ist, der die jungen Frauen entführt und misshandelt. An der Aufklärung des Falls und der Suche nach dem Täter beteiligt sich auch Kommissar Brassonis Cousin, der deutschstämmige Reporter Stefan Mayer, der in Venedig lebt. Trotz dass Caruso, wie ihn seine Freunde wegen seiner Leidenschaft für das Singen nennen, bei seinen Ermittlungen auf eigene Faust bereits schwer verletzt wurde, kann er es nicht lassen und gerät prompt in eine der gefährlichsten Situationen dieses Kriminalfalls. Während wir eine Menge über Lucas und Carlas Privatleben erfahren, seine Eltern kennenlernen, mit ihm mitfiebern ob er Vater der Tochter einer Affäre ist, ist der Fall dann erstaunlich schnell und maßgeblich aufgrund Stefans Recherchen aufgeklärt. Keine langen Beschreibungen des Martyriums der entführten Frauen, keine spannungsgeladenen Katz- und Maus-Spielchen mit den mutmaßlichen Tätern, und auch der aufgefundenen jungen Frau geht es plötzlich so viel besser, dass ihre Erinnerung sehr präzise zurückkehrt. Und dann ist der Fall auch schon gelöst. Anfänglich eingestreute Begegnungen, um die Leserinnen und Leser auf eine falsche Spur zu locken lösen sich allzu schnell in Wohlgefallen auf. So kommt der Kriminalfall sehr harmlos und wie gemacht fürs Vorabendprogramm im Fernsehen daher. Die venezianische Atmosphäre erinnert dann doch an Donna Leon, ebenso die eingeworfenen italienischen Begriffe. Auch wenn Ermittler Brassoni ein anderes Leben führt als Kommissar Brunetti, muss die Autorin sich diesen Vergleich gefallen lassen.

Das Cover des Buchs und der Titel verweisen eindeutig auf das Setting des Krimis, im Untertitel wird auf die Reihe um Brassoni hingewiesen. Das Coverbild dürfte eine Spur weniger kitschig sein für einen Krimi, passt wiederum jedoch zur leichten Kost.

Alles in allem nette Unterhaltung für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende eher harmlos

Wenn du mich tötest
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Vor der malerischen Kulisse der Sandwood Bay, die der einheimische Hafenarbeiter Peter seit Kindheit kennt und von der er weiß, dass sie ihre eigenen Geheimnisse hat, verschwindet die deutsche Urlauberin ...

Vor der malerischen Kulisse der Sandwood Bay, die der einheimische Hafenarbeiter Peter seit Kindheit kennt und von der er weiß, dass sie ihre eigenen Geheimnisse hat, verschwindet die deutsche Urlauberin Julia Than. Ihr Ehemann Julian, der seine Frau als vermisst meldet, gerät zunächst ins Visier des schottischen Ermittlers Gills, der selbst aus der ländlichen Gegend stammt, sich aus privaten Gründen jedoch nach Inverness hat versetzen lassen. Langsam kommt Julians Geheimnis ans Licht, nämlich dass er bezüglich des Ablebens seiner ersten Ehefrau wegen Totschlags vor Gericht kam, wohl aber dank seines einflussreichen Vaters sein Hals aus der Schlinge gezogen wurde. Anschließend hatte Julian seine Therapie abgebrochen und sich ans andere Ende der Welt aufgemacht, um seinem Schmerz zu vergessen und gegen seine Gewaltbereitschaft anzukämpfen. Ist er nun also bezüglich seiner zweiten Frau rückfällig geworden oder kann seiner Behauptung, Laura müsse noch am Leben sein, getraut werden? Hafenarbeiter Peter, der der Polizei Hinweise liefern könnte, hält sich jedoch aufgrund der Mystik seiner Eingebungen, seiner eigenen Vergangenheit und den Erlebnissen mit dem Ehepaar Than auf seinem Boot zurück, macht seine Erlebnisse mit sich selbst aus. Am Ende löst sich der Fall vergleichsweise harmlos, Aktionen und Reaktionen können gut nachvollzogen werden. Lediglich Peters Beweggründe könnten weniger nebulös sein und das eigene Erleben von Ermittler Gills in der Sandwood Bay hätte an einer anderen Stelle im "Thriller" vielleicht sogar besser gepasst. Unter Umständen ist man durch andere mit weit größerem Gänsehaut-Potential ausgestatteten und noch übersinnlicher gestalteten nordischen Psychothrillern "abgestumpft", so dass hier eher von Krimi-Unterhaltung die Rede sein kann. Das Cover finde ich nach wie vor ansprechend gestaltet, da es die Mystik der schottischen Gegend und den Hinweis auf Laura Than beinhaltet.