Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der ...
Die Eindrücke:
Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der Anfang ewig, ätzend und handlungsarm in die Länge, wir bekommen aber einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war hier von der poetischen und mystischen Ausdrucksweise des Autors sehr beeindruckt, wie die Sprache in der Übersetzung wegkommt, kann ich nicht beurteilen.
Charaktere: Wir dürfen hier durch eine abwechselnde Erzählweise und viele Rückblenden die Entwicklung von Silas und Larry über Jahrzehnte hinweg beobachten. Ihre Unterschiedlichkeit, ihre Probleme, die Schicksalsschläge die sie verbinden und die zarte, zerbrechliche Freundschaft zwischen ihnen wird auf sehr intelligente und spannende Art und Weise in einem Krimi verpackt. Der Charakter Larry hat autobiografische Züge.
Setting: Wir werden hier in ein verschlafenes, heruntergekommenes Örtchen in Mississippi entführt wo die Bevölkerung von Landwirtschaft, Sklaverei, Armut und der großen Weite der Landschaft und der damit einhergehenden Einsamkeit geprägt wurden. Konservatismus, Religion, Rassismus, Vorurteile, Patriotismus und wirtschaftliche Rückständigkeit sind deshalb wichtige Themen.
Gefühle: Eigentlich sehr emotionsarm geschrieben bekommen wir doch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und vor allem Larrys der verzweifelten Versuche dazuzugehören gehen ans Herz. Seine ewige Ausgrenzung, die sich entwickelnden und wieder zerbrechenden Freundschaften, der immer wiederkehrende Verrat, sein Schmerz, seine Einsamkeit und die vielen Vorurteile und Anfeindungen, denen er sich stellen muss, lassen viel Mitleid für ihn entstehen.
Die Zitate:
“Their lives had stopped, frozen, as if in a picture, and the days were nothing more than empty squares on a calendar.”
“Larry felt a strange forgiveness for him because all monsters were misunderstood.”
“Maybe Larry was wrong about the word friend, maybe he'd been shoved away from everybody for so long all he was was a sponge for the wrongs other people did. Maybe, after all this time, he'd started to believe their version of him.”
Das Urteil:
Eine intelligente Geschichte über Verrat, Vorurteile, Außenseitertum, Schuld und Freundschaft vor dem Hintergrund des problembehafteten Südens von Amerika. Am Anfang etwas schleppend doch dann entwickelt sich der Roman zu einem vielschichtigen Kriminalroman mit spannender Message.
Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der ...
Die Eindrücke:
Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der Anfang ewig, ätzend und handlungsarm in die Länge, wir bekommen aber einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war hier von der poetischen und mystischen Ausdrucksweise des Autors sehr beeindruckt, wie die Sprache in der Übersetzung wegkommt, kann ich nicht beurteilen.
Charaktere: Wir dürfen hier durch eine abwechselnde Erzählweise und viele Rückblenden die Entwicklung von Silas und Larry über Jahrzehnte hinweg beobachten. Ihre Unterschiedlichkeit, ihre Probleme, die Schicksalsschläge die sie verbinden und die zarte, zerbrechliche Freundschaft zwischen ihnen wird auf sehr intelligente und spannende Art und Weise in einem Krimi verpackt. Der Charakter Larry hat autobiografische Züge.
Setting: Wir werden hier in ein verschlafenes, heruntergekommenes Örtchen in Mississippi entführt wo die Bevölkerung von Landwirtschaft, Sklaverei, Armut und der großen Weite der Landschaft und der damit einhergehenden Einsamkeit geprägt wurden. Konservatismus, Religion, Rassismus, Vorurteile, Patriotismus und wirtschaftliche Rückständigkeit sind deshalb wichtige Themen.
Gefühle: Eigentlich sehr emotionsarm geschrieben bekommen wir doch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und vor allem Larrys der verzweifelten Versuche dazuzugehören gehen ans Herz. Seine ewige Ausgrenzung, die sich entwickelnden und wieder zerbrechenden Freundschaften, der immer wiederkehrende Verrat, sein Schmerz, seine Einsamkeit und die vielen Vorurteile und Anfeindungen, denen er sich stellen muss, lassen viel Mitleid für ihn entstehen.
Die Zitate:
“Their lives had stopped, frozen, as if in a picture, and the days were nothing more than empty squares on a calendar.”
“Larry felt a strange forgiveness for him because all monsters were misunderstood.”
“Maybe Larry was wrong about the word friend, maybe he'd been shoved away from everybody for so long all he was was a sponge for the wrongs other people did. Maybe, after all this time, he'd started to believe their version of him.”
Das Urteil:
Eine intelligente Geschichte über Verrat, Vorurteile, Außenseitertum, Schuld und Freundschaft vor dem Hintergrund des problembehafteten Südens von Amerika. Am Anfang etwas schleppend doch dann entwickelt sich der Roman zu einem vielschichtigen Kriminalroman mit spannender Message.
"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen ...
"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen Ideen und der Willenskraft, sie umzusetzen, jetzt aber sollte ich es sein. Ohne ihn."
Dieser Roadnovel habe ich beim letzten Bücherflohmarkt mitgenommen und im Rahmen meines aktuellen SuB-Abbau-Programms gelesen. Mit der süßen Geschichte über Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe konnte ich mir die letzten Tage versüßen, so richtig umgehauen hat mich das Buch jedoch nicht.
"Ich dachte darüber nach, als zwei weitere Sternschnuppen Streifen über den schwarzen Himmel zogen (...) Waren wir nicht auch beide wie kleine Teilchen, die nach Aufstieg und Niedergang des hellen Kometen zurückgeblieben waren, um auszubrennen und abzustürzen? In den letzten zwei Tagen hatten wir jedenfalls auch ein ganz schönes Spektakel hingelegt."
Meine Ausgabe ist die schon etwas ältere Version des Thienemann Verlags - für alle die sich vielleicht wundern, da sie die Geschichte unter einem anderen Verlag und einem neuen Cover kennen: das Buch erschien 2016 nochmal neu bei Carlsen. Ich muss leider sagen, dass ich das neue Cover (links) eindeutig passender und schöner finde. Zwar ist das Motiv meiner Version, also der rote Impala auf dem Highway vor blauem Himmel sicher stimmig, die einsamen Cowboystiefel und die düstere, dreckige Straße der neuen Ausgabe treffen meiner Meinung nach jedoch die Atmosphäre ein wenig besser. Die Gestaltung mit den roten und blauen Akzenten im Titel sowie mit den Leselaschen, den Nummernschildern an den Kapitelanfängen, der großen Schrift und den dicken Seiten gefällt mir ansonsten ganz gut.
Erster Satz: "Das Krachen des ersten Schusses zerreißt den Nachmittag."
Wir steigen gleich mit einer Beerdigung ein und lernen dort die junge Honor kennen, die nach ihren Eltern jetzt auch noch ihren großen Bruder Finn begraben muss, der der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und im Irak Krieg gefallen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, sodass sie sich gar nicht auf ihre Zukunft und das Weitermachen konzentrieren kann. Ihre Einführungswoche an ihrer Traumuniversität rückt noch weiter in den Hintergrund, als sie einen verspäteten Brief ihres Bruders erhält. Die Worte seines Postskriptums und die beigelegten Konzertkarten zum Abschlusskonzert einer Künstlerin, die die beiden ihr ganzes Leben begleitet hat, reißen sie aus ihrer Trance und ohne lange nachzudenken steigt sie in Finns heißgeliebten 67er Chevy Impala, sammelt Finns besoffenen Freund Rusty ein und begibt sich auf einen ganz besonderen Roadtrip quer durch die USA...
"PS: Und tu mir bitte einen Gefallen - wenn Du nächstes Mal Kyra Kelley begegnest, vergiss bloß nicht, ihr von Deinem gut aussehenden großen Bruder zu erzählen!"
Die Geschichte beruht auf einer Übersprunghandlung einer trauernden Jugendlichen und hält sich nicht lange mit Einführung oder Erklärungen auf. Wir finden uns schneller in der Wüste im Nirgendwo zwischen Texas und Kalifornien wieder, als wir uns etwas zu essen holen können und in diesem Tempo rasen die beiden weiter durch verrückte Momente, neue Bekanntschaften, große Zufälle, miese Rückschläge und neue Erfahrungen, um das Konzert ja nicht zu verpassen. Natürlich ist klar, das genau das am Ende passiert - doch wie heißt es so schön: "Der Weg ist das Ziel".
"Ich legte mich auf den Rücken, fand den Schwan am Himmel und beobachtete, wie seine Sterne funkelnd von Freundschaft und Verlust, von Ehre und Opfer erzählten, bis alles in der Weite der Wüste zerstob."
Und trotz der recht vorhersehbaren Handlung ist diese Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe wunderschön zum Lesen! In rasantem Tempo reihen sich auf diesem stimmungsvollen Roadtrip durch die endlose Wüste spannende aber besonders auch emotionale und nachdenkliche Momente aneinander, während dieser sich die beiden Protagonisten näher kommen, zusammen an Finn zurückdenken und langsam lernen mit ihrem Verlust besser umgehen zu können.
"Unzählige gefahrene Kilometer und unzählige Liter Benzin knüpften die Verbindung zwischen mir und Finn und Kyra Kelley. Wenn er in meinem Leben der rote Faden war, dann sorgte sie für den Soundtrack. (…) Erzähl ihr von mir. Mir blieben fünf Tage, um sein Andenken zu ehren und ihm diesen Wunsch zu erfüllen."
Ganz klar muss dabei gesagt werden, dass die Liebesgeschichte hier nicht im Vordergrund steht - weshalb ich den Kritikpunkt vieler Rezensenten, dass zwischen den beiden das Prickeln fehlt, nicht so ganz nachvollziehen kann. Vielmehr geht es um Verlust, Familie und Hoffnung und darum, dass die beiden lernen, eine gesunde Beziehung zu anderen, zu ihrer Trauer und Erinnerung aufzubauen und ohne schlechtes Gewissen nach vorne zu sehen. Die beiden bleiben trotz der vielen emotionalen Momente leider ein wenig blass - da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Aber das kann man bei nicht mal 300 Seiten vielleicht nicht erwarten...
"Ich erspähte ein winziges Licht, das wellig durch das Wasser herabschien, und dann noch eines und noch eines. Sterne funkelten am blasser werdenden Himmel und sandten Licht aus der Vergangenheit bis zu uns in die Tiefe. Als wir so schwebten und kein Horizont, keine Landschaft oder sonst etwas eine Trennlinie zwischen Wasser und Himmel bildeten, kam es mir vor, als wären wir dort oben bei den Sternen. Noch eine in winzigen Lichtern geschriebene Geschichte. Wir waren ein Sternbild am Himmel - zwei Menschen, die sich an den Händen hielten und in einem wunderschönen, vollkommenen Augenblick friedlich über allem anderen schwebten."
Der Schreibstil ist flüssig, auch mal witzig, berührend und vor allem sehr echt, was auch unter der Übersetzung nicht gelitten hat. Ich habe etliche wundervolle Zitate herausgeschrieben, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Ob Honor beim Nachttauchen ist, den Sonnenaufgang bei einem Vortex beobachtet oder den Impala über den aufgeheizten Highway lenkt, wir sind immer bei ihr und auf besondere Art und Weise scheint jede Szene der Fahrt bedeutsam und heilsam zu sein. Am Ende, das im Übrigen sehr offen ist, fehlt aber dennoch das kleine letzte Etwas zu einem wirklichen Highlight. So bleibt die Geschichte ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!
"Die Sonne schien warm auf meinen Rücken und ergoss Farbe auf die Felsen ringsumher, sodass sie sanft und hoffnungsvoll im Licht des neuen Tages erblühten. Und während ich so dasaß und dabei zusah, erblühte so etwas wie Hoffnung auch in mir."
Fazit:
Eine süße Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe - wunderschön zum Lesen für Zwischendurch. Sehr gerne habe ich Honor und Rusty auf ihrem Road Trip durch die endlose Wüste begleitet und habe mit ihnen Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe erlebt.
Zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:
"Kommst du?", rief Rusty. Er war bereits auf dem Fußweg, barfuß und strahlte wie ein kleiner Junge.
"Ja, ich komme." Erneut ließ ich meinen Blick über das Wasser wandern, weit bis zum Horizont, dann drehte ich mich um, um ihm nachzugehen, und ein warmes Gefühl des Friedens breitete sich in mir aus. ich küsste es in meine Fingerspitzen und blies es dann in den Wind, als ein stilles Dankeschön nach oben zu Finn"
"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen ...
"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen Ideen und der Willenskraft, sie umzusetzen, jetzt aber sollte ich es sein. Ohne ihn."
Dieser Roadnovel habe ich beim letzten Bücherflohmarkt mitgenommen und im Rahmen meines aktuellen SuB-Abbau-Programms gelesen. Mit der süßen Geschichte über Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe konnte ich mir die letzten Tage versüßen, so richtig umgehauen hat mich das Buch jedoch nicht.
"Ich dachte darüber nach, als zwei weitere Sternschnuppen Streifen über den schwarzen Himmel zogen (...) Waren wir nicht auch beide wie kleine Teilchen, die nach Aufstieg und Niedergang des hellen Kometen zurückgeblieben waren, um auszubrennen und abzustürzen? In den letzten zwei Tagen hatten wir jedenfalls auch ein ganz schönes Spektakel hingelegt."
Meine Ausgabe ist die schon etwas ältere Version des Thienemann Verlags - für alle die sich vielleicht wundern, da sie die Geschichte unter einem anderen Verlag und einem neuen Cover kennen: das Buch erschien 2016 nochmal neu bei Carlsen. Ich muss leider sagen, dass ich das neue Cover (links) eindeutig passender und schöner finde. Zwar ist das Motiv meiner Version, also der rote Impala auf dem Highway vor blauem Himmel sicher stimmig, die einsamen Cowboystiefel und die düstere, dreckige Straße der neuen Ausgabe treffen meiner Meinung nach jedoch die Atmosphäre ein wenig besser. Die Gestaltung mit den roten und blauen Akzenten im Titel sowie mit den Leselaschen, den Nummernschildern an den Kapitelanfängen, der großen Schrift und den dicken Seiten gefällt mir ansonsten ganz gut.
Erster Satz: "Das Krachen des ersten Schusses zerreißt den Nachmittag."
Wir steigen gleich mit einer Beerdigung ein und lernen dort die junge Honor kennen, die nach ihren Eltern jetzt auch noch ihren großen Bruder Finn begraben muss, der der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und im Irak Krieg gefallen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, sodass sie sich gar nicht auf ihre Zukunft und das Weitermachen konzentrieren kann. Ihre Einführungswoche an ihrer Traumuniversität rückt noch weiter in den Hintergrund, als sie einen verspäteten Brief ihres Bruders erhält. Die Worte seines Postskriptums und die beigelegten Konzertkarten zum Abschlusskonzert einer Künstlerin, die die beiden ihr ganzes Leben begleitet hat, reißen sie aus ihrer Trance und ohne lange nachzudenken steigt sie in Finns heißgeliebten 67er Chevy Impala, sammelt Finns besoffenen Freund Rusty ein und begibt sich auf einen ganz besonderen Roadtrip quer durch die USA...
"PS: Und tu mir bitte einen Gefallen - wenn Du nächstes Mal Kyra Kelley begegnest, vergiss bloß nicht, ihr von Deinem gut aussehenden großen Bruder zu erzählen!"
Die Geschichte beruht auf einer Übersprunghandlung einer trauernden Jugendlichen und hält sich nicht lange mit Einführung oder Erklärungen auf. Wir finden uns schneller in der Wüste im Nirgendwo zwischen Texas und Kalifornien wieder, als wir uns etwas zu essen holen können und in diesem Tempo rasen die beiden weiter durch verrückte Momente, neue Bekanntschaften, große Zufälle, miese Rückschläge und neue Erfahrungen, um das Konzert ja nicht zu verpassen. Natürlich ist klar, das genau das am Ende passiert - doch wie heißt es so schön: "Der Weg ist das Ziel".
"Ich legte mich auf den Rücken, fand den Schwan am Himmel und beobachtete, wie seine Sterne funkelnd von Freundschaft und Verlust, von Ehre und Opfer erzählten, bis alles in der Weite der Wüste zerstob."
Und trotz der recht vorhersehbaren Handlung ist diese Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe wunderschön zum Lesen! In rasantem Tempo reihen sich auf diesem stimmungsvollen Roadtrip durch die endlose Wüste spannende aber besonders auch emotionale und nachdenkliche Momente aneinander, während dieser sich die beiden Protagonisten näher kommen, zusammen an Finn zurückdenken und langsam lernen mit ihrem Verlust besser umgehen zu können.
"Unzählige gefahrene Kilometer und unzählige Liter Benzin knüpften die Verbindung zwischen mir und Finn und Kyra Kelley. Wenn er in meinem Leben der rote Faden war, dann sorgte sie für den Soundtrack. (…) Erzähl ihr von mir. Mir blieben fünf Tage, um sein Andenken zu ehren und ihm diesen Wunsch zu erfüllen."
Ganz klar muss dabei gesagt werden, dass die Liebesgeschichte hier nicht im Vordergrund steht - weshalb ich den Kritikpunkt vieler Rezensenten, dass zwischen den beiden das Prickeln fehlt, nicht so ganz nachvollziehen kann. Vielmehr geht es um Verlust, Familie und Hoffnung und darum, dass die beiden lernen, eine gesunde Beziehung zu anderen, zu ihrer Trauer und Erinnerung aufzubauen und ohne schlechtes Gewissen nach vorne zu sehen. Die beiden bleiben trotz der vielen emotionalen Momente leider ein wenig blass - da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Aber das kann man bei nicht mal 300 Seiten vielleicht nicht erwarten...
"Ich erspähte ein winziges Licht, das wellig durch das Wasser herabschien, und dann noch eines und noch eines. Sterne funkelten am blasser werdenden Himmel und sandten Licht aus der Vergangenheit bis zu uns in die Tiefe. Als wir so schwebten und kein Horizont, keine Landschaft oder sonst etwas eine Trennlinie zwischen Wasser und Himmel bildeten, kam es mir vor, als wären wir dort oben bei den Sternen. Noch eine in winzigen Lichtern geschriebene Geschichte. Wir waren ein Sternbild am Himmel - zwei Menschen, die sich an den Händen hielten und in einem wunderschönen, vollkommenen Augenblick friedlich über allem anderen schwebten."
Der Schreibstil ist flüssig, auch mal witzig, berührend und vor allem sehr echt, was auch unter der Übersetzung nicht gelitten hat. Ich habe etliche wundervolle Zitate herausgeschrieben, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Ob Honor beim Nachttauchen ist, den Sonnenaufgang bei einem Vortex beobachtet oder den Impala über den aufgeheizten Highway lenkt, wir sind immer bei ihr und auf besondere Art und Weise scheint jede Szene der Fahrt bedeutsam und heilsam zu sein. Am Ende, das im Übrigen sehr offen ist, fehlt aber dennoch das kleine letzte Etwas zu einem wirklichen Highlight. So bleibt die Geschichte ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!
"Die Sonne schien warm auf meinen Rücken und ergoss Farbe auf die Felsen ringsumher, sodass sie sanft und hoffnungsvoll im Licht des neuen Tages erblühten. Und während ich so dasaß und dabei zusah, erblühte so etwas wie Hoffnung auch in mir."
Fazit:
Eine süße Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe - wunderschön zum Lesen für Zwischendurch. Sehr gerne habe ich Honor und Rusty auf ihrem Road Trip durch die endlose Wüste begleitet und habe mit ihnen Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe erlebt.
Zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:
"Kommst du?", rief Rusty. Er war bereits auf dem Fußweg, barfuß und strahlte wie ein kleiner Junge.
"Ja, ich komme." Erneut ließ ich meinen Blick über das Wasser wandern, weit bis zum Horizont, dann drehte ich mich um, um ihm nachzugehen, und ein warmes Gefühl des Friedens breitete sich in mir aus. ich küsste es in meine Fingerspitzen und blies es dann in den Wind, als ein stilles Dankeschön nach oben zu Finn."
"Du hast mir das verdammte Herz rausgerissen. Und ich hasse dich dafür.
Aber ich liebe dich auch, und das macht das Ganze so viel schwerer."
Nach dem ich die "Again"-Reihe von Mona Kasten wirklich geliebt ...
"Du hast mir das verdammte Herz rausgerissen. Und ich hasse dich dafür.
Aber ich liebe dich auch, und das macht das Ganze so viel schwerer."
Nach dem ich die "Again"-Reihe von Mona Kasten wirklich geliebt habe, war von Anfang an klar, dass ich auch die "Maxton Hall"-Reihe unbedingt lesen muss. Nach Band 1 war ich zwar angefixt, so wirklich überzeugt hat mich die Reihe aber noch nicht. Denn rein objektiv und sachlich betrachtet ist die "Save"-Reihe wohl eine Ansammlung oberflächlicher, klischeehafter Millionärsromane, die die Welt nicht braucht - aber ganz ehrlich: die Geschichten machen einfach trotzdem unheimlich viel Spaß zu lesen!
Zuerst mal wieder zum Cover. Es ist bis auf eine etwas dunklere, rötlichere Farbgebung dem Vorgänger- und dem Folgeband so ähnlich, dass man es auf den ersten Blick nicht unterscheiden kann, wenn man den Titel außen vor lässt. Natürlich ist es immer wichtig, dass die Teile einer Reihe optisch gut zusammenpassen aber hier finde ich es ein wenig zu viel des Guten. Auch wenn ich es mit der recht schlichten Gestaltung ohne nennenswerte Motive nicht unbedingt als Eye-Catcher bezeichnen würde, gefällt mir aber der Fokus auf dem Titel und die Kontrastierung der beiden Seiten, die langsam ineinander übergehen recht gut. Die obere Hälfte des Hintergrundes glitzert in goldenen Partikeln während die untere Hälfte in einem schlichten Creme-Weiß gehalten ist. Dadurch wird wunderbar die Gegenüberstellung der beiden im Buch dargestellten Welten verkörpert: die vor Glamour und Prunk glitzernde Welt der Oberschicht und die schlichte aber gemütliche Welt der Mittelschicht, aus der Ruby kommt.
Erste Sätze: "James ist betrunken. Oder zugedröhnt. Oder beides."
Die Geschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende des ersten Bandes mit der Schilderung von James´ Zustand, nachdem er erfahren hat, dass seine Mutter gestorben ist und im Suff seine Beziehung zu Ruby mit einem einzigen Kuss zerstört hat. Direkt von Anfang an bekommen wir eine neue Perspektive präsentiert, die von James´ Schwester Lydia. Im Laufe der Geschichte bekommen wir auch außerdem noch Einblicke in Embers Gedankenwelt, welche die Schwester von Ruby ist. Nachdem sich Band 1 fast ausschließlich mit Ruby und James befasst hat und auch nur ihre Perspektiven eingenommen hat, wird der Horizont des Buches also um zwei Schicksale erweitert, die auch schon zuvor Anklang gefunden haben, wenn auch viel oberflächlicher.
"Es tut mir leid", flüstert er. "Was genau?", entgegne ich nach ein paar Sekunden heiser. An Silvester habe ich mir vorgenommen, das Kapitel "James Beaufort" zu schließen, doch jetzt... jetzt fühlt es sich an, als wären wir kurz davor, ein neues aufzuschlagen. "Alles." Die Antwort kommt postwendend. "Einfach alles."
Damit wird schon klar: die Handlung wird ein wenig breiter und flicht andere Handlungsstränge mit ein, was mir sehr gut gefallen hat. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass das auch bitter notwendig gewesen ist, denn nur von dem Ruby-James-Handlungsproblem hätte dieses Buch nicht leben können. Auch schon so ist die Geschichte mit Handlung relativ dünn bestückt und neigt dazu, Alltägliches zu schildern, Altbekanntes zu wiederholen und kleine Problemchen aufzubauschen. Zudem ist das Buch mit 360 Seiten und großer Schrift sehr dünn und ist somit von mir an einem tag durchgelesen worden. Wer also eine rasante, handlungsstarke Fortsetzung erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen dürfen wir dabei zusehen, wie Ruby und James sich langsam wieder annähern und Rubys Entschluss, mit James fertig zu sein, immer mehr ins Wanken gerät. Wir erleben aufs Neue die prickelnde Anziehungskraft zwischen den beiden, die jeder vernünftigen Entscheidung ein Ende bereitet, die Konflikte zwischen ihren unterschiedlichen Welten und wie ihre Liebe versucht, gegen alle Widrigkeiten anzukämpfen. Also haben die zwei eine zweite Chance? Und wie entscheidet sich die schwangere Lydia, die nicht mit dem Mann zusammen sein kann, den sie liebt und nicht weiß, wie sie ihrem Umfeld die Schwangerschaft beichten soll? Und mit der selbstbewussten Ember, die auf einer Maxton Hall Party einen geheimnisvollen Typen kennenlernt...?
"Nächstes Jahr um diese Zeit wird alles anders sein: Schon in sieben Monaten werde ich - hoffentlich - meinen Abschluss vom Maxton Hall College in der Tasche haben. Und danach werde ich - hoffentlich - in Oxford studieren. Ich werde neue Dozenten haben und neue Kommilitonen. Ein Wohnheimzimmer in einer neuen Umgebung und neue Freunde. Ein neues, aufregendes Leben. Ein Leben ohne James Beaufort"
Auch wenn mich der Cliffhanger am Ende von Band 1 ein wenig genervt hat, hatte ich so wenigstens ein prägnantes Ereignis im Kopf, an das ich mich noch erinnern konnte und das mir den abermaligen Einstieg in die glamouröse Welt der High-Society-Schule Maxton Hall mit ihrem heftigen Druck, der auf den Schülern lastet, ihren fiese Intrigen, die Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen umspannen, und ihren dunklen Geheimnissen deutlich erleichtert hat. Sehr gerne bin ich wieder in der Welt versunken, in der nichts ist, wie es scheint und in der jeder seine Probleme hat. Das lag unter anderem auch wieder an Mona Kastens typischem Schreibstil, der flüssig zu lesen, voller Anspielungen direkt aus dem Leben und dabei gleichzeitig sanft und eindringlich ist. Auch wenn mir hier einige unrunde Stellen und Szenenwiederholungen genau wie etliche Tippfehler aufgefallen sind, hat das nicht meinen Lesefluss beeinträchtigt und ich konnte trotz einiger Szenen, die mich gestört haben, das Buch in einem Rutsch durchlesen. Und das ist die große Stärke ihrer Bücher, die vielleicht nicht unbedingt alle tiefsinnig sind und das auch nicht sein müssen: wir haben es hier mit einer emotional berührenden, mitreißenden Geschichte zu tun, bei der die Seiten wie im Flug vorbeifliegen und man, schneller als einem lieb ist, auf der letzten Seite angelangt ist.
"Ruby hat mir auf der Rückfahrt zur Schule zwar deutlich gemacht, dass sie noch nicht bereit für das ist, was ich zu sagen habe. Aber diese Moment in der Fotobooth - als wir uns so nahe waren, Rubys Lippen nur ein paar Zentimeter von meinem Kiefer entfernt, und ich ihren stockenden Atem auf meiner Haut spüren konnte... In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich nicht umsonst kämpfe. Und solange auch nur ein Funke Hoffnung für uns existiert, werde ich nicht aufgeben!"
Besonders gut gefallen hat mir an der Hauptperson Ruby, dass sie kein schwaches Opfer mit einer ganzen Latte aus Problemen ist, sondern eine emanzipierte, selbstbewusste, zielstrebige junge Frau darstellt, die genau weiß, was sie will und sich von nichts und niemandem herumschubsten lässt. Das macht sie auf jeden Fall sehr sympathisch und zur wunderbaren Identifikationsperson. Wir erleben Ruby als eine sehr engagierte, strebsame 17-Jährige, die sich klare Ziele gesetzt hat und mir so sofort ans Herz gewachsen ist - nicht zuletzt auch wegen ihrem süßen Ordnungstick und ihrer Liebe zu To-do-Listen, in der ich mich sofort wiedererkannt habe. Sie entwickelt sich durch Konflikt, Schmerz und Enttäuschungen immer weiter, lernt mit neuen Herausforderungen umzugehen und bleibt sich selbst dabei die ganze Zeit über treu. Dass sie dabei oft ein wenig überreagiert und nicht ganz nachvollziehbar handelt, ist wohl vor allem dem dünnen Plot und den überdramatisierten Handlungspunkten geschuldet und weniger ihrem Charakter an sich. Im Gegensatz zu etlichen pseudoromantischen, charakterlosen Dummchen, die einen Hang zum Stockholm-Syndrom zu besitzen scheinen, wird hier also endlich mal eine starke Frau im Young Adult Genre präsentiert, die auch ohne ihren männlichen Gegenpart charakterisiert werden kann und eigene Interessen und Ziele hat. Das ist erfrischend neu zu lesen!
Nachdem wir James im ersten Band erstmal als scheinbar typische Verkörperung eines reichen Bad Boys kennenlernen, der als erfolgreicher Lacrosse-Spieler, Erbe eines milliardenschweren Modeimperiums und König des Colleges alles verkörpert, was Ruby nicht ausstehen kann - Überheblichkeit, Macht, Rücksichtslosigkeit - und sich scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste und ohne festes Ziel vor Augen durch sein Leben taumelt, wissen wir mittlerweile besser Bescheid über ihn und sein Leben. Dass er seine vorgeplante Zukunft, all die Erwartungen und Vorurteile, die auf ihm lasten als erdrückend wahrnimmt und es kaum wagt, nach vorne zu blicken, wird schnell klar. Dass er aber in der Lage ist, für etwas zu kämpfen was er will, mit Entschlossenheit, Überzeugung und aus tiefstem Herzen lieben kann, das ist etwas, was er erstmal selbst über sich lernen muss, während er Rubys Vertrauen langsam wieder zurück erkämpfen muss.
"In meinem Leben gab es noch nie jemanden, der sich so für mich interessiert hat wie Ruby. Ich hatte noch nie jemanden, an den ich morgens als Erstes denke und dessen Gesicht ich vor Augen habe, wenn ich schlafen gehe. Und es gab noch nie jemanden, der meine Träume hat wahr werden lassen wollen. Alles, was geschehen ist, hat mich verändert. Ich bin nicht mehr dieselbe Person, die ich vorher gewesen bin. Aber wenn es eine Sache gibt, für die ich kämpfen möchte - dann ist das Ruby."
Mit Ember, Lydia und den anderen Mitglieder der Maxton-Hall-Clique kommt ein ganzer Cocktail an neuen Problemen und Sichtweisen auf uns zu, die der ganzen Geschichte ein bisschen mehr Pepp verleihen. Hier werden Charakter weiterentwickelt, neue Andeutungen gemacht und neue Bekanntschaften herausgebildet. Ich bin sehr gespannt, was da im dritten Band noch so auf uns zu kommt und ob ich mit einigen Vermutungen richtig liege...
Dass Mona Kasten uns am Ende noch einmal eine sehr vorhersehbare Wendung zum Schlechten hineindrücken musste, um den Lesern auch noch das Warten auf den dritten Teil zu vermiesen, fand ich wirklich unnötig. Es endet mit einer fatalen Anschuldigung, die ja ganz spannend zu klären wird, aber das Ganze dann am Ende noch auf James zu schieben, was sich bestimmt innerhalb von einer Seite als Missverständnis herausstellen kann, ist wirklich nicht notwendig gewesen.
Ich habe auf jeden Fall gleich den dritten Teil zur Hand und werde weiterlesen.
"Woran denkst du?", flüstert er und streicht mir mit den Fingern über meine Haut.
Daran, dass ich verliebt in dich bin.
Daran, dass du der einzige für mich bist.
Daran, dass mir das Angst macht.
"Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass wir in Zukunft mehr miteinander reden müssen. Über unsere Probleme. Damit nicht noch mal etwas … Schlimmes passiert", antworte ich zögerlich. James sieht mich eindringlich an. In seinem Blick liegt eine Entschlossenheit, die ich so noch nie an ihm gesehen habe. "Wir bekommen das hin, Ruby."
Ich schlucke schwer, "Bist du dir sicher?"
Er nickt kurz. Nur einmal. "Ja, bin ich."
Fazit:
Die Fortsetzung eines typischen, nicht gerade originellen New Adult Märchens, das aber dennoch mit einer mitreißenden, berührenden Atmosphäre, einer bewegenden, dramatischen Liebesgeschichte und einem intensiven, emotionalen Schreibstil unterhalten konnte. Auch wenn der Geschichte eine ernsthafte Handlungsgrundlage fehlt und demnach alles ein wenig überzogen wirkt, konnte sie mich mitreißen und ich bin gespannt auf Band 3.