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Venatrix

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Veröffentlicht am 28.12.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Verloren in Eis und Schnee
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Als die Truppen der deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1941, trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes, in die Sowjetunion einmarschiert, werden nicht nur Kunstschätze sondern auch Kinder und Jugendliche ...

Als die Truppen der deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1941, trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes, in die Sowjetunion einmarschiert, werden nicht nur Kunstschätze sondern auch Kinder und Jugendliche aus bedrohten Städten wie Leningrad (St. Petersburg) evakuiert. Davon betroffen sind auch die 13-jährigen Zwillinge Nadja und Viktor. Durch einen blöden Zufall werden die Geschwister getrennt. Viktor wird mit seinem Transport in das 1.000km entfernte Kasan in eine Kolchose verbracht, Nadjas Zug bleibt kurz nach Leningrad auf offener Strecke stehen und fällt einem Brandanschlag zum Opfer.

Die Propaganda macht die Deutschen dafür verantwortlich und verbreitet, dass niemand überlebt hätte. Doch Viktor hat, wie bei Zwillingen oft üblich, eine beinahe übernatürlich anmutende Bindung zu seiner Schwester und behauptet steif und fest, dass sie noch lebt. Das veranlasst ihn, mit einigen anderen Kindern aus der Kolchose auszubrechen und nach Nadja zu suchen. Nadja hingegen hat sich mit einer kleinen Gruppe Flüchtlinge auf eine kleine Festung im Ladogasee verschanzt und leistet den angreifenden Deutschen erbitterten Widerstand.

Doch nicht nur die Deutschen spielen hier eine Rolle. Auch die Machtkämpfe innerhalb der Sowjetunion werden zum Thema.

Meine Meinung:

Die Geschichte ist als Tagebuch erzählt. Je nachdem ob wir die Eintragungen von Nadja oder Viktor lesen, ändert sich die Perspektive. Dazwischen sind Einschübe des russischen Obersts Smirnow, der beurteilen soll, ob die Kinder Helden der Sowjetunion oder Verbrecher sind. Zu Beginn ist für den Politkommissar alles klar: Diebstahl von Staatseigentum ist entsprechend zu ahnden. Doch je weiter er in den Tagebüchern liest, desto mehr kommt eine andere Einschätzung zu Tage.

Die Story ist fesselnd erzählt. Dazu tragen auch Skizzen, Fotos und Landkarten bei, die von den Kindern gefunden und eingeklebt wurden. Der Erzählstil erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Geschickt verquickt der Autor Fakten und Fiktion. Hier hätte ich mir eine Anmerkung, was Realität und was Fantasie ist, gewünscht

Jugendliche unter 14 Jahren sollten mit dieses Buch nicht alleine gelassen werden, da immer wieder Grausamkeiten beschrieben werden.

Fazit:

Ein fesselndes und spannendes Buch, das ich gerne weiterempfehle. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Die finnische Socke
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In ihrem zweiten Krimi rund um das Team von Quentin Neuner präsentiert uns die Autorin Marie Anders wieder einen fesselnden Fall.

Diesmal treibt ein Serienmörder in Salzburg sein Unwesen. Allen Opfern ...

In ihrem zweiten Krimi rund um das Team von Quentin Neuner präsentiert uns die Autorin Marie Anders wieder einen fesselnden Fall.

Diesmal treibt ein Serienmörder in Salzburg sein Unwesen. Allen Opfern ist gemein, dass sie im Umfeld eines Ärztekongresses zu finden sind und, dass sie durch eine exotische Todesart ums Leben kommen. Allerdings scheint der Täter diesem chinesischen Kunstgriff nicht zu vertrauen und sticht den Toten noch mit einer antiken Hutnadel in den Leib. Zusätzlich führt er die Polizei mit einer handgestrickten finnischen Socke, die er den Opfern anzieht, ordentlich in die Irre.

Die Ermittlungen gestalten sich als mühselig. Viele sind verdächtig und verschweigen Grundlegendes. Doch blöderweise sind die Alibis wasserdicht. Wie hängen die Verstrickungen der beteiligten Personen zusammen?
Nun sind Intuition und Hartnäckigkeit von Neuner und seinem Team gefragt.

Meine Meinung:

Quentin Neuner ist ein akribischer Arbeiter und wird von seinen Mitarbeitern geschätzt. Es setzt auf Teamwork und spart nicht mit Lob. Hin und wieder gibt er den Brummbären, doch lässt er sich durch Zimtschnecken aus seiner Höhle herauslocken. Er hat eine Schwäche für die schöne Gerichtsmedizinerin, ist aber aufgrund seiner Scheidung ein gebranntes Kind, und fast zu schüchtern, um sie zu einer Verabredung einzuladen. Auch zwischen Staatsanwalt Lukas und Charlie, Quentins Mitarbeiterin, knistert es leise. Das gefällt mir gut, denn der Job ist die bekannteste Partnervermittlung.
Natürlich dürfen auch nervige Gestalten nicht fehlen. Da ist zum einen der Polizeichef zu nennen, der diesmal auf Kur weilt und aus dem Off, Anweisungen gibt. Und zum anderen Quentins Ex-Schwager, der als Journalist der Polizei und vor allem Quentin das Leben schwer macht.

Doch auch die Verdächtigen sind teilweise schräge Vögel. Allen voran Doktor Freija Olafsdottir-Hansen, die Quentin nur das Mannweib nennt oder die schrill gekleideten Eliina Mikkonen.

Der Schreibstil ist fesselnd. Lediglich den Beginn mit dem Vortrag auf dem Ärztekongress finde ich eine Spur zu lang. Allerdings gibt sie die Stimmung eines Symposions, das durchaus langweilig sein kann, gut wieder.
Die Beschreibung von Salzburg, seiner Sehenswürdigkeiten und Kaffeehäuser lassen mein Herz höherschlagen. Ich fühle mich in die Mozart-Stadt versetzt.
Eine klitzekleine Ungenauigkeit ist mir dennoch aufgefallen: In Österreich gibt es kein 11. Und 12. Klassen im Schulsystem. Wir haben vier Klassen Volks(=Grund)schule und dann wird wieder bei eins mit der Zählung begonnen. Das Gymnasium hat acht Klassen, die berufsbildenden 9 Klassen bis zur Matura (Abitur).

Ein kleiner Anachronismus ist das Cover. Man sieht, statt einer Salzburger Ansicht, eine finnische. Das macht zusätzlich noch neugierig und passt perfekt zur Handlung, denn in diesem Krimi ist wenig so wie es scheint.

Ich habe diesen Krimi an einem Tag gelesen, weil er mich so gefesselt hat. Die Autorin wird man sich merken müssen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, dem ich gerne 5 Sterne und eine
Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Eine gelungene Biografie

Maria, Kaiserin von Russland
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Maria, Kaiserin von Russland, ist die Biografie, der als Dorothea Sophie geborenen Prinzessin aus dem Hause Württemberg. Sie wird, wie viele andere deutsche Fürstentöchter vor ihr und nach ihr, in das ...

Maria, Kaiserin von Russland, ist die Biografie, der als Dorothea Sophie geborenen Prinzessin aus dem Hause Württemberg. Sie wird, wie viele andere deutsche Fürstentöchter vor ihr und nach ihr, in das Zarenreich verheiratet.

Es ist nicht leicht, Maria gerecht zu werden. Sie steht anfangs im Schatten ihrer Schwiegermutter Katharina der Großen, die ja selbst eine deutsche Prinzessin war. Als nach deren Tod, Marias Ehemann Paul Zar wird, scheint sie ihre Stellung gefunden zu haben.
Doch Paul ist unberechenbar und wird letztlich ermordet. Ob und wie viel sie über diesen Staatsstreich gewusst hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Doch ganz ohne Marias Wissen wird er wohl nicht abgegangen sein. Auch bei der Bestellung des Nachfolgers macht Maria keine glückliche Figur. Statt des erstgeborenen Konstantin wird Alexander Zar. Der wird jahrelang gegen Napoleon Krieg führen.

Meine Meinung:

Wie wir es von Marianna Butenschön gewöhnt sind, erzählt sie anspruchsvoll und detailliert. Die komplexen historischen und politischen Verwicklungen sind anschaulich dargestellt. Sprachlich ein Genuss und mit einigen Abbildungen im Mittelteil eignet sich dieses Buch auch als Geschenk.

Fazit:

Mit dieser Biografie erhält der Leser ein spannend erzähltes Werk zu einer interessanten Persönlichkeit und erhält zusätzlich viel über die russisch-europäische Geschichte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Ein vielschichtiger Krimi um alte Geheimnisse

Die Bildermacherin
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Amalia erfährt während eines Fotoshootings in Afrika, dass ihre Großmutter Zille gestorben ist. Der Schock ist groß, als sie erfährt, dass sie nicht nur einfach friedlich entschlafen ist, sondern ermordet ...

Amalia erfährt während eines Fotoshootings in Afrika, dass ihre Großmutter Zille gestorben ist. Der Schock ist groß, als sie erfährt, dass sie nicht nur einfach friedlich entschlafen ist, sondern ermordet wurde. Warum und wieso?

Amalia beginnt zu recherchieren und erfährt bislang streng gehütete (Dorf)Geheimnisse. Ihre Großmutter, die sie nach dem Lawinentod der Eltern allein und unter Entbehrungen aufgezogen hat, soll eine Schmugglerin und Verräterin gewesen sein? Damals, als sich Anfang der 1960 Jahre die deutschsprachigen Südtiroler gegen die Repressalien der Italienischen Regierung mit Sprengstoffanschlägen gewehrt haben?

Je tiefer sie in die Geheimnisse von Zille eindringt, desto mehr gerät Amalia in Gefahr. Wem kann sie noch trauen, wenn selbst Omas beste Freundin nicht die ganze Wahrheit spricht?

Meine Meinung:

Ein vielschichtiger Auftakt einer neuen Krimi-Reihe. Es geht um Zusammenhalt, um eingeschworene Freundschaften, die unversehens zu Feindschaften werden, wenn die Betroffenen und Beteiligten nicht miteinander sprechen.

Der Krimi ist in Südtirol angesiedelt, in jener schroffen Gegend, die einst zu Österreich-Ungarn gehört hat, und nach dem Ersten Weltkrieg Italien zugesprochen wurde. Diese Wunden sind bis heute nicht ganz verheilt, zumal die italienische Politik zeitweise alles Deutsche verboten hat. Stichwort „Katakombenschulen“, in denen heimlich den Kindern die deutsche Sprache beigebracht wurde.
In den späten 1950 und zu Beginn der 1960 Jahre haben die deutschstämmigen Südtiroler versucht, mittels Terroranschlägen, der Italienisierung Einhalt zu gebieten.

Dem Autorinnen-Duo ist die gespenstische Verschwiegenheit der Dorfbewohner ausgezeichnet gelungen. Jeder muss mit seiner eigenen Schuld leben und leiden.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend und lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Es wird die eine oder andere falsche Spur gelegt. Doch der Täter fällt nicht vom Himmel, sondern ist immer in unmittelbarer Nähe – sehr beklemmend.
Gut gefällt mir, dass autochthone Begriffe und Dialektausdrücke hier eingeflochten sind. Doch keine Angst, es gibt ein ausführliches Glossar, das alles erklärt.
Die wechselvolle Geschichte Südtirols wird an Hand der Figuren sehr eindrücklich, aber nicht wertend, dargestellt. Davon hätte ich gerne noch mehr gelesen.

Ich freue mich schon auf den nächsten Band „Die Bildermacherin und der böse Wolf“, der leider erst im September 2019 erscheinen wird.

Fazit:

Ein vielschichtiger Krimi um Freundschaft, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Der 3. Fall für Albin Leclerc und Mops Tyson

Mörderische Provence
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In diesem dritten Krimi für den pensionierten Commissaire Albin Leclerc und seinem Mops Tyson bekommen es die Leser mit den Abgründen der menschlichen Seele zu tun. Da ist zum einen der psychopathische ...

In diesem dritten Krimi für den pensionierten Commissaire Albin Leclerc und seinem Mops Tyson bekommen es die Leser mit den Abgründen der menschlichen Seele zu tun. Da ist zum einen der psychopathische Ehemann von Leclercs Tochter Manon, der Frau und Kind wieder zu sich nach Paris holen will und zum anderen das plötzliche Verschwinden von Isabelle Léfebvre, deren Vater Albin um Hilfe bittet.

Was es heißt, „zur falschen Zeit am falschen Ort“ zu sein, muss Isabelle am eigenen Leib erfahren. Als unliebsame Zeugin wird sie einfach verschleppt und sieht einem grausamen Schicksal entgegen.

Wird Albin rechtzeitig vor Ort sein, um Isabelle zu retten und gleichzeitig seinen prügelnden Schwiegersohn zur Rechenschaft ziehen?

Meine Meinung:

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, erhalten wir einen Einblick in die schöne Landschaft der Provence und dürfen an den kulinarischen Köstlichkeiten teilhaben. Diesmal nimmt Leclerc aus ermittlungstechnischen Gründen sogar an einem Kochkurs teil. Apropos Ermittlungen - gemäß dem Motto „einmal Bulle, immer Bulle“ nimmt Albin diese wieder einmal eigenmächtig auf und nervt damit seinen ehrgeizigen Nachfolger Theroux und dessen Assistentin Catherine Castel gewaltig.

Albin Leclerc ist ein sympathischer, wenn auch ein wenig manipulativer Mensch. Das weiß auch seine Tochter Manon, die jahrelang wenig Kontakt zu ihm gepflegt hat. Jetzt, in der Krisensituation, sie ist ja vor ihrem prügelnden Ehemann davongelaufen, wendet sie sich an ihn.
Herrlich finde ich, wie Albin einen Gefallen nach dem anderen bei seinen Freunden und ehemaligen Kollegen einfordert, um Manon und ihre Tochter Clara rund um die Uhr zu bewachen.
Auch seine Zwiegespräche mit Tyson sind erfrischend.

Einzig, auf die allzu detaillierten Schilderungen der menschlichen Abgründe rund um Isabelle, hätte verzichtet werden können. Das wird Leser, die einen sommerlichen Provence-Krimi erwarten, möglicherweise ein wenig abstoßen.

Der Schreibstil ist fesselnd, denn der Autor baut eine stetig wachsende Spannung auf, die in einem fulminanten Showdown endet. Wie schon in den vorherigen Fällen, müssen Theroux und Castel einsehen, dass der Alte die richtige Mischung aus Intuition und Sachverstand bewiesen hat.

Fazit:

Wieder ein fesselnder Fall für den pensionierten Commissaire Albin Leclerc und seinen Mops Tyson. Gerne gebe ich 5 Sterne.