Mit diesem Buch ist Autor Paul Kohl ein fesselnder historischer Roman gelungen, der uns in die NS-Zeit mitnimmt.
Wir begegnen vier Menschen, deren Leben sich 1943 in Minsk auf dramatische Weise verknüpft und für zwei dort auch endet.
Wilhelm Kube, ein Nazi erster Stunde, gewissenlos und korrupt, wird auf Grund seiner Verfehlungen als Generalkommissar in das von den deutschen besetzte Minsk abgeschoben. Wilhelm hat aber noch eine andere Seite: Er dichtet, zum einen schwülstige Liebesgedichte und zum anderen heroische Theaterstücke. In seinem „Totila“ wird Anita Linde vormals Lindenkohl ihren ersten großen Auftritt haben.
Anita Lindenkohl, Tochter eine Sozialisten und Schwägerin einer Jüdin, verliebt sich ebenso sich Hals über Kopf in Kube wie er sich in sie. Sie gibt zwar die Schauspielerei auf der Bühne auf und wird Mutter von Kubes Söhnen. Anita ist ziemlich egozentrisch und sieht nur das, was sie sehen will. Die mörderische Ader ihres Mannes blendet sie aus.
Der Jude Gustav Heimann ist Buchhändler in Berlin und wird 1943 gemeinsam mit seiner Frau Gertud und Tochter Erika in das KZ nach Minsk deportiert. Zuvor ist es dem gewitzten Buchhändler lange Zeit gelungen, den Nazis zu trotzen und sogar das Schild „Heine-Buchhandlung“ zu behalten, nachdem er eine Marie Cäcilie Heine als Sammlerin von deutschem Volksliedgut ausfindig zu machen.
Jelena, die als Waisenkind zahlreiche Misshandlungen erleben muss, wird unfreiwillig zur Partisanin und soll die Geliebte von Wilhelm Kube werden und einen günstigen Augenblick für ein Attentat auf ihn ausspähen.
Meine Meinung:
Autor Paul Kohl ist hier ein fesselnder historischer Roman gelungen, der auf wahren Begebenheiten beruhen. Obwohl klar ist, wie sich das Schicksal der Heimanns erfüllen wird und Kube ermordet wird, ist die Spannung kaum auszuhalten.
Kurz hat mich die Bezeichnung „Ostmark“ für ein Gebiet, mit dem nicht Österreich gemeint ist, irritiert. Doch es hat sich schnell herausgestellt, dass es sich hier um Teile vom Gau Mark Brandenburg mit Frankfurt an der Oder als Hauptstadt handeln muss.
Die Ereignisse sind beklemmend realistisch dargestellt. Vor allem der weitere Lebensweg von Jelena, die in die Mühlen der Sowjetischen Justiz gerät und beinahe als Verräterin und Kollaborateurin hingerichtet wird.
Fazit:
Ein beklemmend erzähltes Stück Zeitgeschichte, dem ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.