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Veröffentlicht am 12.01.2019

Als Einstieg ins Handlettering nicht geeignet, Schwerpunkt liegt auf dem Zeichnen von Symbolen aus dem Gastronomiebereich

Chalkboard. Das große Lettering & Doodle Buch
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"Chalkboard" ist wie ein Malbuch gestaltet. Es enthält mehrer Doppelseiten zu bestimmten Themengebieten wie Banner, Tischkarten, Speisen (italienische, asiatische Küche), auf denen genügend Platz ist, ...

"Chalkboard" ist wie ein Malbuch gestaltet. Es enthält mehrer Doppelseiten zu bestimmten Themengebieten wie Banner, Tischkarten, Speisen (italienische, asiatische Küche), auf denen genügend Platz ist, um selbst kreativ zu werden oder die Vorlagen nachzuzeichnen.

Das Büchlein besteht aus festen schwarzen Tonpapierseiten, auf denen man mit Kreidestiften, behelfsmäßig auch mit hellen Buntstiften, zeichnen kann.

Anders als bei anderen Handlettering-Büchern oder-Broschüren liegt in "Chalkboard" der Schwerpunkt nicht allein auf Buchstaben und Schriftarten, sondern (auch) auf Illustrationen z.B. zur Gestaltung von Speisekarten, Einladungen oder Fotoalben.

Gerade für Menschen aus dem Gastronomiebetrieb, die auf Tafeln ihre Speisen und Gerichte anbieten, dürfte dieses "Chalkboard" auf großes Interesse stoßen, um die kulinarischen Angebote noch ansprechender und kreativ liebevoll selbst gestaltet in Szene zu setzen.

Ich hätte mir noch mehr Tipps zum Üben gewünscht und war etwas enttäuscht, dass es bis auf einzelne Buchstaben keine Vorlagen zu unterschiedlichen Schriftarten enthält. Für Anfänger, die sich insbesondere mit dem Lettering beschäftigen möchten, ist dieses Buch deshalb nur bedingt geeignet. Ich vermisste darin Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um das kreative Schreiben zu erlernen oder Tipps, welche Pinsel und Stifte sich alternativ zu Tafelkreide und Kreidestiften für diese Vorlagen verwenden lassen. Als "großes" Lettering und Doodle-Buch würde ich "Chalkboard" deshalb nicht bezeichnen wollen.

Darüber hinaus fühlte ich mich mit den nachzumalenden Symbolen etwas allein gelassen. Hier gab es wiederum keine Tipps wie man sie arrangiert bzw. wie man sie zur Gestaltung von Karten verwenden soll. Die Zeichnungen für sich sind nichts Neues, dazu findet man bessere Vorlagen im Internet.

Neugierig bin ich deshalb schon auf "Kalligrafie und Lettering. Schön schreiben mit Feder, Stift und Pinsel", ein Übungsbuch des selben Autors, das im April 2019 erscheinen wird un den Schwerpunkt vermutlich auf Schriftarten und das Schreiben legen wird.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Von dem vermeintlichen Spionagethriller hatte ich mir mehr Spannung erwartet. Gerade am Anfang ist die Handlung sehr zäh.

Bühlerhöhe
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Rosa Silbermann ist eine deutschstämmige Jüdin, die im Auftrag des israelischen Geheimdienst 1952 als Rosa Goldberg nach Deutschland reist, um ein Attentat auf Bundeskanzler Konrad Adenauer zu verhindern. ...

Rosa Silbermann ist eine deutschstämmige Jüdin, die im Auftrag des israelischen Geheimdienst 1952 als Rosa Goldberg nach Deutschland reist, um ein Attentat auf Bundeskanzler Konrad Adenauer zu verhindern. Er wird zur Frischzellenkur im Luxushotel Bühlerhöhe erwartet. Rosa hat als Kind bereits Urlaube im Schwarzwald verbracht, ist als Agentin aber völlig unerfahren und fühlt sich entsprechend unwohl, vor allem da ihr vorgeblicher Ehemann Ari Goldberg, der die Mission leiten soll, auf sich warten lässt.
Während ihres Aufenthalts wird der Araber Abdul Nourridine, ein Hotelgast, getötet. Rosa findet seine Leiche und ahnt dabei noch nicht, dass der Verdacht des Mordes auf sie gelenkt werden soll. Eine Rolle spielt dabei die neugierige Hausdame der Bühlerhöhe, Sophie Reisacher, die gerne nicht mehr nur als Angestellte in den höheren Kreisen verkehren würde.

"Bühlerhöhe" ist ein Roman, der Fiktion mit historischen Fakten vereint. So hat Konrad Adenauer tatsächlich mehrfach Urlaub Bühlerhöhe verbracht und im Vorfeld des deutsch-israelischen Wiedergutmachungsabkommens wurden zwei Briefbomben, eine davon direkt an Adenauer adressiert, verschickt. Eine radikale jüdische Untergrundorganisation wollte damit verhinder, dass Israel "Blutgeld" aus Deutschland annimmt.

Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: aus Sicht Rosa Goldbergs, aus Sicht Sophie Reisachers sowie aus der Sicht der verschüchterten Agnes, die Im Hotel Hundseck arbeitet und die noch aus der Zeit der französischen Besatzung mit einem Trauma zu kämpfen hat. Alle Frauen schwelgen in Erinnerungen an die Kriegszeit und an verlorene Lieben.

Ich empfand den Roman als etwas zäh und hatte mir von diesem vermeintlichen Spionagethriller mehr Spannung erwartet. Die Atmosphäre im Schwarzwald und der Alltag in den Nobelhotels der 50er-Jahre ist sehr anschaulich geschildert. Die vielen Details und Personen ermüden jedoch auch, insbesondere da der interessante Bundeskanzler Konrad Adenauer keine aktive Rolle hat und während des gesamten Romans etwas eindimensional als rheinische Frohnatur mit preussischen Tugenden dargestellt wird. Die Aufklärung des geplanten Anschlags wurde durch die Nebenhandlungen um die verschiedenen Protagonisten zu sehr in den Hintergrund gerückt. Von dem eigentlichen spannenden Plot hatte ich mir mehr Krimi statt einer ausschweifenden Darstellung etwas klischeehafter weiblicher Romanfiguren erwartet.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Sehr in die Länge gezogener Roman über einen Neuanfang, bei dem nicht wirklich viel passiert

Der Glanz eines neuen Tages
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Lorna hat vor einigen Jahren ihre Eltern verloren und Schwierigkeiten, die Tode, insbesondere den der Mutter, zu verarbeiten. Ihr Therapeut empfahl ihr deshalb, andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu ...

Lorna hat vor einigen Jahren ihre Eltern verloren und Schwierigkeiten, die Tode, insbesondere den der Mutter, zu verarbeiten. Ihr Therapeut empfahl ihr deshalb, andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, weshalb sie sich in einem Hospiz engagiert. Als die ältere Dame Betty, die für Lorna zu einer Ratgeberin geworden war, stirbt, erbt sie Dackel Rudy und findet den Mut für einen Neuanfang. Sie kehrt in ihre Heimat Longhampton zurück und übernimmt eine Galerie, die dringend einer Generalüberholung bedarf. Zusammen mit der älteren Künstlerin Joyce, die mit Terrier Bernard ein zurückgezogenes Rentendasein führte, entwickelt sie neue Ideen und legt den Anspruch ab, selbst wie ihre Mutter künstlerisch zu wirken.

"Der Glanz eines neuen Tages" ist die Geschichte über einen Neuanfang und die persönliche Weiterentwicklung Lornas.
Lorna ist ein sehr sozialer Mensch, die sich um andere, vor allem auch um ältere Menschen kümmert. Dabei vernachlässigt sie ihr eigenes Leben und trauert nach all den Jahren noch intensiv um ihre Eltern. Auch mit ihrer Jugendliebe Sam, der sie in Longhampton neu begegnet, hat sie nie wirklich abgeschlossen.

Trotz des Umfangs des Romans mit weit über 500 Seiten, passiert im Roman und im Leben Lornas nicht wirklich viel. Interessanter erscheint ihre ältere Schwester mit ihrer eigenen Familie, die ein Geheimnis birgt.

Lorna ist ein wirklich herzensguter, sympathischer Charakter, die durch den Kontakt mit den älteren Damen und dem Aufbau der Galerie persönlich reift und aus ihrem Schneckenhaus herauskommt. Weite Teile der Handlung, wie die künstlerischen Aspekte über das Stricken von Blumen oder das Malen nach Tönen empfand ich allerdings als ermüdend ausführlich beschrieben und auch die in meinen Augen unausgegorene Liebesgeschichte zwischen Lorna und Sam, die sich am Ende vergleichsweise rasant entwickelt, konnte mich nicht überzeugen.

Viele verschiedene Aspekte des Romans wie die Beziehung Lornas zu ihrer Schwester Jess, zu ihrer ältesten Nichte Hattie oder auch zu ihren Eltern und ihrem Heimatort Longhampton, den sie so lange gemieden hat, bieten interessante Anreize, leider wurde davon allerdings keiner tiefgründiger beschrieben.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Ein "hyggeliges" Buch, das das dänische Lebensgefühl idealisiert, wenig tiefgründig und vorhersehbar ist. Netter Auftakt der "Romantc Escapes"

Das kleine Café in Kopenhagen
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Kate arbeitet bei einer PR-Agentur und erhält erstmals einen größeren Auftrag. Das dänische Kaufhaus Hjem plant in London eine Filiale zu eröffnen und benötigt dafür noch entsprechende Werbung. Kate soll ...

Kate arbeitet bei einer PR-Agentur und erhält erstmals einen größeren Auftrag. Das dänische Kaufhaus Hjem plant in London eine Filiale zu eröffnen und benötigt dafür noch entsprechende Werbung. Kate soll sechs Journalisten für eine Pressereise überreden, damit diese in Dänemark das "Hygge"-Gefühl vermittelt bekommen.
Die Mehrheit der Journalisten freut sich auf diese gesponserte Reise, nur Ben reagiert genervt und kann dem Hygge-Hype nichts abgewinnen.

Kates Reisegruppe erweist sich als wahrer Kindergarten und sie hat zu Beginn massive Probleme, die Gruppe beisammen und bei Laune zu halten. Schon bald spüren alle den Wohlfühlfaktor in dem glücklichsten Land der Welt und lassen sich bei Sightseeing, gutem Essen und Aktivitäten in der Gemeinschaft auf das Hygge-Gefühl ein. Anteil daran hat das Café Varme, in das sich Kate morgens gern auf einen ruhigen Kaffee zurückzieht und dessen Inhaberin Eva die Mutter des Kaufhausbesitzers Lars Wilders ist.
Allmählich entspannt sich auch Kate, die durch die Reise einem enormen beruflichen Druck ausgesetzt ist und zieht sich dabei immer stärker zu Ben hingezogen, hinter dessen harter Schale sich ein weicher Kern verbirgt.

"Hygge" ist nicht nur ein Einrichtungstrend, den von den "hyggeligen Dänen" übergeschwappt ist, sondern ein Lebensgefühl, das vor allem für Behaglichkeit und Wohlbefinden steht. Die Vermittlung dieses Gefühls steht im Zentrum des Romans und soll sich nicht nur auf die Journalisten, sondern auch auf den Leser übertragen.

Der Roman ist auch wirklich nett geschrieben und man verfolgt die Entwicklung Kates von einer etwas unsicheren jungen Frau bis hin zu einer kreativen PR-Agentin, die merkt, dass es noch mehr im Leben gibt als der berufliche Erfolg.

Die Geschichte ist wenig tiefgründig, Land und Leute Dänemarks werden durch eine rosarote Brille gesehen und idealisiert. Wie von selbst erfahren auch noch so kritische Journalisten die Erleuchtung und nehmen etwas von der dänischen Lebenseinstellung mit nach London. Mit ein bisschen kochen, ein bisschen backen, die Wohnung neu einrichten - so leicht scheinen sich Sorgen und Probleme in Wohlgefallen aufzulösen und auch Kate zu ihrer wahren Bestimmung zu führen.

Die Liebesgeschichte ist vorhersehbar, was aber nicht weiter schlimm ist, da bis zum Happy End die ein oder andere Hürde noch überwunden werden muss.

"Das kleine Café in Kopenhagen" ist der Auftakt der Buchreihe "Romantic Escapes", die mit "Die kleine Bäckerei in Brooklyn" im Mai 2019 fortgesetzt wird und in der Food-Journalistin Sophie im Fokus der Handlung steht.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Sehr eindringliche Schilderung der Krankheit ALS, darüber hinaus eine banale, wenig tief gehende Erzählung über die Beziehung des Ex-Ehepaars

Im Traum höre ich dich spielen
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Karina und Richard sind beide talentierte Musiker. Für ihre Ehe und aus Liebe zu ihrer Tochter Grace gibt Karina ihre Karriere als Pianistin auf und arbeitet stattdessen als Klavierlehrerin, während Richard ...

Karina und Richard sind beide talentierte Musiker. Für ihre Ehe und aus Liebe zu ihrer Tochter Grace gibt Karina ihre Karriere als Pianistin auf und arbeitet stattdessen als Klavierlehrerin, während Richard große Erfolge als klassischer Pianist feiert. Die Ehe scheitert und was bei Karina zurück bleibt, ist nur tiefer Groll.
Als sie erfährt, dass Richard an ALS erkrankt ist, kann sie es kaum glauben, bis sie ihn und seine Hilflosigkeit mit eigenen Augen sieht. Richards Körper baut schnell ab, schon bald kann er die Arme nicht mehr nutzen und droht, beim Essen zu ersticken.
Durch einen Zufall befreit sie ihn später, als Richard kaum mehr alleine leben kann, aus einer misslichen Lage und beschließt, ihn wieder zu sich in das ehemals gemeinsame Haus zu holen. Er zieht in das Musik- und Arbeitszimmer ein, wo sie ihn rund um die Uhr versorgen kann, wenn es nötig ist.

Lisa Genova schildert die Erkrankung, die zunehmenden körperlichen Einschränkungen, die Gefühle der Hilflosigkeit und die Frage nach dem Warum? mit sehr eindringlichen Worten. Ungeschönt wird beschrieben wie sich der nur 45-jährige Richard einkotet oder beinahe an einem Kuchenkrümel erstickt.
Dabei nimmt die Nervenkrankheit ALS, die 2014 durch die Spendenkampagne Ice Bucket Challenge kurzfristig in aller Munde war, aber auch einen so großen Raum ein, dass die Beziehung zwischen Karina und Richard und vor allem ihr Scheitern in der Vergangenheit nicht wirklich aufgearbeitet wird. Karinas Entschluss, Richard bei sich aufzunehmen und nicht mehrmals am Tag fachkundigen Pflegekräften zu überlassen, war aufgrund ihrer zuvor geschilderten negativen Gedanken über Richard und der Spontanität ihrer Entscheidung, zunächst kaum nachvollziehbar. Beiden Ehepartner scheint stets die Musik wichtiger gewesen zu sein, als die Beziehung zueinander und aufgrund der Lügen auf beiden Seiten war die Ehe schon lange Jahre vor ihrer Scheidung gescheitert. Geplagt von Schuldgefühlen wird Karinas Entscheidung für Richards Pflege verständlicher.
So gibt sich Karina einfach nur ein zweites Mal für Richard auf, nur dass sie dieses Mal nicht mehr verheiratet sind. Ist es doch Liebe statt Hass, die sie empfindet? Leidet sie an einem Helfersyndrom und hat einfach nur Mitleid mit einem gebrochenen Mann, für den - im Gegensatz zu einem Stephen Hawking - nicht der Geist, sondern die Hände das Entscheidende sind? Mir fehlten ihre Emotionen, auch wenn die Geschichte sogar abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt wurde.

Das Leid der Erkrankung und die verheerenden Folgen von ALS für Betroffene und ihre Angehörigen sind sehr anschaulich dargestellt. Die darüber hinausgehende Handlung ist jedoch banal und wenig überraschend. Sie zeigt, dass ein getrenntes Paar bzw. eine zerbrochene Familie durch eine tödliche Erkrankung wieder zusammengeführt wird und Entscheidungen und Verhaltensweisen der Vergangenheit unvermeidlich bereut werden, um vor dem unvermeidbaren Ende noch die gewissenserleichternden Entschuldigungen auszusprechen und zu einer Versöhnung zu führen.