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Veröffentlicht am 06.01.2019

Ich kann mich nicht erinnern

Unter uns nur Wolken
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... sagt Florian immer, wenn er wieder etwas angestellt hat und Tom ihn zur Rede stellt. Tom ist sein Enkel und kümmert sich um den an Alzheimer Erkrankten. Aber er schafft es nicht mehr allein, schließlich ...

... sagt Florian immer, wenn er wieder etwas angestellt hat und Tom ihn zur Rede stellt. Tom ist sein Enkel und kümmert sich um den an Alzheimer Erkrankten. Aber er schafft es nicht mehr allein, schließlich führt er eine Bar und muss auch irgendwann mal schlafen. Doch jede Pflegerin, die er einstellt, wird von Florian. vergrault
Anis Leben hat sich gerade komplett aufgelöst – ihr Freund verlässt sie für ihre beste Freundin, die Wohnung gehört ihm, Geld hat sie auch fast keins. Sie arbeitet zwar für ein online-Magazin, aber das Gehalt ist extrem mager und wird nur sporadisch gezahlt. Zufällig hört sie, wie sich 2 Frauen an einer Bushaltestelle über eine tolle Wohnung unterhalten - nur der Alte wäre nicht zumutbar.
Tom ist verzweifelt, weil niemand sonst die Stelle will und Ani hat keine Alternative, also versuchen sie es. Florian: „Sie könnte eine Massenmörderin sein, die alte Menschen ersticht.“ Ani: „Richtig, das könnte ich sein.“ Tom: „Vielleicht wünsche ich mir das sogar.“ (S. 30)

Tom und Ani haben mehr gemeinsam, als sie bei ihrer ersten Begegnung ahnen. Beide hatten keine Vorzeigeeltern. Die von Tom waren nur an ihrem Erfolg interessiert und froh, als er mit 4 Jahren von seinen Großeltern Greta und Florian aufgenommen wurde, die ihm ein liebevolles Zuhause boten, und Anis Mutter wurde bisher noch von jedem Mann verlassen. Sie hat sich nie um sie gekümmert, kreist nur um sich selbst und erpresst Ani moralisch.

Greta fehlt Tom und Florian seit ihrem Tod. Sie konnte mit Florians Erkrankung umgehen, hat das Beste in ihm zum Vorschein gebracht. Jetzt ist er starrsinnig, wird schnell wütend und gemein - aber manchmal auch hilflos wie ein kleines Kind. Vor allem Letzteres bricht Tom und bald auch Ani jedes Mal das Herz. Seine Aussetzer kommen immer häufiger, doch Florian will nicht auf Hilfe angewiesen sein – er will Greta zurück. „Manchmal vergesse ich ihr Gesicht. Aber ich habe noch nie das Gefühl vergessen, wie es war, in sie verliebt zu sein.“ (S. 201)
Darum macht er alles, um Ani zu vertreiben. Er ist so richtig fies zu ihr und bringt sie sogar beide in Gefahr: „Ihr Großvater braucht einen Therapeuten. Er ist ein Sadist, der es genießt, andere zu demütigen und ihnen Angst einzujagen.“ (S. 122)

Ich hatte Tom und Ani sofort in mein Herz geschlossen. Tom opfert sich komplett für Florian auf, alles steht hinter dessen Bedürfnissen zurück. Er hat kein eigenes Leben mehr, vernachlässigt seine Freunde und ist in der Bar auf seine Mitarbeiter angewiesen. Er weiß, dass Ani keinerlei Erfahrung in der Pflege hat und gibt ihr trotzdem eine Chance.
Ani ist intelligent und künstlerisch begabt, aber eine gebrochene Persönlichkeit, als sie bei ihnen einzieht. Sie verdrängt ihre Probleme und Gefühle schon ihr ganzes Leben lang. Sie funktioniert. Obwohl Florian sie immer wieder fertig macht, bleibt sie und wird dabei stärker, selbstbewusster, gibt ihm auch mal kontra.

„Unter uns nur Wolken“ ist eine wunderbar berührende Geschichte über das Älterwerden und Vergessen, über (Selbst-)Liebe und Selbsterkenntnis, die ich leider viel zu schnell ausgelesen hatte und die mich sehr nachdenklich zurückgelassen hat.

„Jemanden zu liebe heißt auch, ihn loszulassen, selbst wenn es schwer fällt.“ (S. 277)

Veröffentlicht am 31.12.2018

Sehr gelungener, fesselnder Auftakt zu einer neuen Trilogie

Jahre aus Seide
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Deutschland, Anfang der 1930er Jahre: Ruth Meyer wächst in behüteten Verhältnissen auf. Ihr Vater Karl ist reisender Handelsvertreter für Schuhe und nur am Wochenende zu Hause, trotzdem ist die Familie ...

Deutschland, Anfang der 1930er Jahre: Ruth Meyer wächst in behüteten Verhältnissen auf. Ihr Vater Karl ist reisender Handelsvertreter für Schuhe und nur am Wochenende zu Hause, trotzdem ist die Familie von viel Liebe und Zusammenhalt geprägt. Die Meyers sind Juden, praktizieren ihren Glauben aber kaum noch, halten nur den Sabbat und die großen Feiertage, wie das Lichterfest (das jüdische Äquivalent zu Weihnachten), ein. Bei der Einweihungsfeier ihres neuen Hauses 1927 mit Familie und Freunden kommt heraus, dass sich Karls Schwager Berthold in Deutschland nicht mehr sicher fühlt und nach Palästina auswandern will. Noch steht er mit der Meinung allein da. „Ja, wir sind Juden – aber vor allem sind wir Deutsche.“ (S. 89)
In der Nachbarvilla lebt der Stofffabrikant Merländer. Mit der gleichaltrigen Tochter von dessen Haushälterin freundet sich Ruth schnell an. Sie bekommen von Merländer oft Stoffreste und Ruth lernt, daraus Puppenkleider, Täschchen etc. zu nähen. Dabei kann sie ihre Kreativität ausleben. Sie könnte sich sogar vorstellen, später in der Modebranche zu arbeiten. Aber ihre behütete Kindheit endet jäh, als Hitler Reichskanzler wird und Ruth vom Lyzeum fliegt – Juden sind ab sofort unerwünscht! Da ist Ruth gerade 14 und hat mit Kurt ihre erste große Liebe gefunden. Doch dessen Familie wartet wie so viel auf die Ausreise nach Amerika. Und dann kommt die Reichspogromnacht ...

Ich habe die Ostpreußen-Saga (Das Lied der Störche, Die Jahre der Schwalben, die Zeit der Kraniche) von Ulrike Renk verschlungen und war schon sehr gespannt auf dieses Buch, da es auf wahren Begebenheiten und Ruths Tagebüchern beruht.

Ulrike Renk hat es wieder geschafft, dass man von Beginn an mitten im Geschehen ist. Ich hatte das Gefühl, ein Teil von Ruths Familie zu sein oder zumindest ein stiller Beobachter.
Ruths Vater hatte es aus eigener Kraft weit gebracht, liebte seinen Beruf und seine Familie. Er wollte ihnen alles bieten, was möglich war. Ihre Mutter ging in ihrer Rolle als Hausherrin und Mutter richtig auf, wollte es besser machen als ihre eigene – immer sehr kühle und distanzierte Mutter. Martha war trotz Kindermädchen für ihre Töchter da. Außerdem sie hatte einen Blick fürs Ganze, half Anderen, denen es weniger gut ging. Obwohl sie nicht streng nach den jüdischen Traditionen leben, scheint Nächstenliebe, aufeinander Achtgeben und Schwächeren helfen tief in ihrem Glauben verwurzelt gewesen zu sein.
Mir gefiel, wie unbeschwert Kinder und Erwachsenen unterschiedlicher Konfessionen lange miteinander umgingen: „Wir leben in einer Gemeinschaft vieler Religionen – wir sollten uns alle respektieren.“ (S. 148)
Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten wächst die Angst und die Unsicherheit unter ihnen aber immer mehr. Die Autorin beschreibt sehr lebendig, dass sie die Ausgrenzung nicht verstehen – schließlich fühlen sie sich in erster Linie als Deutsche! Besonders erschreckend waren die Beschreibungen von auseinanderbrechenden Familien, weil nicht alle ihr Heimat verlassen wollten und die Ernüchterung, wenn die potentiellen Flüchtlinge aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen wurden – ein Fakt, der mir bis dahin unbekannt war. Auch die hohe Arbeitslosenquote der USA nach 1929 und damit resultierende Unsicherheit der Einwanderer hatte ich verdrängt.
Sehr lebendig werden auch die Rückbesinnung der jüdischen Familie auf ihre Religion und Glaubensgemeinschaft geschildert – das gemeinsame Bangen und Hoffen auf bessere Zeiten und wie sich die Stimmung natürlich auch auf die Kinder überträgt, wie schnell diese erwachsen werden musste.
Ich hab zwar schon viele Bücher über diese Zeit gelesen, trotzdem haben mich die Schilderungen, wie sich die Repressalien gegen die Juden immer mehr verstärkten, wieder sehr mitgenommen.

Geschickt packt Ulrike Renk ihrer Leser und schürt mit dem Ende dieses Bandes die Neugier ihrer Leser so, dass man unbedingt wissen will, wie Ruths Geschichte und die ihrer Familie denn nun weitergeht – leider erscheint die Fortsetzung erst im Juni 2019.

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Veröffentlicht am 28.12.2018

Isobels Ja(hr)

Mein Jahr zum Glück
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„Neuer Anfang, neue Ideen, neue Energie!“ (S. 6) sagt sich Izzi (Isobel) jedes Jahr am 1.1. und macht eine Liste a la Bridget Jones in ihr Notizbuch, was sie in diesem Jahr alles nicht mehr machen will ...

„Neuer Anfang, neue Ideen, neue Energie!“ (S. 6) sagt sich Izzi (Isobel) jedes Jahr am 1.1. und macht eine Liste a la Bridget Jones in ihr Notizbuch, was sie in diesem Jahr alles nicht mehr machen will – um dann zu entdecken, dass die Liste fast identisch ist mit der vom letzten Jahr. Als sie das in der Redaktionskonferenz der Frauenzeitschrift erzählt, für die sie arbeitet, kommt ihre Chefin auf die Idee, dass Izzi in diesem Jahr „JA“ statt „NEIN“ sagen wird. Sie bekommt ihre eigene Artikelserie „Isobels Ja(hr)“, für die sie jeden Monat etwas Neues wagen und darüber schreiben muss. Wads das ist, dürfen die Leser entscheiden. Schon die erste Aufgabe „Neues Jahr, neuer Look, neues Leben.“ (S. 53) findet sie nicht wirklich toll - ihre blonde Mähne wird wieder in ihr natürliches „Kupferorange“ umgefärbt und ihr Kleiderschrank wird einem großen „Makeover“ unterzogen. So runderneuert, fällt sie endlich auch dem Bruder ihres Schwagers auf, den sie seit 3 Jahren anhimmelt. Entdeckt er jetzt sein Herz für sie?
Alle 12 Aufgaben bringen Izzi an ihre Grenze: sie muss u.a. live im Fernsehen auftreten, eine Social-Media-Pause machen, sich mit jemandem versöhnen oder ehrlich zu sich selbst / für sich selbst stark sein. Jede Aufgabe bringt sie weiter weg von ihrem alten Selbst zu einer neuen, verbesserten Version. Sie entdeckt völlig neue Seiten an sich und merkt, wo ihre (bisher ungeahnten) Stärken liegen. Am Ende des Jahres hat sich ihr Leben wirklich verändert.

Izzi ist eine sehr sympathische, menschliche Protagonistin, eine Frau mit Fehlern. So vernachlässigt sie z.B. ihre beste Freundin, als sie beruflich durchstartet und lässt sich viel zu oft von ihrer Mutter in ihr (Liebes-)Leben quatschen. Sie beneidet ihre ekelhaft perfekte, gutaussehende Schwester – ohne hinter deren Fassade zu schauen. Izzi hingegen ist mit ihrem Aussehen fast nie zufrieden (welche Frau ist das schon) und sieht Fehler an sich, die sonst niemand entdeckt. Die Herausforderungen öffnen ihr die Augen dafür, wie sie wirklich auf andere wirkt und dass die man die Liebe dort findet, wo man gar nicht sucht.


„Mein Jahr zum Glück“ ist das perfekte Kopfkino - sehr amüsant, überraschend und regt zum Nachdenken über das eigene Leben an. Stellenweise erinnert es an Bridget Jones – aber gerade das hat mir sehr gut gefallen. Ich könnte es mir ebenfalls gut als Film vorstellen.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Leichen pflastern seinen Weg

Roter Rabe
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September 1951: Kaum ist Heller aus dem Ostseeurlaub zurück und hat Karin in den Zug nach Köln zu ihrem Sohn Erwin gesetzt, muss er sich um 2 obskure Todesfälle kümmern. Zwei Mitglieder der Zeugen Jehovas ...

September 1951: Kaum ist Heller aus dem Ostseeurlaub zurück und hat Karin in den Zug nach Köln zu ihrem Sohn Erwin gesetzt, muss er sich um 2 obskure Todesfälle kümmern. Zwei Mitglieder der Zeugen Jehovas saßen wegen Spionage in U-Haft in getrennten Zellen und haben gleichzeitig auf eine sehr ungewöhnliche Art Selbstmord begangen. Die Russen machen jetzt die (deutschen) Wärter dafür verantwortlich. Hellers Vorgesetzter Niesbach hat Angst. „Wäre es Mord, müssten wir alle um unsere Posten fürchten ... Und um unsere Leben.“ (S. 21/21)

6 Jahre nach Kriegsende geht die Angst wieder um. Aus dem Ostsektor ist ein eigenständiger Staat geworden, die DDR, doch die Russen mischen sich immer noch in alles ein. Widerspruch wird nicht geduldet, alles und jeder kontrolliert. Dazu kursieren Gerüchte, dass die Amis etwas ganz Großes planen, um die Russen zu entmachten. Es wird getuschelt, die Atombombe, welche schon 1945 auf Dresden fallen sollte, wäre jetzt so weit ... Überall tauchen Flugblätter auf, in denen vor feindlichen Spionen und Abhöraktionen gewarnt wird.

Als Heller mit den Ermittlungen beginnt, taucht sein alter Freund Alexej Saizev wieder auf. Der hat ihn damals bei den Ermittlungen zum „Angstmann“ unterstützt, jetzt arbeitet er für den Geheimdienst MGB. Saizev macht ihm unmissverständlich klar, dass Heller zwar ermitteln darf, am besten aber zu keinem Ergebnis kommt, denn Saizev ist hinter „dem Amerikaner“ her, einem Topspion, vermutlich von der CIA. Die Russen nennen ihn „Woron“ (den Raben).
Doch nicht nur Saizev und Niesbach erschweren Hellers Ermittlungen. Der ehemalige Polizist Salbach ist jetzt Unterkommissar und neu in Hellers Team, aber sein Kollege Oldenbusch traut ihm nicht, hält ihn für einen Spion vom MfS (Ministerium für Staatssicherheit). Heller ist entsetzt: „Ich glaube, hier leiden alle unter Verfolgungswahn. Wo soll denn das hinführen, wenn jeder jedem misstraut?“ (S. 36)
Trotzdem ermittelt Heller rastlos und immer ratloser. Jeder Zeuge, den sie finden, hat plötzlich einen Unfall oder begeht Selbstmord. Er muss schneller werden. Was bzw. wer steht hinter allem? Woher hat derjenige seine Informationen? Ist es einer von ihnen? Worum geht es wirklich? „Ich habe den Verdacht, dass an dieser Sache mehr hängt als nur die üblichen Verdächtigen. Etwas soll hier geschehen. In dieser Stadt, Ich habe keine Ahnung, was.“ (S. 27)

Dazu kommen private Sorgen. Karin sollte ein Telegramm schicken, sobald sie in Köln angekommen ist, aber es kommt nie eins. Die Nachbarn werden komisch, die Kollegen fragen nach Karin. Kann es sein, dass sie wirklich einfach drüben bleibt? Ohne Heller? Ohne Anni?
Ihre Vermieterin Frau Marquardt ist extrem vergesslich und schusselig geworden. Plötzlich taucht eine entfernte junge Verwandte auf – Edeltraut Hermann. Heller hat ein komisches Gefühl.

Frank Goldammer schreibt wieder extrem fesselnd und legt ein unglaubliches Tempo vor. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die vielen Verdächtigen, die ganzen Toten (bei 8 habe ich aufgehört zu zählen), die Spitzel, die Frage, wer auf welcher Seite steht, schaffen eine ziemlich düstere Atmosphäre. „... der kalte Krieg ist viel schwieriger als der andere Krieg. Hier kämpft man an vielen Fronten und weiß nicht, ob der Feind wirklich Feind und der Freund wirklich Freund ist. Man darf niemandem Vertrauen schenken, man muss immer wachsam sein. Immerzu. Ohne Unterlass.“(S.93)
Als gebürtige Dresdnerin kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern, als man genau überlegen musste, gegenüber wem man was sagen durfte, konnte mich gut in Heller einfühlen, in seine Sorge, ob Karin wiederkommt. Und nicht zuletzt die Angst, was genau denn „die große Sache“ ist, die der Rabe plant – gruselig.

5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung – ich bin schon sehr gespannt auf Hellers nächsten Fall.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Einfach Hyggelig

Das kleine Café in Kopenhagen
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Kate arbeitet in einer der besten PR-Agenturen Londons fieberhaft auf ihre Beförderung hin, doch stattdessen bekommt diese ihr (daraufhin Ex-)Freund – weil er ein Mann ist und eine ihrer Ideen als seine ...

Kate arbeitet in einer der besten PR-Agenturen Londons fieberhaft auf ihre Beförderung hin, doch stattdessen bekommt diese ihr (daraufhin Ex-)Freund – weil er ein Mann ist und eine ihrer Ideen als seine verkauft hat. Leider kann Kate das nicht beweisen, aber sie bekommt noch eine Chance. Der dänische Kaufhausbesitzer Lars Wilders sucht eine Agentur, welche die PR für die Eröffnung seines Hygge-Kaufhauses in London macht. Kate kann sie den Auftrag wirklich an Land ziehen. Aber dann kommt der Haken an der Sache. Sie muss eine Pressereise organisieren – 6 Journalisten sollen 5 Tage lang Kopenhagen erkunden, um das Hygge-Gefühl selbst zu erfahren. Die Journalisten sind zum Glück relativ schnell gefunden, auch wenn einer von ihnen, Benedict Johnson, nur auf Zwang seines Chefredakteurs mitfährt. Allerdings machen sie es ihr nicht gerade leicht und benehmen sich zum Teil wie Kindergartenkinder. Doch zum Glück können Kopenhagen und Kate sie bald für sich einnehmen. Und nicht zuletzt hat auch Lars Wilders Mutter Eva mit ihrem Café Varme (Wärme) einen großen Anteil daran, dass die Reise doch noch ein Erfolg werden könnte ...

Hygge steht für „Wärme“, „Wohlbefinde“ und „Gemütlichkeit“ – genau diese Gefühle löst „Das kleine Café in Kopenhagen“ beim Lesen aus.

Kate ist eine echte Powerfrau und meint ihren Job zu lieben, bis sie zum ersten Mal Evas Café betritt. Auch deren Job ist zum Teil stressig, aber sie hat ihr Arbeitsumfeld gemütlich eingerichtet. Auch in der größten Hektik bleibt sie entspannt und gibt das an ihre Kunden weiter. Kate merkt schnell, der Unterschied liegt im Detail. Jeder Kaffee, jeder Snack wird liebevoll zusammengestellt, angerichtet und auf passendem Geschirr serviert und nicht in Pappbechern und Tüten serviert wie in London. Im Varme soll man sich heimisch und geborgen fühlen.

Das Hyggelige überträgt sich bald auch auf die Journalisten, einen sehr bunt zusammengewürfelten Haufen.
Die Livestyle-Bloggerin Fiona ist extrem schüchtern. Nur wenn sie fotografieren kann lebt sie auf und wird gesprächig. Dabei sind ihre Fotos richtig gut und begeistern die anderen Mitreisenden.
Avril steht für ein Morgenmagazin im Fernsehen vor der Kamera. Sie ist eine Diva, immer perfekt angezogen und geschminkt, dafür vernachlässigt sie ihr Privatleben.
Food-Journalistin Sophie von City-Zen richtet ihr Privatleben streng nach ihrem Freund aus, der seine Mutter pflegt.
Lokaljournalist David arbeitet im Home Office aus beim Evening Standard und kommt dadurch nie aus dem Haus. Er ist einsam, seine Sozialkontakte beschränken sich auf ein Minimum.
Eine echte Koryphäe, wenn es um Designermöbel geht, ist Conrad. Er schreibt für ein Hochglanz-Magazin und macht Kate bei der Reise neben Ben die größten Probleme.
Tja und Ben ... eigentlich ahnt man es ja sofort – was sich neckt, das liebt sich. Und die beiden scheinen sich sehr zu lieben, so wie sie sich immer in die Wolle kriegen, sehr zum Amüsement des Lesers, aber ich will hier nicht zu sehr vorgreifen.

Am Ende der Reise haben alle begriffen, dass man arbeitet, um zu leben und nicht lebt, um zu arbeiten. „Es geht nicht darum, woher man kommt, sondern darum, wohin man geht.“ (S. 206)

„Das kleine Café in Kopenhagen“ verbreitet eine tolle Stimmung und macht Lust auf eine Reise in die Stadt der kleinen Meerjungfrau.