Rezension zu der Puzzlemörder von Zons von Catherine Shepherd
Titel: Der Puzzlemörder von Zons
Autor: Katherine Shepherd
Verlag: Kafel Verlag
Genre: Kriminalroman, Fantasy
Erscheinungsdatum: Ursprünglich der 25.07.2012. Neuauflage ist dieses Jahr (2016) erschienen
Isbn: 978-3000390098
Ich habe das Buch im Zuge einer Leserunde auf lovelybooks.de gelesen und das Exemplar durch den Verlag erhalten.
puzzle
Inhalt:
Zons 1495: Eine junge Frau wird geschändet und verstümmelt aufgefunden. Offensichtlich war sie Opfer des Rituals eines perversen Mörders geworden. Eigentlich ist das kleine mittelalterliche Städtchen Zons, das damals wie heute genau zwischen Düsseldorf und Köln am Rhein liegt, immer besonders friedlich gewesen. Doch seitdem der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden dem Städtchen die Zollrechte verliehen hatte, tauchte immer mehr kriminelles Gesindel auf. Bastian Mühlenberg von der Zonser Stadtwache ist geschockt von der Brutalität des Mörders und verfolgt seine Spur – nicht ahnend, dass auch er bereits in den Fokus des Puzzlemörders geraten ist.
Gegenwart: Die Journalismus-Studentin Emily kann ihr Glück kaum fassen! Sie darf eine ganze Artikelserie über die historischen Zonser Morde schreiben. Doch mit Beginn ihrer Reportage scheint der mittelalterliche Puzzlemörder von Zons wieder lebendig zu werden, als eine brutal zugerichtete Frauenleiche in Zons aufgefunden wird. Kriminalkommissar Oliver Bergmann nimmt die Ermittlungen auf. Erst viel zu spät erkennt er den Zusammenhang zur Vergangenheit. Verzweifelt versucht er die Puzzleteile des Mörders zusammenzufügen, doch der Täter ist immer einen Schritt voraus.
Meinung:
Ich versuche in meinen Rezensionen immer, so wenig wie möglich von der Story zu verraten und meine Bewertung so spoilerfrei wie möglich zu gestalten. Hier jedoch vorne weg ein kleiner Hinweis für Leute, die einen reinen Kriminalroman erwarten: Wie im obigen Klappentext beschrieben wird die Vergangenheit in der Gegenwart zum Leben erweckt. Hier wurde nicht bildlich gesprochen. Es gibt Zeitsprünge. Ja, Zeitsprünge. Es sind nicht viele, aber sie haben einen gewissen Einfluss auf die Geschichte. Deswegen auch meine Erwähnung des Genre Fantasy, oben in den Kurzangaben. Wer sowas in einem Krimi überhaupt nicht lesen mag, sollte vielleicht zu einem anderen Buch greifen.
Zunächst hatte ich einen guten Einstieg in die Geschichte. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und spielen abwechselnd in 1495 sowie in der heutigen Zeit. Schnell wird man mit den wichtigsten Charakteren vertraut gemacht. Dies wären zum einen der Müllerssohn Bastian Mühlenberg, der Teil der Zonser Stadtwache ist und mit dem Mord an einem jungen Mädchen betreut wird. Außerdem betreffen Teile der Mittelalter-Kapitel den Mörder, so dass man einen Einblick in seine verworrene Welt erhält. In der Gegenwart sind das die Freundinnen Anna und Emily. Emily ist Journalistin und möchte über die Morde von 1495 berichten. Welche Rolle Anna spielt, ist zu anfangs noch nicht ersichtlich. Im weiteren Verlauf stößt der Kommissar Bergmann dazu.
Zu anfangs konnte mich der Krimi schnell mitnehmen. Es wurde Spannung aufgebaut, die aber im weiteren Verlauf nicht gehalten werden konnte. Dadurch das man Bastians Ermittlungen verfolgt und dann ein paar Kapitel weiter Emilys Recherchen, kommt es zu Wiederholungen, die den Lesefluss stören. Der moderne Schreibstil passt gut zum Gegenwartsteil, ist dem Part in der Vergangenheit aber nicht sehr angemessen. Auch so manche Ungereimtheit hat mich das eine oder andere Mal ärgern können. Da läuft ein Mörder durch ein winziges Städtchen und entweder sind die Wachen zu müde, oder niemand gibt ihnen richtige Anweisungen und lässt ihn dadurch munter weiter morden. Ein anderes Beispiel ist die Kleinigkeit, dass der Mörder das Wort Puzzle verwendet, obwohl dieses Spiel zu dem Zeitpunkt noch nicht erfunden wurde. Das passt halt wieder zu der bereits erwähnten modernen Sprache. Oder auch die Karte von Zons, die am Anfang des Buchs eingedruckt wurde. Die Karte ist ein nettes Gimmick, aber leider total unleserlich. Natürlich sind solche kleinen Anhäufungen eigentlich keine Aufhänger. Aber wenn man nach anfänglicher Freude immer mehr betrübter wird, stören solche Sachen umgemein.
Auch die Charaktere konnten mich nicht richtig überzeugen, da sie bis zum Schluss blass geblieben sind. Am schlimmste hat dies Kommissar Oliver Bergmann getroffen. Er hätte auch gegen einen x-beliebigen Charakter ausgetauscht werden können. Einzig Anna ließ mich an ihren Gefühlen teilhaben. Sie war der einzige Protagonist, den ich ins Herz schließen konnte. Dies hätte wirklich besser umgesetzt werden können, da ich mir sicher bin, dass die Autorin das drauf hat. Die Beschreibung der kleinen Stadt am Rhein waren nämlich sehr bildhaft beschrieben und da ich erst dieses Jahr zu einem Fest dort hingefahren bin, kam mir alles wieder sehr vertraut vor.
Am meisten hat mich gestört, als die ersten Hinweise auf die Zeitsprünge kamen. Ich hatte den Klappentext wirklich nicht so gedeutet. Generell mag ich Zeitreiseromane. Aber wenn mich auf einen Krimi einstelle, möchte auch auch einen solchen lesen. Dies ist aber mein persönlicher Geschmack.
Das Ende hat mich dann noch unschlüssiger zurück gelassen. Ich schwanke immer noch zwischen 2,5 und 3 Sternen hin und her. Das Motiv des Mörders in der Gegenwart bleibt für mich genau so farblos, wie er selbst und das Ende im mittelalterlichen Teil ist so offen, dass hier wahrscheinlich im zweiten Band der Zons-Reihe angeknüpft wird.
Fazit:
Ein Kriminalroman der zunächst gut gestartet ist, mich aber im Folgenden nicht überzeugen konnte. Zu viele Widersprüche und ein unbefriedigendes Ende. Zons-Fans und Freunde von Regionalkrimis werden aber sicher auf ihre Kosten kommen. Es ist wirklich schade, da ich diesen Roman mit voller Vorfreude angegangen bin. Die folgenden Bücher über die Zons-Morde werde ich nicht lesen.
Es hat am Ende dann doch leider nur für 2,5 Sterne gereicht.