Gelungener Abschluss einer Reihe, von der man sich nur ungern trennen mag
1408: Griet Burka ist eine schöne junge Frau geworden, die aber immer noch von den schlimmen Ereignissen in ihrer Kindheit traumatisiert ist. Sie hat einen Schutzwall um sich herum gebaut, der allerdings ...
1408: Griet Burka ist eine schöne junge Frau geworden, die aber immer noch von den schlimmen Ereignissen in ihrer Kindheit traumatisiert ist. Sie hat einen Schutzwall um sich herum gebaut, der allerdings ins Wanken gerät, als sie den neuen Nachbarn kennenlernt: Cristan Reese, Neffe des Gewaltrichters Georg Reese, eines Freundes der Familie. Doch nicht nur Griet Burka hat ein Geheimnis, auch Cristan Reese trägt schwer an seinem.
Die Hebamme Clara van Oeche, eine Freundin der Familie Burka, wird verdächtigt ihren Vater, den Kürschnermeister Urs van Oeche, der vor kurzem von Aachen nach Köln übersiedelte, getötet zu haben. Grund genug dafür hätte sie, wurde sie, zusammen mit ihrer Mutter, doch von ihm an ein Hurenhaus verpfändet, um seine Schulden zu tilgen. Griet glaubt fest an die Unschuld ihrer Freundin und setzt alles daran, diese zu beweisen.
Adelina ist in diesem Band etwas in den Hintergrund gerückt und Griet tritt ins Zentrum der Geschichte. Und sie weiß zu gefallen, nicht nur, weil sie eine tolle Entwicklung durchläuft und weil man so schön mit ihr fühlen kann. Neben Griets Geschichte steht auch der Kriminalfall zurück, sorgt aber für ausreichend Spannung und wird natürlich trotzdem sinnvoll gelöst und mehr als zufriedenstellend abgeschlossen. Alle wichtigen Charaktere treten noch einmal auf, seien es Familienmitglieder oder Freunde der Burkas, ja sogar alte Feinde, wie Bruder Thomasius, der übrigens die in meinen Augen größte Überraschung des Romans liefert! Sollte jemand den Überblick verlieren, vielleicht, weil er die Vorgängerromane noch nicht kennt, hilft ein Blick in das Personenverzeichnis im Anhang. Die Charaktere sind, wie gewohnt, liebevoll gezeichnet und wirken authentisch, Menschen aus dem Leben eben.
Ich habe diesen sechsten Adelina-Band mit einem weinenden und einem lachenden Auge gelesen. Es war schön, wieder im Kreise der Familie Burka zu sein, schon innerhalb weniger Seiten treten alle liebgewonnenen Charaktere auf oder werden zumindest erwähnt – es ist fast ein bisschen wie nach Hause kommen. Doch leider ist dieser Band auch der letzte der Serie und so heißt es am Ende Abschied nehmen von Adelina, Neklas und den Ihren.
Petra Schier kann einfach gut erzählen, lebendig, bildreich, einfühlsam, der Leser taucht tief ein in ihre Geschichte und lässt nur ungern wieder los. Mit diesem Roman hat die Autorin sich noch einmal richtig ins Zeug gelegt und macht es dem Leser sehr schwer, sich zu trennen. Doch wie sagt Adelina in ihrem Schlusswort (S. 498): „Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich nur eine Figur in einer Geschichte, die jemand erzählt.“ Für den Leser ist sie jedenfalls viel mehr als das. „Wir hören ja nicht einfach auf zu leben, bloß weil wieder einmal ein Kapitel unserer Familiengeschichte abgeschlossen ist“, und natürlich wünschen wir ihr, Neklas, Griet, Jupp und Marie, Ludmilla und all den Anderen weiterhin ein schönes und glückliches Leben. Ich würde mich sehr freuen, die Burkas noch einmal zu treffen und sei es auch nur, wie bereits in „Das Haus in der Löwengasse“ geschehen, einen Nachkommen – aber auch so weiß man, sie sind noch da und es geht ihnen gut.
Mit „Vergeltung im Münzhaus“ wird die Adelina-Reihe gelungen zu Ende gebracht. Ich freue mich nun auf neue historische Romane aus der Feder der Autorin und vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung, natürlich für die gesamte Reihe.