Die Mieter des Hauses Tulpenweg 81 in Münster bekommen seltsam gereimte Drohbriefe. Alle ignorieren diese, doch die frisch zugezogene Katrin Ortrup hat ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. In ihrer Verzweiflung beschließt Katrin sich an eine ihr vertraute Kommissarin zuwenden, Charlotte Schneidmann. Diese muss nach einer Verletzung im Innendienst arbeiten und freut sie sich somit über diesen kleinen, nicht offiziellen, „Fall“.
Unterdessen ermittelt ihr ehemaliger Partner Peter Käfer in einem grausamen Mord. Obwohl alles nach einer Beziehungstat aussieht, bereiten den Kommissar die Drohbriefe, welches das Opfer erhalten hatte, Kopfzerbrechen. Ist es womöglich doch ganz anders, als es den Anschein hat?
Neugierig durch den Klappentext geworden, war ich gespannt auf diesen Krimi. Der Aufbau des Buches war sehr interessant gestaltet worden. Manche Kapitel trugen Datumsangaben, wodurch ich als Leser ein Gefühl für den Zeitraum der folgenden Handlungen erhalten hatte. Innerhalb des Buches wechselte die Erzählweise zwischen dem Ich-Erzähler und dem personalen Erzähler.
Die Ich-Perspektive gehörte augenscheinlich dem oder den Mördern. So gab es nicht nur hin und wieder einen kurzen Blick auf einen aktuellen Täter und dessen Gefühlszustand, sondern es gab noch eine Art zweites Buch innerhalb des Krimis. Dieser wurde wie ein Ratgeber zum Kernthema „Vermeidung von Aggressionen“ geschrieben. Darin erzählte ein verurteilter Mörder, wie es zu seinem Verbrechen kommen konnte und welche Präventionsmaßnahmen jeder einzelne ergreifen kann, ohne in denselben Abgrund zu steigen.
Insgesamt aber überwog der personale Erzähler. Innerhalb der einzelnen Kapitel begleitete ich mehrere Personen bei ihren Tätigkeiten oder Gedankengängen. Durch die aktive Einbindung der Figuren Peter Käfer, Charlotte Schneidmann und Katrin Ortrup bekam ich eine viel größere Gesamtübersicht über die Komplexität des Krimis. Dies führte vor allem zu überraschenden und unvorhergesehenen Wendungen.
Der Schreibstil war angenehm flüssig und hielt sich nicht mit exzessiven Beschreibungen von Interieur und Settings auf. So blieb ich immer sehr gut im Lesefluss und die Spannung steigerte sich mit jeder Seite ein kleines Stückchen mehr.
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass trotz der sehr brutal ausgeführten Tat das Buch insgesamt relativ blutleer blieb und dadurch auch für ängstliche Leser gut geeignet ist.
Christine Drews sorgte für allerlei Fallstricke und lockte mich oft auf falsche Fährten. Einige Details wirkten auf den ersten Blick ein bisschen unscheinbar, aber am Ende waren sie wichtig für das Gesamtbild. Hier hatte aber Christine Drews immer darauf geachtet, dass der Faden immer wieder neu aufgenommen wurde, sodass ich nie den Überblick über die Handlungen und Geschehnisse verlor.
Der Aufbau der Geschichte war logisch und konsequent. Wenngleich auch relativ viele Figuren vorkamen, ich konnte sie alle sehr gut auseinanderhalten. Jede Figur war gut durchdacht ausgearbeitet worden und alle hatten einen hohen Wiedererkennungswert.
Das Setting war ausgesprochen glaubwürdig und es war interessant wie die Autorin die Stadt Münster hervorgehoben hat. Das hauchte der Geschichte viel Glaubwürdigkeit ein, sodass ich mir gut vorstellen konnte, dass es so oder so ähnlich durchaus passieren könnte.
Was mir auch sehr gut gefallen hatte war, dass in diesem Buch auch ermittlungsrelevante Details sowie gerichtsmedizinische Fakten verwendet worden sind. Es war ganz klar herauszulesen, dass sich die Autorin mit realen Ermittlungsmethoden befasst hatte. Das verlieh diesem spannenden Kriminalroman eine ganz besonders authentische Note.
Dieses Buch ist schon der fünfte Fall für Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Ich kenne noch kein Buch aus dieser Reihe, konnte aber ohne Probleme den Handlungen folgen. Um die Geschichte verstehen zu können waren keinerlei Vorkenntnisse notwendig. Auch hatte ich nicht das Gefühl, dass mir irgendwas innerhalb der Interaktion zwischen Charlotte Schneidmann und ihrem Kollegen Peter Käfer fehlte. Alle wichtigen und relevanten Details hatte Christine Drews noch einmal für unwissende Leser hinzugefügt. An manchen Stellen schimmerte eine gemeinsame Vorgeschichte durch, allerdings war sie so zart angelegt, dass mir persönlich beim Lesen nichts gefehlt hat.
Fazit: Ein von Anfang bis Ende interessanter Krimi, der spannend, aber nicht übermäßig brutal oder blutig war. Hier war alles stimmig und übersichtlich aufgebaut worden. Authentische Details rund um die Ermittlungsarbeit der Polizei und labortechnischen Untersuchungen verliehen diesem Kriminalroman eine ganz besondere Atmosphäre.