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Veröffentlicht am 20.02.2021

Überraschend tiefgreifend

All Saints High - Der Verlorene
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Zum Schreibstil:
L. J. Shen zieht einen mit ihrem Stil sofort in ihren Bann. Sie schreibt sehr düster. Anders kann man es bald nicht ausdrücken. An den richtigen Stellen fehlen die Details, sodass man ...

Zum Schreibstil:
L. J. Shen zieht einen mit ihrem Stil sofort in ihren Bann. Sie schreibt sehr düster. Anders kann man es bald nicht ausdrücken. An den richtigen Stellen fehlen die Details, sodass man halb unwissend ist, gleichzeitig aber schnell Vermutungen anstellt. Diese Vermutungen sind jedoch meist irreführend, denn L. J. Shen erschafft immer wieder Situationen und Protagonisten, die alles andere als vorhersehbar sind. Ich habe dieses Buch mit einer Mischung aus Unglaube und Faszination gelesen. Man muss sich schon ein bisschen darauf einlassen, ansonsten wirkt es vielleicht manchmal etwas drüber. Ist man aber erst drin, lässt es einen nicht mehr los.

Zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte beginnt in der Vergangenheit mit dem ersten und später auch nächsten Treffen der beiden Hauptprotagonisten. Mein erster Eindruck: alles sehr geheimnisvoll und Vaughn scheint echt ein böser Kerl zu sein. Ihr könnt euch darauf gefasst machen, dass dieser Eindruck euch die ganze Geschichte lang begleitet. Diese Szenen aus der Vergangenheit sorgten auf jeden Fall gleich zu Anfang für ordentlich Spannung, auch wenn ich mich erst in die Geschichte einfühlen musste. Es ist eben doch alles sehr vage und Vaughn für den Leser erst einmal ohne ersichtlichen Grund böse und unberechenbar.
In der Gegenwart angekommen, wirkt er deshalb fast deplatziert. Die Szenerie ist nämlich eine ganz normale. Wie der Titel der Reihe schon vermuten lässt, spielt es an der High School. Vaughn ist dort der typische Bad Boy. Geheimnisvoll, sexy, gut aussehend, arrogant. Allerdings eine Spur krasser. Seine Handlungen sind unberechenbar, gefühllos, haben zwar einen Zweck, sind ihm allerdings auch nicht unbedingt nützlich. Man fragt sich, was das soll. Ich kannte allerdings schon seinen Vater Vicious und generell L. J. Shens Charaktere, sodass ich einfach abgewartet habe. Ihre Charaktere fallen oft aus dem Muster, weil sie kein Gewissen zu haben scheinen. Die Beziehungen, die sie führen, ähneln schon beinahe der Dark Romance-Beziehungen. So ist es auch bei Vaughn. Man versucht natürlich, den „weichen Kern“ zu ermitteln, aber das scheint zunächst sinnlos und ist bei dieser Geschichte vielleicht auch einfach nicht angebracht. Das werdet ihr am Ende schon sehen^^
Was ich allerdings sehr interessant an Vaughn fand, war, dass er, anders als die anderen Charaktere der Autorin, erstmals psychologisch sehr geschädigt ist. Das wird nach und nach ersichtlich – zeigt sich in seinen Handlungen, Aussagen und Gefühlen. Für mich hatte er so sehr viel Tiefe. Und trotz dessen ist er eben kein weinerlicher, mitleiderregender Protagonist, sondern bleibt stets stark, scheint unberührbar. Gerade deshalb wird es irgendwann beim Lesen über ihn dann doch emotional.

Lenora ist anders. Normaler^^ Erst wirkte sie auf mich sehr verschüchtert und ich dachte: oh ha, da kommt wieder das einsame, schüchterne Mädchen, das natürlich genau die Richtige für den Bad Boy ist. Zum Glück ist Lenora in der Gegenwart bereits taffer. Sie hat früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen und dabei einen wirklich starken Charakter entwickelt. In so vielen Situationen beweist sie unheimlichen Mumm. Klar, sie ist an der High School und in einem entsprechenden Alter, sodass Mut ganz schnell in Dummheit umschlagen kann. Dennoch war ich oft neidisch, wie resolut und selbstbewusst sie Vaughn und den fiesen Zicken der Schule begegnet.
Sie zieht einfach ihr eigenes Ding durch und lässt sich nicht leicht beeindrucken. Damit ist sie innerhalb der Geschichte automatisch eine Außenseiterin. Ich persönlich fand jedoch, dass sie einfach jeden Tag wieder bewies, dass sie bereits erwachsener als die anderen ist.
Dennoch ist sie auch ein Mädchen, das außer Vaughn Spencer noch nicht viel Böses in ihrem Leben kennengelernt hat. So gibt es einige Momente, in denen sie dann doch wieder jünger erscheint. Für mich machte diese Zweiseitigkeit sie aber besonders interessant und passend für die Geschichte, weil auch Vaughn zwei Seiten hat, die es zu durchdringen und vor allem zu verstehen gilt. Sie passte aber auch deshalb zu Vaughn, weil auch sie ihre etwas creepy Seiten hatte. Beispielsweise im Hinblick auf ihre sexuellen Vorlieben muss man sich da als Leser schon auf etwas Ungewöhnliches gefasst machen. Wie gesagt: Dark Romance-Züge sind hier erkennbar. Wer mit solchen Fetischen oder generell mit recht krank anmutenden Szenen nicht umgehen kann, für den ist Vaughns und Lennys Liebesgeschichte wohl nichts.

Den Aufbau der Geschichte fand ich super. Man ist zwar zunächst durch die Vergangenheitsperspektiven leicht desorientiert, das bessert sich aber schnell. Danach verläuft es wirklich recht gradlinig und beinahe schon der Reihe nach. Die beiden kommen sich näher, haben ihre Problemchen und so weiter. Ihr wisst schon. Auf dem Weg dahin geschehen jedoch einige echt heftige Dinge. Vaughns Verhalten in der Schule zum Beispiel. Erstmal richtig krass und letztlich ergibt sich aber doch ein Grund dafür. Man wartet nur etwas darauf und rätselt herum. So verfährt die Autorin in diesem Buch recht oft und ich hatte leicht die Befürchtung, dass am Ende doch bloß alles heiße Luft ist. In einem anderen Buch von ihr zum Beispiel hatte ich das Gefühl, dass sie gerne alles überdramatisiert und einen Protagonisten gerne sehr gewollt „böse“ macht. Dieses Gefühl hatte ich bei Vaughn spätestens ab der Hälfte dieses Buches nicht mehr. Die Gründe für die krassen Situationen sind überraschend tiefgreifend und stichhaltig. Plötzlich konnte man alles nachvollziehen und Vaughns Verhalten wirkte einfach nur so krass, weil er seinen Gefühlen entsprechend handelt, ohne sich um die Konventionen der Gesellschaft zu scheren.
(Achtung, dahinter steckt ein möglicherweise triggerndes Thema!)

Was die sexuellen Szenen in diesem Buch angeht, so sind sie wie gesagt etwas ungewöhnlich, nehmen dafür aber nur wenig Platz in diesem Buch ein. Euch erwartet im Hinblick darauf eine riesige Überraschung, die das erklärt. Für mich war es mal eine ganz schöne Abwechslung, einen Bad Boy zu erleben, der nicht jeden Tag Sex hat. Bei Lenny und Vaughn geht es dann tatsächlich doch um etwas mehr und das merkt man auch deutlich. Sie drücken sich eben nur etwas eigen aus:)

Thematisch war dieses Buch echt interessant situiert. Beide, Vaughn und Lenny, sind Künstler und halten sich teilweise an einem Kunstinternat auf. Für meinen Geschmack hätte das im Alltag der beiden noch etwas deutlicher hervorkommen können. Ich finde nämlich immer, dass Künstler die Welt ganz anders sehen. Die Kunst findet dennoch ihren Platz in diesem Buch und hat mich gerade zum Ende hin sehr berührt.

Das Ende fand ich super passend für die beiden. Es machte mich happy, war aber auch dramatisch und verrückt genug und hat den Künstleraspekt schön aufgegriffen.

Fazit:
Ich war wirklich überrascht von dieser Geschichte. Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und war immer etwas skeptisch, was die „Bosheit“ der Protagonisten angeht. Klar, auch auf dieses Buch, auf Vaughn speziell, muss man sich wieder etwas einlassen, aber das Buch hatte letztlich doch erstaunlich viel Tiefe und hat mir bewiesen, dass die Autorin auch anders kann. Und vor allem, dass ein Bad Boy nicht ein Bad Boy ist. Es war mitreißend, schockierend und super lesbar. Eine super Mischung.

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2019

Das Feeling stimmt

Die Prinzessinnen von New York - Scandal
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Klapptentext:
Mädchen, die in schönen Kleidern nächtelang feiern. Junge Männer mit verführerischem Lächeln und gefährlichen Absichten. Das ist die Welt, in der Elizabeth und Diana Holland leben. Eine Welt ...

Klapptentext:
Mädchen, die in schönen Kleidern nächtelang feiern. Junge Männer mit verführerischem Lächeln und gefährlichen Absichten. Das ist die Welt, in der Elizabeth und Diana Holland leben. Eine Welt voller Luxus und Vergnügen, aber auch Intrigen und Verrat. Denn dort, wo es nur auf den äußeren Schein ankommt, kann ein Fehltritt den Ausschluss aus der High Society bedeuten. Als sich It-Girl Elizabeth jedoch in den mittellosen Will verliebt, droht sich das Leben der Schwestern für immer zu verändern …

Der Schreibstil:
Am Anfang des Buches war ich total verwirrt. Erst ein Prolog, in dem jede Menge Namen genannt wurden, und dann ging es mit Kapiteln weiter, die jedes Mal aus einer anderen Perspektive erzählten. Aber keine Angst, die erste Orientierungslosigkeit legt sich nach fünf Kapiteln, die übrigens sehr interessant sind. Dann wiederholen sich nämlich die Erzähler und man verspürt das erste Mal Gossip-Girl Feeling, denn die Erzähler sind sehr verschieden.
Den Schreibstil fand ich ansonsten sehr schön fließend und gut lesbar. Es war durchweg spannend und leicht zu lesen. Die Sprache ist ein Mischmasch aus altmodischer Sprache und modernen Wörtern. So wird man zwar in die Zeit zurückversetzt, aber es wird nicht zu altbacken und vielleicht holprig zu lesen. Der Stil hat mir in seiner Mischung einfach sehr gut gefallen:) Dazu gab es unheimlich viele Beschreibungen der Kleider und Anziehsachen, sodass mir die Zeit die ganze Zeit bewusst war, gleichzeitig war aber auch klar, dass ich es mit der Oberschicht zu tun habe.

Die Charaktere:
Zu den Charakteren könnte ich unheimlich viel schreiben, denn es gibt fünf Hauptprotagonisten. Tatsächlich aber halte ich mich dennoch kürzer, denn die Charaktere lassen sich recht gut mit denen von Gossip Girl vergleichen, bzw. einordnen. Da wäre einmal Elizabeth, die das funkelnde Sternchen der Gesellschaft bildet, hinter ihrem Rücken aber von vielen beneidet und gehasst wird, dann Penelope, die hinterlistige Zicke, die weiß, was sie will und nicht davor zurückscheut zu tun was nötig ist, um dies zu bekommen. Weiter ist da Diana, die von vielen unterschätzt wird, aber ein unheimlicher Freigeist ist und in der weit mehr schlummert, als die anderen vermuten. Ich persönlich fand sie am spannendsten. Mit ihr konnte ich mich am besten identifizieren und ihre Hintergrundhandlungen geben dem Leser die Liebesgeschichte, die er unbedingt haben möchte, denn die zwischen Elizabeth und Will ist dann doch etwas zu seicht.
Und dann gibt es noch Lina, die mehr sein will, als sie ist und dafür auch zu unehrlichen Mitteln greift. Im Prinzip ist sie aber nur eine Spielfigur.
Alle Protagonisten konnte man sehr gut kennenlernen. Auch ohne, dass es ihnen direkt zugeschrieben wurde, erkennt man recht schnell ihre Charaktere und versteht ihre Motive. Besonders interessant fand ich es, alle Protagonisten aus den unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu können. Das hat das Gefühl in mir verstärkt, es mit einer eingeschworenen Gesellschaft, einer High Society, zu tun zu haben. Vieles ist gespielt, es wird viel getuschelt und gelästert, und es gibt Gefühle dort, wo man sie nicht vermuten würde. Ich fand es wirklich ganz wunderbar, dass so mitverfolgen zu können.

Zur Geschichte allgemein:
Die Story war von Anfang an sehr spannend. Dafür sorgte schon der Epilog, der etwas Entscheidendes vorwegnahm. So wusste man zwar ungefähr, wie es ausgeht, aber nicht wie es dazu kommt. Das hat die Spannung ziemlich hoch gehalten, gerade weil innerhalb der Geschichte nicht viel daraufhin deutete und der Handlungsverlauf so vielschichtig war.
Dieses Vorwegnehmen zieht sich durch das ganze Buch. Am Anfang jedes Kapitels gibt es einen kleinen Ausschnitt aus einem Tagebuch, einem Journal, einer Zeitung oder dergleichen, die das Entscheidende des Kapitels bereits herausstellen. So ist die ganze Geschichte ein ständiges Tauziehen zwischen Wissen und Unwissen und dem, was man als Leser glaubt zu wissen.
Ansonsten fand ich den Aufbau sehr gelungen, da es wirklich alles ineinander verstrickt ist, auch wenn die Story eigentlich gar nicht so viel Inhalt hat. Das muss sie meiner Meinung nach aber auch gar nicht, denn es erfüllt die Erwartungen einer Gossip-Girl Geschichte und darum geht es ja auch ein bisschen.
Mir hat dies in dem Setting sehr gut gefallen.

Fazit:
Wer Gossip-Girl mag, mit all den Intrigen, Zickereien, dem Neid und den verbotenen Liebeleien, der wird mit diesem Buch genau das Richtige finden. Den Schreibstil fand ich für das Thema mit seinen Beschreibungen sehr passend, die unterschiedlichen Charaktere erschaffen das richtige Feeling und es gibt viel Spannung durch die ein oder andere Prolepse. Dazu das interessante Setting des 19. Jahrhunderts. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen.

5 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Endlich ein Band, der überzeugen konnte!

Broken Love
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Als kleine Info: Broken Love ist der vierte Teil der „Sinners of Saint“-Reihe. Alle Bücher sind in sich abgeschlossen, die Figuren kennen sich aber untereinander. Der vierte Teil ist noch einmal etwas ...

Als kleine Info: Broken Love ist der vierte Teil der „Sinners of Saint“-Reihe. Alle Bücher sind in sich abgeschlossen, die Figuren kennen sich aber untereinander. Der vierte Teil ist noch einmal etwas weiter angeschnitten, weil der Hauptprotagonist kein Teil des anfänglichen Quartetts ist. Ich habe jetzt auch einfach einen Band übersprungen und hatte dennoch nicht das Gefühl, wesentlich etwas verpasst zu haben. Ich meine, dass die Protagonisten des Vorgängerbandes zusammenkommen, ist ja irgendwie klar, oder?

Der Klappentext:
Er holt sie zurück ins Leben.

Seit zwei Jahren versucht Jesse Carter vor allem eines: zu vergessen. Doch das ist nicht so leicht, wenn einen der eigene Körper täglich daran erinnert, was geschehen ist. Nur ein einziges Mal in der Woche verlässt sie das Haus, nämlich um an einem Treffen mit anderen verletzten Athleten teilzunehmen. Dort trifft sie auf den berühmten Sportler Roman „Bane“ Protsenko. Jesse fühlt sich augenblicklich zu dem geheimnisvollen Mann hingezogen. Doch sie merkt schnell, dass auch er eine dunkle Vergangenheit zu verbergen versucht.

Der Schreibstil:
In diesem Band war ich das erste Mal vom Schreibstil der Autorin angetan. Das beweist, dass die Holprigkeiten zuvor einfach auch oft an den Geschichten selbst gelegen haben. So kann ich hier jetzt sagen, dass das Buch sich wunderbar flüssig lesen ließ. Es war spannend, die Charaktere bekamen viel Tiefe und Persönlichkeit und man wurde richtig in die Geschichte hineingezogen. Die nicht so schönen Behauptungen und Beschreibungen, die mir in den vorherigen Bänden einfach vorgesetzt wurden, blieben hier aus. So konnte ich mir selbst eine Meinung bilden und Bane und Jesse vollstens kennenlernen.

Die Charaktere:
Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich die Charaktere in diesem Buch mochte. Am liebsten natürlich die beiden Hauptprotagonisten Jesse und Roman/„Bane“.
Jesse war so wunderbar in sich vertieft. Sie wusste genau, wer sie ist, wer sie war und wie sie auf andere wirkt. Das hat sie mir irgendwie sympathisch gemacht, weil ich immerzu Hoffnung in ihr sah. Sie unterscheidet und das macht es letztlich aus. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie eine atemberaubende Entwicklung hinlegt und immer mehr auftaut. Noch dazu ist sie unheimlich stark. Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle gemacht hätte, aber sie wird im Laufe der Geschichte immer mehr zu sich selbst und findet ihren Sinn für Gerechtigkeit. Gleichzeitig gibt sie den Menschen eine Chance, ist nicht verbittert, sondern kämpft, und teilt noch das letzte Fitzelchen Freude in sich mit anderen. Jesse ist mir beim Lesen des Buches wirklich ans Herz gewachsen und ich bin froh, sie kennengelernt zu haben.
Noch besser fand ich Roman. (Nach dem Buch könntet ihr ihn auch nicht mehr Bane nennen.) Auch er entblößt sich während der Geschichte bis aufs Fleisch. Er kehrt sein Innerstes nach Außen und wird immer mehr zu sich selbst. Bei ihm geschieht das auf ganz andere Weise, aber ich fand es wunderbar mitzuerleben. Auch wenn hier ein wenig das Klischee des Bad Boys mit weichem Kern, der letztlich weichgekocht wird, bedient wird, so bleibt er sich doch stets selbst treu. Er verändert sich, ja, aber seine Persönlichkeit bleibt. So schafft er es Jesse aufzutauen und die beiden werden zu einem Paar, dass sich streiten, sich auslachen, sich triezen kann und trotzdem steht tiefste Liebe zwischen ihnen. Roman ist einfach ein toller Kerl und versucht immer das Richtige zu tun. Anfangs wusste man das nicht. Ich war geradezu skeptisch. Einen solchen Hauptprotagonisten hatte ich auch noch nicht so recht kennengelernt, aber Roman bekommt alles unter einen Hut, trifft die richtigen Entscheidungen. Lernt ihn einfach kennen:)

Zur Geschichte allgemein:
Ich hatte ja wieder etwas nach dem Motto: überaus böser Kerl trifft auf unschuldiges Mädchen und stellt düstere Sachen mit ihr an und dann fügt sich irgendwie alles, weil der Typ sich auch verliebt und letztlich zu Kreuze kriecht – erwartet. Den bösen Kerl gibt es auch in gewisser Weise. Roman ist kein vorbildlicher Bürger, trotzdem ist er eine Art Vorzeigesohn und definitiv jemand, der weiß, wo die Grenzen sind. Im Gegensatz zu den Typen aus den ersten drei Bänden, ist er nicht stinkreich und hat die Allüren von Privilegierten. Stattdessen beruht seine Härte und sein Auftreten einzig auf seinen Lebensumständen.
Auch Jesse ist keineswegs das arme, unschuldige Mädchen. Sie weiß, was sie will und trifft auf einer Höhe auf Roman. So hat die Geschichte schon einmal einen ganz anderen Ausgangspunkt, den ich sehr begrüßt habe.
Und dann nimmt sie Geschichte Fahrt auf… Es gibt ein Geheimnis, jede Menge Spannung, Gefühle, Leidenschaft, alles was man sich wünscht. Dazu noch Tiefe und sogar einen Mehrwert. Das Buch vermittelt nämlich Moral und spricht ein wichtiges Thema an. Es geht um Vergewaltigung und obwohl ich als Nicht-Betroffene nicht wirklich darüber urteilen kann, wie realistisch die Erzählung an dieser Stelle ist, so fand ich es dennoch sehr authentisch und richtig dargestellt. Es klärt sich genau an dem Punkt, an dem Jesse und auch der Leser dafür bereit sind und so finde ich, dass die Autorin das wirklich schön dargestellt hat. Die Wichtigkeit und Ernsthaftigkeit des Themas wird nie untergraben, sondern im Gegenteil betont und die Figuren tragen ihren Teil zum Ausgang der Geschichte bei.
Ich wüsste ehrlich nicht, was man hätte besser machen können. Besonders positiv betonen möchte ich dann nur noch, dass, das Thema mal ausgelassen, der Ablauf der Geschichte wirklich angenehm war. Die anderen Bücher nahmen zum Ende hin eine komische Richtung ein und wurden mir dann etwas lang. Hier aber ist die Liebe wirklich zu spüren und auf einmal läuft es. Ich würde sagen, da war das Gefühl richtig:)

Fazit:
Eine wunderbare Geschichte, die sich super gut lesen lässt, wirklich tolle Protagonisten vorstellt und eine wichtige Botschaft vermittelt. Mir hat das Buch sehr gefallen und ich kann es nur empfehlen. (Auch denen, denen die anderen Bände vielleicht auch nicht so gut gefallen haben).

5 von 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Schön, aber tragisch

The Ivy Years - Solange wir schweigen
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ch muss ehrlich sagen, dass ich etwas überlegt habe, bevor ich mich dazu entschloss, dieses Buch zu lesen. Denn ich habe noch nie eine Liebesgeschichte zwischen einem gleichgeschlechtlichen Paar gelesen. ...

ch muss ehrlich sagen, dass ich etwas überlegt habe, bevor ich mich dazu entschloss, dieses Buch zu lesen. Denn ich habe noch nie eine Liebesgeschichte zwischen einem gleichgeschlechtlichen Paar gelesen. Letztlich siegte jedoch die Neugier und so wurde dieses Buch zudem noch das Erste, das ich von der Autorin gelesen habe.

The Ivy Years ist eine Reihe, die meines Wissens nach bisher vier Teile umfasst. Auch, wenn einige Charaktere ab und zu wieder auftauchen, kann man die Bücher alle unabhängig voneinander lesen. So war es auch kein Problem für mich zuerst diesen dritten Teil zu lesen.

Inhalt:

Mittlerweile ist die eine entscheidende Nacht fünf Jahre her. Aber keiner von beiden hat vergessen, was damals geschah. Es war die Nacht, in der die beiden Freunde Rikker und Graham zu Opfern wurden, weil sie sich zum ersten Mal verliebt hatten. Nun, fünf Jahre später, treffen sie wieder aufeinander. Rikker lebt offen mit sich selbst und muss sich jeden Tag den Anfeindungen stellen. Graham dagegen belügt sich selbst. Wird es eine Zukunft für sie geben? Oder ist die Angst vor der Zukunft zu groß?

Cover:

Die Cover sind innerhalb der Reihe einheitlich gestaltet. Der schwarze Hintergrund und die dezenten Blumen ergeben ein tolles Bild. Mir gefallen die Cover allesamt sehr gut:)

Schreibstil:

In den Schreibstil der Autorin musste ich erst ein bisschen hineinfinden. Auch später noch hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass es ein bisschen stockte. Ansonsten ließ es sich aber gut und flüssig lesen.

Charaktere:

Bei den Charakteren musste ich mich zunächst einmal daran gewöhnen, dass sich alle mit Nachnamen ansprechen. Das macht es für mich alles ein bisschen unpersönlicher. Allerdings habe ich das schon öfters bei amerikanischen Büchern im Sportkontext erlebt, sodass es wohl einfach normal ist und ich mich so auch dran gewöhnen wollte:)

Sowohl Rikker als auch Graham habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Beide sind sehr tiefgründig und emotional gestaltet. Ich fand es gut, dass ihre zerbrechliche Seite eine so große Rolle gespielt hat. Das war für mich die richtige Schwerpunktsetzung.

Zudem fand ich es toll, dass die beiden so gut zusammenpassten, gleichzeitig aber unheimlich unterschiedliche Charaktere sind. Rikker ist gutherzig, liebt mit ganzem Herzen, ist tapfer und bleibt sich stets selbst treu. Graham dagegen hat zunächst viel Angst, versteckt sich und steht im ständigen Kampf mit sich selbst. Besonders letzteres fand ich sehr gut verdeutlicht.

Allerdings hatte ich bis zu den letzten Seiten das Gefühl, dass ich sie mir ansonsten, als unabhängig von ihrer Liebesbeziehung, überhaupt nicht richtig vorstellen konnte. Irgendwie haben mir da noch ein paar unabhängige Beschreibungen gefehlt. Erst ganz am Ende bekam man da von Graham noch einen ganz kleinen Schnipsel.

Zur Geschichte allgemein:

Für mich war es das erste Buch, in dem es um ein gleichgeschlechtliches Paar ging. So habe ich alle neuen Informationen begierig aufgesaugt und besonders bei diesem Buch versucht sie zu verarbeiten.

Ich kann sagen, dass ich die Liebesbeziehung sehr schön beschrieben fand. Im Verlauf der Geschichte kann man wundervoll mit erleben, wie die beiden zueinander finden und zu erkennen beginnen, dass das zwischen ihnen die wahre Liebe ist. Gut mit eingeflochten waren die Schwierigkeiten, die sie auf ihrem Weg begleiteten. Ich fand es sehr heftig „mitzuerleben“, wie den beiden mit Vorurteilen und Hass entgegen getreten wird. Andererseits gab es aber auch Charaktere wie Hartley, die den beiden die Kraft gegeben haben, sie selbst zu sein.

Vom Aufbau her bin ich geteilter Meinung. Einerseits fand ich den Zusammenhang sehr schön, ebenso wie die Entwicklung der Liebesgeschichte. Zum Ende hin jedoch fand ich es etwas gedrängt a la: Noch schnell ein paar Geschehnisse einbauen, die die beiden enger zusammen schweißen. So war das Ende dann auch ein bisschen plötzlich und für mich auch ein bisschen unvollständig. Mir ist klar, dass gerade vor Graham noch ein langer Weg liegt, bevor er so offen mit allem umgehen kann wie Skippy, aber den ein oder anderen Schritt hätte ich gerne noch ansatzweise mitverfolgt.

Fazit:

Die Geschichte konnte mich von ihrer Thematik her sehr überzeugen. Alles wird sehr schön und emotional angegangen. Auch, wenn man es sich eigentlich nicht wünscht bei diesen Geschehnissen, so schien es mir sehr authentisch. Was mich jedoch beim Lesen etwas gestört hat, war die gefühlte Distanz zu den Charakteren. Irgendwie fehlte da ein bisschen was, um sie besser greifbar zu machen.

Alles in allem eine sehr schöne, tiefsinnige und emotionale Geschichte, die mich auf keinen Fall von dieser Art Büchern abgeschreckt hat!


Liebe Grüße

Veröffentlicht am 17.12.2018

Düster, sexy, London

Victorian Rebels - Ein Herz voll dunkler Schatten
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Inhalt:
Christopher Argent beschreibt man gerne als Wikinger. Groß und breit, rothaarig, kalter Blick. Seine Bewegungen aber sind kontrolliert, wie die einer Raubkatze, seine Morde führt er effizient und ...

Inhalt:
Christopher Argent beschreibt man gerne als Wikinger. Groß und breit, rothaarig, kalter Blick. Seine Bewegungen aber sind kontrolliert, wie die einer Raubkatze, seine Morde führt er effizient und ohne Gefühl aus. Christopher Argent ist der perfekte Mörder. Sein nächster Auftrag: Der strahlenden Schauspielerin Millicent LeCour das Leben nehmen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Die dunkelhaarige Schönheit stellt den Auftragskiller vor ungeahnte Probleme: Er kann sie nicht töten. Auf einmal findet er sich in einer ganz anderen Rolle wieder. Doch ist seine Seele, die schon von so viel Blut befleckt wurde, noch heilbar?

Schreibstil:
Den Schreibstil habe ich dieses Mal wirklich genossen. Durch die moderne Erzählweise konnte ich mich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen. Trotzdem wurden immer wieder Elemente der damaligen Zeit in die Handlung verwoben, sodass ich stets wusste, in welcher Zeit ich mich befand. So konnte ich mich in die düstere Stimmung des alten Londons hinziehen lassen.

Charaktere:
Beide Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie haben von Anfang an ihren Charakter bekommen, der dann immer wieder Einfluss auf die Geschichte hatte. Diese Kontinuität machte es mir leichter mich in beide hineinzuversetzen und hat den Handlungsablauf authentisch und gut nachvollziehbar gemacht.
Millie konnte mich durch ihre liebevolle und sture Art verzaubern. Sie bildete somit das perfekte Gegenstück zu dem unsicheren Christopher, der immer wieder eine Frau braucht, die nicht gleich flüchtet und vor allem nicht gleich aufgibt. Diesen Charakterzug fand ich an Millie besonders gut, da sie so sehr sympathisch wirkte und ich nicht durchweg genervt die Augen verdrehen musste. Schön war auch, dass sie so echt als Mutter wirkte. Man konnte wirklich mitfühlen, wie sie empfindet, wenn die Jakub betrachtet.
Christopher war für mich eine durchweg interessante Person. Durch den Prolog und spätere Erzählungen hat man als Leser von seiner Vergangenheit erfahren und konnte ihn somit gut verstehen. Die Portionierung dieser Einblicke war wohl überlegt meiner Meinung nach und hat immer wieder die Handlung voran getrieben. Gut fand ich auch, dass seine Entwicklung im Buch langsam voran ging und somit realistisch blieb. So fand ich auch das Ende in Bezug auf ihn sehr gut gewählt.

Zur Geschichte allgemein:
Anders als im ersten Teil, wo ich den klischeehaften Handlungsverlauf bemängelt habe, hat sich das in diesem Teil wesentlich gebessert. Immer wieder passieren ungeahnte Dinge, das große Ganze schließt sich erst nach der Offenlegung vieler kleiner Einzelteile und Christopher bleibt als unberechenbares Element. So blieb es durchweg spannend. Dazu kam die konstante düstere Stimmung, die so gut zum Cover passt:) Es wird nichts beschönigt, nichts allzu grässlich dargestellt. Es ist einfach angemessen im Hinblick auf das Milieu, in dem sich die Protagonisten bewegen.
Gut gefallen hat mir auch die Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen den Beiden. Fast schon schade, dass es keinen Epilog mehr gab, wie im letzten Teil. Es bleibt aber ja noch die Hoffnung mehr über Millie und Christopher zu erfahren, wenn ich den nächsten Teil lese, so wie ich jetzt auch Dorian und Farah wieder getroffen habe.

Fazit:
Mich hat das Buch vollstens überzeugt. Der moderne Schreibstil macht die Geschichte trotz der historischen Zeitgebung gut lesbar. Die Handlung blieb durchweg spannend, die Charaktere authentisch und die Liebesgeschichte zwischen Beiden war wundervoll emotional. Ich kann es auf jeden Fall jedem empfehlen, der Liebesgeschichten mit Bad Boys, erotischen Szenen und tiefen Gefühlen mag! Zwar nicht historisch, dafür düster, sexy und in toller Atmosphäre:)



Liebe Grüße