Die Eindrücke:
Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der Anfang ewig, ätzend und handlungsarm in die Länge, wir bekommen aber einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war hier von der poetischen und mystischen Ausdrucksweise des Autors sehr beeindruckt, wie die Sprache in der Übersetzung wegkommt, kann ich nicht beurteilen.
Charaktere: Wir dürfen hier durch eine abwechselnde Erzählweise und viele Rückblenden die Entwicklung von Silas und Larry über Jahrzehnte hinweg beobachten. Ihre Unterschiedlichkeit, ihre Probleme, die Schicksalsschläge die sie verbinden und die zarte, zerbrechliche Freundschaft zwischen ihnen wird auf sehr intelligente und spannende Art und Weise in einem Krimi verpackt. Der Charakter Larry hat autobiografische Züge.
Setting: Wir werden hier in ein verschlafenes, heruntergekommenes Örtchen in Mississippi entführt wo die Bevölkerung von Landwirtschaft, Sklaverei, Armut und der großen Weite der Landschaft und der damit einhergehenden Einsamkeit geprägt wurden. Konservatismus, Religion, Rassismus, Vorurteile, Patriotismus und wirtschaftliche Rückständigkeit sind deshalb wichtige Themen.
Gefühle: Eigentlich sehr emotionsarm geschrieben bekommen wir doch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und vor allem Larrys der verzweifelten Versuche dazuzugehören gehen ans Herz. Seine ewige Ausgrenzung, die sich entwickelnden und wieder zerbrechenden Freundschaften, der immer wiederkehrende Verrat, sein Schmerz, seine Einsamkeit und die vielen Vorurteile und Anfeindungen, denen er sich stellen muss, lassen viel Mitleid für ihn entstehen.
Die Zitate:
“Their lives had stopped, frozen, as if in a picture, and the days were nothing more than empty squares on a calendar.”
“Larry felt a strange forgiveness for him because all monsters were misunderstood.”
“Maybe Larry was wrong about the word friend, maybe he'd been shoved away from everybody for so long all he was was a sponge for the wrongs other people did. Maybe, after all this time, he'd started to believe their version of him.”
Das Urteil:
Eine intelligente Geschichte über Verrat, Vorurteile, Außenseitertum, Schuld und Freundschaft vor dem Hintergrund des problembehafteten Südens von Amerika. Am Anfang etwas schleppend doch dann entwickelt sich der Roman zu einem vielschichtigen Kriminalroman mit spannender Message.