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Veröffentlicht am 19.03.2019

Familiendrama

Das bretonische Haus der Lügen
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Die Sommer im bretonischen Ferienhaus ihrer Adoptiveltern gehören zu den kostbaren Erinnerungen Adriennes. Doch vor 10 Jahren kam es zu einem dramatischen Zerwürfnis und die Vorwürfe ihrer Adoptivmutter ...

Die Sommer im bretonischen Ferienhaus ihrer Adoptiveltern gehören zu den kostbaren Erinnerungen Adriennes. Doch vor 10 Jahren kam es zu einem dramatischen Zerwürfnis und die Vorwürfe ihrer Adoptivmutter Eva haben sie tief verstört. Nun will Eva ihren 60. Geburtstag feiern und Adrienne, die nach Jahren im Team bei „Ärzten ohne Grenzen“ emotional und körperlich erschöpft ist, sehnt sich nach der Ruhe und der Atmosphäre des kleinen Fischerdorfs Ploumanac’h.
Aber es wird anders kommen, statt einer Versöhnung wird Adrienne mit weiteren Lügen und Ausflüchten konfrontiert und muss erkennen, dass Eva immer nur ihre eigenen Interessen wahren wollte und dabei ohne Rücksicht auf ihre Familie handelte.
Es mangelt wahrlich nicht an Drama in dieser Familiengeschichte von Mia Löw. Das liest sich sehr spannend und fesselnd, doch im weiteren Verlauf der Geschichte wurde es mir an Melodramatik zu viel. Dadurch verlor vor allem die Figur der Eva viel an Glaubwürdigkeit. Dabei finde ich die Suche nach Familiengeheimnissen in Verbindung mit zeitgeschichtlichen Ereignissen immer sehr fesselnd, aber hier wurde für meinen Geschmack einfach zu dick aufgetragen. Immer wenn ich dachte, das ist jetzt nicht mehr zu toppen, kommt ein weiterer Schicksalsschlag oder ein weiterer Betrug ans Tageslicht.
Mir fehlte bei den Figuren eine charakterliche Differenzierung, die Frauengestalten waren meist richtige Furien, einschließlich ins Gesicht geschütteter Getränke und knallender Türen. Die Männer flüchten sich in Affären, die natürlich zum falschen Zeitpunkt ans Licht kommen. Das erinnerte mich fatal an Boulevardtheater. Der Stoff des Romans hätte gut für weitere Bücher gereicht.
Schade, die Beschreibung und der Klappentext haben mich für dieses Buch eingenommen, aber letztendlich konnte meine Erwartung nicht erfüllt werden.


Veröffentlicht am 11.03.2019

Konnte mich nicht recht überzeugen

Volltreffer
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Der alte Roth, ein Einsiedler und Waldschrat ist tot. Haffmeyer von der Kemptner Kripo, der den Kauz eigentlich ganz gern mochte, obwohl er wusste, dass es ein alter Kunde der Polizei war, hat ihn gefunden. ...

Der alte Roth, ein Einsiedler und Waldschrat ist tot. Haffmeyer von der Kemptner Kripo, der den Kauz eigentlich ganz gern mochte, obwohl er wusste, dass es ein alter Kunde der Polizei war, hat ihn gefunden. Schon länger saß er tot in dem berühmten Häusl mit dem Herzl. Den Bolzen einer Armbrust in der Stirn. ." Haffmeyer wollte nach ihm schauen, den Roth pflegte mit Hingabe ein Blumenbeet vor einer Kapelle und so vertrocknet wie das Beet war, machte er sich Sorgen um den alten Mann.
Eike Hansen, der Hannoveraner im Allgäu, nimmt wohl endlich die letzte Hürde bei der Dauerverlobten Resi. Ein Hochzeitsanzug soll her, aber Eike zeigt zu wenig Enthusiasmus für seine kritische und auch ziemlich zickige Resi. Nur zu dankbar ist er, als der Anruf von Haffmeyer ihn in den Dienst ruft.
Bald stellt sich heraus, dass Roths Papiere gut gemacht, aber gefälscht waren. Er saß wegen eines Bankraubs, der Großteil der Beute nie aufgetaucht. Aber er lebte am Rande des Existenzminimums, würde er das machen, wenn er die Millionen hätte?
Sind seine alten Komplizen auf seine Spur gestoßen, oder wer könnte sonst noch einen Grund haben, den inzwischen harmlosen Kauz umzubringen? Diese Frage stellt sich auch Hansen und sein Team.
Als gebürtige Allgäuerin habe ich ein Herz für Regionalkrimis aus meiner alten Heimat und habe mir noch keinen Band entgehen lassen. Es ist ein Treffen mit alten Bekannten, Haffmeyer mit seinem abseitigen künstlerischen Hobby, die sympathische Hannah und den sehr eigenwilligen Kater Ignaz. Die sind auch immer für einige urkomische Szenen gut.
Allerdings war ich mit diesem Band nicht mehr so glücklich. Resi darf zweimal auftreten und bleibt ansonsten zickig. Hansen laviert mit halbem Herzen zwischen Ermittlungen und Hochzeitsvorbereitung. Dann taucht auch immer wieder ein geheimnisvoller Geheimdienstmann auf, der ein Freund und Kollege von Hansens Vater war und ihm von seinem Vater erzählen will.
Der Fall dümpelt so vor sich hin und mit dem Ende ließ mich das Buch wirklich unbefriedigt zurück. Als ich las, dass es der vorläufig letzte Band der Allgäu-Reihe des Autors war, fand ich es schade. Nach dem Lesen denke ich, eine Pause tut Hansen wirklich gut.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Familienschicksal

Jahre aus Seide
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Ulrike Renks Familiensagas basieren häufig auf einer wahren Begebenheit. Das macht ihre Romane meist besonders intensiv. In ihrem neuen Buch „Jahre aus Seide“ ist es das Schicksal der jüdischen Krefelder ...

Ulrike Renks Familiensagas basieren häufig auf einer wahren Begebenheit. Das macht ihre Romane meist besonders intensiv. In ihrem neuen Buch „Jahre aus Seide“ ist es das Schicksal der jüdischen Krefelder Familie Meyer. Karl und Magda Meyer und ihre beiden Töchter Ruth und Ilse leben ein harmonisches Familienleben. Nach den schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg geht es wirtschaftlich aufwärts. Man baut ein neues Haus in bester Krefelder Lage und die Zukunft verspricht wirklich Jahre aus Seide. Doch am Horizont ziehen bereits dunkle Wolken auf.

Sehr intensiv beschreibt die Autorin wie der Alltag der Familie immer häufiger durch das Erstarken der neuen Partei eingeschränkt wird. Erst nur durch gehässige Bemerkungen und Einschränkungen im kulturellen Leben, aber immer schneller dreht sich die Spirale der Gewalt. Die Meyers die sich als assimilierte Juden in erster Linie als Deutsche fühlen, die Synagoge höchstens zu den Feiertagen besuchen und auch keine koschere Küche pflegt, hoffen – wie viele andere auch – das dieser Spuk bald vorüber ist. Aber auch sie können die Augen nicht länger verschließen und denken über eine Auswanderung nach.

Dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt, es ist oft das Alltagsleben ganz gewöhnlicher Leute, die die Gräuel der Nazis besonders deutlich machen. Deshalb hat mich das Buch auch erst in der letzten Hälfte richtig angesprochen.

Der erste Teil beschreibt sehr ausführlich und oft auch mit vielen netten, aber letztlich nichtssagenden Details das Leben einer erfolgreichen Familie. Dem harmonischen Familienleben wird viel Platz eingeräumt. Da wird ein Idyll geschildert, mit einer liebevollen Umwelt und Eltern. Das Hauptaugenmerk in diesem Buch, das als Beginn einer Trilogie angekündigt ist, liegt auf der älteren Tochter Ruth. Ein Mädchen, das oft allzu altklug dargestellt wird. Schon als 4-5 Jährige spricht sie druckreif und reflektiert. Selbst wenn ich berücksichtige, dass Ruth meist nur Erwachsenen Umgang hat, wirkt das aufgesetzt und unecht. Wir lesen von ihrer Kinderzeit, den Freundschaften mit den Nachbarskindern, von den ersten Schuljahren und später den Jahren auf dem Lyzeum, von den ersten schwärmerischen Verliebtheiten.

Da „Jahre aus Seide“ der erste Band ist, werden natürlich viele Personen und Handlungsstränge eingeführt, deren weitere Entwicklung offen bleibt und die wahrscheinlich erst wieder in der Fortsetzung aufgegriffen werden. Das ist zwar verständlich, hat mich aber trotzdem gestört.

Gestört haben mich auch die vielen Druckfehler im Buch. Es gab eine Namensverwechslung und Sätze, die durch seltsame Satzstellung oder Wortverwechslungen sinnlos scheinen. Ich finde, das darf einem aufmerksamen Lektorat in einem renommierten Verlag nicht passieren.

Ich lese die Bücher der Autorin ausgesprochen gern und die Australien- und die Ostpreußensaga habe ich verschlungen. Deshalb bin ich enttäuscht, dass mich die Geschichte einfach nicht zu fesseln vermochte.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Düstere Geheimnisse

Das Herrenhaus im Moor
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Laura freut sich auf ihr Geburtstagsabendessen mit Frank, endlich hat er mal wieder Zeit für sie. Doch der Abend endet unschön und Laura fährt allein mit dem Zug nach Hause. In der Wut vergisst Laura eine ...

Laura freut sich auf ihr Geburtstagsabendessen mit Frank, endlich hat er mal wieder Zeit für sie. Doch der Abend endet unschön und Laura fährt allein mit dem Zug nach Hause. In der Wut vergisst Laura eine Beobachtung: sie sah einen Schatten, der sich an Franks geparkten Auto zu schaffen machte.
An diesem verhängnisvollen Abend hat Frank einen tödlichen Unfall und Laura kann sich ihren letzten Streit nicht vergeben. Allerdings bemerkt sie auch Dinge, die zeigen, dass sie trotz 13 Jahre Ehe ihren Mann nicht richtig kannte. Sie findet Dokumente, die sie nach England führen und dort zu einem alten verfallenen Herrenhaus, das eine Verbindung zu Frank hat und Menschen, die Frank kannten, aber plötzlich verstummen, wenn sie sich als seine Witwe zu erkennen gibt.
Das „Herrenhaus im Moor hat“ alle Zutaten zu einem spannenden und geheimnisvollen Roman. Die Autorin hat das Stilmittel der Rückblenden gewählt und neben der gegenwärtigen Handlung führt jedes zweite Kapitel in die Vergangenheit. Lady Victoria Milton wird mit knapp 20 Jahren Waise und ein Onkel ihr Vormund, der aber nur seine eigenen Interessen im Sinn hat. Er will das Vermögen der jungen Adligen und wenn nicht freiwillig durch die Heirat mit seinem Sohn, dann hat er andere Mittel.
Familiengeheimnisse und Anleihen an den viktorianischen Schauerroman machen den Roman sehr fesselnd und geschickt gelingt es der Autorin fast jeden Zeitenwechsel mit einem Cliffhanger enden zu lassen, der mich zum Weiterlesen zwang. Dazu kommen die schönen Landschaftsbeschreibungen, die sehr gekonnt einfließen und eine düstere Stimmung erzeugen. Das erinnerte mich stellenweise an die Romane von Daphne Dumaurier.
Was mir nicht so gut gefiel, waren die Personenbeschreibungen, die fand ich allesamt eindimensional. Nie hatte ich das Gefühl einen Menschen aus Fleisch und Blut vor mir zu sehen. Dadurch wurden mir auch einige Handlungen nicht plausibel und ganz besonders Laura strapazierte meine Geduld. Sie hat eine Neigung zum Schockverlieben. Es reicht dann immer mal ein intensiver Blick in blitzende Augen. Wie sie durch Exmoor stolpert und das Geheimnis ihres Mannes und das der Lady Victoria löste, war mir doch recht überzogen.
Trotzdem ist der Roman ein spannender Schmöker, wer sich an den genannten Punkten nicht stört, wird sich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Dorfposse

Nur Gisela sang schöner
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Das Leben im saarlandischen Hirschweiler ist beschaulich. Zu beschaulich für Dorfpolizist Jupp Backes, der sich schrecklich langweilt. Und die Notrufe der Müllerschen sind meist auch nur Einbildung. Überhaupt ...

Das Leben im saarlandischen Hirschweiler ist beschaulich. Zu beschaulich für Dorfpolizist Jupp Backes, der sich schrecklich langweilt. Und die Notrufe der Müllerschen sind meist auch nur Einbildung. Überhaupt hat es Jupp nicht leicht, seine Frau besteht auf einer Paar-Therapie, weil sie Defizite bei seiner Auffassung einer guten Ehe erkennt. Ganz anders Jupp, der ärgert sich, dass seine Schwiegermutter seit einiger Zeit im Haus lebt – kostenlos – wie schrecklich und wenn Inge Defizite sieht, dann sollte sie halt eine Putzstelle annehmen, dann wäre sie wieder ausgelastet.
Aber als Nachbarin Beate tot in der Badewanne aufgefunden wird, wird es turbulent. Inge besteht darauf, dass Beate nie und nimmer Selbstmord begehen würde, sie hat schließlich einen Käsekuchen für das Sängerfest versprochen und da Jupp noch einen Gefallen bei der Gerichtsmedizin gut hat, beschließt er die Leiche auch ohne Erlaubnis des vorgesetzten Kriminalbehörde aus „Saarbrigge“ obduzieren zu lassen. Siehe da, ein Mord – bei der Tätersuche hilft Inge und Schwiegermutter und ein zeitweiliger Friede kehrt im Haushalt Backes ein.
Titel und Beschreibung versprechen einen lustigen Kriminalroman. Das Versprechen wird zumindest beim Witz übererfüllt. Es ist eben nicht alles eitel Sonnenschein im kleinen Hirschweiler. Da gibt es Neid und Nudisten, Ehebrecher und andere dunkle Machenschaften. Doch leider kippt der Humor immer wieder ins Klamaukhafte. Das hat meinen Spaß sehr geschmälert. Besonders gegen Ende werden die einzelnen Gags durch ständige Wiederholung totgeritten. Weniger Holzhammer wäre besser gewesen. Die Krimihandlung spielt dann eher eine untergeordnete Rolle.
Allerdings findet der Autor mit der Auflösung noch einen originellen Schlussakkord.
Gestört haben mich die Worterklärungen. Jupp spricht natürlich Saarländisch und es gibt auch ein schönes Glossar am Ende des Buches. Trotzdem steht hinter jedem mundartlichen Begriff in Klammern die Übersetzung. Das klingt dann ungefähr so: Jupp, nimm die Kapp (Mütze) mit.
Auch wenn ich gern Krimis mit Humor lese, dieses Buch hat mich nicht ganz überzeugen können