Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2018

Der Mann hinter den schnellen Boliden

Wie man ein Auto baut
0

Adrian Newey ist der Mann hinter den Erfolgen der schnellen Boliden. In diesem Buch erzählt er, wie es gelingt ein Rennauto schnell zu machen. Newey plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen und erklärt augenzwinkernd, ...

Adrian Newey ist der Mann hinter den Erfolgen der schnellen Boliden. In diesem Buch erzählt er, wie es gelingt ein Rennauto schnell zu machen. Newey plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen und erklärt augenzwinkernd, dass das Ausreizen der festgelegten Regeln mit zum Spiel gehört.
In diesem Buch bietet er F 1-Fans und Technikinteressierten einen schönen, detaillierten Einblick in die Welt der schnellen Motoren.

Meine Meinung:

In spannenden Worten erzählt er seinen Werdegang vom eher faulen Schüler zum begnadeten Konstrukteur. Von March über Williams und McLaren bis hin zu seiner bislang letzten Station beim österreichischen Rennstall Red Bull, der in seinen Anfangstagen von allen anderen Teamchefs verlacht worden ist.

Witzig finde ich seine Eigenheit, nach wie vor am Reißbrett zu arbeiten. Das macht Newey irgendwie menschlicher.
Klasse auch der Einwurf eines Kartsport-Kollegen seines Sohnes Harri: „Dad, wir haben keine Chance. Schau dir den an – er hat Adrian Newey als Renningenieur und Mark Webber als Coach!“ (S. 272)

Nicht verschwiegen hat er uns seine Zweifel und Emotionen, als an jenem bösen Wochenende (30.4./01.05.1994) in Imola zuerst Rubens Barricello einen Unfall hat, dann Roland Ratzenberger im Training tödlich verunglückt und im Rennen Ayrton Senna in einem von ihm (Newey) konstruierten Rennwagen stirbt. Beim anschließenden Prozess wird das Team freigesprochen. Als Konsequenz wird das Reglement wieder verschärft und soll damit die Formel 1 sicherer machen.

Autofans erfahren darin jede Menge über Aerodynamik und das Konstruieren von Autos.

Zahlreiche Fotos und Skizzen runden dieses Buch, das sich hervorragend als Geschenk eignet, ab.
Die Aufmachung ist gediegen. Schon der Schutzumschlag enthält Konstruktionszeichnungen. Der Titel „Wie man ein Auto baut“ klingt stark nach britischen Understatement.

Fazit:

Ein tolles Buch, nicht nur für Fans der schnellen Autos. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Köstliche Fische

Frisch gefischt
0

Dieses Buch ist ein wahrer Augenschmaus! Der Spitzenkoch und Fischfan Bart van Olphen nimmt uns mit auf eine Reise zu den besten Fischgründen rund um den Erdball.
Ob gebraten, gedünstet, gegrillt oder ...

Dieses Buch ist ein wahrer Augenschmaus! Der Spitzenkoch und Fischfan Bart van Olphen nimmt uns mit auf eine Reise zu den besten Fischgründen rund um den Erdball.
Ob gebraten, gedünstet, gegrillt oder roh: Fisch kann auf vielerlei Arten zubereitet werden. Er ist köstlich, häufig kalorienarm und gesund. Allerdings sollte er nachhaltig gefischt worden sein! Darauf legt der Autor größten wert.
Van Olphen stellt uns 100 seiner Lieblingsrezepte vor: Von Anchovis über Lobster zu Muscheln. Zu jedem Fanggebiet gibt es detaillierte Beschreibung von der Menschen, die ihre oft schwere Arbeit verrichten. Traumhafte Fotos ergänzen die interessanten Beiträge.

Ein paar Anregungen abseits von Fischstäbchen oder Karpfen gefällig?

• Vitello Tonnato
• Boquerones mit Tomatenbrot
• Gebratene Sardellen mit Knoblauch
• Linguine mit Anchovis, Mandeln & Salbei
• Oktopus-Salat
• Muschel-Curry nach Keralaischer Art
• Rotbarsch-Filets mit Knusperhaut & Quinoasalat
• Kabeljau mit Parmaschinken und Salbei
• Seehecht-Steaks mit gerösteter Paprika

Die Rezepte sind auf Grund der Schritt-für-Schritt-Anleitung einfach nach zu kochen.

Die Aufmachung des Buches ist hochwertig. Daher eignet es sich auch als perfektes Geschenk für Liebhaber von Fischgerichten und solchen, die es noch werden wollen.

Fait:

Ein Buch voll Köstlichkeiten aus dem Meer. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Das bewegende Schicksal des willy Blum

Das Kind auf der Liste
0

Klappentext:

„Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz Birkenau ermordet wurde. Von ihm blieb nur ein Name auf einer Liste, neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno ...

Klappentext:

„Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz Birkenau ermordet wurde. Von ihm blieb nur ein Name auf einer Liste, neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno Apitz` Roman „Nackt unter Wölfen“ weltberühmt wurde. Über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts. Annette Leo hat sich auf die Suche gemacht und erzählt die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma.“

Mit großem Interesse habe ich dieses Buch gelesen. Wie kann es sein, dass ein Jugendlicher freiwillig den Platz auf der Todesliste einnimmt? Oder ist er einfach ausgetauscht worden, weil jemand für Jerzy Zweig eine Wache bestochen hat? Und, was macht es mit dem Geretteten? Denkt er der daran, dass an seiner Statt ein anderer sterben musste?

Das Buch enthüllt eine ganz andere Geschichte, als ich sie erwartet habe. Die eine Frage wird recht bald beantwortet: Willy wollte seine Brüder nicht allein in den Tod gehen lassen.

Annette Leo begibt sich auf Spurensuche nach Willy Blum und seiner Familie. Anfangs ist nicht viel zu erfahren. Die Familie ist seit Generationen Marionettenspieler. Sie ziehen – immer mit einer Genehmigung – von Ort zu Ort, um die Leute mit ihren Darbietungen zu erfreuen. Nach und nach gelingt es der Autorin Details aus dem Leben der Familie Blum ausfindig zu machen.
Die Geschichte von Willy und seiner Familie steht stellvertretend für die vielen Roma und Sinti, die während des NS-Regimes verhaftet und ermordet wurden.
Doch auch nach 1945 haben sich die deutschen (und österreichischen) Behörden nicht mit Ruhm bekleckert. Ansprüche der Überlebenden wurden (und werden) nicht anerkannt und wenn, müssen sie langwierig eingeklagt werden und reichen kaum zum Leben. Man macht den Roma und Sinti-Familien nach wie vor das Leben schwer. Man verbannt sie an den Ortsrand, die Kinder werden in den Schulen gemobbt und sie erhalten keine oder nur schlechte Jobs.

Fazit:

Ein sehr berührendes und aufwühlendes Buch, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 28.12.2018

atmosphärisch dicht - empfehlenswert

Kinder einer neuen Zeit
0

Im zweiten Teil dieses historischen Romans begegnen wir wieder den Familien aus „Der Sturz des Doppeladlers“.

Man schreibt das Jahr 1927. Der Justizpalast brennt, die Polizei erschießt 84 Demonstranten. ...

Im zweiten Teil dieses historischen Romans begegnen wir wieder den Familien aus „Der Sturz des Doppeladlers“.

Man schreibt das Jahr 1927. Der Justizpalast brennt, die Polizei erschießt 84 Demonstranten. Mitten im Geschehen sind der Arbeitersohn Viktor Obernosterer und das Heimkind Ernst Belohlavek, beide gerade einmal 10 Jahre alt.
Dann schwenkt der Blick auf die Beamtenfamilie Webern, deren Enkel nun in das Schottengymnasium eintreten soll.
Ein nächster Schwenk richtet sich auf die Familie Holzer in Südtirol, in die Felicitas Webern eingeheiratet hat. Deren Sohn Siegfried ist es bei Strafe verboten, zu Hause oder in der Schule deutsch zu sprechen. Julius Holzer, der ehemalige Kaiserjäger, wird auf Grund seiner Haltung nach Süditalien verbannt.

Die Wege der Familien kreuzen sich immer wieder und die neue Generation hat die Konflikte der alten quasi geerbt.
Die Hoffnungslosigkeit nach dem Zerfall der Donaumonarchie, die Wirtschaftskrise und dem von Engelbert Dollfuss ausgerufenen Ständestaat, dreht sich die Gewaltspirale immer schneller. Der Bürgerkrieg 1934 und der Mord an Engelbert Dollfuss bereiten zuerst langsam und dann immer schneller werdend den Boden für den lachenden Dritten, der noch im Untergrund lauert.

Im Anhaltelager Wöllersdorf sind dann 1934 sowohl Kommunisten und Sozialisten als auch die noch illegalen Nazis interniert. Hier treffen Viktor Obernosterer und Ernst Belohlavek wieder aufeinander, nachdem sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.

Meine Meinung:

Das Schicksal dieser Familien ist wie im ersten Teil wieder dicht mit der Geschichte Österreich verwoben. Die Entwicklung in Richtung NS-Staat ist deutlich zu erkennen.

Der Schreibstil ist packend und die historischen Ereignisse sind penibel recherchiert. Besonders haben mich die Repressalien denen die deutschsprachigen Südtiroler ausgesetzt waren, berührt. Hier werde ich noch ein wenig weiter nachlesen müssen.

Fazit:

Der Autorin ist wieder ein grandioses Porträt dieser Zeit gelungen. Das Buch ist atmosphärisch dicht und menschlich berührend. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.12.2018

fesselnd bis zur letzten Seite

Der Jude, der Nazi und seine Mörderin
0

Mit diesem Buch ist Autor Paul Kohl ein fesselnder historischer Roman gelungen, der uns in die NS-Zeit mitnimmt.

Wir begegnen vier Menschen, deren Leben sich 1943 in Minsk auf dramatische Weise verknüpft ...

Mit diesem Buch ist Autor Paul Kohl ein fesselnder historischer Roman gelungen, der uns in die NS-Zeit mitnimmt.

Wir begegnen vier Menschen, deren Leben sich 1943 in Minsk auf dramatische Weise verknüpft und für zwei dort auch endet.

Wilhelm Kube, ein Nazi erster Stunde, gewissenlos und korrupt, wird auf Grund seiner Verfehlungen als Generalkommissar in das von den deutschen besetzte Minsk abgeschoben. Wilhelm hat aber noch eine andere Seite: Er dichtet, zum einen schwülstige Liebesgedichte und zum anderen heroische Theaterstücke. In seinem „Totila“ wird Anita Linde vormals Lindenkohl ihren ersten großen Auftritt haben.

Anita Lindenkohl, Tochter eine Sozialisten und Schwägerin einer Jüdin, verliebt sich ebenso sich Hals über Kopf in Kube wie er sich in sie. Sie gibt zwar die Schauspielerei auf der Bühne auf und wird Mutter von Kubes Söhnen. Anita ist ziemlich egozentrisch und sieht nur das, was sie sehen will. Die mörderische Ader ihres Mannes blendet sie aus.

Der Jude Gustav Heimann ist Buchhändler in Berlin und wird 1943 gemeinsam mit seiner Frau Gertud und Tochter Erika in das KZ nach Minsk deportiert. Zuvor ist es dem gewitzten Buchhändler lange Zeit gelungen, den Nazis zu trotzen und sogar das Schild „Heine-Buchhandlung“ zu behalten, nachdem er eine Marie Cäcilie Heine als Sammlerin von deutschem Volksliedgut ausfindig zu machen.

Jelena, die als Waisenkind zahlreiche Misshandlungen erleben muss, wird unfreiwillig zur Partisanin und soll die Geliebte von Wilhelm Kube werden und einen günstigen Augenblick für ein Attentat auf ihn ausspähen.

Meine Meinung:

Autor Paul Kohl ist hier ein fesselnder historischer Roman gelungen, der auf wahren Begebenheiten beruhen. Obwohl klar ist, wie sich das Schicksal der Heimanns erfüllen wird und Kube ermordet wird, ist die Spannung kaum auszuhalten.

Kurz hat mich die Bezeichnung „Ostmark“ für ein Gebiet, mit dem nicht Österreich gemeint ist, irritiert. Doch es hat sich schnell herausgestellt, dass es sich hier um Teile vom Gau Mark Brandenburg mit Frankfurt an der Oder als Hauptstadt handeln muss.

Die Ereignisse sind beklemmend realistisch dargestellt. Vor allem der weitere Lebensweg von Jelena, die in die Mühlen der Sowjetischen Justiz gerät und beinahe als Verräterin und Kollaborateurin hingerichtet wird.

Fazit:

Ein beklemmend erzähltes Stück Zeitgeschichte, dem ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.