Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2019

Leben auf der Insel

Mein Herz ist eine Insel
0

Das hübsche, helle Cover passt nicht wirklich zu der schottischen Insel Bailevar, die erfundene Nachbarinsel von Iona. Das Leben auf Bailevar ist hart und dem launischen Wetter und den Gezeiten angepasst. ...

Das hübsche, helle Cover passt nicht wirklich zu der schottischen Insel Bailevar, die erfundene Nachbarinsel von Iona. Das Leben auf Bailevar ist hart und dem launischen Wetter und den Gezeiten angepasst.

Isla, die Protagonistin dieses Romans, ist genau wie die Insel: je nach Wetter macht sie einen sonnigen, frischen, forschen, schroffen oder betrübten Eindruck.

Sie wurde in ihrer Kindheit zutiefst verletzt, weshalb sie, kaum alt genug, die Insel verliess. Die letzten zehn Jahre lebte und arbeitete Isla in Edinburgh mit ihrem Freund Eric zusammen. Als die Beziehung in die Brüche geht, weiss sie nur einen Fluchtort: Bailevar. Auch wenn es ihr gegen den Strich geht, wieder nach Hause zu kommen.

Empfangen wird Isla nicht gerade freundlich von ihren Verwandten. Nur die 88jährige Shona freut sich, dass Isla zurück gekehrt ist und will Isla mit Finn verkuppeln. Finn war Islas bester Freund und vielleicht auch mehr, doch nun sind beide erwachsen geworden und haben verschiedene Lebensträume. Kein Wunder, denn Finn und Isla kommen aus unterschiedlichen Elternhäuser. Bei Isla wurde und wird nicht geredet und nicht geliebt - Verbitterung macht sich breit. Finns Familie hingegen ist herzlich und ermunternd und gibt das so weiter.

Finn hat ein grosses, gute Herz. Er kam mir vor wie das Herzstück der Insel. Sein älteres Pendant ist seine Grosstante Shona. Sie kennt nicht nur alle Bewohner, sondern auch sämtliche Geschichten der Insel, die sie immer gern erzählt. Verschlagen ist sie auch und nutzt ihr Alter, um alles Mögliche vorzutäuschen - sie muss man einfach mögen.

Während also Finn das Inselpub samt Feinschmecker-Restaurant führt, Shona es gemütlich angehen lässt und Isla ihre Vergangenheit zu bewältigen versucht, taucht ein Fremder auf der Insel auf. Der Mann fällt auf, da er mehr Zeit auf der Insel verbringt als ein normaler Tourist. Wild wird spekuliert, was es mit dem Mann auf sich haben könnte.

Diese Szenen sorgen für Würze im erzählstarken Roman. Das Leben auf der rauen Insel hat die Autorin toll und glaubhaft festgehalten, ebenso die lebensnahen Figuren. Zum Beispiel die Musiker, die ins Pub einfallen, sobald feststeht, dass heute wegen Sturm keine Gäste vom Festland kommen werden. Ganz nach dem Motto: die Insel gehört heute Nacht nur uns Einheimischen. Auch Isla mochte ich sehr. Sie ist ein Inselkind durch und durch, auch wenn sie sich eingeengt fühlt und sich ein Leben auf ihrer Heimatinsel Bailevar nicht mehr vorstellen kann. Die Insel hat sie stärker geprägt, als sie meint. Ich konnte mich gut in sie einfühlen.

"Mein Herz ist eine Insel" erinnert mich stark an Jenny Colgans Sommerküche. Ähnliches Setting, ähnliche Story - und doch ganz anders. Anne Sanders Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt und liess mich bis zum Ende nicht mehr los.

Fazit: Wer sich auf die raue Insel einlassen kann, entdeckt eine überzeugende und berührende Geschichte, die man das ganze Jahr über lesen kann.
4.5 Punkte.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Überraschend!

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
0

"Liebe M. du bringst mein Herz zum Überlaufen" überzeugt durch eine schöne Sprache und eine tolle Protagonistin. Matilda arbeitet in einem Briefsortierzentrum, im Amt für nicht zustellbare Post, und liebt ...

"Liebe M. du bringst mein Herz zum Überlaufen" überzeugt durch eine schöne Sprache und eine tolle Protagonistin. Matilda arbeitet in einem Briefsortierzentrum, im Amt für nicht zustellbare Post, und liebt ihre Arbeit. Tagtäglich muss Matilda aufgrund des Briefinhalts versuchen, die entsprechende Empfängeradresse ausfindig zu machen. Wenn sie es nicht schafft, kommt der Brief ins Archiv. Eines Tages entdeckt sie den allerschönsten Liebesbrief, der sie je in ihren Händen hielt. Der Brief berührt sie dermassen, dass Matilda sich in ihrer Freizeit mit Hilfe ihres pensionierten Nachbars dran macht, mehr über den Absender und die Empfängerin heraus zu finden.

Der Roman hat mich total überrascht! Aus "nur mal schnell reinlesen" wurde in kürzester Zeit ein "ausgelesen". Matilda ist aber auch wirklich eine spezielle und sehr liebenswerte Protagonistin. Sie hat kein Handy, keinen Führerschein und liebt Wörter mit R. Lieber als in Bars abhängen denkt sie sich Geschichten aus über alles Mögliche. Seien es die Briefe, deren Empfänger sie ermitteln muss oder Alltagsgegenstände, von denen sie überlegt, wo sie herkommen könnten. Daher ist ihr sofort klar, dass sie diesen wunderschönen Liebesbrief nicht einfach ins Archiv verbannen kann und zumindest versuchen muss, ihn der Empfängerin zu zustellen, auch wenn er schlussendlich Jahrzehnte später ankommen würde.

Matildas Nachbarn, Arbeitskollegen und Bekannte sind ebenso gut charakterisiert wie die altmodische, ein wenig aus der Zeit fallende, aber absolut warmherzige und romantische Matilda selbst. Die Kombination von jungen und älteren Figuren ist der Autorin toll gelungen, das Verständnis füreinander kamen glaubhaft an, und keineswegs war überraschend, dass es für einmal nicht die junge Generation ist, die sich mit Technik auskennt.

Ich mag gut erzählte Geschichten, die mit einem speziellen Thema aufwarten. Leider gibt es die nur selten. Anna Paulsen hat Abhilfe geschaffen, dieser Roman ist ein kleines Juwel mit einer grandiosen Idee dahinter.

Hinter "Liebe M." steckt eine leise, sehr schön erzählte Geschichte, die ich jedem ans Herz legen kann. Sie gehört eindeutig zu meinen Jahreshighlights 2018. Das farbenfrohe Cover fällt auf, genauso wie der Inhalt.

Fazit: Wer auf liebenswerte, schrullige Charaktere steht und berührende Bücher mit überraschenden Themen mag, sollte "Liebe M." unbedingt lesen.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Bester Dupin bisher!

Bretonisches Leuchten
0

Nach einem langweiligen Serienbuch, wie es der schwache fünfte Band einer war, fürchtet man sich ein wenig vor einer neuen Lese-Enttäuschung und lässt sich Zeit, bis man den nächsten Band in die Hand nimmt. ...

Nach einem langweiligen Serienbuch, wie es der schwache fünfte Band einer war, fürchtet man sich ein wenig vor einer neuen Lese-Enttäuschung und lässt sich Zeit, bis man den nächsten Band in die Hand nimmt. Deshalb dauerte es länger, bis ich endlich zu "Bretonisches Leuchten" griff. Wie war ich froh, dass meine Bedenken grundlos waren!

Denn Kommissar Dupin wird in den verdienten Urlaub geschickt. Nur hat er so gar keine Lust sich zwei Wochen lang am Strand aufzuhalten. Nette Abendessen mit lokalen Spezialitäten und tagsüber am Strand liegen - so der geplante Ferienablauf. Dupin ist froh, kann er täglich den Zeitschriftenladen besuchen und neben Zeitungen auch gleich den Lunch mit an den Strand bringen. Je länger je mehr weitet er die Zeit, an dem er nicht am Strand liegt, aus. Auf seinen Streifzügen erfährt er von einem Madonna-Raub, von einem Einbruch in einer Villa und von den Protesten gegen eine Politikerin. Er macht sich so seine Gedanken dazu, aber nein, ermitteln darf er nicht. Auch nicht, als ein Hotelgast verschwindet. Claire wie auch Nolwenn und sein Team verbieten es ihm und geben auch keine Infos raus. Doch die haben die Rechnung ohne die Einheimischen gemacht.

Die eifrige Kioskfrau, der Friseur und der Hotelinhaber sind Dupins Informationsquellen. Herrlich, wie das ortsinterne Infonetz funktioniert! Wie Dupin sich freie Zeiten heraus schaufelt, Ausreden für einen Gang zum Friseur sucht oder den falschen Lunch mitbringt, ist witzig und sorgt beim Lesen für einiges Schmunzeln. Dupin ist jedoch nicht alleine mit seiner Geheimniskrämerei, was weitere Ausflüchte und lustige Szenen garantiert.

Die Spaziergänge an der rosa Granitküste sorgen angenehmes Bretagne-Feeling, das für Bannalec-Bücher typisch ist.

Daneben steigt aber auch die Spannung, weil man selbst wissen will, was bei den geheimen und verzwickten Ermittlungen herauskommt. Klar, dass Dupin (fast) in Eigenregie alle Fälle löst.

Fazit: Der beste Dupin bisher!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Emotional und humorvoll

Schlittschuhglück und Mandelduft
0

Dies ist der dritte Band der "The Comfort Food Café"-Reihe von Debbie Johnson.

Zoe, die Pflegemutter von Martha, einer rebellischen 16jährigen, weiss nicht mehr weiter. Deshalb gönnt sie sich und Martha ...

Dies ist der dritte Band der "The Comfort Food Café"-Reihe von Debbie Johnson.

Zoe, die Pflegemutter von Martha, einer rebellischen 16jährigen, weiss nicht mehr weiter. Deshalb gönnt sie sich und Martha einige Wochen Auszeit in Budbury und mietet ein Haus in Cheries Siedlung. Kaum steigen sie aus dem Auto sind sie schon mitten drin in der quirligen Gemeinschaft. Martha macht einen auf Einsiedler und geht nicht auf die netten Freundschaftsgesten ein, aber Zoe fühlt sich von Anfang an pudelwohl.

Doch da taucht Marthas Vater Cal auf - und Zoes Seelenleben gerät ins Chaos. Ob er wohl Martha mit nach Australien nimmt oder er sie hier bei ihr lässt? Beides hätte Vor- und Nachteile für Zoe. Sie, die ja unverhofft zur Ersatzmutter wurde. Zoes inneres Zerreissen, das Pro und Contra, hat Debbie Johnson sehr gut aufs Papier gemacht.

Mich fasziniert, wie die Autorin es jedes Mal schafft, sich in die doch sehr unterschiedlichen Protagonisten einzufühlen. So ist man jeweils ganz schnell in der Geschichte drin und kann kaum aufhören zu lesen. Auch hier in "Schlittschuhglück und Mandelglück". Als Leser fühlt man sich mittlerweile zuhause in Cherries Café und beobachtender Teil der bunt zusammengewürfelten Budbury-Truppe.

Der deutsche Titel macht nicht viel Sinn. Schlittschuhlaufen tut niemand. Es ist auch nicht ersichtlich, dass dies der dritte Band einer Serie ist. Der Originaltitel "Coming Home to the Comfort Food Café" passt da viel besser, er beschreibt Zoes und auch Marthas Wunschzustand: sich nicht nur daheim fühlen, sondern auch bei sich selbst ankommen und ein Leben jenseits der Trauer führen.

Fazit: Eine emotionale Story über eine Frau, die plötzlich zur Pflegemutter einer Teenietochter wird und gleichzeitig den Verlust ihrer besten Freundin zu überwinden hat.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 14.12.2018

Charmant

Mollys Weihnachtswunder
0

Das Leben meinte es gut mit Molly in den letzten Monaten. Sie fand ein neues Zuhause in Stourton-on-the-Hill bei Debbie und Sophie, wurde Mutter von fünf Kätzchen und ist auch die Namensgeberin des neuen ...

Das Leben meinte es gut mit Molly in den letzten Monaten. Sie fand ein neues Zuhause in Stourton-on-the-Hill bei Debbie und Sophie, wurde Mutter von fünf Kätzchen und ist auch die Namensgeberin des neuen Namen von Debbies Café, das am Ende des ersten Bandes in ein Katzencafé - das erste in den Cotswolds - umgestaltet wurde. Es könnte alles so schön sein.

Bis an einem Abend im Herbst, als Linda, Debbies Schwester, vor der Türe steht. Ein paar Stunden später hat Linda sich bereits in der Wohnung eingenistet, erst noch mit ihrem Hund Beau, und bald bleibt auch das Café nicht vor ihr verschont. Natürlich bleibt es nicht nur bei Lindas Einquartierung, alle Fronten kommen ins Ungleichgewicht: einige der Kätzchen rebellieren, Sophie hat Kummer und Nachbarin sorgt sich um ihr Haushaltwarengeschäft und das ist längst nicht alles.

Die Fetzen fliegen - kein Wunder, denn Linda scheint alles kaputt zu machen, was Debbie sich aufgebaut hat. Linda ist äusserst unsympathisch, realitätsfern und bemitleidet nur sich selbst. Molly spürt das alles, aber sie hat auch eigene Sorgen. Wieder wird die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben, das macht die Lektüre erst recht interessant. Wäre Molly ein Mensch, sie wäre mir in diesem zweiten Band zu gewissen Zeiten zu nervig. Debbie ist viel zu nett und oft wünschte ich mir, dass Molly ihr mal ins Gewissen reden könnte. Doch Debbie bekommt noch zeitig die Kurve und wehrt sich.

Aber schlussendlich ist bald Weihnachten und einige Wunder geschehen. Auch diesen zweiten Band hab ich mit viel Vergnügen gelesen. Es passieren nicht nur fiese Dinge, auch viel Schönes und Überraschendes, so dass es nie langweilig wird und man auch nicht in Negativität versinkt.

Lest am besten beide Bände direkt nacheinander, dann fühlt es sich wie eine runde, stimmige Geschichte an.

Fazit: Charmante und heimelige Geschichte rund um ein Katzencafé.
5 Punkte.