Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen?
Manche Engel sterben frühDieses Buch hat mich sehr gefesselt, so dass ich es in knapp 2 Tagen (die Feiertage machten es möglich) ausgelesen und mich auch im Nachgang noch sehr beschäftigt hat. Ruths glückliche Kindheit mit einem ...
Dieses Buch hat mich sehr gefesselt, so dass ich es in knapp 2 Tagen (die Feiertage machten es möglich) ausgelesen und mich auch im Nachgang noch sehr beschäftigt hat. Ruths glückliche Kindheit mit einem Stiefvater, der wie ein Vater für sie ist, endet jäh mit der Geburt ihrer Halbschwester Christin. Für ihre Mutter Gudrun ist sie fortan Luft – sie vergisst Ruth‘s Geburtstag und Einschulung. Es hat mir fast das Herz zerrissen, hoffnungsvoll das Kind vor mir zu sehen, hoffend bis zur letzten Sekunde – und dann so enttäuscht zu werden. Was würde man anders tun, als die Schuld bei sich zu suchen – oder bei der unerwünschten Schwester. Diese entwickelt sich zu einer verwöhnten Göre, die Ruth zusätzlich das Leben erschwert. Als einzigen Ausweg sieht Ruth die Flucht zu ihrer Tante (der Mutter ihrer Schwester) nach Berlin, wo es ihr gelingt ein bescheidenes, aber friedliches und eigenes Leben aufzubauen. Und plötzlich steht Christin vor der Tür: verwahrlost, zerlumpt, abgemagert und drogenabhängig – und sie bestiehlt Ruth, die ihr deshalb nicht ein zweites Mal öffnet. Das nächste was Ruth erfährt ist die Nachricht über das Auffinden eines unbekannten toten Mädchens: Christin. Ruth erhält deren letzte Habseligkeiten, darunter ein Tagebuch. Nach dem Lesen macht sie sich schwere Vorwürfe, Christin die Tür nicht ein zweites Mal geöffnet zu haben – in dem Tagebuch steht Christin‘s Geschichte ...
Das Schicksal von Ruth, aber auch Christin, hat mich berührt. Egal was Ruth versucht, sie kann sich nicht von ihrer Schwester befreien. Und noch über den Tod hinaus sorgt sie bei Ruth für schwere Schuldgefühle. So grausam und gefühlskalt die Mutter – so hilfreich ist der gute Freund aus Kindertagen - gemeinsam mit ihm schafft Ruth es ihren Stiefvater aufzuspüren, der von Gudrun ebenso gedemütigt, hintergangen, verletzt und betrogen wurde, wie Ruth.
Ich möchte nicht die Geschichte nacherzählen – ein jeder der sich dafür interessiert sollte sie selbst lesen und sich ein eigenes Bild machen. Neben „Alptraum“ ist es Margarethe van Marvick wieder gelungen eindringlich eine erschütternde Geschichte zu erzählen, deren Hoffnung auf Besserung immer wieder durch einen neuen Schicksalsschlag erschüttert wird aber dessen Protagonistin doch nicht daran zerbricht. Ein Buch, das noch lange nach dem Lesen in einem nachwirkt!