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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2018

Langatmig...

Die Plotter
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Raeseng verdient seine Brötchen als Auftragskiller. "Plotter" engagieren ihn und geben ihm auch Details zu den zu tötenden Menschen bekannt. Plötzlich wendet sich die Lage und Raeseng gerät selbst in das ...

Raeseng verdient seine Brötchen als Auftragskiller. "Plotter" engagieren ihn und geben ihm auch Details zu den zu tötenden Menschen bekannt. Plötzlich wendet sich die Lage und Raeseng gerät selbst in das Fadenkreuz eines Killers.

Die Geschichte spielt in Korea und damit für mich ein neues Leseerlebnis. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, schon einmal eine Geschichte, die in Korea handelt, gelesen zu haben. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, was so genannte Plotter sind.... Auftraggeber, die Berufskiller engagieren um Menschen zu töten.
Der Schreibstil des koreanischen Un-Su Kim ist sehr nüchtern und sachlich. Und leider durch viele Details auch etwas langatmig. Zuerst einmal konnte ich durch den sachlichen Schreibstil praktisch keine Beziehung zu den Figuren aufbauen. Eine Freundin von Raeseng, mit der er immerhin ein halbes Jahr zusammenlebt, wird zum Beispiel konsequent " die Frau " genannt … auch nach der Lektüre habe ich keine Ahnung, wie ihr Name ist, was sie wirklich gefühlt und sich erhofft hat. So liest sich diese Story um den Auftragskiller nicht wie ein Thriller, eher wie ein gleichmässiger Handlungsstrom ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Oder spannende Passagen zu enthalten. Zwar habe ich zwar Raeseng als roten Faden in der Story wahrgenommen, seine Erlebnisse doch eher als Aneinanderreihung von Figuren und Handlung empfunden. Sehr oft haben die neu eingeführten Figuren einen kurzen Auftritt und verschwinden dann in der Versenkung. Das verstärkt den Eindruck von aneinandergereihten Kurzgeschichten, die nur durch die Präsenz von Raeseng zusammenhängen.
Zu einem zentralen Thema wird die Liebe zu Büchern und das Lesen an und für sich. In einigen Gedanken und Überlegungen habe ich mich wiedergefunden …. doch was dieses ausschweifende und viel Raum einnehmende Thema mit einem Thriller zu tun hat, bleibt mir unerklärlich.
Mir war das zu viel koreanische Geschichte und zu viele in die Länge gezogene Gespräche, die jede Spannung schon vor dem Entstehen kappen. Hingegen habe ich doch einiges gelernt, gerade über das soziale Gefüge der Profikiller in Korea.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Zäh - langatmig - konstruiert!

Ein Mord zu Weihnachten
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Benedict Gräme liebt Weihnachten über alles. Und so lädt er Freunde und Bekannte für das Weihnachtsfest auf Sherbroone House ein. Auch Detektiv Mordecai Tremaine ist mit von der Partie …. zum Glück, denn ...

Benedict Gräme liebt Weihnachten über alles. Und so lädt er Freunde und Bekannte für das Weihnachtsfest auf Sherbroone House ein. Auch Detektiv Mordecai Tremaine ist mit von der Partie …. zum Glück, denn eines abends liegt ein Toter, der als Weihnachtsmann verkleidet ist, unter dem Weihnachtsbaum.


Ich empfand den Start in die Geschichte als zäh. Und damit meine, ich wirklich zäh. Denn man wird mit einer Fülle von Figuren, geschichtlichen Details und Nebengeschichtchen bombardiert, dass ich das Buch beinahe abgebrochen hätte. Nach ein paar Kapiteln wird das zum Glück etwas besser, man " kennt " die Figuren und die Handlung kommt endlich in die Gänge. Allerdings folgt dann ein Mittelteil mit sehr langatmigen Befragungen. Hier habe ich mich regelrecht gelangweilt. Dazu kommen immer wieder mal nicht nachvollziehbare Überlegungen zu den anderen Gästen, die der Detektiv anstellt. So frage ich mich, wie er einschätzen kann, ob eine Person, die er gerade mal 1 bis 2 Tage kennt, angemessen auf einen Leichenfund reagiert?
Der Schreibstil ist im Hinblick zu der Zeit, in der die Geschichte handelt und entstanden ist, altmodisch und gestelzt. Immer wieder habe ich mich über Sätze gewundert, deren Sinn ich nicht ganz verstanden habe. Als dann auch noch fehlende Wörter dazukamen, habe ich mich gefragt ob bei der Übersetzung immer das richtige deutsche Wort erwischt wurde ( Beispiel: Fest gebackener Schnee an den Schuhen: Ebookseite 112). Die fehlenden Wörter, sind laut Mitleser in der Leserunde, nur beim Ebook abhanden gekommen.
Die Handlung verläuft ruhig und etwas schleppend. Die Ermittlungen werden durch Befragungen und ein paar intuitiven und nicht näher erklärten Rückschlüssen des Detektivs vorangetrieben.
Mir hat gut gefallen, dass dieser Krimi anders als üblich aufgebaut ist. Hier wird dem Leser zwar im Prolog eine Leiche präsentiert…. doch man fragt sich das halbe Buch über, wer denn da tot unter dem Baum liegt. Was an und für sich schon spannend und auch dringend nötig ist, denn dadurch habe ich mich mit der zähen Handlung etwas versöhnt.
Die Figuren leben, agieren und denken wie Figuren um 1949. Und haben mich überzeugt. Egal ob es nun der kauzige Weihnachtsfanatiker oder die schwer verliebte und behütete junge Frau ist.
Gegen Schluss wird es dann sehr konstruiert und das lässt mich unbefriedigt zurück. Ich denke, es gibt weitaus bessere und spannendere Krimis, die einen Mord in der Weihnachtszeit behandeln.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Konnte mich nicht fesseln....

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Kommissar Eschenbach kehrt nach dreimonatiger Auszeit zurück zur Kriminalpolizei Zürich. Und muss sich nicht nur mit seiner Vertretung, Ivy Köhler, arrangieren, sondern auch einen Mordfall lösen. Der 62 ...

Kommissar Eschenbach kehrt nach dreimonatiger Auszeit zurück zur Kriminalpolizei Zürich. Und muss sich nicht nur mit seiner Vertretung, Ivy Köhler, arrangieren, sondern auch einen Mordfall lösen. Der 62 jährige Walter Habbich, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, alles deutet auf Selbstmord hin. Als eine wertvolle Münze aus Habbichs Besitz gefunden wird, ist Eschenbach noch weniger davon überzeugt, dass der Tote sich selbst umgebracht hat. Gleichzeitig fährt Ewald Lenz, der das Archiv der Kantonspolizei betreut, auf Geheiss des Toten nach Freiburg in Breisgau, um dort ein Päckchen zu überbringen.

Beinahe hätte ich nach wenigen Kapiteln, das Buch schon wieder abgebrochen. Als Einstieg in eine Geschichte einen tiefsinnigen Prolog zu wählen, ist erstmal clever. Sofort fühlte ich mich angesprochen und habe voller Spannung weitergelesen. Im Prinzip wäre die Idee der Story gut. Der Plot geht auf und ich empfand ihn als abwechslungsreich. Denn in zwei Perspektiven wird eine Geschichte rund um Wirtschaft und Terrorismus erzählt, die gut ausgearbeitet ist. Im Vordergrund stehen die Figur Eschenbach und Lenz. Einerseits ein Kommissar, der nach längerer Abwesenheit im Job, seine Felle davon schwimmen sieht. Und andererseits ein hochintelligenter und unter seinem Niveau arbeitender Angestellter des Archivs bei der Polizei.
Leider wird es nach dem Prolog ziemlich langatmig. Immer wieder schweift der Autor ab in zähe Monologe über die NATO, den Krieg in Syrien oder die Herkunft von Münzen. Auch tiefsinnige Gespräche über Gott und die Welt, die zwar einigermassen interessant zu lesen sind, lassen die Hauptgeschichte immer wieder aussen vor. Ich habe mich öfters ertappt, grob zu überlesen. Je länger ich las, je weniger fesselte mich die Story. Gut unterhalten haben mich hingegen die witzigen Dialoge zwischen Eschenbach und dem Pathologen Kurt.
Die Geschichte spielt hauptsächlich in Zürich. Der Autor ist Schweizer, was man auch sehr gut im Schreibstil merkt. Behäbig und gespickt mit Schweizer Ausdrücken wie "Handkehrum" oder "Apéro".
Dies ist nicht der erste Teil, jedoch mein erstes Buch rund um Kommissar Eschenbach. Ich hatte nie das Gefühl, dass mit Vorwissen fehlt.
Leider konnte mich die Geschichte nicht so wirklich packen, dafür hätte man einige langatmige Stellen streichen müssen.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Zu viele Fragen und Ungereimtheiten...

Der Ruf der toten Mädchen
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In Kirkdale, einer ländlichen Gemeinde im englischen Lake District, verüben innerhalb von 4 Monaten zwei Mädchen Selbstmord. Beide haben vor dem Tod einen Engel, den sie gesehen haben wollen, erwähnt. ...

In Kirkdale, einer ländlichen Gemeinde im englischen Lake District, verüben innerhalb von 4 Monaten zwei Mädchen Selbstmord. Beide haben vor dem Tod einen Engel, den sie gesehen haben wollen, erwähnt. Die Dorfbewohner, die sehr gläubig sind, sind entsetzt: Selbstmord ist eine Todsünde und so werden die Familien der toten Mädchen geächtet. Alex Ripley, die ein Buch über Wunderheilungen geschrieben hat, wird von ihrer Freundin DI Emma Drysdale, gebeten, Nachforschungen anzustellen. Sie soll herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen den Selbstmorden gibt.

Ich muss gestehen, dass ich Mühe hatte in die Geschichte reinzukommen, Die ersten zwei Kapitel, aus der Sicht der Opfer, sind dermassen kryptisch geschrieben, dass sie mir nicht unbedingt Lust auf die Story gemacht haben. Zum Glück wird es danach etwas besser, wenn ich auch Etliches nicht nachvollziehen konnte. Dass, zum Beispiel beim Leichenfund, der Ermittler seinen Sohn zu der Leiche zerrt, um sie als abschreckendes Beispiel zu nehmen. Oder, dass Emma einfach so eine externe Person, die nichts mit der Polizei zu tun hat, zuziehen kann. Ich habe auch nicht ganz verstanden, weshalb gerade Dr.Alex Ripley beigezogen wird….denn eigentlich glaubt niemand so richtig an den Engel, den die Mädchen gesehen haben sollen. Und da ist es einfach nur fahrlässig, eine Aussenstehende ohne die geringste Qualifikation in Ermittlungen, zu integrieren. Zudem die Ermittler Alex so ziemlich machen lassen, da sie über weite Passagen in den Hintergrund treten. So kann sie etwa ein traumatisiertes Mädchen befragen…Wohlverstanden, sie hat keinerlei psychologische Ausbildung. Solche Logiklöcher / nicht nachvollziehbare Handlungen gibt es zuhauf. Dadurch empfand ich diese Geschichte nicht unbedingt als Thriller, der mitreissen und mitfiebern lassen sollte. Wenn man sich ständig fragt beim Lesen "Was soll denn das?" oder "Das ist doch nicht logisch" nimmt es sehr viel Spannung aus einer Geschichte raus.
Man spürt es vielleicht: Meiner Meinung nach ist der Plot unausgegoren und weist Logiklöcher auf. Die Handlung wird suggestive vorangetrieben und manchmal musste ich beide Augen zudrücken, Punkto Glaubwürdigkeit. Da braucht es tatsächlich eine externe Person wie Alex, damit die Ermittler merken, dass es schon vor Jahren im Dorf eine Serie von Selbstmorden gab…und, dass eines der getöten Mädchen, einen Blog betrieb!
Der Schreibstil holpert ab und zu, phasenweise erinnerte das Ganze einem Auszug aus einem Lehrbuch "Mystische Wesen und übersinnliche Erscheinungen". Diese Passagen, in der einerseits die Arbeit von Alex beschrieben wird und sie anderseits gedanklich in dieses Gebiet abschweift, waren mir zu langatmig. Gleichzeitig erschien mir Alex sehr unnahbar. Vielleicht, weil ausser in zwei bis drei Sätzen ihre Person und ihr Privatleben keinerlei Platz hatten. Und, damit ich mich mit einer Figur anfreunden kann, braucht es für mich halt ein paar persönliche Details. Gerne hätte ich die Sicht der Dinge der Dorfbewohner gelesen. Toll und vielseitiger wäre gewesen, hier ein paar Personen, die die Meinung, dass Selbstmord verachtenswert ist, zu Wort kommen zu lassen. Leider wird diese Meinung durchgehend generalisiert und personifiziert "die Leute" genannt. Dadurch wirkt es einfach klischeehaft und flach.
Mich konnte diese Story nicht wirklich mitreissen, und ich werde die geplante, folgende Serie nicht weiter verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.10.2018

Ganz okay...

Couchsurfing in Russland
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Der Autor und Redakteur bei Spiegel online, Stephan Orth, reist für zehn Wochen nach Russland. Als Couchsurfer übernachtet er bei Einheimischen, quer durch Russland. Und lernt dabei Land und Leute so richtig ...

Der Autor und Redakteur bei Spiegel online, Stephan Orth, reist für zehn Wochen nach Russland. Als Couchsurfer übernachtet er bei Einheimischen, quer durch Russland. Und lernt dabei Land und Leute so richtig kennen, zementiert und / oder dementiert dabei auch so einige Klischees über Russland, die Politik, Land und Leute.

Eines vorneweg: ich war noch nie in Russland und so war ich doch gespannt, was mich erwartet. Und nun nach dem Lesen frage ich mich, als was ich dieses Buch ansehen soll. Reisebericht ? Reiseführer ? Reiseerlebnisse in Romanform? …oder Satire?
Der Autor reist von Wohnung zu Wohnung, von Couch zu Couch und trifft durchwegs interessante Menschen. Die sich stundenlang Zeit nehmen um mit ihm zu diskutieren und Wodka zu trinken. Schnell wird klar, dass er vor allem bei privilegierten Menschen übernachtet. Und so sind diese Übernachtungen und Diskussionen eine Momentaufnahme, die ein Russland ohne grosse finanzielle Probleme darstellen. Diese Passagen waren durchaus auch mal kritisch, vor allem gegenüber der russischen Politik, der eigenen Lebenssituation und der Regierung. Mal wird in der Küche der Gastgeber, mal auf einem Ausflug oder bei einem Kneipenbesuch, diskutiert. So sagt der Autor von sich selbst, dass unterwegs sein, für ihn keine Sache von Spass bedeutet. Sondern er dies als Suche nach Erkenntnis versteht. Stephan Orth nimmt kein Blatt vor den Mund und so thematisiert er auch mal die Westmedien, die alles aus, von und in Russland schlecht machen.
Ich habe viel Neues erfahren. Wie zum Beispiel, dass der Alkoholverkauf in Russland zwischen 23 Uhr und 8 Uhr verboten ist. Und wie findige Russen, dieses Verbot elegant umgehen. Oder, dass es Zeitcafés gibt, in denen nach Aufenthaltsdauer und nicht nach Konsum bezahlt wird. Stephan Orth klammert auch negative Erlebnisse nicht aus und so wirkt sein Reisebericht durch und durch authentisch.
Den Schreibstil habe ich als humorvoll und ansprechend empfunden …. ab und zu ausufernd in Details. Zeitweise haben mich nämlich diese Details und die Infos zu Russlands Geschichte, Bauwerken und Örtlichkeiten fast erschlagen. Viele Passagen lesen sich wie ein Geschichtsbuch und waren mir zu zäh. Da habe ich mich ab und zu gelangweilt und so habe ich mich ertappt, diese Stellen grob zu überlesen. Toll sind hingegen die eingefügten und zahlreichen Fotos, die immer wieder auflockern. Schlussendlich habe ich etwa ein Drittel der Lektüre grob überlesen, weil so viele Details erwähnt werden, die ich ohne Bezug zu dem Land als langweilig und zu sehr Insider empfunden habe.