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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2018

Weihnachtstrubel wie er im Buche steht...

Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung
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Weihnachten ist für die meisten Menschen mit einem gewissen Stress verbunden. Ein Lied davon singen kann Petra Hartlieb, in deren „wunderbarer Buchhandlung“ im Dezember die Hölle los ist. Nicht nur wollen ...

Weihnachten ist für die meisten Menschen mit einem gewissen Stress verbunden. Ein Lied davon singen kann Petra Hartlieb, in deren „wunderbarer Buchhandlung“ im Dezember die Hölle los ist. Nicht nur wollen alle Buchempfehlungen und Bücher teils auf den allerletzten Drücker – selbstverständlich toll verpackt- nein, es ist auch logistisch eine riesen Herausforderung und man bekommt einen guten Einblick in den Monat, der zumindest bis zum Mittag des 24. Dezembers einfach in Stress ausartet. Ohne, dass sie überhaupt großartig ihre eigenen Weihnachtspläne verfolgen…

Nicht selten sind daran die Kunden schuld. Hartlieb lässt uns da schwierigen Kundengesprächen, Krankheit mitten im Weihnachtsgeschäft oder auch dem Chaos bei Strom/Internetausfall teilhaben, blickt aber auch glückliche, fröhliche und einfach schöne Momente inmitten all des Weihnachtstrubels zurück. Sie macht noch einmal mehr aufmerksam darauf (ohne mahnenden Zeigefinger!), dass man den Verkäufern vielleicht auch mal eine Verschnaufpause gönnen sollte, indem man sie nicht zeitlich unter Druck setzt, zu Hause vielleicht schon mal selbst recherchiert, wer in welcher Sendung welches Buch empfohlen hat, ihnen ein Lächeln schenkt und einfach „normales“ Verhalten an den Tag legt, auch wenn man es vielleicht eilig hat.

Ich habe das Buch an einem Abend verschlungen, da es wirklich sehr kurz ist, aber auch echt unterhaltsam. Schön, wenn auch nicht unbedingt komplett mein Geschmack, waren die Buchempfehlungen und Rezepte am Ende des Buches. Sie haben, wie das Lesebändchen und die gesamte Aufmachung, dem Büchlein den letzten Schliff verliehen, sodass sich das Buch auch für Bücherfreunde unter dem Weihnachtsbaum wirklich sehr gut machen sollte.

Für alle, die den ersten Teil gelesen haben, wird sich dieses Buch auch wie ein Wiedersehen anfühlen. Gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 21.11.2018

Spannung - mit kleinen Abstrichen

Wer nicht hören will, muss sterben
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England: Psychologin Liz Montario hat einen schwierigen Fall, trifft mit einem ihrer Gutachten eine Aussage, die ihr schwerfällt und die in der Öffentlichkeit für große Unruhe sorgen kann.

Deutschland: ...

England: Psychologin Liz Montario hat einen schwierigen Fall, trifft mit einem ihrer Gutachten eine Aussage, die ihr schwerfällt und die in der Öffentlichkeit für große Unruhe sorgen kann.

Deutschland: Stadler bekommt einen Finger per Post geschickt und weiß nicht, was es damit auf sich hat, während sein Team eine verstümmelte Leiche findet. Dabei handelt es sich um einen Jugendlichen, der wohl ausgerissen war und es verdichten sich die Hinweise, dass es nicht bei diesem Opfer bleiben wird.

Stadler benötigt Hilfe und bekommt sie von Liz, die aus England einmal raus muss und das ihr bekannte Team unterstützen möchte.

Die meist sehr kurzen Kapitel laden ein immer noch ein Kapitel und noch eines zu lesen. Der Schreibstil ist ziemlich rund, gut zu lesen – bietet keinerlei Überraschung, weder negativ noch positiv.
Die Geschichte war im Nachgang gelungen, aber irgendwie hatte ich zwischendurch den Eindruck, dass die Autorin das Rad fast überdreht. Das gefiel mir nicht ganz so. Ein, zwei „Baustellen“ weniger hätten den Buch auch gut gestanden. Vor allem der Fall in England, der immer mal wieder am Rande eine Rolle spielt, war so nicht nötig und wirkte auf mich leider irgendwie nur effektheischend (tote Kinder, also eher nichts für zartbesaitete Leser). Uninteressant war es nicht, aber mich hat das nicht überzeugt. Weniger wäre mehr gewesen für meinen Geschmack – trotzdem hat mich der spannende Fall an sich überzeugt. Die Tathintergründe, die Ermittlungen und auch die Charaktere überzeugten weitgehend. Natürlich fand ich dort den einen oder anderen sympathischer, aber an sich fand ich die Protagonisten recht authentisch, besonders weil es z.B. keinen fehlerlosen Superermittler gab. Manche brenzlige Situation entsteht durch Fehlentscheidungen, aber das Team trägt sie gemeinsam – toll.

Ich kannte den ersten Teil nicht, kam aber trotzdem sehr gut ins Buch rein und habe nicht das Gefühl irgendwas nicht verstanden zu haben.
Unter dem Strich ist das Buch – mit ganz kleinen Abstrichen- zu empfehlen.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Irrwitzig und hanebüchen und fast schon genial

Die Analphabetin, die rechnen konnte
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Irrwitzige Kombination aus realen Fakten und einer hanebüchenen Geschichte

Die Erzählung ist über weite Strecken einfach nur sehr witzig und weist kaum Längen auf – vom Mittelteil mal abgesehen. Der Schreibstil ...

Irrwitzige Kombination aus realen Fakten und einer hanebüchenen Geschichte

Die Erzählung ist über weite Strecken einfach nur sehr witzig und weist kaum Längen auf – vom Mittelteil mal abgesehen. Der Schreibstil ist rund, die Kombination als Fakt und Fiktion hat mich nicht nur einmal laut lachen lassen. Auch Kopfschütteln und ein wenig Entsetzen blieben beim Lesen nicht aus. Dabei erscheint es so, als habe der Autor mit viel Leichtigkeit selbst die komplexesten politischen Bezüge gekonnt eingebaut und man fragt sich beim Lesen, welche Dinge er noch einbauen wird. Die wichtigsten (und irgendwie auch passenden) politischen Hintergründe der vergangenen rund 40 Jahre finden auch ihre Berücksichtigung. Irgendwann wurde es mir aber fast schon ein wenig zu viel, sodass ich das Buch immer wieder mal pausieren ließ.

Bestens gelungen sind auch die schrulligen Charaktere. Da ist die hochintelligente Nombeko aus dem südafrikanischen Slum mit einer Kindheit, die den Namen nicht verdient und die beiden Holgers. Sie sehen zwar gleich aus, allerdings ist der eine recht vernünftig, während sich der andere auf die fixen Ideen seines Vaters versteift. Eine junge Zornige, drei chinesische Schwestern, eine Möchtergern-Gräfin, Agenten des Mossad und weitere machen die Geschichte um eine Atombombe einfach nur unterhaltsam. Besonders gut gefiel mir Nombeko, die sich wortwörtlich aus der Schei_*e gearbeitet hat und trotz vieler Widrigkeiten immer wieder auf die Füße fällt.

Dazu ist die Kritik des Autors an der Apartheid genauso gelungen, wie die Darstellung von Gefahren durch Atombomben – und das trotz der irrwitzigen Art der Erzählung. Die gesellschaftskritischen Momente so in diese Art Geschichte einzubauen – Chapeau.

Unter dem Strich entsprach das Buch genau meinen Erwartungen die ich nach „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ hatte.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Gelungener 11. Fall

Der Giftzeichner
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Lincoln Rhyme und Amelia Sachs werden von Detective Lon Selitto um Hilfe bei einem ungewöhnlichen Mord gebeten. Der Täter hat das Opfer mit Gift tätowiert und das ziemlich professionell. Sowohl die Botschaft, ...

Lincoln Rhyme und Amelia Sachs werden von Detective Lon Selitto um Hilfe bei einem ungewöhnlichen Mord gebeten. Der Täter hat das Opfer mit Gift tätowiert und das ziemlich professionell. Sowohl die Botschaft, als auch die weiteren Umstände sind völlig unklar, nur eines scheint sicher: Es wird wahrscheinlich nicht bei einem Opfer bleiben. Was will der Mörder mit seinen brutalen Morden erreichen? Werden Rhyme und Sachs dem Täter einen Strich durch die Rechnung machen können, obwohl dieser fast keinerlei Spuren an Tatorten hinterlässt oder schwebt das Team selbst in Gefahr?

Es handelt sich bereits um den elften Teil der Reihe um Rhyme, einen forensischen NYPD-Berater im Rollstuhl und seiner Partnerin Sachs, die ein besonderes Ermittlungsteam darstellen.
Besonders der Beginn ist sehr spannend, zwischendurch wird es ein wenig ruhiger, aber mich hat das nicht gestört. Die Komplexität der kniffligen Geschichte und der fesselnde Schreibstil des Autors haben mich überzeugt – hier unter anderem, dass der Täter selbst zu Wort kommt und immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Als Fan der Reihe bin ich vielleicht auch nicht mehr ganz so objektiv, daher hatte mich auch die gesamte Verwicklung zum Ende hin weder überrascht, noch fand ich es unrealistisch, wenn auch schon recht speziell konstruiert. Es war mir schon fast zu viel, Deaver bringt auch vergangene Fälle ins Spiel, legt falsche Fährten und bringt die Ermittler an ihre Grenzen und darüber hinaus. Um das in Gänze zu verstehen, ist es von Vorteil die anderen Teile zu kennen – mehr kann ich auch Spoilergründen nicht dazu schreiben.

Aufgrund der ganzen Verwicklungen, die fast too much waren, vergebe ich „nur“ vier Sterne.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Gelungene Gesellschaftskritik

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Eschenbach war erst drei Monate in den USA, muss sich erst wieder im Kommissariat einleben und überraschend seinen Platz behaupten. Seine Stellvertreterin hat das Kommissariat während seiner Abwesenheit ...

Eschenbach war erst drei Monate in den USA, muss sich erst wieder im Kommissariat einleben und überraschend seinen Platz behaupten. Seine Stellvertreterin hat das Kommissariat während seiner Abwesenheit etwas anders geführt, hat andere Vorstellungen und zeigt sich wenig zur Zusammenarbeit mit dem Kommissar bereit – zumal dieser sich nicht mit einer einfachen Erklärung Köhlers zu einem möglichen Selbstmord abspeisen lassen will. Parallel dazu entspinnt sich eine Geschichte dreier alter Freunde, die recht außergewöhnlich ist. Lenz, der mit Eschenbach befreundet ist, tut seinen alten Freunden einen Gefallen und stößt im Schwarzwald auf schier Unglaubliches…

Wer höchste Spannung bei Ermittlungen, sowie Mord und Totschlag ohne Ende erwartet, wird wahrscheinlich nicht ganz so begeistert sein von dem Buch. Die Spannung ist eher subtil vorhanden und man fragt sich über weite Strecken auch, worauf das Ganze hinausläuft. Mir gefiel die Aktualität des Themas, die Erzählweise fernab von 08/15, der Tiefgang der Geschichte und die Nachdenklichkeit, die der Roman immer und immer wieder bei mir auslöste. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, obwohl die Themen es in sich hatten, ist alles sehr leicht verständlich – bei aller Komplexität- und schnell zu lesen.

Mein größter Kritikpunkt ist, dass es für mich kein Krimi, sondern vielmehr eine Gesellschaftskritik darstellt – diese hat mich allerdings ziemlich überzeugt. Die Rückblicke von Lenz und seiner Freundin Isabela waren interessant (spannend ist aber doch noch was anderes), die angesprochenen Konfliktherde auf der Welt und die Meinungsmache vor dem Hintergrund der Digitalisierung, etc.
Es war mein erstes Buch des Autors, aber ich werde gerne weitere von ihm lesen. Verständlich war das Geschehen komplett auch ohne die Vorgänger zu kennen.