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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2018

Mehr erwartet

Berührung
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Berührungen – sie sind für uns wichtig unser ganzes Leben lang, ein Grundbedürfnis, das sogar noch vor der Geburt beginnt. Ohne Berührung können Menschen erkranken. Andererseits können Berührungen auch ...

Berührungen – sie sind für uns wichtig unser ganzes Leben lang, ein Grundbedürfnis, das sogar noch vor der Geburt beginnt. Ohne Berührung können Menschen erkranken. Andererseits können Berührungen auch therapeutisch eingesetzt werden.

Die Autoren Prof. Dr.med. Bruno Müller Oerlinghausen und Gabriele Mariell Kiebgis stützen sich auf ihre Forschungen zum Thema Berührungen und bieten neben fundierten Informationen zum Thema mit vielen Fallbeispielen auch praktische Übungen zur Entwicklung eines neuen Körperbewusstseins. Das fiktive Pärchen allerdings, dessen Geschichte die Fakten anschaulich werden lassen sollen, wirkt zu hölzern, um glaubwürdig zu sein. Der Sprachstil ist teilweise sehr gut zu lesen, andere Passagen sind mit medizinischen Begriffen überfrachtet.

Das Buch hat mich etwas enttäuscht hinterlassen. Vieles aus dem Inhalt kannte ich schon, stattdessen hatte ich mir mehr erwartet, was ich für den Alltag umsetzen kann. Deshalb kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Auf der Suche nach sich selbst

Island oder Wo die Götter Flipflops tragen
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Der Vater unheilbar erkrankt und von der eigenen Schwester aus dem Krankenhaus entführt, die Mutter viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die kleine Schwester kotet wieder ein – für den 16jährigen ...

Der Vater unheilbar erkrankt und von der eigenen Schwester aus dem Krankenhaus entführt, die Mutter viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die kleine Schwester kotet wieder ein – für den 16jährigen Medi ist das Leben kein Zuckerschlecken. Da spricht ihn eine Werbung für Island so sehr an, dass er sich spontan zu einem Aufenthalt dort entscheidet. Am Ort seiner Träume trifft er auf der Suche nach seiner richtigen „Frequenz“ Jesus, mit dem er immer wieder Zwiegespräche führt. Aber auch Island lernt er kennen, mit seinen vielen einzigartigen Attraktionen, und Menschen, die für ihn da sind. Wird ihm der ersehnte Fingerzeig erscheinen, wie sein Leben wieder zur Normalität zurückfinden kann?

Das Leben prasselt wirklich hart auf Medi ein, und so ist es verständlich, dass er Zeit für sich braucht. Er findet sie tatsächlich in Island, er findet dort auch die innere Ruhe, die er braucht, um mit den Widernissen des Lebens umgehen zu können. Leider ist er mir während der ganzen Zeit nicht wirklich sympathisch geworden. Das offen gehaltene Ende des Buches hat mir da noch weniger gefallen, und so hat mich das Buch doch recht ratlos hinterlassen: Was genau will es mir sagen? Schade, denn eigentlich ist das Thema der Geschichte nicht schlecht gewählt, und der Autor kann sehr fließend schreiben…

Ein bisschen regt das Buch zum Nachdenken auf: Wo soll es hingehen im Leben, wie gehe ich mit Schwierigkeiten um? Doch bei all dem dominieren m.E. die eigentlich tragische Situation von Medi wie auch sein zunehmend egozentrisches Verhalten in der Geschichte. Das, habe ich festgestellt, ist leider nichts für mich. Möge es andere Leser geben, die mit diesem Buch mehr anfangen können…

Veröffentlicht am 12.12.2018

Düster und perspektivlos

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Moskau, im Herbst 2016: Ilja kommt nach sieben Jahren Knast nach Hause. Doch sein Leben ist mehr auf den Kopf gestellt als er es sich gedacht hatte: Kurz vor seiner Entlassung ist überraschend seine Mutter ...

Moskau, im Herbst 2016: Ilja kommt nach sieben Jahren Knast nach Hause. Doch sein Leben ist mehr auf den Kopf gestellt als er es sich gedacht hatte: Kurz vor seiner Entlassung ist überraschend seine Mutter gestorben, die Wohnung verwaist, nun ist er allein auf sich gestellt. Ilja möchte den Fahnder treffen, der ihn seinerzeit zu Unrecht ins Gefängnis gebracht hatte. Im Affekt ersticht er Petja, um danach dessen Handy an sich zu nehmen. Und plötzlich findet Ilja sich wieder in den Nachrichten, die er auf dem Smartphone findet, stöbert Petjas Geschichte auf, um dann an dessen Stelle zu antworten.

Völlig perspektivlos ist Iljas Geschichte, denn die sieben Jahre Haft haben sein Leben so verändert, dass es für ihn keine Zukunft mehr geben kann. Seine Mutter, die einzige Verwandte, ist tot, seine Freundin hat sich längst von ihm abgewandt, seine Freunde haben sich ein eigenes Leben aufgebaut. Es bleibt die Flucht in den Alkohol – und das Interesse daran, Petjas Leben zu erkunden in seinen Aufzeichnungen auf dem Handy.

Die Grundidee zu diesem Buch ist ausgefallen, und so hat mir der Klappentext zu dem Buch sehr zugesagt. Doch der schwierige Schreibstil des Autoren wie auch die Perspektivlosigkeit des Protagonisten haben mir die Lektüre eher schwer gemacht. Manche Passagen geraten doch sehr langatmig, es überwiegt eine eher düstere Atmosphäre. Immer weniger konnte ich mich mit Ilja identifizieren, da halfen auch die vielen Innenansichten aus seinem Seelenleben nicht mehr weiter. Die Geschichte spiegelt sehr die russische Schwermut, so sehr, dass fast die Gesellschaftskritik des Buches dabei untergeht.

Mich hat die Geschichte nicht wirklich überzeugen können, zu düster ist die Atmosphäre und hinterlässt ein Gefühl der Perspektivlosigkeit, die fast nicht mehr zu ertragen ist. Meiner Meinung nach kann man das Buch lesen, man muss das aber nicht.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Gesellschaftskritik in einen spannenden Plot verpackt

Mexikoring
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Brennende Autos in Hamburg sind nichts Neues. Doch als in einem brennenden Auto noch jemand drin sitzt, schaltet sich Staatsanwältin Chastity Riley mit ihrem Team ein. Schnell findet sich die Identität ...

Brennende Autos in Hamburg sind nichts Neues. Doch als in einem brennenden Auto noch jemand drin sitzt, schaltet sich Staatsanwältin Chastity Riley mit ihrem Team ein. Schnell findet sich die Identität des Verletzten heraus, es ist der verstoßene Sohn eines kriminellen Clans aus Bremen. Tief müssen die Ermittler eintauchen in die Geschichte des Clans, um den Fall zu lösen, und stoßen auf tragische Ereignisse.

Dieses Buch ist Teil einer Reihe um die Staatsanwältin Chastity Riley. Ich kannte keines der Bücher davor, wobei der Fall in sich abgeschlossen und auch so gut zu lesen ist. Sehr gut eingebaut ist die Geschichte der eingewanderten Clanfamilie aus Bremen dargestellt, die sich zu der Zeit vor ihrer Ankunft in Deutschland sehr dramatisch liest. Darauf baut dann das Clansystem auf, in dem sich Nouri Saroukhan bewegte, bevor er verstoßen wurde und nach Hamburg ging. Fesselnd und berührend auch das Schicksal von Aliza, die untertauchen musste, weil sie sich nicht als Frau unterordnen wollte. Gesellschaftskritik pur, in einen spannenden Plot umgesetzt.

Schwer getan habe ich mich allerdings mit dem Sprachstil der Autorin. Die vielen kurzen, unvollständigen Sätze lassen die Geschichte sehr abgehackt erscheinen, und es fiel mir schwer, nach einer Pause wieder in den Lesefluss hineinzufinden. Das liegt mir einfach nicht, so spannend der Plot an sich ist. Hier kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Aktuelles Thema

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Philip und Tobias wachsen in Sachsens Provinz auf. Das neugebaute Haus verspricht Wohlstand und ein neues Leben, doch bald schon schimmert das Grau des Alltags wieder auf, die Hinterlassenschaften der ...

Philip und Tobias wachsen in Sachsens Provinz auf. Das neugebaute Haus verspricht Wohlstand und ein neues Leben, doch bald schon schimmert das Grau des Alltags wieder auf, die Hinterlassenschaften der DDR sind noch viel zu präsent, die Perspektivlosigkeit lässt die Menschen verzweifeln. Dann sollen Asylsuchende im Ort untergebracht werden. Die Emotionen kochen hoch. Während der eine Bruder sich in sich selbst zurückzieht, bricht bei dem anderen die Wut durch.

Mit dieser Geschichte hat der Autor Lukas Rietzschel ein aktuelles Thema aufgegriffen. Kann er eine Erklärung liefern für den Fremdenhass in einer scheinbar idyllischen Atmosphäre? Doch es gibt keine Idylle, so wie es auch keine „blühenden Landschaften“ gibt, auf die viele gewartet hatten. Stattdessen breitet sich Perspektivlosigkeit und Hoffnungslosigkeit aus. Dies spiegelt das Buch sehr genau, es herrscht eine deprimierende Atmosphäre vor.

Da diese Geschichte so hochgelobt wird, hatte ich mich auf eine interessante Lektüre gefreut. Doch ich habe mich schwer getan mit dem Schreibstil des Autors, mit dem abgehackten, teilweise unvollständigen Sätzen, mit dem sprunghaften Szenewechsel und den Lücken in der Chronologie der Ereignisse, die dadurch entstanden sind. So fiel es mir schwer, mich in die Protagonisten hineinzudenken, die Erzählung hat mich nicht erreichen können.

So kann ich diesem Buch mit viel gutem Willen gerade mal drei Sterne geben. Wirklich empfehlen kann ich es nicht.