wenn Träume wahr werden – wunderbare Familiengeschichte
Allee unserer TräumeIlse Schellhaas ist ein echtes Papakind. Sie verbringt viele Stunden in seinem Architekturbüro, wodurch sich ihr Interesse und ihre Begeisterung für die Architektur erklären lässt. Was liegt also näher ...
Ilse Schellhaas ist ein echtes Papakind. Sie verbringt viele Stunden in seinem Architekturbüro, wodurch sich ihr Interesse und ihre Begeisterung für die Architektur erklären lässt. Was liegt also näher als selbst Architektur zu studieren und eigene Bauten zu entwickeln, zu gestalten. So versucht Ilse nach dem Studium Ihr Wissen, ihre Ideen und ihr Können nach Kriegsende in Ost-Berlin, also besser gesagt in der sowjetischen Besatzungszone, beim Bau der Stalinallee einzubringen. Dabei muss sie sich nicht nur beruflich in einer Männerwelt Gehör verschaffen, sondern hat auch so einige private Hürden zu nehmen.
Mir hat die Figur der Ilse Schellhaas ausgesprochen gut gefallen. Den beiden Autoren ist es gelungen die Geschichte dieser Frau, die sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt, unwahrscheinlich unterhaltsam zu beschreiben. Was habe ich mich manchmal beim Lesen über Helmut, ihren geltungsbedürftigen Ehemann, geärgert. Oft hat Ilse eingelenkt und trotzdem ihr Ziel nicht aus den Augen verloren hat. Wenn ich bei einer Geschichte so „mitgehe“, so mitleide, dann ist das für mich das Zeichen, dass der Autor alles richtig gemacht hat.
Interessant beim Lesen fand ich auch, dass ich mir bekannte Orte neu kennengelernt habe, wie auch Personen wiedererkannt habe, die meinen Lebensweg ebenfalls beeinflusst haben. Herrlich fand ich, dass Honecker nicht namentlich genannt wurde, sondern als kleiner Parteisekretär beschrieben wurde.
Die Sprachwahl war sehr anschaulich, oft bildhaft und einprägend. Beispielsweise als Ilse die Warteschlangen vor dem HO-Kaufhaus als „Jahrmarkt des Elends“ bezeichnet. Das fand ich toll. Da muss man erstmal drauf kommen. Aber auch für traurige Situationen wurden die richtigen Worte gefunden. Ich denke da an die Dezenz des Vaters, wo Ilse von einer traurigen Hülle seiner Persönlichkeit spricht.
Für mich war dieses Buch ein wunderbar unterhaltsamer Familienroman, den ich uneingeschränkt allen Liebhabern dieses Genres weiterempfehle. Von mir gibt’s daher auch 5 Lese-Sterne.