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Veröffentlicht am 28.12.2018

Ein lesenswerter Regionalkrimi

Mädchen töten
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Auf der beschaulichen Urlaubsinsel Sylt geschehen merkwürdige Dinge. Erst werden am Strand ausgeweidete Möwen entdeckt, später dann ist es ein menschliches Ohr, das bei Ebbe im Watt gefunden wird. Ein ...

Auf der beschaulichen Urlaubsinsel Sylt geschehen merkwürdige Dinge. Erst werden am Strand ausgeweidete Möwen entdeckt, später dann ist es ein menschliches Ohr, das bei Ebbe im Watt gefunden wird. Ein neuer Fall für die Sylter Kommissare Winterberg, Blanck und Kreuzer, die glauben, dass eine dort ihr Unwesen treibende Sekte hinter den makabren Funden steckt. Doch plötzlich verschwindet das bekannte Supermodel Tess Andres spurlos und gibt den mit Hochdruck ermittelnden Polizisten weitere Rätsel auf. Eine knifflige Angelegenheit für das eingespielte Team, das neben den absonderlichen Begebenheiten auf Sylt auch mit ausreichend privaten Problemen zu kämpfen hat.

Eva Ehley ist es mit ihrem fünften Sylt-Krimi erneut gelungen, eine spannende und mit vielen Verwicklungen vonstattengehende Mörderjagd zu inszenieren. Dabei beruhen die erschreckenden Ereignisse auf ein schicksalhaftes Geheimnis aus der Vergangenheit, das die Verantwortung für einen todbringenden Rachefeldzug trägt und gleichzeitig der Ausgangspunkt für weitere unheilvolle Begebenheiten ist. So erlebt der Leser hautnah mit, wie ein junges Mädchen in die Fänge einer Sekte gerät oder ein alter Mann plötzlich an Geister glaubt. Vorkommnisse, die Eva Ehley mit einer scheinbaren Ruhe erzählt, obwohl hinter ihnen eine verhängnisvolle Geschichte steckt.

Eine flüssige Schreibweise, gut charakterisierte Figuren und amüsante Dialoge tun ihr Übriges dazu, dass der Leser bestens unterhalten wird, während auch die Zutaten ausreichend vorhanden sind, die zu einem Nordseekrimi gehören. Wie etwa stürmische Strandspaziergänge, wortkarge Einheimische, desorientierte Urlauber und lokale Besonderheiten. Außerdem sorgen kurze Kapitel, wechselnde Handlungsstränge und gut gesetzte Cliffhanger dafür, dass der mit viel Atmosphäre einhergehende Sylt-Krimi schnell gelesen ist, während eingefleischte Fans des sympathischen Ermittlerteams Neuigkeiten über das Privatleben ihrer Inselkommissare erfahren.

Fazit:
"Mädchen töten" ist ein gut zu lesender Kriminalroman, der nicht nur den Charme der beliebten Nordseeinsel wunderbar einfängt, sondern auch einen interessanten Kriminalfall zu bieten hat.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Ein humorvoller Weihnachtsroman mit einigen Turbulenzen

Alle unter eine Tanne
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Nach vielen schönen Jahren, drei fantastischen Kindern und einem Alltag, der ihre Liebe zerfressen hat, haben sich die Psychotherapeutin Elli und der Zahnarzt Robert getrennt. Nur ihren Kindern haben sie ...

Nach vielen schönen Jahren, drei fantastischen Kindern und einem Alltag, der ihre Liebe zerfressen hat, haben sich die Psychotherapeutin Elli und der Zahnarzt Robert getrennt. Nur ihren Kindern haben sie von den Veränderungen in der Familie nichts erzählt, während beide inzwischen mit neuen Partnern glücklich sind. Doch wie jedes Jahr steht der Heilige Abend vor der Tür und wartet darauf, gemeinsam begangen zu werden. Deshalb zieht Robert für die Feiertage bei Elli ein und ihr wesentlich jüngerer Freund Michael aus. Ein Zustand, mit dem sich Roberts neue Partnerin Chrissie einfach nicht abfinden kann. Ohne Skrupel zu hegen, taucht sie ebenfalls am Weihnachtstag bei Elli auf und verlangt, dass in diesem Jahr das Durcheinander zu klären ist.

"Alle unter eine Tanne" ist ein humorvoller Roman, der sich wunderbar kurzweilig liest und bestens geeignet für einen entspannten Abend unter dem Weihnachtsbaum ist. Denn während Elli und Robert ihre Kinder empfangen und die Anwesenheit von Chrissie und Michael für erstaunte Fragen und jede Menge Trubel sogt, kann man es sich mit einer Tasse Tee so richtig gemütlich machen. Schließlich sind die eigenen Verhältnisse geklärt und niemand will wissen, was eine 62-jährige Frau mit einem 30 Jahre jüngeren Fahrschullehrer anfangen will oder warum die Sprechstundenhilfe plötzlich eine große Rolle im Leben ihres Arbeitgebers spielt. Ganz im Gegensatz zu Elli und Robert, die schon bald in Not geraten und alles dafür tun, dass ihr kleines Geheimnis noch einmal unter den Tisch gekehrt werden kann.

Die im Hause Berger-Vogts am Weihnachtsabend zusammentreffenden Figuren sind wunderbar beschrieben und mit brisanten Eigenschaften versehen. Angefangen mit der Gastgeberin, die als Autorin psychologischer Ratgeber weiß, wie das menschliche Zwischenleben funktioniert, selber aber komplett versagt. Über die ehrgeizige Tochter Susanna, deren Perfektionismus nervenaufreibend ist, obwohl sie selbst eine enorme Schlappe zugeben muss. Bis hin zu dem jüngsten Sohn Tobias, der ohne das Wissen seiner Eltern mit einem männlichen Partner zusammenlebt. Da wird gleich eine ganze Reihe an Klischees bedient, während scharfzüngige Dialoge und witzige Schlagabtausche an der Tagesordnung sind.

Fazit:
Ein humorvoller Weihnachtsroman, der das Dilemma einer Familie beschreibt, deren Mitglieder sich nicht eingestehen wollen, dass es neben Höhen im Leben auch Tiefen gibt.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Ein wunderbar authentisches Hörbuch, das den Wandel eines Dorfes und seiner Bewohner beschreibt

Mittagsstunde
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Ein Dorf hoch im Norden, das geprägt wird von den Eigenheiten seiner Bewohner, steht im Mittelpunkt der Erzählung von Dörte Hansen, die das Leben innerhalb der eingeschworenen Gemeinschaft beschreibt. ...

Ein Dorf hoch im Norden, das geprägt wird von den Eigenheiten seiner Bewohner, steht im Mittelpunkt der Erzählung von Dörte Hansen, die das Leben innerhalb der eingeschworenen Gemeinschaft beschreibt. Dort grüßt jeder jeden, zum Feierabend gibt es im Dorfkrug ein Bier und Alt und Jung verstehen sich ohne, dass viel geredet wird. Doch ganz allmählich schleichen sich in das geregelte Dorfleben Änderungen ein und die Dinge sind plötzlich nicht mehr so, wie man sie kennt. Denn nicht nur die Kinder werden flügge und ziehen weg, auch das Land fällt einer Flurbereinigung zum Opfer und wird neu aufgeteilt. Und mittendrin verrichten die Alten ihr Tagwerk, als wäre nichts geschehen, während um sie herum neue Wohngebiete und Straßen entstehen.

"Mittagsstunde" ist nach "Altes Land" der zweite Roman von Dörte Hansen, in dem es um das veränderte Leben auf dem Land und um seine neuen und alten Bewohner geht. Mit viel Empathie versteht sie es, ihren Figuren einen nachvollziehbaren Charakter zu verleihen und sie so zu schildern, wie sie sind. Angefangen mit Söhnke, der im Alter noch einmal die Rolle des Vaters annimmt und sein im Stich gelassenes Enkelkind wie den eigenen Sohn aufzieht. Über seine Tochter Merit, die nicht ganz richtig im Oberstübchen ist, im Dorf aber einen festen Platz einnimmt oder Ella, die plötzlich in fließenden Gewässern lebt und ihn mit Vorliebe kneift. Und dann gibt es da noch die Kinder, die ihren Nachbarn ähnlicher, als den eigenen Eltern sehen und den Pfarrer, der mehr Herzblut in die Bestattung der toten Tiere legt, als in den Gottesdienst zuvor. Ein sehr eigenes Volk, das über Jahrzehnte zusammengewachsen ist und nun den Ausläufern des Fortschritts weichen muss.

Gelesen wird der von einem unumgänglichen Neubeginn erzählende Roman von Hannelore Hoger, die das authentische Geschehen in einer eher emotionslosen Weise darzubieten versteht. So drängt sie den völlig unterschiedlichen Figuren und den mit ihnen einhergehenden Begebenheiten weder einen eigenen Stempel auf, noch wertet sie diese. Vor allem dadurch verhilft sie ihnen zum Leben, weil sie sie in ihrer ganzen Knorrigkeit in Erscheinung treten lässt und ihnen die ans Licht drängenden Mängel in gewisser Weise verzeiht. Manchmal dadurch, indem sie für sie singt, ein anderes Mal, weil sie ihren Dialekt annimmt. Eine Interpretation, die vor allem wegen ihrer Schlichtheit als gelungen bezeichnet werden kann und viel von den Gefühlen und Eigenheiten der Dorfbewohner verrät.

Fazit:
Ein wunderbar authentisches Hörbuch, das völlig unspektakulär den Wandel eines Dorfes und seiner Bewohner beschreibt und dabei angenehm kurzweilig und unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Ein emotional fesselnder Thriller

Ich vernichte dich
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Melanie Barrick hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Nach Alkoholexessen ihres Vaters und Problemen in der Familie wurde sie in Kinderheimen und Pflegefamilien untergebracht und musste erfahren, ...

Melanie Barrick hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Nach Alkoholexessen ihres Vaters und Problemen in der Familie wurde sie in Kinderheimen und Pflegefamilien untergebracht und musste erfahren, wie schwer es ist, auf sich gestellt zu sein. Nun aber ist sie glücklich verheiratet und hat in ihrem Mann Ben einen Partner gefunden, der sie liebt und ihrem Sohn Alex ein guter Vater ist. Allerdings nur bis zu dem Tag, als sie verdächtigt wird, eine Drogenhändlerin zu sein und das Jugendamt ihr den Sohn wegnimmt. Ein Desaster, das sie nicht alleine lösen kann. Doch ihr Mann Ben ist plötzlich verschwunden und der vom Gericht gestellte Anwalt scheint auch keine große Hilfe zu sein. Deshalb geht Melanie den Anschuldigungen selbst auf den Grund und kommt einem Komplott auf die Spur, dessen Drahtzieher sie mit allen Mitteln vernichten will.

"Ich vernichte dich" ist nach "Nicht ein Wort" der zweite Thriller des amerikansichen Journalisten und iserfolgreichen Autors Brad Parks, der seinen Weg in die deutschen Buchläden fand. In ihm steht erneut das Schicksal einer ganzen Familie im Mittelpunkt des Geschehens, während ein perfider Täter sein böses Spiel mit ihnen treibt. Ein Szenario, das unter die Haut zu gehen versteht und gleichzeitig die Frage aufwirft: Wie kann so etwas Schreckliches in einem Rechtsstaat geschehen? Denn obwohl die Geschichte von Melanie Barrick frei erfunden ist und alle weiteren Figuren auf frei erfundene Charaktere des Autors beruhen, entbehrt sie nicht einer gewissen Realität. Und genau dieses Wissen macht dem Leser zu schaffen und sorgt dafür, dass er von vielfältigen Gefühlen getrieben, nur so über die Seiten fliegt.

Erzählt wird die Geschichte eines unvorstellbar grausamen Verbrechens in zwei Handlungssträngen, von denen einer durch Melanie als Icherzählerin bestritten wird und der andere die Ereignisse rund um die stellvertretende Staatsanwältin Amy Kaye beschreibt. So erhält der Leser einen guten Einblick in beide Seiten und kann verfolgen, wie Melanie mit den unfassbaren Anschuldigungen klarzukommen versucht, während die Behörden immer wieder neue Vorwürfe gegen sie erheben. Und dann gibt es noch die Pflegeeltern von Alex, deren Umgang mit ihrem neuen Familienmitglied in einigen kurzen Passagen geschildert wird und die Ermittlungen zu einem flüsternden Vergewaltiger, die die Staatsanwältin im Alleingang führt. Ein sehr vielschichtiger Plot, der trotz einiger Schwächen im Mittelteil, mit interessanten Figuren und unvorhersehbaren Wendungen daherkommt und fesselnde Unterhaltung beschert.

Fazit:
Ein emotional fesselnder Thriller mit viel Atmosphäre, einer bewundernswert starken jungen Mutter und einem unvorhersehbaren Handlungsverlauf. Eine gute Empfehlung für Leser, die spannende Familientragödien kombiniert mit undurchsichtigen Verbrechen mögen.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Ein ungewöhnlicher Hamburgkrimi und ein Schriftsteller, der mit seinen Dämonen kämpft

Mordflüstern
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Der erfolgreiche Schriftsteller Lars Faber kehrt nach der Trennung von seinem Lebenspartner George nach Hamburg zurück, wo er an einem neuen Buchprojekt über Serienmörder arbeiten will. Doch egal, ob er ...

Der erfolgreiche Schriftsteller Lars Faber kehrt nach der Trennung von seinem Lebenspartner George nach Hamburg zurück, wo er an einem neuen Buchprojekt über Serienmörder arbeiten will. Doch egal, ob er in Wien an einer bekannten Krimireihe schreibt oder im Hamburg die Spuren von Mehrfachmördern verfolgt. Immer wieder hört er sie, die Stimme seiner verstorbenen Mutter, die von despotischen Männern und dem Drang, sie zu ermorden spricht. Deshalb begibt er sich von einer merkwürdigen Unruhe geplagt in Therapie und hofft, den Dämonen der Vergangenheit beizukommen. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen wird. Denn kaum ist sein Buch erschienen, geschieht ein Mord, der der auf die gleiche Weise verübt worden ist, wie er es dort beschrieben hat.

"Mordflüstern" ist ein ungewöhnlicher Hamburgkrimi, der von dem österreichischen Romanschriftsteller Josef J. Preyer stammt, der vielen Lesern durch die Serienromane um Jerry Cotton oder Sherlock Holmes bekannt sein dürfte. Nun hat er mit dem Hamburger Schriftsteller Lars Faber eine neue Figur ins Rennen geschickt, die durch ihre Zwielichtigkeit und ihre merkwürdigen Traumfantasien nur schwer zu durchschauen ist. Und obwohl die Ereignisse aus seiner Sicht geschildert werden und der Leser tief in seine Gedanken schauen kann, weiß er lange Zeit nicht, ob er dem angeblich nur mit Worten mordenden Schriftsteller trauen kann oder ob dieser verantwortlich für die in Hamburg mit einem Rasiermesser verübten Morde ist.

Der Schreibstil von J.J. Preyer zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus, verwirrt aber anfänglich durch die Vermischung von tatsächlichen Ereignissen mit immer wieder auftauchenden Gedankensplittern aus der Vergangenheit. Deshalb dauert es einige Zeit, bis sich der Leser zurechtfinden kann und genau, wie Lars Faber zu ermitteln beginnt. Dann aber wird er gleich mit einer ganzen Handvoll an Verdächtigen konfrontiert, die das immer turbulenter werdende Geschehen ordentlich aufzumischen verstehen. Beginnend mit Fabers Therapeut, der öfter einmal merkwürdige Andeutungen macht, über seinen Verleger, der die Situation des unsicheren Schriftstellers gut für seine Zwecke auszunutzen versteht, bis hin zu seinem Freund, dem er gerne in allen Belangen trauen möchte, scheinen alle auf die eine oder andere Art in die Mordserie verwickelt zu sein. Wer aber letztendlich der wahre Täter ist, bleibt bis ganz zum Schluss geheim.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Hamburgkrimi, der durch die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart zunächst einmal verwirrt, später aber wunderbar spannend und vielseitig in Erscheinung tritt.