Hallo Daisy,
huch, was ist das denn für ein Geruch in der Luft? Es riecht als wäre jemand spät dran mit den Weihnachtsbäckereien – oder nein, noch viel besser, als würde jemand Zimtschnecken backen. Als wären wir hier bei Zimt & weg. Aber das kann ja nicht sein, die Trilogie haben wir doch beide schon letztes bzw. sogar schon vorletztes Jahr ratzfatz verschlungen. Dachte ich... Bis ich letzte Woche in den Buchladen ging und da ein neuer Band der Reihe lag; erkennbar am wundbaren Cover - das ist mal eine Buchserie, die richtig schön im Regal aussieht! Da lag es nun jedenfalls: Zimt & verwünscht von Dagmar Bach, gerade mal im Dezember 2018 bei KJB erschienen. Und es bestand kein Zweifel, es musste sofort mit.
Wenn du dich jetzt (wie ich nach meinem anfänglichen Freudentanz) fragst, wie dieses Buch in das Konzept einer Trilogie passt, ich glaub’ ich hab’s verstanden! An sich haben wir Vicky in den ursprünglichen drei Bänden ja auf allerlei Abenteuer begleitet: von Verliebtheiten, zu Familiengeheimnissen, bis hin zu Sprüngen zwischen verschiedenen Parallelwelten, die - wie man sich leicht vorstellen kann - allerlei Probleme mit sich gebracht haben. All diese verworrenen Handlungsstränge hat Dagmar Bach sagenhaft über drei Bücher gestreckt und am Schluss verknüpft. Wo nun aber setzt Zimt & verwünscht an? Es handelt sich (ganz offiziell, hab ich mir nicht ausgedacht) um ein Sequel. Es erinnert mich tatsächlich ein bisschen an die Selection Stories von Kiera Cass, weil es ebenfalls aus so vielen Kleinteilen besteht: das Buch beinhaltet eine 140 Seiten lange Kurzgeschichte mit einem Abenteuer der uns bekannten Heldin (dazu gleich noch mehr), dann einen Brief der Autorin (ebenfalls), anschließend eine Leseprobe einer zukünftigen Jugendbuchreihe von Dagmar Bach (mit neuen Protagonisten und Protagonistinnen) und zum Schluss noch ein Bonuskapitel mit Vicky und co. Du merkst es vielleicht schon beim Lesen: es geht ein bisschen kreuz und quer – ob eine andere Reihenfolge da nicht vielleicht ansprechender gewesen wäre?
Erst einmal zu der Kurzgeschichte: Vicky, ihre Freunde und Familie machen einen Ausflug aus ihrem Dorf in eine (nicht näher benannte) Großstadt. Neben allerlei alltäglichen Komplikationen kommen dann auch noch die altbekannten Sprünge in eine Parallelwelt hinzu; mit einer Version von Vicky, die diese so gar nicht verstehen kann. Ich übrigens auch nicht. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Bänden, in denen Vicky immer versucht hat, mit ihrem Alter-Ego Kontakt aufzunehmen, um es besser zu verstehen, hatte ich das Gefühl, dass dieser Aspekt hier zu kurz kam. Selbiges gilt leider auch für den Kontakt mit anderen Figuren in der Parallelwelt: Vickys Kommunikationsbereitschaft ist erheblich gesunken. Beziehungsweise ihre Kompetenz. Sie macht allerlei Fässer auf, beginnt zum Beispiel über die Beziehung ihres Alter-Egos zu anderen Figuren nachzudenken, verwirft diese Gedanken aber meist direkt wieder; immer unter dem Vorwand, nicht auffallen zu wollen. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass es mehr daran lag, dass Vicky zu beschäftigt damit war, im Selbstmitleid zu versinken. Das hat beim Lesen leider nur bedingt Spaß gemacht. Die Sequenzen, die in der Realität mit dem Ausflug in die Stadt gespielt haben, hatten dafür wieder den Pepp, der die ursprünglichen Bände so fantastisch gemacht hat.
Wobei ich sagen muss, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass die Figuren wirklich da waren. Es ist ja schon ein bisschen länger her, dass ich die Bücher gelesen habe, aber ich hatte den Eindruck, dass Vickys Charakter ursprünglich mehrdimensionaler war. Sie hat Momente, in denen das nochmal durchkommt, aber größtenteils vergeht sie (als Alternative zum Selbstmitleid) im Liebesglück und ist zu keinem anderen Gedanken mehr fähig. Man merkt leider, dass die Geschichte der uns bekannten Figuren mit dem Ende von Zimt & ewig eigentlich abgeschlossen war. Gleichzeitig traut die Autorin sich nicht, für die Figuren relevante Konflikte, wie etwa einen in der Beziehung von Vicky, zu schaffen. Verständlich. Den innerhalb von 140 Seiten aufzubauen und zu lösen, wäre eine Herausforderung – und vielleicht auch gar nicht notwendig. Aber so wie sich das Buch in seiner jetzigen Form gelesen hat, hatte ich das Gefühl, dass den Figuren die Motivation zum Handeln fehlte. Es fehlte der Konflikt, oder das Problem, das die Narration in’s Rollen gebracht hätte. Die Vorkommnisse, die die Autorin dafür verwendet, fühlen sich an den Haaren herbei gezogen an: etwa, dass Vicky (ohne ein Handy zu haben) ihre Freunde verliert, weil sie meint, den Bahnsteig der Ubahn entlang laufen zu müssen, bis sie beim richtigen Waggon ist, anstatt einfach einzusteigen (S. 22); selbst als Landei (oder speziell als solches, das es gewöhnt ist, nur einen Zug pro Stunde zu haben), würde man das nicht machen. Wer spät dran ist, sprintet zur Bahn – egal in welchen Waggon man kommt. Hauptsache drinnen.
Tatsächlich war das abschließende Bonuskapitel in dieser Hinsicht stimmiger. Es gab einen klaren Handlungsbogen, der durch einen eindeutigen Anreiz motiviert wurde. In der Kurzgeschichte waren jedoch alle bekannten Figuren schon zu Beginn mit einem Happy End versorgt und die Handlungsstränge der neu etablierten, potentiell interessanten Figuren, wurden nicht zu Ende geführt. Was natürlich Absicht ist.
Und damit kommen wir zu meinem größten Kritikpunkt: der Passage, die nach der Novelle kam. Der Brief der Autorin. Ich hab es mir beim Lesen der Kurzgeschichte schon gedacht, aber sie hat es noch einmal explizit bestätigt: es wird eine neue Trilogie geben, deren Protagonisten als Nebenfiguren in Zimt & verwünscht etabliert wurden. Die nicht geklärten Handlungsstränge der Kurzgeschichte sind Teaser für das neue Buch. An dem Punkt hatte ich da ganz ehrlich nicht wirklich Lust drauf; wobei ich zugeben muss, dass die anschließende Leseprobe der neuen Reihe (scheinbar ohne Vicky & co.) meine Meinung etwas geändert hat: da waren der Pepp und die mehrdimensionalen Figuren wieder! Das wird also definitiv ein Buch, in das ich reinschauen möchte (Glück und los, KJB 2019).
Ich frage mich nur wirklich, ob es dieses Übergangsbuch gebraucht hätte. Die Abenteuer von Vicky und ihren Freunden waren ein großartiges Leseerlebnis, keine Frage. Aber es war eben genau das: ein Abenteuer, das sein Ende gefunden hatte. Das jetzt wirkte eher wie ein nachträglicher Gedanke. Wobei der sich nicht mal ausgereift anfühlte: der (leider wenig etablierte) Konflikt in der Parallelwelt erinnerte mich dafür etwas zu sehr an den aus Zimt & ewig. Und ja, das abschließende Bonuskapitel war ganz herzig, aber ein bisschen wie Gilmore Girls – a Year in the Life: süß, aber man fragt sich, ob es das wirklich gebraucht hätte.
Insgesamt würde ich dir das Buch tatsächlich nur empfehlen, wenn du das große Bedürfnis hast, mehr von Vicky zu lesen. Ansonsten würde ich dir raten, eher auf kommenden Sommer zu warten, wenn Glück und los rauskommt. Ich bin guter Dinge, dass die Geschichte ihr eigenes Ding, mit eigenen Konflikten aufbauen wird und freue mich, die neuen Figuren kennenzulernen. Falls du dich wunderst: die Leseprobe hat gezeigt, dass die neuen Figuren am Anfang der neuen Serie etabliert werden; das Wissen aus diesem Buch ist also nicht notwendig um diese zu beginnen.
Bis ganz bald,
Daffy