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Veröffentlicht am 27.12.2018

Mischung aus Hochspannung und logischen Löchern

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Bei Nele Neuhaus wird wahrscheinlich fast jeder angeben, dass er ihr und ihrer Reihe rund um Pia Kirchhoff/Sander und Oliver Bodenstein mit „Schneewittchen muss sterben“ verfallen ist. Seitdem ist viel ...

Bei Nele Neuhaus wird wahrscheinlich fast jeder angeben, dass er ihr und ihrer Reihe rund um Pia Kirchhoff/Sander und Oliver Bodenstein mit „Schneewittchen muss sterben“ verfallen ist. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen, aber ich habe stets jeden neuen Band der Reihe sehnsüchtig erwartet. Ich habe auch fleißig die Stimmen anderer wenig begeisterte LeserInnen verfolgt und muss auch eingestehen, dass sich die Fälle meist nach einem sehr ähnlichen Muster entwickeln, da es häufig einen konkreten Verdächtigtenkreis gibt, in dem jeder jeden deckt. Dennoch ist der Schreibstil und die Komplexität der Fälle bewundernswert und ich finde, dass in diesen Aspekten nicht viele der Autorin das Wasser reichen können.

Offensichtlich habe aber nicht nur ich diese Kritik verfolgt, sondern auch Neuhaus selbst, da sie in „Muttertag“ an einer Stelle diese Kritik selbstreflexiv aufnimmt, diesmal bezogen auf ihr stets großes Figurenrepertoire. Sie wägt durch ihre Figuren das Für und Wider ab und man merkt deutlich, dass sich hier das Statement verbirgt, dass viele Aspekte, egal bei welchem Genre, einfach Geschmackssache sind. Dies finde ich auch tatsächlich sehr wichtig und wer eben nicht mit dem Stil von Neuhaus leben kann, der soll sie eben nicht lesen. Kommen wir aber zum angesprochenen Schema F zurück, das auch in „Muttertag“ durch die ehemaligen Pflegekinder eines Toten repräsentiert wird. Schnell ist klar, dass sich der oder die MörderIn innerhalb dieses Kreises befinden muss. Auch wenn man hier also wieder das übliche Handlungsmuster der Autorin erkennen kann, habe ich mich an diesem Stilelement immer noch nicht satt gelesen, da es eben genug Verdächtige gibt, es kann genug spekuliert werden und dadurch, dass der Täter nicht irgendwer sein kann, wird auch dem psychologischen Aspekt der Tat viel Zeit gewidmet und so lese ich meine Krimis am liebsten!

Dennoch ist „Muttertag“ auch irgendwie anders. Man kann es eindeutig als ein Nele-Neuhaus-Kriminalroman identifizieren und dennoch gibt es zwei Aspekte, die mir bei ihr noch nie in dieser Form aufgefallen sind. Mir gefällt eigentlich immer sehr gut, wie intensiv und anschaulich die Ermittlungsarbeiten dargestellt werden und dass sie dadurch stets sehr realistisch wirken. Grundsätzlich ist das in „Muttertag“ auch gegeben, aber gleichzeitig haben sich für mich doch zu viele Logikfehler ergeben. Pia und ihre Kollegen waren sehr viel mit Befragungen beschäftigt und dabei ist mir immer wieder aufgefallen, dass sich wer wann befragt wurde, nicht sinnvoll erschlossen hat. Dort wurden Figuren überhaupt nicht befragt, die aber total offensichtlich auf der Hand lagen. Im Rückblick ist mir natürlich klar, dass man sich mit den entsprechenden Befragungen 200 Seiten mindestens hätte sparen können. Aber wenn das so auffällt, wie unlogisch das ist, ist es einfach nicht geschickt gemacht.

Der letzte Band hat sich ganz um Bodenstein gedreht, mit einem Zeitsprung von drei Jahren sind wir in „Muttertag“ vor allem wieder bei Pia Sander. Pia war schon von Anfang die Figur, in die man sich besser hineinversetzen konnte, von daher hat es mir gefallen, dass es in diesem Band auch so persönlich wurde und vor allem dann auch noch auf eine sehr unerwartete Art und Weise. Die Verwicklungen haben nämlich zu einem Showdown geführt, der aller Erster Sahne war und schon fast eines Thrillers würdig war. Da die Reihe ja bereits auch verfilmt wurde, habe ich sogar mit den DarstellerInnen ein Kopfkino entwickeln können, das spannender nicht hätte sein können. Neuhaus ist zwar wirklich keine zimperliche Erzählerin, aber dennoch habe ich so ein Kampf um Leben und Tod von ihr noch nie so gesehen und das war richtig, richtig stark!

Fazit: Der neuste Streich von Nele Neuhaus, „Muttertag“, ist einerseits ein typischer Band, da er wie immer eine spannende Milieustudie bietet, andererseits war er auch total anders. Die Ermittlungsarbeiten wurden leider stellenweise sehr unlogisch angegangen, dafür war der Showdown so spannend, dass man an den Seiten regelrecht geklebt hat. In jedem Fall bleibt aber, dass auch dieser Kriminalroman eine wirklich gute Unterhaltung darstellt!

Veröffentlicht am 17.12.2018

Autorin stand sich oft selbst im Weg

The Hardest Fall
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Ich bin immer schon ein riesiger Fan von Sportfilmen und –serien gewesen und bin daher immer sehr begeistert, wenn sich entweder Jugendbücher oder NA (das Genre, in dem ich doch am meisten lese) auch immer ...

Ich bin immer schon ein riesiger Fan von Sportfilmen und –serien gewesen und bin daher immer sehr begeistert, wenn sich entweder Jugendbücher oder NA (das Genre, in dem ich doch am meisten lese) auch immer mal wieder einer Sportart widmen. Zuletzt war das u. a. Sarina Bowen mit ihrer Ivy-Years-Reihe, in der aber erst im dritten Band Eishockey wirklich als Teil der Handlung zur Geltung kam. Dadurch hatte ich aber Blut geleckt und habe dadurch zielsicher „The Hardest Fall“ von Ella Maise ins Auge gefasst, wo schon das süße Cover verrät, dass es auch um Football geht.

Eine riesige Stärke dieses Buches möchte ich gleich ganz an den Anfang stellen, weil ich wirklich fasziniert war, wie sehr mich die Chemie von Zoe und Dylan in ihren Bann ziehen konnte. Ich glaube sogar, dass die beiden als Einzelfiguren total daneben hätten sein können, aber zusammen waren sie so eine Einheit, dass ich gerne in die Seiten gekrochen wäre, nur um diese intensiv erzeugten Gefühle zwischen den beiden noch näher erfahren zu können. Verbunden mit dieser enormen Stärke geht aber auch schon der erste Stolperstein einher. Oftmals findet man in NA-Büchern ein gutes Gleichgewicht von Dialogen und inneren Monologen und meistens stehen diese auch jeweils eher für sich. Maise hat nun einen Stil, bei dem Dialoge durch ellenlange innere Monologe unterbrochen werden, so dass man den Faden für die Inhalte des Dialogs verliert. Gerade zu Beginn des Buchs hat mich das sehr irritiert. Mich hätte es vermutlich sogar tierisch genervt, wenn eben diese Verbindung zwischen Zoe und Dylan nicht gewesen wäre, die das gut ausgleichen konnte. Im Verlauf des Buches ist mir dieses stilistische Element auch nicht mehr so stark ins Auge gesprungen, vermutlich hat sich da schon Gewohnheit eingesetzt.

Ein weiteres Auf und Ab gab es schließlich noch in der Frage, wie realistisch/unrealistisch diese Geschichte ist. So ist die Darstellung von Beziehungen mit Nebenfiguren meist sehr, sehr authentisch dargestellt. Gerade die Beziehung von Zoe zu ihrem Bruder Chris, die erst mit über 20 Jahren von ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis erfahren haben, ist perfekt erzählt. Dort gibt es eine überspringende Freude, sondern viel Bedacht, sich tatsächlich erstmal kennenzulernen. Zudem ist in Form von Kayla, Zoes bester Freundin, eine toxische Beziehung dargestellt, die ebenfalls mit viel Fingerspitzengefühl dargestellt ist. Dann wiederum ist aber das Drama, das Zoe und Dylan vor eine Beziehungsprobe stellt, so künstlich und unrealistisch erzeugt, dass ich wieder fluchen konnte. Meistens findet man bei AutorInnen entweder den Hang zum Realismus oder eben zum Gegenteil, aber selten so ein Mischmasch. So wird einer richtig guten Lektüre eben doch ein gewichtiger Teil genommen.

Abschließend komme ich noch auf die Darstellung der Sportart zu sprechen, da ich sie in meiner Einleitung so explizit angesprochen habe. Die Darstellung vom Football war gut gelungen. Vielleicht hätte die ein oder andere Sicht von Dylan auf seine Sportart noch das gewisse Extra gehabt, aber es durch Zoes Augen zu erleben, die bis dato wahrlich kein Football-Fan war, war passend, da dadurch auch genau die richtigen Emotionen erzeugt werden. Zum Schluss gibt es ja auch noch die Draft-Auslosung, man sieht also, dass die Sportart wirklich gut integriert war, so stelle ich mir das immer vor!

Fazit: Eine sehr, sehr gute Lektüre wurde leider dadurch ausgebremst, dass die Autorin sich bei kleineren Aspekten selbst im Weg stand. So hat sie leider einen Stil, bei dem interessante Dialoge durch jede Menge inneren Monolog unterbrochen werden, aber wenigstens gewöhnt man sich daran. Zudem füllt sie zwischen unrealistisch und realistisch eine ganze Skala aus. Das ist wirklich schade, da die dargestellte Beziehung des Pärchens ansonsten nahezu perfekt ist!

Veröffentlicht am 17.12.2018

Hat nicht mehr den Charakter des Neuen

Beautiful Liars, Band 2: Gefährliche Sehnsucht
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Um die Veröffentlichung vom ersten Band der „Beautiful Liars“ von Katharine McGee gab es viel Aufregung, was vor allem am Cover lag, das eher den Eindruck eines kitschigen Jugendbuchs erweckte. Für mich ...

Um die Veröffentlichung vom ersten Band der „Beautiful Liars“ von Katharine McGee gab es viel Aufregung, was vor allem am Cover lag, das eher den Eindruck eines kitschigen Jugendbuchs erweckte. Für mich ist „Beautiful Liars“ so oder so ein Jugendbuch, aber es hat eben doch auch ein sehr anspruchsvolles Korsett, das mich beispielsweise vollends überzeugen konnte, weswegen ich der Veröffentlichung des zweiten Bands sehr entgegengefiebert habe.

Ein echter Magnet beim ersten Band war ganz klar diese Hightech-Zukunftswelt, die McGee sehr detailverliebt entworfen hat und die ich so faszinierend (sicherlich aber auch erschreckend, sollte es irgendwann mal tatsächlich so sein!), dass ich über jede neue Entdeckung sehr begeistert war. Im zweiten Band fällt dieser Aufbau der neuen Welt logischerweise fast komplett weg, weil wir diese Welt eben schon kennengelernt haben. Leider habe ich beim zweiten Band nun erst richtig gemerkt, was für ein belebendes Element diese Entdeckung der Zukunftswelt für mich bedeutete, da dieser Reiz nun eben weggefallen ist. Natürlich gab es noch einmal die ein oder andere technische Erfindung, die präsentiert wird, aber es war eben deutlich weniger, so dass die Faszination des Neuen einfach weg war.

Dadurch bleibt natürlich auch mehr Platz für die tatsächlichen Geschichten, was also durchaus auch sein Gutes haben kann. Im Groben war ich auch mit dem Fortgang der Geschichte zufrieden, ich habe nach wie vor an den Seiten geklebt, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht, aber man hat doch deutlich gemerkt, dass es sich um den mittleren Band einer Reihe handelt, da es eben auch einige Entwicklungen gab, die mir nicht so gut gefallen haben oder bei denen ein kleiner Bogen geschlagen wurde, um künstlich Spannung zu erzeugen. Da war zum Glück nichts Dramatisches bei, andere AutorInnen greifen da schon mal brutal daneben, um Effekte zu erzeugen, aber dennoch sorgt es eben dafür, dass sich keine grenzlose Begeisterung wie beim ersten Teil einstellen kann.

Was ich wiederum richtig stark fand, waren die Figurenentwicklungen und damit einhergehend neue Beziehungen oder andere Seiten von alten Beziehungen. Leda ist sicherlich die ambivalenteste Figur diese Reihe. Sie hat einen Charakter, den man nicht ganz greifen kann, weil sie sich vermutlich selbst nicht kennt. Bei ihr ist es wirklich spannend, immer neue Seiten an ihr zu entdecken und gerade gegen Ende des zweiten Bandes hat man wirklich das Gefühl, bei ihr einen Punkt zu haben, wo man sie wirklich kennt, selbst wenn man sie vielleicht immer noch nicht als sympathisch bezeichnen würde. Es gibt eine neue Beziehung, von der ich nie gedacht hätte, dass sie mich faszinieren könnte, es gibt auch neue Freundschaften und eine ganz neue Figur. Auf der Charakterebene wird wirklich viel tolle Arbeit geleistet!

Fazit: Es ist wie sooft. Der zweite Band der „Beautiful Liars“ ist für mich nach wie vor eine blendende Unterhaltung, aber kann eben auch nicht an den faszinierenden ersten Band heranreichen. Das liegt vor allem daran, dass der Charakter des Neuen nicht mehr gegeben ist, weil man die hochtechnologisierte Welt bereits kennt. Zudem gibt es einige Handlungen, die sehr offensichtlich zur Vorbereitung des finalen Bandes dienen. Sehr, sehr gut gelungen sind dafür weiterhin die Figuren und die Entwicklungen der Beziehungen untereinander. Dafür klebt man 100% an den Seiten!

Veröffentlicht am 10.12.2018

Aller Neuanfang ist schwer

Dein Bild für immer
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Wenn mich jemand nach einem Geheimtipp im Genre Liebesromane fragen würde, würde ich immer Julia Hanel nennen, da ich „Zwei fürs Leben“ und „Liebe, Zimt und Zucker“ als positive Überraschungen in den letzten ...

Wenn mich jemand nach einem Geheimtipp im Genre Liebesromane fragen würde, würde ich immer Julia Hanel nennen, da ich „Zwei fürs Leben“ und „Liebe, Zimt und Zucker“ als positive Überraschungen in den letzten Jahren empfunden habe. Ihre Liebesgeschichten sind nicht so schwermütig, wie es z. B. die Werke von Nicholas Sparks und anderen AutorInnen gerne sind, was ich aber auch gerne lese, sondern meist locker-leicht, mit einer Portion Humor versehen und in ihrer Einfachheit nachklingend. Die Autorin beweist wirklich, dass weniger oftmals mehr sein kann.

Mit diesen Vorschusslorbeeren im Kopf habe ich mich natürlich wahnsinnig über die Veröffentlichung von „Dein Bild für immer“ und die Ankündigung von „Herzklopfen nicht ausgeschlossen“ fürs nächste Jahr gefreut. Bei „Dein Bild für immer“ habe ich auch sofort wieder Hanels Stil wiedererkennen können und trotzdem ist bei ihr immer die Versicherung da, dass sie auf gleiche Art doch immer neu erzählt. In diesem Buch ist sicherlich eine besondere Stärke, dass die Handlung zum größten Teil auf Bali spielt und bei den Beschreibungen der örtlichen Begebenheiten und bei den Erlebnissen vor Ort, merkt man deutlich, dass die Autorin selbst schon einmal vor Ort war, weil man es authentischer echt nicht machen kann. Ich gehöre leider zu den Leserinnen, die nicht die größte Vorstellungskraft haben, daher bin ich immer den Erzählern dankbar, die dennoch Bilder bei mir im Kopf entstehen lassen. Zudem waren diese Momente zu Bali nie langatmig, da man sich in Beschreibungen von Orten ja durchaus schon mal verlieren kann, aber es war deutlich, dass nicht ausschließlich der visuelle Aspekt im Vordergrund war, sondern dass Bali mit allen Sinnen erfahren wurde, das hat sehr geholfen.

Dennoch hatte ich auch so meine Probleme in diesem Roman, da mir vor allem Protagonist Niklas viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Grundsätzlich fand ich den Gedanken gut, dass er so kontrastreich zu Sophie, der Protagonistin war und auch zu ihrem verstorbenen Verlobten war, da er sie so herausfordern und ihr andere Seiten des Lebens offenbaren konnte. Dennoch hatte er auch etwas Rücksichtsloses, ihm fehlte oftmals die Empathie, so dass ich gerade am Anfang der Geschichte sehr besorgt war, wo es mit ihm noch hinführen soll. Denn leider macht man ja oft die Erfahrung, dass die Chemie zwischen einem beabsichtigten Liebespärchen nicht stimmt, weil man mit einer Figur einfach nichts anfangen und sich daher auf das Paar ebenso nicht einlassen kann. Zum Glück lässt Niklas immer mal wieder seine Stärken aufblitzen und gerade zum Ende des Romans hin gefällt er mir sehr gut, weil er dort ein eindeutiges Profil hat und in sich gereift wirkt, als ob er auch im Leben angekommen wäre. Dennoch muss ich insgesamt resultieren, dass er mir zu unbeständig war und dass es auch nicht ganz geschickt gewählt war, dass Niklas eigentlich nur derjenige ist, der Fehler macht.

Natürlich war Sophie jetzt ihm gegenüber nicht als Engel gezeichnet, da vor allem auch ihre eifersüchtigen Momente schwer zu ertragen waren, aber insgesamt war bei ihr einfach ein ganz anderer Fokus gelegt. Sophie wurde natürlich vor allem als Trauernde dargestellt, die sich von einem Lebensabschnitt verabschieden muss, um den Neuanfang wagen zu können. Dabei kommt auch zum Vorschein, dass sie sich selbst überhaupt erstmal finden muss. Den Anstoß zu allem gibt natürlich Niklas mit seiner Art und Weise und die Reise, die sie mit sich selbst durchlebt, war sehr mitreißend und hat eben so viel Zeit eingenommen, dass sie insgesamt eher wie die Liebe wirkt, während Niklas dann schon mal einen Teufelscharakter hat, weil er manche Fettnäpfchen nicht auslassen kann. Das Ende des Romans ist wirklich toll gemacht, da e schon fast auf eine spannende Art und Weise mitfiebern lässt, wie die beide sich wohl letztlich bekommen werden. Die gewählte Lösung hierfür ist genau richtig für gesamte Geschichte.

Fazit: „Dein Bild für immer“ mag in meinen Augen bisher der schwächste Roman von Julia Hanel sein, da es eben bei den Charakteren einige Schwächen gab und dennoch besteht am Ende eine Zufriedenheit, die beweist, dass die Autorin auf einem extrem hohen Level zu unterhalten vermag.

Veröffentlicht am 28.11.2018

Gelungene Neuinterpretierung von Cinderella

Cinder & Ella
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Ich habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich ...

Ich habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich lese gerne NA und muss das Genre nicht ständig neu erfunden haben, von daher erwarte ich von solchen Büchern auch nicht unbedingt immer etwas Neues, aber die Rezensionen vermittelten mir den Eindruck, dass Kelly Oram etwas Großartiges geschaffen hat. Dann kam aber auch die erste negative Rezension rein und ich habe erleichtert festgestellt, dass auch „Cinder & Ella“ eine reine Geschmacksfrage ist.

Der Einstieg fällt in meinen Augen etwas holprig aus, da alle Figuren rund um Ella extrem überzeichnet wirken. Ella wirkt echt und authentisch, man bekommt wirklich schnell ein Gefühl für sie und ihre Empfindungen und ich konnte mich wirklich gut mit ihr identifizieren. Alles andere aber scheint zunächst wirklich wie bei dem Märchen Cinderella wirken zu sollen. Die böse Stiefmutter mit den bösen Stiefschwestern und der Prinz, der in seiner ganz eigenen Welt lebt. Vor allem Cinder fand ich am Anfang schwer erträglich. Seine Gedanken waren so sprunghaft und auch seine Arroganz, ätzend! Das hinterher alles damit zu begründen, dass er sein wahres Ich wegen des vermeintlichen Verlusts von Ella unterdrückt hat, fand ich da zu einfach. Aber auch Ellas Vater ist unheimlich extrem in seinen Handlungen. Mal empathisch, mal egoistisch, es war schwer, bei ihm eine klare Linie zu erkennen.

Diese Eindrücke legen sich aber irgendwann, weil Oram Cinderella nicht einfach nacherzählten wollte, sondern doch ihre eigene Geschichte daraus machen wollte. So gibt es einige sehr überraschende Entwicklungen und von da an ist die Autorin auch in der Zeichnung ihrer Figuren viel stringenter. Mir gefällt es auch sehr, dass die Autorin nicht zu übertrieben auf dramatische Effekte gesetzt hat. Natürlich war Drama da, aber so wohl dosiert und dann auch so authentisch gestaltet, dass ich es als sehr, sehr angenehm empfunden haben. Vor allem die sehr intensiven Gespräche zum Ende hin, die ganzen kleinen Momente, die toll getimed wurden, da hat man deutlich gemerkt, dass Oram ein Fingerspitzengefühl hat, wie es laufen sollte. Grandios war sicherlich auch die Buchvorlage, um die sich alles dreht. Das war so detailliert aufgebaut, dass man fast hätte meinen können, dass es diese Buchreihe wirklich gibt. Insgesamt wirkte vieles positiv gesprochen nerdig, was großartig war, da normalerweise Protagonist ist reich oder bekannt gerne schon mal zur Oberflächlichkeit führt.

Fazit: Nach einem etwas holprigen Start, in der die Geschichte noch zu sehr an der Märchenvorlage klebte, entwickelt sich eine gelungene Neuinterpretation von Cinderella, die vor allem durch die kleinen Momente und die Authentizität zu begeistern weiß.