Jahre aus Seide
Dies hier ist der erste Band einer Trilogie um Ruth Meyer. Die Familie Meyer hat wirklich gelebt, im Internet gibt es Fotos darüber. Das Buch basiert auf Tagebuchaufzeichnungen von Ruth, die 1921 in Krefeld ...
Dies hier ist der erste Band einer Trilogie um Ruth Meyer. Die Familie Meyer hat wirklich gelebt, im Internet gibt es Fotos darüber. Das Buch basiert auf Tagebuchaufzeichnungen von Ruth, die 1921 in Krefeld geboten wurde und dort auch ihre Jugend verbrachte. Ruth lebt mit der jüngeren Schwester Ilse und ihren Eltern in einem neuerbauten Haus in Krefeld. Es ist eine jüdische Familie. Der Vater ist Handelsreisender für Schuhe und verdient sehr gut. Die Mutter ist Hausfrau und gibt sich sehr viel mit ihren Kindern ab. Sie beschäftigen eine Köchin, eine Kinderfrau, einen Fahrer und natürlich auch eine Frau fürs Grobe. Das Familienleben der Meyers wird hier sehr harmonisch beschrieben, man feiert die jüdischen Festtage, die Großeltern kommen zu Besuch. Und Ruth hat eine Freundin in der beanchbarten Villa Merländer, die einem Stiffhändler gehört. Dort ist sie mit dem Mädchen des Hausmeisterpaares befreundet. Durch Merländer kommt auch ihre Liebe zu Stoffen, den vohn ihm bekommt sie alte Stoffmusterbücher geschenkt. Das Leben gleitet so dahin, doch bald schon spürt man, dass ein politischer Umbruch stattfindet. Die Braunen kommen an die Macht, das Leben wird für die Juden schwieriger, Ruth muß die Schule verlassen. Jüdische Geschäfte werden geschlossen und nach langem Zögern stellt die Familie einen Ausreiseantrag. Doch die Verhältnisse werden immer tragischer, Ruth kommt in ein Internat und dann schlägt der braune Terror voll zu: Ulrike Renk läßt uns an dem Leben einer gut situierten und harmonischen Familie teilnehmen. Sie ist zwar jüdisch, lebt aber nicht streng nach diesen Regeln. Dennoch dürfen wir an einigen Ritualen teilnehmen. Das Buch liest sich ruhig und sehr fliesend. Man spürt förmlich die Liebe, die von dieser Familie ausgeht. Bis dann die politische Situation dieses Leben nicht mehr gewährleistet. Hier läßt die Autorin dann gekonnt Spannung und Stimmung aufkommen. Da es sich um keine fiktiven Personen handelt, sondern die Meyers wirklich gelebt haben, ist das Buch um so interessanter zu lesen. Das Ende das Buches läßt noch viele Fragen offen.Man kann es kaum erwarten, bis man den nächsten Band lesen kann. Am Anfang des Buches findet man ein Personenverzeichnis. So tut man sich dann beim Lesen mit den einzelnen Protagonisten relativ leich. Auch das Cover ist wunderbar gelungen. Es zeigt eine schicke Frau mit einem lila Kleid der damaligen Mode. Ein Familienepos, bei dem man mitfiebert.