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Veröffentlicht am 14.04.2019

Rache

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Von Camilla Läckberg habe ich bereits zwei Krimis aus ihrer Fjällbacka Serie gelesen. Da mir die Bücher sehr gut gefallen haben, war ich auf „Golden Cage“ sehr gespannt, insbesondere, da die Autorin hier ...

Von Camilla Läckberg habe ich bereits zwei Krimis aus ihrer Fjällbacka Serie gelesen. Da mir die Bücher sehr gut gefallen haben, war ich auf „Golden Cage“ sehr gespannt, insbesondere, da die Autorin hier mal etwas anderes ausprobieren wollte und ich es mutig finde, bekanntes Terrain zu verlassen.

Matilda hat für ihr Leben nur einen Wunsch – sie möchte sich neu erfinden, erfolgreich werden und ihre Vergangenheit hinter sich lassen. So zieht sie nach Stockholm, nennt sich von nun an Faye, besucht die Handelshochschule und auch ein geeigneter Ehekandidat lässt nicht lange auf sich warten. Jack Adelheim scheint genauso ehrgeizig wie sie zu sein und somit ihr perfektes Pedant.
Jahre später ist Faye nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre beruflichen Ziele hat sie komplett aus den Augen verloren. Ihre Zeit verbringt sie als Hausfrau und Mutter. Jede Minute ist von der Angst beherrscht, Jack nicht mehr zu genügen. Erniedrigungen und Beleidigungen stehen an der Tagesordnung. Es kommt, wie es kommen muss – Jack verlässt Faye für ein jüngeres Modell.
In Faye erweckt ein unkontrollierbarer Rachedurst.

Die Geschichte erzählt in der Gegenwart von Fayes Ehe und allem, was danach kommt. In kurzen Rückblicken springt die Handlung zu Fayes Kindheit und ihrer Anfangszeit in Stockholm. Interessant ist hier, dass die Rückblicke in der Ich-Form geschrieben sind, wogegen die Gegenwart in der dritten Person erzählt wird.

Faye ist ein Mensch, dem man im ersten Teil des Buches nur sehr schwer einschätzen kann und gerade das macht sie zu einem interessanten Charakter. Die skrupellose Studentin konnte zunächst überhaupt nicht bei mir punkten. Im Gegenteil, ich fand es erschreckend, wie ein junger Mensch im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen kann um seine Ziele zu erreichen.
Die spätere Verwandlung in ein Heimchen am Herd konnte ich auch nur mit Kopfschütteln beobachten. Warum sich jemand von einem Mann dermaßen unterdrücken lässt ist mir schleierhaft.
Aber dann begann der zweite Teil des Buches. Faye beginnt ein Leben ohne ihren Ehemann und startet ihren Rachefeldzug. Auch wenn ihre Pläne gemein und teilweise illegal sind, wurde sie mir mit jeder weiteren Seite sympathischer und ich fieberte mit ihr mit.
Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, dass jemand binnen so kurzer Zeit eine 360 Grad Wendung hinlegt oder wie Faye es überhaupt geschafft hat, in ihrer Ehe jahrelang das Dummchen zu spielen, aber es war schön zu sehen, wie sie wieder aufgeblüht ist. Auch ihre Freundinnen Kerstin und Chris mochte ich sehr.

Die Handlung und der Schreibstil von „Colden Cage“ konnte mich von Anfang an fesseln, auch wenn ich über die Storyline, die mir präsentiert wurde, ein wenig erstaunt war. Vom Klappentext her dachte ich, die Geschichte hat einen anderen Fokus. Die dort genannten Ereignisse kommen bis zum Ende des Buches so eigentlich nicht vor.

Dieses Buch ist tatsächlich komplett anders als die Fjällbacka Serie und somit nicht zu vergleichen. Auch mit diesem Roman ist es Camilla Läckberg gelungen mich zu überzeugen und für mich verdient „Colden Cage“ ebenfalls 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Liebenswerte Charaktere

Weil es Liebe ist
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Nach ein paar schwergängigen Romanen war „Weil es Liebe ist“ genau das Richtige für mich. Es ist sehr einfach, in das Buch hinein zu kommen, da die Autorinnen eine Vielzahl von Charakteren präsentieren, ...

Nach ein paar schwergängigen Romanen war „Weil es Liebe ist“ genau das Richtige für mich. Es ist sehr einfach, in das Buch hinein zu kommen, da die Autorinnen eine Vielzahl von Charakteren präsentieren, die so sympathisch sind, dass man sie sofort ins Herz schließt.
Da ist Holland, die von einer Karriere als Schriftstellerin träumt, aber leider einfach keine Idee hat, über was sie schreiben könnte, ihre beiden liebenswerten Onkel Robert und Jeff sowie der Straßenmusiker Calvin.
Der Höhepunkt des Tages ist für Holland, wenn sie am U-Bahn Gleis steht und Calvins Musik lauschen kann. Schon seit Monaten schwärmt sie für den attraktiven Gitarristen und nimmt so manchen Umweg auf sich, um ihn sehen zu können. Wie es der Zufall will, ist dieser illegal in Amerika und Holland schlägt ihm eine Scheinehe vor.
Fake Beziehungen sind immer wieder ein gutes Thema für Liebesromane und es funktioniert auch hier ganz wunderbar.
Holland und Calvin sind sich von Anfang an sympathisch und entwickeln schnell Zuneigung für einander. Es ist süß, die beiden dabei zu beobachten, wie sie sich besser kennen lernen.
Hinzu kommt, dass das Buch in der Welt des Theaters / Musicals spielt und mich auch deswegen sehr angesprochen hat.

„Weil es Liebe ist“ ist ein absoluter feel-good Roman. Die Atmosphäre verbreitet von Anfang an gute Laune und ist an den richtigen Stellen romantisch oder humorvoll. Im letzten Viertel wird das Buch dramatischer, was ich sehr gut fand, denn im Leben läuft nicht immer alles rund, insbesondere, wenn man einen quasi fremden Menschen heiratet, sind Probleme vorprogrammiert.

Dies war mein erstes Buch von dem Autorenduo, welches unter dem Pseudonym Christina Lauren Romane veröffentlicht. Da mir „Weil es Liebe ist“ so gut gefallen hat, werde ich die beiden auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Origineller Enführungsroman

Liebes Kind
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Vom Klappentext her hat mich „Liebes Kind“ stark an „Raum“ erinnert. Ich war gespannt auf dieses Buch, bildete mir jedoch ein, die Handlung schon zu kennen. Frau wird entführt, bekommt unfreiwillig Kinder, ...

Vom Klappentext her hat mich „Liebes Kind“ stark an „Raum“ erinnert. Ich war gespannt auf dieses Buch, bildete mir jedoch ein, die Handlung schon zu kennen. Frau wird entführt, bekommt unfreiwillig Kinder, nach Jahren der Gefangenschaft gelingt ihr die Flucht und sie muss mit den Eindrücken der Außenwelt zurechtkommen.

Schon innerhalb der ersten 100 Seiten gab es die ersten beiden Überraschungsmomente und ich verstand sehr schnell, dass diese Handlung nach keinem Muster abläuft.
„Liebes Kind“ umfasst 420 Seiten. Immer wieder gelingt es Romy Hausmann den Leser zu verwirren und Zweifel zu sähen. Zeitweise arbeiteten meine Hirnzellen auf vollen Touren um dahinter zu kommen, was hier vor sich geht. Beim Lesen fühlt man sich oft, als würde man versuchen ein Puzzle zusammen zu setzen und das entscheidende Teil fehlt. Die Auflösung scheint so nah, wenn man nur ein letztes Detail verstehen würde.
Jedes Mal, wenn man denkt, auf der Zielgeraden zu sein, wirft das nächste Kapitel alles wieder um und neuer Unglaube, neue Zweifel, machen sich breit.
Dadurch ist „Liebes Kind“ nahezu unerträglich spannend. Während dem Lesen war ich kaum ansprechbar und habe den Thriller innerhalb von 3 Tagen beendet.

Die einzelnen Kapitel sind kurz und erzählen aus drei verschiedenen Perspektiven. Da ist Lena, der die Flucht gelungen ist, Hannah, ihre Tochter und ihr Vater Mathias.
Menschen, denen man zunächst voller Mitgefühl entgegen tritt und die man im Verlauf der Geschichte mit immer mehr Misstrauen und Unverständnis betrachtet.
Warum lügt Lena? Ist Mathias nicht irgendwie verdächtig?
Besonders beeindruckend fand ich die Ausarbeitung von Hannah. Geboren in Gefangenschaft, ahnungslos, was normale Familienkonstellationen und Verhaltensweisen angeht, schließt man sie erst einmal ins Herz, nur um später eine immer größere Abneigung und Irritation zu empfinden.

Zur Handlung selbst kann man im Grunde gar nichts schreiben, ohne bereits zu viel zu verraten.
Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass es hier um Entführung und Manipulation geht, und dass der Thriller weit entfernt von Schema F ist.
Die Spannungskurve von „Liebes Kind“ ist konstant hoch und wer auf der Suche nach einem Pageturner ist, ist hier goldrichtig!

Veröffentlicht am 23.12.2018

Highlight kurz vor Jahresende

Der Verrat
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Allein vom Klappentext her klang „Der Verrat“ nicht wirklich interessant für mich, aber da Ellen Sandberg / Inge Löhnig mich bisher noch nie enttäuscht hat, war mir der Inhalt zunächst einmal egal und ...

Allein vom Klappentext her klang „Der Verrat“ nicht wirklich interessant für mich, aber da Ellen Sandberg / Inge Löhnig mich bisher noch nie enttäuscht hat, war mir der Inhalt zunächst einmal egal und mir war klar, dass ich diesen Roman auf jeden Fall lesen muss.

Eine gute Entscheidung, denn kurz vor Jahresende habe ich hier nochmal ein Buch gefunden, dass es auf meine Highlights 2018 Liste geschafft hat.

„Der Verrat“ ist ein Roman, aber es könnte genauso gut ein Krimi sein. Der Spannungsbogen geht stetig nach oben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Handlung ist ein wenig von allem. Familiengeheimnisse, Rivalität unter Geschwistern, Liebesgeschichte, Lügen, Mord. Quasi alles, was man sich nur vorstellen kann. Im Zentrum stehen die Schwestern Pia und Ariane, genannt Nane. Es gibt noch eine dritte Schwester, Birgit, die jedoch mehr als Randfigur fungiert.
Ihr ganzes Leben lang standen Pia, die Perfektionistin und Nane, die Chaotische, im Konkurrenzkampf zueinander, der in einer Verkettung von Ereignissen gipfelt und Nane für 20 Jahre ins Gefängnis schickt. Nun ist sie wieder auf freiem Fuß. Ihr größter Wunsch ist es, das Unglück von damals zu klären, aber nicht alle Beteiligten sind damit einverstanden.

Diese Geschichte ist so vielschichtig, wie eine Matroschka Puppe. Es gibt keinen klaren Täter oder Opfer. Jedes Mal, wenn ich dachte, durchschaut zu haben, was passiert ist, öffnete sich eine neue Tür und weitere Verstrickungen kamen zu Tage. Erst ganz zum Schluss wird das Ausmaß der Tragödie offenbart und ließ mich direkt einen Moment lang schockiert zurück.
Am Ende ist man nicht unbedingt froh, den Bösewicht gefunden zu haben sondern es überwiegt ein Gefühl der Bestürzung über die Vielzahl der zerstörten Leben, ausgelöst durch eine Verkettung von Zufällen und Fehlentscheidungen.
Ein großartiger Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Wie schon mit Kommissar Dühnfort ist es der Autorin übrigens erneut gelungen, eine männliche Hauptfigur zu erschaffen, auf die ich beim Lesen selbst ein Auge geworfen habe. Der Winzer Thomas von Manthey war sozusagen mein book crush in „Der Verrat“ und definitiv eine Figur, die dafür gesorgt hat, dass ich die Geschichte mit noch größerem Interesse verfolgt habe.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Berührend

Die verlorene Schwester
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Bevor ich den Klappentext von Linda Winterbergs Roman „Die verlorene Schwester“ gelesen hatte, hatte ich noch nie etwas von Verdingkindern gehört.
Es hat mich sehr schockiert zu erfahren, auf welche Art ...

Bevor ich den Klappentext von Linda Winterbergs Roman „Die verlorene Schwester“ gelesen hatte, hatte ich noch nie etwas von Verdingkindern gehört.
Es hat mich sehr schockiert zu erfahren, auf welche Art und Weise hilflose Kinder für ihre familiären Umstände bestraft wurden, vorallem, da dies bis in die 70er / 80er Jahren geschah, also vor nicht allzu langer Zeit.
Für viele Kinder in der Schweiz begann damals ein langer Leidensweg, wenn sie in ein Heim mussten. Das Personal schreckte vor Misshandlungen nicht zurück. Viele wurden an Bauernhöfe oder ähnliches verdingt und mussten Schwerstarbeit leisten. Warum? Weil ihre Eltern gestorben oder sich aus anderen Gründen nicht um sie kümmern konnten und sie dadurch in den Augen der Gesellschaft zu wertlosen Geschöpfen, zu Parasiten, geworden waren.

„Die verlorene Schwester“ ist eine fiktive Geschichte, die sich so ähnlich aber durchaus zugetragen haben könnte.
Die Schwestern Lena und Marie führen ein glückliches Leben, bis der Vater plötzlich stirbt. Die Mutter versinkt in Depressionen und ihre Kinder werden ihr entrissen. Nach einer kurzen Zeit im Heim werden die beiden Mädchen getrennt und an unterschiedliche Familien verdingt. Ab hier erzählt der Roman drei Handlungsstränge parallel.

In den 70er Jahren verfolgen wir den jeweiligen Leidensweg der beiden Mädchen. Die dritte Erzählebene spielt in der heutigen Zeit und befasst sich mit Anna, die adoptiert wurde und sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter macht.

Insbesondere die Kapitel über Lena und Marie haben mich sehr gefesselt. Es war erschütternd zu lesen, wie viel Unrecht diesen Mädchen angetan wurde.
Auch die Schicksale der Nebencharaktere sind sehr bewegend. Insbesondere die kleine Rainett ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Der Roman endet nach 450 Seiten und doch zu früh für meinen Geschmack. Die Geschichte befasst sich sehr ausführlich mit den Ereignissen in den 70er Jahren um dann in die heutige Zeit zu springen. Ich hatte Lena und Marie so sehr in mein Herz geschlossen, dass ich am liebsten alles ganz genau darüber gelesen hätte, wie sie sich ihr Leben nach dem Martyrium aufgebaut haben.

Dieses Buch hat auf jeden Fall 5 Sterne verdient. Ich kann es jedem empfehlen, der gerne emotionale Bücher mit geschichtlichem Hintergrund liest. Nach dem ich den Roman beendet hatte, habe ich mir im Internet diverse Artikel zum Thema Verdingkinder durchgelesen, da ich dieses Thema nicht einfach wieder vergessen kann.

Auf jeden Fall möchte ich so bald wie möglich auch die anderen Bücher von Linda Winterberg lesen.