'Neue' Liebe heilt 'alte' Wunden
Der wilde Schmerz in mirSaid muss in einem Altenheim Sozialstunden ableisten. Mirjam, Stationsleiterin der Station 2, auf der viele demente alte Menschen leben, soll ihn unter seine Fittiche nehmen. Schon die erste Begegnung ...
Said muss in einem Altenheim Sozialstunden ableisten. Mirjam, Stationsleiterin der Station 2, auf der viele demente alte Menschen leben, soll ihn unter seine Fittiche nehmen. Schon die erste Begegnung beider Protagonisten bewirkt verwirrende Gefühle bei beiden. Einerseits erleben sie ein Anziehung, andererseits aber auch eine Abneigung. Mit diesem Gefühlschaos weiß keiner so recht umzugehen. Beide sind noch aufgrund des Todes geliebter Menschen verschlossen und verletzt, so dass sie sich in diesem Schmerz vergraben und gefangen sind. Sie können noch nicht loslassen und können eine eine andere – diese „besondere Nähe“ (noch) nicht zulassen.
Geschickt versteht es die Autorin Ada Mea den inneren Dialog – geprägt von Zweifel und Sehnsüchten - den Said als auch Mirjam mit sich selbst auskämpfen darzustellen. Der Roman ist raffiniert aufgebaut. Die einzelnen Kapitel sind stets in der Ich-Perspektive geschrieben. Jeweilige Gegebenheit werden mal aus der Sichtweise von Said, mal aus der von Mirjam sehr detailliert beschrieben. Auch wenn der Verlauf der Geschichte absehbar ist – sie verlieben sich und finden letztendlich doch zu einander -, wird die Geschichte durch die sprachliche Verarbeitung zum Herzens-Erlebnis. Die Darstellung einzelner Liebesszenen ist der wahre Hammer, da hier schonungslos, ohne eine Blatt vor dem Mund zu nehmen, genau das beschrieben was die einzelnen Protagonisten fühlen / empfinden.
Die Geschichte ist wunderbar eingebettet in den Arbeitsalltag im Altenheim. Dem Leben und dem Charakter einzelner alter Menschen wird ebenfalls Bedeutung geschenkt.
Es ist schön zu lesen, wie viele Mitmenschen Said und Mirjam Mut machen, wieder an sich und andere zu glauben.
Fazit:
Eine tolle emotionale Liebesgeschichte, die es schafft die innersten, intimen Wünsche und Sehnsüchte aber auch Ängste und Selbstzweifel eines Menschen offenzulegen. Der flüssige und zugleich wortgewaltige Schreibstil lässt einen wunderbar in die Geschichte eintauchen.
Ein Roman, der zeigt, dass Liebe so stark sein kann, die Wunden, die der Tod hinterlassen hat, zu lindern bzw. zu heilen.
Ein echtes Leseerlebnis!