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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2018

Eine musikalische Biografie

Rossini
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Auf rund 200 Seiten erzählt der Autor die Geschichte des italienischen Komponisten Giachino Rossini, der 1792 geboren und 1868 gestorben ist. Rossini lebt in einer politisch unruhigen Zeit, die in dieser ...

Auf rund 200 Seiten erzählt der Autor die Geschichte des italienischen Komponisten Giachino Rossini, der 1792 geboren und 1868 gestorben ist. Rossini lebt in einer politisch unruhigen Zeit, die in dieser Biografie wunderbar in den biografischen Kontext eingewoben ist.

Den zahlreichen Reisen und Auslandsaufenthalten Rossinis ist
Genügend Platz eingeräumt. Wenn man bedenkt, wie mühsam das Reisen mit Kutsche (und später mit der Eisenbahn) war, eine gewaltige Leistung. Seine Zeitgenossen wie Franz Liszt, Giuseppe Verdi, Richard Wagner, Giacomo Meyerbeer oder der junge Mendelssohn, einige sind Fans, die anderen Kritiker, kommen zu Wort.

Wie viele Künstler seiner Zeit leidet auch Rossini an einer Depression, die damals nicht behandelbar ist. Nach einem arbeitsreichen Leben entdeckt er mit knapp vierzig, das „dolce far niente“ und nimmt keine Verpflichtungen mehr an. Gemeinsam mit seiner letzten Ehefrau betreibt er einen musikalischen Salon, in dem das Who-is-Who der Künstlerelite aus und eingeht.
Rossini ist zeit seines Lebens sozial eingestellt. Hat er lange Zeit seine Eltern unterstützt, so stiftet er mit einem Teil seines Vermögens ein Altersheim für Opernsänger in Paris.

Meine Meinung:

Diese Biografie über Giachino Rossini aus der Feder von Joachim Campe liest sich leicht und beschwingt. Das Buch hat mich ein wenig an die Sendung „Der Opernführer“ von und mit Marcel Prawy erinnert, die in meiner Kindheit über den TV-Schirm geflimmert ist.
Campe unterhält die Leser mit Anekdoten und Ausschnitten aus Rossinis Werken.

Das Buch selbst ist gediegen und liebevoll gestaltet. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text. Das Buch ist als Geschenk an einen Musikliebhaber eine gute Wahl.

Fazit:

Es ist eine wahre Freude, dieses Buch zu lesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Hintergründe zum Ende des Deutschen Kaiserreichs

Kaisersturz
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Das Scheitern von Deutschland und Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg bedeutet für beide Kaiser(reiche) das Aus. Die dritte große Monarchie hat schon Monate vorher ihr Ende gefunden: das Zarenreich.

Doch ...

Das Scheitern von Deutschland und Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg bedeutet für beide Kaiser(reiche) das Aus. Die dritte große Monarchie hat schon Monate vorher ihr Ende gefunden: das Zarenreich.

Doch was soll stattdessen kommen? Nur ein anderes Oberhaupt? Eine andere Staatsform? Wenn ja, welche?

Autor Lothar Machtan, emeritierter Professor an der Uni Bremen versucht Antworten auf diese Fragen zu geben.

Zunächst erhalten wir einen Überblick über das deutsche Kaiserreich, das ja erst seit knapp fünfzig Jahren existiert.
Ein besonders aufschlussreiches Highlight ist der letzte Auftritt von Kaiser Wilhelm II. im Essener Krupp-Werk, wo er eine peinliche Rede hält, die an der Realität völlig vorbei geht.

Stimmen aus allen politischen Lagern werden laut, den Krieg endlich zu beenden. Ein „Siegfrieden“, wie ihn der realitätsferne Kaiser fordert, ist längst kein Thema mehr.
Einige Politiker, darunter Friedrich Ebert und Max von Baden suchen nach einer Lösung. Max von Baden wird schließlich zum Reichskanzler ernannt und leitet die Waffenstillstandsverhandlungen ein. Die Regierung ist uneins, wie die Regierungsform aussehen soll. Doch viel zu mitzureden haben sie ohnehin nicht. Die Siegermächte, unter Wilsons Federführung, fordern eine Abdankung Wilhelms II. Doch Wilhelm klammert sich an den Thron und löst damit die Novemberstreiks aus. Bayern wird zur Räterepublik und in Berlin etabliert sich ein Bauern- und Soldatenrat. Der Kaiser flieht mit seiner Entourage in die neutralen Niederlande.
Friedrich Ebert wird Reichskanzler. Doch damit ist noch nicht alles ausgestanden …

Meine Meinung:

Dieses Buch erzählt spannend wie sich der deutsche Kaiser und andere politische Akteure an die längst vergangen Macht klammern, ohne auch nur im entferntesten daran zu denken, welche fatalen Auswirkungen ihre Arroganz haben könnte.

Neben vielen historischen Zahlen, Daten und Fakten im Buch selbst, kann der Leser im umfangreichen Anhang weiterführende Literatur finden. Eine große Anzahl von Abbildungen ergänzt dieses im WBG-Theiss-Verlag erschienene Buch.

Fazit:

Für Leser, die gerne mehr über die politischen Hintergründe erfahren wollen, die zum Sturz des Deutschen Kaiserreichs führten. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.12.2018

fesselnd bis zur letzten Seite

Gregor Mandelbaum / Frankfurter Kreuzigung
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Dieser dritte Krimi rund um Gregor Mandelbaum ist lt. Aussage von Autor Dieter Aurass dem Verlag ein wenig „zu heiß“ gewesen, weswegen er das Buch bei epubli herausgebracht hat.

Worum geht’s?

Ein Pfarrer ...

Dieser dritte Krimi rund um Gregor Mandelbaum ist lt. Aussage von Autor Dieter Aurass dem Verlag ein wenig „zu heiß“ gewesen, weswegen er das Buch bei epubli herausgebracht hat.

Worum geht’s?

Ein Pfarrer wird gekreuzigt in seiner Kirche aufgefunden. Doch nicht nur das, der Geistliche wurde noch zusätzlich seiner Genitalien beraubt. Gregor Mandelbaum und sein Team müssen sich mit dem Umfeld des Opfers auseinandersetzen und treffen auf ein wenig schmeichelhaftes Bild des Ermordeten. Es scheint, als hätte mehr als ein Mitglied der Pfarre ein Motiv.

Mandelbaums Team muss sich mit Vorurteilen von kirchlichen Vertretern auseinandersetzen.
Dann stirbt der Küster, der ebenfalls ein Motiv hätte. Es sieht aus, als hätte er Selbstmord begangen.
Wird es Gregor und seinem Team gelingen, den Täter zu fassen, bevor noch mehr kirchliche Würdenträger vorzeitig ihrem himmlischen Richter gegenüber treten müssen?

Meine Meinung:

Dieter Aurass greift mit diesem Krimi ein Thema auf, dass immer für Skandale sorgt, auf: Die Verfehlungen von Gottes Bodenpersonal. Keiner von ihnen ist gefeit, vom rechten Weg abzukommen. Ohne die Religion als solche anzugreifen oder die Kirche in Misskredit zu bringen, (Das schaffen ihre Vertreter ganz ohne schriftstellerische Hilfe alleine.) gelingt Dieter Aurass ein fesselnder Krimi, der mit einem interessanten Ende aufwartet. Die Auflösung ist gut gelungen und kommt für mich nicht überraschend.

Für den Juden Gregor Mandelbaum eröffnet sich ein neues Wissensfeld, das ihm bislang unbekannt war. Doch er arbeitet sich dank seiner Begabungen in Windeseile ein. Sehr spannend sind auch die Vorurteile, die nicht nur er sondern auch Jenny und Irina ausgesetzt sind, eingearbeitet. Schmuddel entwickelt in Anbetracht der offenherzigen Pfarrsekretärin, eine Änderung an seinem Äußeren. Jutta, von allen nur „Mutti“ genannt, verbittet sich dieses (endlich) und wird beinahe Opfer eines eloquenten Verführers.

Der Schreibstil enthält, neben der detaillierten Schilderung der Polizeiarbeit, wieder jene Prise Humor, die dem Autor und seiner Figur des Gregor Mandelbaums eigen ist.

Fazit:

Ein wie gewohnt bis zur letzten Seite fesselnder Krimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Verloren in Eis und Schnee
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Als die Truppen der deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1941, trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes, in die Sowjetunion einmarschiert, werden nicht nur Kunstschätze sondern auch Kinder und Jugendliche ...

Als die Truppen der deutschen Wehrmacht im Frühjahr 1941, trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes, in die Sowjetunion einmarschiert, werden nicht nur Kunstschätze sondern auch Kinder und Jugendliche aus bedrohten Städten wie Leningrad (St. Petersburg) evakuiert. Davon betroffen sind auch die 13-jährigen Zwillinge Nadja und Viktor. Durch einen blöden Zufall werden die Geschwister getrennt. Viktor wird mit seinem Transport in das 1.000km entfernte Kasan in eine Kolchose verbracht, Nadjas Zug bleibt kurz nach Leningrad auf offener Strecke stehen und fällt einem Brandanschlag zum Opfer.

Die Propaganda macht die Deutschen dafür verantwortlich und verbreitet, dass niemand überlebt hätte. Doch Viktor hat, wie bei Zwillingen oft üblich, eine beinahe übernatürlich anmutende Bindung zu seiner Schwester und behauptet steif und fest, dass sie noch lebt. Das veranlasst ihn, mit einigen anderen Kindern aus der Kolchose auszubrechen und nach Nadja zu suchen. Nadja hingegen hat sich mit einer kleinen Gruppe Flüchtlinge auf eine kleine Festung im Ladogasee verschanzt und leistet den angreifenden Deutschen erbitterten Widerstand.

Doch nicht nur die Deutschen spielen hier eine Rolle. Auch die Machtkämpfe innerhalb der Sowjetunion werden zum Thema.

Meine Meinung:

Die Geschichte ist als Tagebuch erzählt. Je nachdem ob wir die Eintragungen von Nadja oder Viktor lesen, ändert sich die Perspektive. Dazwischen sind Einschübe des russischen Obersts Smirnow, der beurteilen soll, ob die Kinder Helden der Sowjetunion oder Verbrecher sind. Zu Beginn ist für den Politkommissar alles klar: Diebstahl von Staatseigentum ist entsprechend zu ahnden. Doch je weiter er in den Tagebüchern liest, desto mehr kommt eine andere Einschätzung zu Tage.

Die Story ist fesselnd erzählt. Dazu tragen auch Skizzen, Fotos und Landkarten bei, die von den Kindern gefunden und eingeklebt wurden. Der Erzählstil erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Geschickt verquickt der Autor Fakten und Fiktion. Hier hätte ich mir eine Anmerkung, was Realität und was Fantasie ist, gewünscht

Jugendliche unter 14 Jahren sollten mit dieses Buch nicht alleine gelassen werden, da immer wieder Grausamkeiten beschrieben werden.

Fazit:

Ein fesselndes und spannendes Buch, das ich gerne weiterempfehle. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Die finnische Socke
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In ihrem zweiten Krimi rund um das Team von Quentin Neuner präsentiert uns die Autorin Marie Anders wieder einen fesselnden Fall.

Diesmal treibt ein Serienmörder in Salzburg sein Unwesen. Allen Opfern ...

In ihrem zweiten Krimi rund um das Team von Quentin Neuner präsentiert uns die Autorin Marie Anders wieder einen fesselnden Fall.

Diesmal treibt ein Serienmörder in Salzburg sein Unwesen. Allen Opfern ist gemein, dass sie im Umfeld eines Ärztekongresses zu finden sind und, dass sie durch eine exotische Todesart ums Leben kommen. Allerdings scheint der Täter diesem chinesischen Kunstgriff nicht zu vertrauen und sticht den Toten noch mit einer antiken Hutnadel in den Leib. Zusätzlich führt er die Polizei mit einer handgestrickten finnischen Socke, die er den Opfern anzieht, ordentlich in die Irre.

Die Ermittlungen gestalten sich als mühselig. Viele sind verdächtig und verschweigen Grundlegendes. Doch blöderweise sind die Alibis wasserdicht. Wie hängen die Verstrickungen der beteiligten Personen zusammen?
Nun sind Intuition und Hartnäckigkeit von Neuner und seinem Team gefragt.

Meine Meinung:

Quentin Neuner ist ein akribischer Arbeiter und wird von seinen Mitarbeitern geschätzt. Es setzt auf Teamwork und spart nicht mit Lob. Hin und wieder gibt er den Brummbären, doch lässt er sich durch Zimtschnecken aus seiner Höhle herauslocken. Er hat eine Schwäche für die schöne Gerichtsmedizinerin, ist aber aufgrund seiner Scheidung ein gebranntes Kind, und fast zu schüchtern, um sie zu einer Verabredung einzuladen. Auch zwischen Staatsanwalt Lukas und Charlie, Quentins Mitarbeiterin, knistert es leise. Das gefällt mir gut, denn der Job ist die bekannteste Partnervermittlung.
Natürlich dürfen auch nervige Gestalten nicht fehlen. Da ist zum einen der Polizeichef zu nennen, der diesmal auf Kur weilt und aus dem Off, Anweisungen gibt. Und zum anderen Quentins Ex-Schwager, der als Journalist der Polizei und vor allem Quentin das Leben schwer macht.

Doch auch die Verdächtigen sind teilweise schräge Vögel. Allen voran Doktor Freija Olafsdottir-Hansen, die Quentin nur das Mannweib nennt oder die schrill gekleideten Eliina Mikkonen.

Der Schreibstil ist fesselnd. Lediglich den Beginn mit dem Vortrag auf dem Ärztekongress finde ich eine Spur zu lang. Allerdings gibt sie die Stimmung eines Symposions, das durchaus langweilig sein kann, gut wieder.
Die Beschreibung von Salzburg, seiner Sehenswürdigkeiten und Kaffeehäuser lassen mein Herz höherschlagen. Ich fühle mich in die Mozart-Stadt versetzt.
Eine klitzekleine Ungenauigkeit ist mir dennoch aufgefallen: In Österreich gibt es kein 11. Und 12. Klassen im Schulsystem. Wir haben vier Klassen Volks(=Grund)schule und dann wird wieder bei eins mit der Zählung begonnen. Das Gymnasium hat acht Klassen, die berufsbildenden 9 Klassen bis zur Matura (Abitur).

Ein kleiner Anachronismus ist das Cover. Man sieht, statt einer Salzburger Ansicht, eine finnische. Das macht zusätzlich noch neugierig und passt perfekt zur Handlung, denn in diesem Krimi ist wenig so wie es scheint.

Ich habe diesen Krimi an einem Tag gelesen, weil er mich so gefesselt hat. Die Autorin wird man sich merken müssen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, dem ich gerne 5 Sterne und eine
Leseempfehlung gebe.