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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.12.2018

Wie konnte das nur geschehen, niemals wieder!

Jahre aus Seide
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Ulrike Renk wurde bekannt durch ihre Ostpreußensaga. Für mich unterscheidet sie sich am meisten von ihren Kollegen, dass sie Romane schreibt, die auf Tatsachen beruhen. Sie lernt Menschen kennen, welche ...

Ulrike Renk wurde bekannt durch ihre Ostpreußensaga. Für mich unterscheidet sie sich am meisten von ihren Kollegen, dass sie Romane schreibt, die auf Tatsachen beruhen. Sie lernt Menschen kennen, welche einen Bezug zur jeweiligen Zeit haben und kommt mit ihnen ins Gespräch. Das wiederum gibt den ersten Impuls zur Geschichte und die Recherche beginnt. Jahre aus Seide entstand, weil Ulrike Renk in Krefeld auf die Familie Meyer aufmerksam wurde. Sie durfte das Tagebuch der Tochter Ruth lesen und fand weitere Details zum Leben der Juden Krefelds.

Ruth ist ein behütetes Mädchen und wächst frei und sorglos auf. Der Vater ist Handelsreisender, die Mutter Hausfrau und die Familie ist finanziell bestens abgesichert. Sie haben Freunde, keineswegs nur Juden, leben ihren Glauben keineswegs streng und fühlen sich in Krefeld wohl. Bis, ja bis der Typ aus Österreich mit seiner Partei an die Macht kommt. Juden dürfen nicht mehr ohne Schwierigkeiten für „Arier“ arbeiten, Ruths Vater verkauft keine Schuhe mehr und in der Schule gibt es täglich Anfeindungen für Ruth und ihre Schwester. Die Mutter wird depressiv und viele Freunde wandern fort aus Deutschland. Bevorzugte Ziele sind Palästina und die USA.

Für mich gab es beim Lesen des Buches Jahre aus Seide ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt viele Bücher, die das Thema 3. Reich als Grundlage haben. Aber aus Sicht der Kinder geschrieben, nur wenige. Daher hat es mich auch so sehr berührt. Kinder verstehen nichts von Politik und sie sind entsetzt, wenn ihre besten Freunde plötzlich nicht mehr mit ihnen spielen wollen oder dürfen. Ulrike Renk recherchierte sehr umfangreich und das beschreibt sie im Anhang. Was mir ebenfalls besonders gefiel, das sind ihre persönlichen Worte. Ihre Einstellung zeigt, dass es auch heute noch Menschen gibt, die mit der Entwicklung im Bundestag keineswegs einverstanden sind. Mögen wir alle darauf achten, dass diese böse Zeit ab 1933 niemals wieder vorkommt.

Veröffentlicht am 24.12.2018

Welch ein trauriges Leben

Die Rose des Herzogs
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Marita Spang ist eine Autorin, die bereits einige Bestseller schrieb. Die Leser ihrer historischen Romane schätzen in erster Linie, dass sie stets akribisch recherchierte und ihre Hauptpersonen keineswegs ...

Marita Spang ist eine Autorin, die bereits einige Bestseller schrieb. Die Leser ihrer historischen Romane schätzen in erster Linie, dass sie stets akribisch recherchierte und ihre Hauptpersonen keineswegs jedermann bekannt sind. In dem Buch Die Rose des Herzogs wird die Geschichte einer relativ unbekannten Frau erzählt. Sie lebte zu einer Zeit, wo gegen die Elite Frankreichs, also dem Adel inklusive König mit seiner Familie, aufbegehrt wurde.

Das Buch Die Rose des Herzogs wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal die alte Frau, welche kurz vor dem Tod steht und dann ihr Leben, welches in Rückblicken berichtet wird. Charlotte Rohan - Rochfort erlebte hautnah mit, wie sich die Revolution in Frankreich entwickelte und sich der Hass der einfachen Bevölkerung entlud. Sie floh mit ihrem Onkel nach Ettenheim und lebte dort in seinem Palais. Hier waren etliche Emigranten aus Frankreich und Charlotte half, wo sie konnte. Zweimal war sie verliebt und beide Male wartete sie darauf, dass sie ihren Geliebten heiraten konnte. Das Leben Charlottes belegt eindrücklich, welchen Konventionen sich die damalige Gesellschaft beugen musste.

Mir gefiel das Buch sehr gut und es ist für mich ein weiteres Highlight im Lesejahr 2018. Das Palais in Ettenheim kann von Interessierten betrachtet werden und Marita Spang war stets auch auf den Spuren ihrer Protagonisten unterwegs. Napoleon und seine Josephine werden erwähnt und auch die Mutter Napoleons spielt eine kleine Rolle. Alle Charaktere sind so fein ausgearbeitet, dass ich mich in sie hineinversetzen konnte. Das gilt besonders für Charlotte, die Rose des Herzogs.

Die Autorin schrieb einen erklärenden Anhang, wo sie die historischen Fakten ganz genau darlegte. Der Leser erfährt ebenfalls, was sie erfand und warum sie das tat. Ein absolut lesenswerter und lehrreicher Roman, der selbst dem Anspruch des kritischsten Lesers gerecht werden wird.

Veröffentlicht am 22.12.2018

Sehr schön geschrieben

Lukas und die Meckerschweinchen
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Lukas hat ein Handicap und das unterscheidet ihn von anderen Jungen seines Alters. Er ist gehörlos, er trägt ein Hörgerät. Das stört ihn aber nicht so sehr, da er eine andere Gabe besitzt. Er kann sich ...

Lukas hat ein Handicap und das unterscheidet ihn von anderen Jungen seines Alters. Er ist gehörlos, er trägt ein Hörgerät. Das stört ihn aber nicht so sehr, da er eine andere Gabe besitzt. Er kann sich mit Tieren unterhalten. Diese Eigenschaft ist äußerst willkommen, als der Verlust eines Meerschweinchens bekannt wird. Es lebte im Tierpark und sein Name ist Lilli.

Dass Lukas so sehr mit Tieren verbunden ist, hat seinen Grund. Seine Mutter ist Tierärztin und sie ist über den Verlust Lillis bestürzt. Kein Problem für Lukas. Er begibt sich direkt auf die Suche. Das muss er nicht alleine. Seine Freunde stehen ihm zur Seite. Da ist Marie, seine beste Freundin, der Hund mit Namen Horst und Kater Millicent.

Das Buch gefiel mir ausgesprochen gut. Selbst unser lesefauler Enkel fand gefallen daran. Er meinte, dass die Schrift schön groß sei und die Bilder ihm sehr gut gefallen haben. Ich habe das Buch unserem jüngeren Enkel vorgelesen und war ebenfalls beeindruckt. Der schlichte aber keineswegs minderwertige Sprachstil zog mich in seinen Bann. Wichtig war für mich ebenfalls, dass hier ein Junge die Hauptperson spielt, der nicht vollkommen, sondern behindert ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass alle Kinder gesund zur Welt kommen.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Wie bitte? Schon seit drei Jahren auf dem Markt?

Altes Land
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Dörte Hansen kannte ich bisher nicht und auch dieses Hörbuch war mir neu. Da ich keine Rezensionen lese, konnte ich das Buch ohne Vorurteile hören. Hier wird ein Stück deutscher Geschichte beschrieben. ...


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Dörte Hansen kannte ich bisher nicht und auch dieses Hörbuch war mir neu. Da ich keine Rezensionen lese, konnte ich das Buch ohne Vorurteile hören. Hier wird ein Stück deutscher Geschichte beschrieben. Es kamen damals Fremde ins Land und die hier Geborenen taten sich schwer mit ihnen. Ja, der Name für die Fremden war rasch gefunden. Egal, woher sie kamen, es waren "Pollacken". Die kleine Vera findet in der Zeit nach dem fürchterlichen Krieg eine Heimat. Und das in einem alten Haus im "Alten Land". Ihre Mutter lernt einen Mann kennen und verlässt den Landstrich. Vera lebt in dem Haus und wird hier erst heimisch, als Anne in ihr Leben tritt. Die hat ein kleines Mädchen und das wiederum kann das "eisige Herz" Veras zum Schmelzen bringen.

Hannelore Hoger versteht es in einzigartiger Weise, das Buch zu lesen. Sie kennt die Eigenarten der Sprache und bringt diese ganz unaufgeregt auf die Ohren der Zuhörer. Das Hörbuch ist ein Muss für jeden, der die Zeit nach dem 2. Weltkrieg authentisch nacherzählt haben möchte.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Das Buch lässt mich nicht los

Jeder stirbt für sich allein
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Jeder stirbt für sich allein wurde im Jahr 1947 veröffentlicht. Hans Fallada war der Autor und er hat bis heute nichts an seiner Popularität verloren. Der Name ist ein Pseudonym, da er tatsächlich Rudolf ...

Jeder stirbt für sich allein wurde im Jahr 1947 veröffentlicht. Hans Fallada war der Autor und er hat bis heute nichts an seiner Popularität verloren. Der Name ist ein Pseudonym, da er tatsächlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen hieß. Hans Fallada war und ist bis heute bei einigen Lesern umstritten. Das liegt wohl daran, dass er sowohl Morphium- als auch Alkoholabhängig war. Dennoch schrieb er Romane, die bis heute eine Vielzahl an Lesern unterhält.

Hans Fallada beschreibt in seinem Roman Jeder stirbt für sich allein die Situation während der Zeit des Nationalsozialismus sehr genau und anschaulich. Er berichtet von einem Ehepaar, deren Welt nach dem Tod des einzigen Sohnes zusammenbrach. Dieser kämpfte und wurde in Hitlers Krieg ermordet. Wie ihm erging es vielen jungen Männern und Otto sowie Elise Hampel wollten ihren Mitmenschen die Wahrheit über die Machenschaften des Feldherrn und seiner Anhänger mitteilen. Da dies niemals öffentlich geschehen durfte, schrieben sie ihre Ansichten auf Postkarten und verteilten diese in entfernt liegenden Stadtteilen Berlins.

Das Buch ist der letzte Roman Falladas und es gefiel mir sehr gut. Die Schilderungen sind genau und ich litt wirklich mit dem Ehepaar Hampel. Ja, auch Bücher, die im letzten Jahrhundert geschrieben wurden, sind keineswegs altbacken. Jeder stirbt für sich allein ist ein zeitloses Buch, was die damalige Situation erschreckend real wirken lässt. Die Sorge der Mutter bei der Einberufung des Sohnes und die Angst des Ehepaares, dass sie denunziert werden und ins Gefängnis müssen, hat mich mitgerissen. Spannender geht es kaum, zumal die Geschichte auf Tatsachen beruht und nicht der Phantasie einfallsreicher Schriftsteller entspringt.