Cover-Bild Wir und Es
6,99
inkl. MwSt
  • Verlag: TWENTYSIX
  • Genre: Kinder & Jugend / Sachbilderbücher
  • Seitenzahl: 108
  • Ersterscheinung: 08.10.2018
  • ISBN: 9783740748791
Larissa Schwarz

Wir und Es

Wer sind wir?
Wann werden wir zu dem, was wir sind? Und wodurch?
In den Neunzigern beginnt für fünf Freunde die Suche nach der eigenen Identität. Umwege, Abwege und Unwägbarkeiten führen sie in ein selbstbestimmtes Leben. Finden sie alle ihre Bestimmung?
Alles wird sich ändern, wenn wir groß sind ... hoffen wir. Als Kind, als Heranwachsender. Sogar als Erwachsener manchmal noch. Und alles ändert sich tatsächlich.
Auch wenn die Fäden der Freundschaft zerfasern, laufen sie irgendwann wieder zusammen. Dann werden sie unser Rettungsseil. Oder strangulieren uns.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2018

"Identitätssuche"

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Die Erzählung "Wir und Es" umfasst ca. 106 Seiten mit/auf 25. kurzen Abschnitten/Kapiteln.

Kurzer Plot:

In den kurzen Geschichten/Episoden erzählen sechs junge Menschen in der Ich - Form, einen Teil ...

Die Erzählung "Wir und Es" umfasst ca. 106 Seiten mit/auf 25. kurzen Abschnitten/Kapiteln.

Kurzer Plot:

In den kurzen Geschichten/Episoden erzählen sechs junge Menschen in der Ich - Form, einen Teil ihrer Geschichte.

Es geht um die eigene Identitätssuche der erzählenden Person, dazu gehört z. B. auch die Geschlechterfrage.

Nach und nach verknüpfen sich die Personen miteinander, und man spürt ihre Entwicklung, aber auch ihre Sehnsüchte und Ängste.

Mein Fazit:

Das Büchlein will für für "Toleranz und Offenheit" werben...

Und es regt den Leser trotz seiner "wenigen Seiten" zum Nachdenken an.


4. Sterne!

Veröffentlicht am 18.12.2018

Ein Thema was jeden angeht

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Aufmachung/Schreibstil/Allgemein:
Das Cover ist schlicht und einfach gestaltet. Die Hand in bunten Farben symbolisiert für mich die Individualität und dennoch Vielseitigkeit eines Menschen. Der Schreibstil ...

Aufmachung/Schreibstil/Allgemein:
Das Cover ist schlicht und einfach gestaltet. Die Hand in bunten Farben symbolisiert für mich die Individualität und dennoch Vielseitigkeit eines Menschen. Der Schreibstil ist wirklich einmalig und ungewöhnlich. Einzelne Kapitel, die allein für sich stehen könnten und kurzweilige mitunter symbolische Worte führen letztendlich zusammen. Larissa Schwarz hat einige stilistische Mittel der deutschen Sprache gekonnt eingesetzt. Genau passend für das eigentliche Thema schafft die Autorin eine bedrückende, klare, nicht um den heißen Brei redende Sprache. Denn es ist und bleibt ein klares Statement dahinter, welches man nicht mit schönen schmeichelnden Worten entgegen kommen darf.

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Fazit:
Die ist mein erstes Buch von Larissa Schwarz. Ich brauchte ein bis zwei Kapitel um mich in dem Schreibstil zurecht zu finden. Denn dieser ist wirklich etwas eigensinnig und ungewöhnlich. Dennoch finde ich gerade diese Art super passend für das Thema. Jedes Kapitel führt den Leser Schlag auf Schlag und unverblümt durch das Buch. Die Kapitel sind aus der Sicht der jeweiligen handelnden und denkenden Protagonisten geschrieben. Was anfänglich als nebeneinander lebende Personen gesehen werden kann, fügt sich nach und nach wie ein geflochtenes Seil zusammen. Dabei erfährt der Leser viel über die Abgründe, Liebe, Gedanken, Vergangenheit und Zukunft der einzelnen Protagonisten. Es ist erstaunlich, wie viele Jahre in diesem kurzweiligem Buch vergehen und dennoch ist einfach alles gesagt. Mir fiel es sehr leicht mich in die Welt der einzelnen Protagonisten einzufühlen, da sie nicht anders denken und fühlen wie ein jeder Mensch. Es ist so brandaktuell und alltäglich, welches wirklich jeden Leser nachdenklich zurücklassen kann. Die Protagonisten sind quasi Du und Ich und umso nachdenklicher macht es den Leser. Mobbing, Transsexualität, Suizid, Gewalt, Liebe, Hoffnungslosigkeit und Glück sind unsere Themen, die uns heute oft begegnen. Nie war ein Thema so aktuell und so gut erzählt. Es sollte viel mehr Aufklärung und Verbreitung stattfinden, so dass Kinder wie Robin eine reelle Chance haben in der Gesellschaft integriert und akzeptiert zu werden. Dieses Thema geht uns allen an!

Ich bedanke mich an dieser Stelle das Buch als Rezensionsexemplar erhalten zu haben.
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Veröffentlicht am 17.12.2018

Ergreifende Novelle ohne jedes Pathos - lesenswert

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Es gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.

Larissa ...

Es gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.

Larissa Schwarz hat ein tolles Buch abgeliefert und ich bin ihr ausgesprochen dankbar, dass sie sich gegen jeden Kitsch und jede Rührseligkeit, jedes Aufblasen entschieden hat. Das macht dieses Buch so gut und herzzerreißend.

Ich persönlich mag keine Schmonzetten und dieses Büchlein ist zum Glück keine. Ich mag, dass Larissa Schwarz ihre Leser*innen als intelligente Wesen wahrnimmt, denen man nicht alles servieren muss. Die Geschichte hat Lücken, es gibt Zeitsprünge, der jeweilige Ich-Erzähler wechselt permanent und all das hat mir Spaß gemacht, weil ich mich nicht für dumm verkauft gefühlt habe.

Auch dass Larissa Schwarz ihrer Geschichte vertraut hat und sie nicht unnötig aufgeblasen hat, sie nicht unnötig romantisiert oder gar ins Schnulzige hat abdriften lassen, trägt zum positiven Eindruck bei.

Und dann ist da die Geschichte: Eigentlich sind es fünf Geschichten, denn fünf Freunde erzählen von sich. Und das ist spannender, als man zunächst annehmen mag. Denn wie sich die Wege kreuzen, wie sich deren Leben auseinander entwickelt und wie es doch immer wieder zu Überschneidungen kommen, wie die Realität sie einholt, diese grausame Realität, wie sich alles zusammenfügt, das ist wunderbar zu lesen.

Im letzten Drittel werden nicht nur den Ich-Erzählern (und speziell der Anwaltstochter), sondern auch uns die Augen geöffnet - und das ist herzzerreißend.

Und dann ist da das Ende und natürlich ist auch das frei von Rührseligkeit und ich danke Larissa Schwarz, dass sie das Buch und speziell das Ende genau so geschrieben hat, wie sie es geschrieben hat.

Am Ende ist das Buch zwar ein Plädoyer für mehr Toleranz und Offenheit "anderen" gegenüber, es ist aber auch ein Buch über Identität an sich, über die Entwicklung, die Menschen durchmachen.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Zum mehrmals lesen

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Wir und Es von Larissa Schwarz zieht den Blick durch das farbenfrohe Cover auf sich. Die Farbgestaltung und der Titel lassen auf ein Genderbuch schließen. Dabei enthält dieses Buch Geschichten über die ...

Wir und Es von Larissa Schwarz zieht den Blick durch das farbenfrohe Cover auf sich. Die Farbgestaltung und der Titel lassen auf ein Genderbuch schließen. Dabei enthält dieses Buch Geschichten über die Kindheit, das Erwachsen werden, Außenseiter sein, die eigene Identität, Mobbing und Reue. Es geht um die Leben von Ketchupkopf, Mister Softie, Robin, Der Geiger und Die Anwaltstochter. Dass Robin der einzige Charakter mit einem richtigen Namen ist, verdeutlicht, welche Rolle Robin spielt.

„Sie nennen ihn Es, wie den Clown aus Stephen Kings gleichnamigen Roman.

Wie wir damals Robin.

Was soll man dazu sagen? Geschichte wiederholt sich. Auch im Kleinen.“ (S.71)

Robin ist „das burschikose Mädchen aus der letzten Reihe“ (S.7), die „Freundin, die keine sein wollte. Eher ein Freund. Oder etwas, für das es keinen Namen gab.“ (S. 8) Durch Sonderbehandlungen gerät Robin ungewollt in den Mittelpunkt, denn die Mitschüler verstehen nicht, warum Robin eine eigene Umkleide braucht oder den Schlüssel für die Lehrertoilette hat. In den Neunzigern ist eine derartige Identitätskrise noch unbekannt, unerkannt und stößt auf Unverständnis und Abneigung.
Trotz der Unsicherheit über die eigenen Identität und das eigene Sein, kommt Robin nicht umhin in Schubladen zu denken. „In diesem Augenblick denke ich zwar nicht darüber nach, aber ich weiß jetzt, dass ich keine Lesbe bin.[…] Wieder ertappe ich mich dabei, dass ich mich in eine Schublade zu stecken gedenke, in die ich nicht gehöre“ (S.40) Für Robin scheint es nur eine Lösung zu geben: „Wenn ich mich endlich entscheiden würde, richtig entscheiden, dann hätte ich es so viel einfacher. Dann würden sich alle meine Probleme lösen. Weil ich ja dann eine Frau wäre. Oder eben ein Mann. Und dann eben auch jemanden lieben könnte.“ (S.65)

„Für mich war Robin immer mein bester Kumpel. Mit Periode, Brüsten, maskuliner Attitüde und Jungs-Styling. So weit, so normal.“ (S.24)

Eine gute Freundin von Robin während der Schulzeit ist Ketchupkopf. Sie wurde als Kind schon beim Spielen ausgeschlossen, weil sie immer früh zu Hause sein musste und lieber ihre Nase in Bücher gesteckt hat. Weil Kinder gemein sind, lässt Ketchupkopf sich von deren Meinung beeinflussen: „Ich fand mich fortan nicht mehr nur hässlich, sondern auch dumm.“ (S.6)
Sie wird sogar von den Lehrern als Außenseiter behandelt, weil sie nur mit den Außenseitern (Robin und Der Geiger) befreundet ist. So fördert sie das Bild, was andere von ihr haben. Fortan ist sie die „eigenbrötlerische Buchnärrin mit der Vogelnest-Frise und der großen Klappe.“ (S.25)
Während Robin mit der eigenen Identität hadert, kämpft Ketchupkopf mit ihrer Außendarstellung: „Ihr süßes Köpfchen hat nämlich mehr zu bieten als das rote Fell und diese fiese, spitze Zunge.“ (S.34)

Mister Softies Vater starb, als er gerade 12 und in England in einem Vergüngungspark war. Ihm wurde erst von dem Tod berichtet, als er wieder zurück nach Hause kam. „Was blieb, war[…] Verdrängung“ (S.10), sowohl von seiner Mutter, als auch von ihm. Er lernt schnell, Rücksicht zu nehmen. „Na gut, Mama, dann halt nicht. Ich war es ja gewohnt, Rücksicht zu nehmen.“ (S.11) Nachdem er von der Schule flog und den Wehrdienst verweigerte, landet er bei der Freiwilligen Feuerwehr, wo er auf Ketchupkopf traf. „Ich würde in Teufels Küche kommen, wenn ich mich ihr nähere. Und in den Knast. Ans Ende der Nahrungskette.“ (S.29)

Die Anwaltstochter gehört auf den ersten Blick zu den begünstigten Kindern in dieser Geschichte. Der Vater ist Anwalt, die Mutter Lehrerin und Malerin. Sie hat zwei jüngere Brüder, ist aber „ihr liebstes Kind. […] Schließlich war ich der Grund, warum sie geheiratet haben und es meine beiden Brüder überhaupt gibt.“ (S.18) Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, wird auch hier deutlich. Es gibt Anspielungen, die man erst beim erneuten Lesen begreift. „Der Kleine hat nie seine Strafe erhalten. Wenn Papa mit uns fertig war, durfte er mit ihm ins Arbeitszimmer. Sie hörten laut Musik und Papa trug ihn schlafend ins Bett.“ (S.19-20)

Der Geiger ist sonderbar, ein Außenseiter mit einem Nischen-Talent. Er ist der Sohn einer alleinerziehenden Ordnungsbeamtin, hat den Ruf als Streber und Lehrerliebling und ist schon immer in die Anwaltstochter verliebt. Er steht sehr unter der Fuchtel seiner Mutter: „Meine Mutter hatte sie [Jacke, Anm. der Bloggerin] mir rausgelegt und mir bestätigt, dass sie mich bestens kleide. Wie mir auch der Pottschnitt ganz wundervoll stand. Und das Geigenspiel.“ (S.15) Als Erwachsener ist er Musiklehrer und erlebt aus einer anderen Perspektive, wie es Kindern mit einer Identitätskrise ergeht. Das lässt ihn viel über seine Vergangenheit nachdenken. „Wir hatten in die Privat-, nein fast schon in Robins Intimsphäre eingegriffen, als wir nach Hygieneartikeln gesucht hatten.“ (S.57)

Jede Person erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive in der eigenen Umgangssprache. Vor allem bei Ketchupkopf sticht diese sehr hervor. Robin ist dabei eine Nebenperson, deren Werdegang durch die Augen der anderen beschrieben wird. Wie alle Protagonisten miteinander verbunden sind, wird erst am Ende deutlich.
Wir und Es ist nicht, wie es den Anschein macht, ein Genderbuch. Es ist ein Buch über Mobbing und das Erwachsen werden aus unterschiedlichen Perspektiven, unter anderem auch aus der Perspektive des Mobbingopfers und der Täter.

„In diesem Moment beschließe ich, mich mehr an dem zu erfreuen, was wir haben, und achtsamer mit dem Glück umzugehen, das uns beschieden ist. Ich nehme mir vor, mich nicht schuldig zu fühlen, sondern dankbar dafür zu sein, dass ich weiß, wer ich bin, und mich damit identifizieren kann.“ (S.79)