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Veröffentlicht am 13.01.2019

Fremdland

Fremdland
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Mo ist aus seiner Heimat Senegal nach Berlin geflüchtet. Seine Vorstellungen von Deutschland muss er sehr schnell revidieren, aber er möchte seiner Familie etwas bieten. So gerät er mit dem Gesetz in Konflikt ...

Mo ist aus seiner Heimat Senegal nach Berlin geflüchtet. Seine Vorstellungen von Deutschland muss er sehr schnell revidieren, aber er möchte seiner Familie etwas bieten. So gerät er mit dem Gesetz in Konflikt und trifft auf Polizisten, die ihre eigenen Vorstellungen von Recht haben.
„Jay“ Jerusalem Schmitt, Leiter der 9. Mordkommission für besondere Fälle, beschäftigt sich mit einer alten Sache, die Ungereimtheiten aufweisen. Dann wird er auch noch zu einem Mord in einem Seniorenheim gerufen. Das Opfer Louisa Sprecher ist fast hundert Jahre alt und der Täter hat eine rätselhafte Nachricht hinterlassen. Wer tötet eine Frau in dem Alter?
Wie schon bei „Die letzte Farbe des Todes“ habe ich mich ein wenig schwergetan, weil über Gespräche nur berichtet wurde. Mir wäre ein direkter Dialog lieber gewesen. Zudem spielt die Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen und es war nicht immer gleich zu erkennen, wo man sich befand.
Manche Szenen werden aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten, so dass ich einen umfassenden Eindruck gewinnen konnte.
Jay hat eine internationale Ausbildung hinter sich und einen scharfen Verstand. Er möchte seine Fälle klären und hält sich nicht unbedingt an Regeln. An seiner Teamfähigkeit könnte er meiner Meinung nach auch noch arbeiten. Dieses Mal ist er persönlich betroffen, da sein Vater in die alte Geschichte involviert war. Besonders sympathisch ist mir Jay nicht.
Es ist dennoch eine spannende Geschichte, die sich um Fremdenfeindlichkeit und Polizeigewalt dreht. Obwohl dies alles in der Vergangenheit spielt, ist das Thema hochaktuell.
Auch wenn ich lange keine Verbindung zwischen den einzelnen Handlungssträngen erkennen konnte, so löst sich doch am Ende als schlüssig auf.
Ein spannender und aktueller Krimi mit einem sehr ernsthaften Thema.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Unkonventionelle Protagonistin

Die Abenteuer der Cluny Brown
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Die zwanzigjährige Clover Brown, genannt Cluny, ist Waise und lebt daher bei Ihrem Onkel Arnold Porritt. Der mag seine Nichte, aber findet es sehr schwer mit Cluny umzugehen, denn Cluny ist sehr speziell. ...

Die zwanzigjährige Clover Brown, genannt Cluny, ist Waise und lebt daher bei Ihrem Onkel Arnold Porritt. Der mag seine Nichte, aber findet es sehr schwer mit Cluny umzugehen, denn Cluny ist sehr speziell. Ihr Onkel ist der Meinung, dass sie einfach keine Ahnung hat, was sich gehört. Sie nimmt ihren Tee im Ritz und verbringt den Tag orangenessend im Bett. Dann übernimmt sie auch noch einen Auftrag ihres Onkels, weil der gerade nicht verfügbar ist. Da das so nicht weitergehen kann, schickt ihr Onkel sie in Stellung. Cluny wird Stubenmädchen bei Aristokraten auf dem Land. In Friars Carmel trifft sie Sir Henry und seine Gattin Lady Carmel, Sohn Andrew und seine Freundin Betty aus London sowie den Polen Adam Belinski. Auf Frias Carmel scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, obwohl England sich auf den krieg vorbereitet.
Dieses Buch ist eine Neuveröffentlichung des 1944 erstmals veröffentlichten Romans „Das Mädchen Cluny Brown“.
Der Schreibstil passt wunderbar zum britischen Leben jener Zeit. Die Charaktere sind sehr gut und individuell dargestellt. Der Herr des Hauses Sir Henry frönt dem süßen Nichtstun, Lady Carmel hat alles im Griff und Andrew ist fasziniert vom drohenden Krieg. Cluny ist natürlich die Hauptperson. Sie ist einfach Cluny, will sich nicht anpassen und gibt nichts auf gesellschaftliche Konventionen. Mit ihrer ungewöhnlichen Art zieht sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, auch die des Apothekers Wilson.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der das Klassendenken gepflegt wurde, aber die Protagonistin Cluny schert sich nicht darum, sondern begegnet allen Menschen auf Augenhöhe. Sie erfüllt ihre Aufgaben und tut doch das, was sie will.
Ein unterhaltsamer Roman mit einer liebenswert spontanen und etwas unkonventionellen Protagonistin, der mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Eine berührende Geschichte

Unter uns nur Wolken
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Florian hat der Tod seine Frau schwer mitgenommen und dann erhält er auch noch eine schlimme Diagnose: Alzheimer. Sein Sohn möchte ihn ins Heim stecken, denn Florian benötigt Hilfe. So zieht sein Enkel ...

Florian hat der Tod seine Frau schwer mitgenommen und dann erhält er auch noch eine schlimme Diagnose: Alzheimer. Sein Sohn möchte ihn ins Heim stecken, denn Florian benötigt Hilfe. So zieht sein Enkel Tom bei ihm ein und sorgt für Betreuung. Doch Florian hat seinen eigenen Kopf und vergrault jede Person, die ihm helfen soll. Tom weiß nicht, was er tun soll, denn er muss sich ja auch um seine Bar kümmern. Da steht plötzlich Anika vor der Tür, die keine Unterkunft mehr hat, kein Geld, aber Liebeskummer. Auch sie versucht der alte Mann wieder zu vergraulen. Aber Ani hat eigentlich gar keine Wahl, sie darf sich nicht unterkriegen lassen. So nach und nach kommen sie und der alte Mann ins Gespräch. Bald schon können sich Tom und Florian ein Leben ohne Ani nicht mehr vorstellen.
Mir hat dieser berührende Roman gut gefallen. Obwohl es um ein ernstes Thema geht, hat er durchaus auch witzige Seiten.
Die Charaktere sind sehr gut und authentisch gezeichnet. Florian weiß genau, was er nicht will, und wird dann richtig boshaft. Das fordert den Menschen, die mit der Betreuung eines Alzheimer-Patienten zu tun haben, einiges ab – so auch Tom. Er liebt seinen Großvater und will ihm wirklich helfen, doch der macht es ihm nicht leicht. Aber auch Ani muss sich vieles anhören, doch sie lässt sich nicht abschrecken. Ich mochte die drei, die hier versuchen, das schwierige Leben gemeinsam zu meistern. Dass dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, war schon abzusehen.
Ein unterhaltsamer Roman, der berührt und trotz der Leichtigkeit auch traurig macht und nachdenklich stimmt.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Magd wird zur Adeligen

Das Geheimnis der Zuckerbäckerin
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Die 22-jährige Magd Christina backt für ihr Leben gerne und möchte Bäckerin werden. Heimlich werkelt sie in der Backstube ihrer Dienstherren und erschafft süße Köstlichkeiten. Deshalb verliert sie ihre ...

Die 22-jährige Magd Christina backt für ihr Leben gerne und möchte Bäckerin werden. Heimlich werkelt sie in der Backstube ihrer Dienstherren und erschafft süße Köstlichkeiten. Deshalb verliert sie ihre Anstellung. Zufällig begegnet sie dem Adeligen Emilius von Kobsdorff, der eine Wette gewinnen möchte. Christina schlüpft in die Rolle einer Adeligen. Das gefällt ihr und sie genießt das unbeschwerte Leben, doch dann verliebt sie sich und muss eine Entscheidung treffen.
Dies ist mein erstes Buch von Birgit Jasmund und sie konnte mich mit ihrem authentischen und unterhaltsamen Schreibstil gleich packen.
Es ist gut gelungen, die fiktiven Personen in das historisch belegte Geschehen einzubinden. Es ist großes Tamtam, was des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. und der polnische König August II. bei ihrem großen Campement veranstalten.
Die Charaktere sind alles sehr gut ausgebildet. Christina ist eine sympathische junge Frau, die das Leben nimmt wie es kommt. Ihre Leidenschaft gilt dem Backen, was sie den Job kostet. Daher lässt sie sich auch auf diese verrückte Geschichte ein. Es ist ein bisschen wie „My fair Lady“. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht, ist ja vorauszusehen. Emilius ist ein Bruder Leichtfuß, dem öfters mal die Leviten gelesen werden müssen. Es kann ihm nicht gefallen, dass Christina sich über seine Anordnungen hinwegsetzt und weiter Backwaren produziert. Bei einer solchen Aktion trifft sie den Bäcker Adrian und es kommt wie es kommen muss…
Mir hat dieser historische und unterhaltsame Roman rund um den „Dresdner Stollen“ gut gefallen.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Wie wir leben wollen

Die Stadt der Zukunft
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Städte sind ein Ort des Zusammenlebens und ein Raum für Architektur, Verkehr, Kunst und Natur. Hier treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Es ist ein Ort für die unterschiedlichsten Menschen ...

Städte sind ein Ort des Zusammenlebens und ein Raum für Architektur, Verkehr, Kunst und Natur. Hier treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Es ist ein Ort für die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen. Da bleibt es nicht aus, dass Städte auch viel Konfliktpotential bieten. Wie gelingt Migration? Was ist bewahrenswert aus der Vergangenheit und was muss für die Zukunft weichen? Wie kann es gelingen, immer mehr Menschen in den Städten unterzubringen und bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten? Grund und Boden sind teuer – wie kann man zwischen Beton auch noch Natur erhalten?
Die Autoren Robert Kaltenbrunner und Peter Jakubowski haben sich in diesem Buch mit dem Thema Stadtleben und Stadtentwicklung beschäftigt. Dabei werden Probleme genauso betrachtet wie Zukunftsperspektiven und Verkehrskonzepte. Was dabei herausgekommen ist, bietet nicht „die Lösung“, sondern gibt Denkanstöße dafür, wie es weitergehen könnte.
Es ist für einen Laien nicht ganz einfach, dieses Buch zu lesen. Vieles war mir nicht gleich verständlich, sondern musste von mir mehrmals gelesen werden. Der Untertitel des Buches „Wie wir leben wollen“ sollte einen dazu bringen, sich selbst Gedanken zum Thema zu machen. Als Einzelner nimmt man das, was passiert, hin und glaubt, keinen Einfluss nehmen zu können. Aber vielleicht gelingt es ja, selbst Einfluss zu nehmen. Das Buch „Die Stadt der Zukunft“ gibt eine Menge Denkanstöße.
Man erhält auf jeden Fall einen neuen Blick auf das Thema „Stadt“. Ich hoffe, dass auch die Städteplaner den Inhalt dieses Buches mit in ihre Überlegungen einbeziehen.
Nicht einfach zu lesen, aber sehr interessant.