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Veröffentlicht am 11.02.2019

Intelligenter, packender 5. Fall für Ava Lee

Der schottische Bankier von Surabaya
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Im 5. Band der Serie erhält Ava Lee ihren Auftrag nicht von Onkel Chow, sondern von ihrer Mutter Jennie. Diese hat von Theresa Ng, einer Baccaria-Dealerin aus Toronto, erfahren, daß ihre Familie und die ...

Im 5. Band der Serie erhält Ava Lee ihren Auftrag nicht von Onkel Chow, sondern von ihrer Mutter Jennie. Diese hat von Theresa Ng, einer Baccaria-Dealerin aus Toronto, erfahren, daß ihre Familie und die vietnamesische Community um sehr viel Geld betrogen wurde, das in Form von Bargeld in einen Fond investiert wurde. Der Schaden beträgt ca. 30-40 Mio. $. Zuerst kamen die Zinszahlungen pünktlich, aber jetzt ist die Bank geschlossen und der Bankdirektor verschwunden. Nach einer Besprechung mit Onkel Chow ist er mit der Übernahme des Auftrags einverstanden und so agiert Ava wie gewohnt tough und unter Zuhilfenahme diverser Vertrauenspersonen, um an das Geld zu kommen. Wie man Ava bisher schon kennen gelernt hat, ist sie auch in diesem Fall international unterwegs, handelt clever, zögert auch nicht vor einem körperlichen Einsatz und sie kämpft nicht nur mit legalen Mitteln. Nebenbei macht sich Ava viele Sorgen um die Gesundheit des mittlerweile 80-jährigen Onkel Chow.


Dieser Band beginnt etwas anders als die Vorgänger, denn es wird zuerst auf die Gefühle und Befindlichkeiten von Ava eingegangen. Sie erholt sich noch von ihrer Schussverletzung in Macao, die der Leser aus Band 4 kennt. Ihr Privatleben bekommt dieses Mal etwas mehr Platz - ihre Liebe zu Maria wird zum Thema, außerdem ist sie bei der Hochzeit von Amanda als Trauzeugin eingeladen und May Ling hat neue Geschäftsideen, die es abzuwägen gilt. Und auf der anderen Seite ihr Business. Hier ist Ava nicht zimperlich, wenn es um die Erfüllung eines Auftrages geht. Allerdings gab es für mich einen Vorfall in diesem Buch, bei dem sie sich recht naiv verhalten hat, der nicht zu ihrem sonstigen Auftreten passt und der sie persönlich durchaus noch in Schwierigkeiten bringen kann. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. Interessant ist in diesem Fall auch wieder, wie auf alte Verbindungen zurückgegriffen wird und Gefallen eingefordert werden. Sehr gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Restaurantbesuche mit den teils köstlichen Speisen, aber auch die Erläuterung kleiner Gesten, die uns Europäern doch sehr fremd sind.

Die Sorgen um Onkel scheinen berechtigt und zusammen mit seiner Haushälterin und Sony, setzt Ava alles daran, die Wahrheit über seine Krankheit erfahren

Gut geeignet erscheint mir dieser Band für Neueinsteiger, da der Autor die wichtigsten Figuren und ihre Hintergründe etwas ausführlicher vorstellt. Ein Personenverzeichnis wäre darüber hinaus trotzdem hilfreich.

Dieser 5. Fall endet mit einigen offenen Fragen bzw. Cliffhangern, so daß ich jetzt schon gespannt auf das nächste Buch warte. Es war für mich wieder ein packender, intelligenter Krimi, den ich gerne weiter empfehle!

Veröffentlicht am 04.01.2019

Doggerland - ein fiktiver Schauplatz

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Schauplatz dieser Thrillertrilogie ist Doggerland, eine vor 8.000 Jahren versunkene Inselgruppe in der Nordsee, mit der fiktiven Hauptstadt Dunker. Durch diese Gegebenheiten hatte die Autorin sehr viel ...

Schauplatz dieser Thrillertrilogie ist Doggerland, eine vor 8.000 Jahren versunkene Inselgruppe in der Nordsee, mit der fiktiven Hauptstadt Dunker. Durch diese Gegebenheiten hatte die Autorin sehr viel dichterische Freiheit was die Atmosphäre, die Landschaft und die Mentalität der Bewohner angeht.

Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby erwacht nach einer ausgiebigen Austernfeier im Hotelzimmer neben ihrem Abteilungsleiter Jounas Smeed. Da es ihr sehr peinlich ist, flüchtet sie sofort und auf ihrem Weg nach Hause sieht sie dessen Ex-Ehefrau Susanne Smeed. Die Polizei erhält einen Notruf von Harald Steen ein, seine Nachbarin Susanne Smeed wurde erschlagen und es wurde ein Brand gelegt. Das Ermittlerteam mit Karen, Karl Björken und Sören Larsen kann den Tatzeitraum eingrenzen, als Tatwerkzeug kommt nur der Schürhaken in Betracht und als weiterer Hinweis bleibt das laute Geräusch vom abfahrenden Auto Susannes. Entwendet wurde Schmuck, Handy, Geldbeutel, PC und zur großen Verwunderung wurde Geld und Silberbesteck nicht mitgenommen. Nachdem in letzter Zeit vermehrt Einbrüche in der Gegend festgestellt wurden, könnte die Tat von dem Dieb verübt worden sein. Chef Jounas Smeed gerät selbst in Verdacht, da seine Fingerabdrücke im Haus gefunden wurden und er kein Alibi für den Tatzeitraum nachweisen kann. Ihm kann nur Karen helfen.

Ein weiterer Strang beschreibt das Leben auf dem Lothorpshof im Jahr 1970. Damals lebte hier eine Kommune, die freie Liebe praktizierte und aus mehreren Erwachsenen und einigen Kinder bestand. Allerdings scheint das Zusammenleben nicht sehr lange funktioniert zu haben.

Natürlich finden sich irgendwann die beiden Stränge und der Fall kann schlüssig geklärt werden.

Verschiedene Figuren wurden sehr detailliert beschrieben. So erfährt der Leser, daß die Tote sehr unbeliebt war, eine echte Giftnudel und mit allen Streit hatte. Jounas scheint sie aus reiner Berechnung geheiratet zu haben, denn er kam aus einer sehr wohlhabenden Familie und die Schwangerschaft könnte durchaus von ihr ein provozierter Unfall gewesen sein. Sigrid, ihre Tochter, ist mittlerweile 18 Jahre, hat keinerlei Respekt gegenüber den Eltern und hatte zu ihrer Mutter schon seit einem Jahr keinen Kontakt mehr. Auch Jounas Smeed wird sehr genau charakterisiert und da man seine Fingerabdrücke im Haus von Susanne gefunden hat, darf er in dem Fall vorerst nicht aktiv mitwirken. Er stammt aus einer reichen Familie und zu deren großen Ärger hat er sich entschieden, Polizist zu werden. Smeed sen., ein äußerst unsympathischer Mensch, hat sein Geld mit Immobilienspekulationen gemacht und hatte dafür kein Verständnis. Karen, als Ermittlungsführerin hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, das vor allem im Zusammenhang mit dem Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes begründet ist. Ihr Umfeld ist darüber nicht informiert. Um alles zu vergessen bzw. zu überspielen trinkt sie zuviel und lenkt sich mit Arbeit und Sex ab. Bei ihren Kollegen ist sie in der neuen Chefposition nicht unumstritten. Sie verbeißt sich allerdings in den Fall und das hat sie mir sympathisch gemacht.




Die Autorin hat mit ihrem Debüt diesen ersten Band für meine Begriffe zäh und langatmig begonnen, zwischen den beiden Strängen schien es keine Verbindung zu geben. Ab der Hälfte zog Gott sei Dank das Tempo an, es wurde spannender und für den Leser waren Zusammenhänge zu erkennen. Wie der Fall letztendlich aufgelöst wurde, was Neid und Missgunst alles bewirken können, welche Dimensionen die Geschichte hatte, konnte man nicht erahnen.

Das fiktive Doggerland als Schauplatz fand ich einen gelungenen Schachzug. Die Figuren waren mir persönlich zu distanziert. Der Krimi war teilweise spannend zu lesen, so richtig ist der Funke aber nicht übergesprungen.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Süd-London 1895 - Wo ist Thierry?

Arrowood - In den Gassen von London
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Erzähler der Geschichte ist Norman Barnett, Assistent von Mr. William Arrowood. Arrowood ist Detektiv für die ärmere Bevölkerung und er steht ganz offensichtlich im Schatten von Sherlock Holmes, auf den ...

Erzähler der Geschichte ist Norman Barnett, Assistent von Mr. William Arrowood. Arrowood ist Detektiv für die ärmere Bevölkerung und er steht ganz offensichtlich im Schatten von Sherlock Holmes, auf den er äußerst eifersüchtig blickt und allein die Erwähnung des Namens lässt ihn schon fast mimosenhaft reagieren.

Sein neuer Auftrag von einer jungen Französin lautet – Finden Sie meinen Bruder, der in London verschwunden ist. Der 23jährige Thierry hat in einem angesagten Restaurant in der Patisserie gearbeitet, angeblich soll er dort gestohlen haben und ist seither verschwunden bzw. untergetaucht. Die Schwester kann dies nicht glauben, deshalb engagiert sie Arrowood. Allerdings tauchen auch immer wieder Fragen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Schwester auf und die Detektive müssen sich fragen, was wohl tatsächlich der Grund für die Suche sein könnte.

Als Leser begleitet man die beiden Detektive sowie ihren kleinen Helfer Neddy bei ihren Ermittlungen. Arrowood ist bezüglich der Analyse der menschlichen Natur bzw. der Psyche sehr belesen und gebildet, was sich bei den Befragungen positiv auswirkt und seine Überlegungen und die daraus folgenden Schlüsse brachten mich immer wieder zum Schmunzeln. Einen Vergleich mit Sherlock Holmes muß er nicht fürchten. Und um etwas zusätzlichen Wirbel in das Privatleben von Arrowood zu bringen zieht Arrowoods Schwester kurzfristig bei ihm ein. Der Autor hat außerdem politische Aspekte, den Geheimdienst, Gaunereien natürlich etwas Liebe mit in die Story eingebracht. Nicht so gut fand ich, daß immer wieder auf Bezug auf einen anderen, nebulösen Fall aus der Vergangenheit Bezug genommen wird, den man als Leser nicht kennt.

Der Autor hat für mich einen gut lesbaren Schreibstil, der für die Zeit authentisch wirkt. Die Hauptfiguren hätte ich gerne besser kennen gelernt, hier blieb die Beschreibung sehr oberflächlich. Ich habe das Buch gerne gelesen, es war unterhaltsam, aber als besonders spannend würde ich es nicht bezeichnen. Am Ende fehlte mir das Tüpfelchen auf dem i, um bei mir länger im Gedächtnis zu bleiben.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Wer schweigt, überlebt

Das Haus der Mädchen
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Und mit Tempo gleich rein in die Geschichte. Oliver ist nachts mit dem Auto auf dem Heimweg vom Job als ihm ein Kastenwagen auffällt, bei dem er eine blutige Hand mit vielen Freundschaftsbändern im Fenster ...

Und mit Tempo gleich rein in die Geschichte. Oliver ist nachts mit dem Auto auf dem Heimweg vom Job als ihm ein Kastenwagen auffällt, bei dem er eine blutige Hand mit vielen Freundschaftsbändern im Fenster wahrnimmt. Dies bemerkt der Fahrer des Transporters, er verfolgt Oliver und erschießt ihn. Vom Obdachlosen Freddy wird dies beobachtet und er fühlt sich danach nicht mehr sicher, weil er den Täter identifizieren könnte.

Gleich zum nächsten Strang - Leni, ein junges Mädel, kommt nach Hamburg, um eine Praktikumsstelle bei einem Verlag anzutreten. Der Chef hat für sie ein Zimmer in einer WG organisiert. Dort trifft sie auf Vivian, die auf der Suche nach dem Mann fürs Leben ist und natürlich sollte dies ein Millionär sein. Die zwei grundverschiedenen Mädchen finden sich sympathisch und freunden sich spontan an. Nach einer Party ist Vivian verschwunden, anscheinend hat sie ihren Traummann gefunden und das WG-Zimmer wird auch schon für einen nächsten Bewohner gereinigt.

Parallel erfährt man von der Gefangenschaft von zwei Mädchen, die grausam gefoltert werden und dem Herrn des Hauses jeden Wunsch erfüllen müssen. Dieser Part ist mehr für hart gesottene Leser gedacht.

Als Ermittler tritt ein sympathisches Duo auf. Zum einen Jens Kerner, der mit seinem Pick-up einen lonesome-cowboy-Eindruck hinterlässt und zum anderen seine Assistentin Rebecca, die im Rollstuhl sitzt. Sie übernimmt deshalb mehr die Recherchearbeiten im Büro und lässt sich gerne mit Mozartkugeln für einen besonderen Einsatz belohnen. Sie kennen sich mit all ihren Eigenheiten sehr gut und außerdem knistert es so ganz leicht zwischen den beiden.

Die Story wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, wobei der Autor seine Leser immer wieder in bestimmte Richtungen und auf abwechselnde Verdächtige lenkt und Zweifel an deren Ehrlichkeit schürt. Für brutal und nicht für zart besaitete Seelen gedacht, halte besonders ich den ersten Teil des Buches. Die Atmosphäre auf den Hamburger Kanälen bei Nacht fand ich richtig toll und bildhaft beschrieben. Gefesselt hat mich das Buch auf alle Fälle, wobei für mich teilweise die Handlungen der einzelnen Figuren zu unglaubwürdig und das actionreiche Finale zu überzogen waren. Die Auflösung selbst war jetzt nicht unbedingt eine vollkommene Überraschung, sie hatte sich schon abgezeichnet. Ich möchte aber keine Details nennen, um anderen Lesern nicht die Spannung vorwegzunehmen.

Für mich war es das erste Buch des Autors und ich verbrachte spannende und unterhaltsame Lesestunden mit diesem Thriller.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Nichts für zarte Gemüter

Ich weiß, wo sie ist
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Vor zehn Jahren ist Autumn verschwunden. Die Eltern haben diesen schweren Schicksalsschlag sehr unterschiedlich verarbeitet. Francine, die Mutter, begann zu trinken. Will, der Vater, ist im Fernsehen aufgetreten ...

Vor zehn Jahren ist Autumn verschwunden. Die Eltern haben diesen schweren Schicksalsschlag sehr unterschiedlich verarbeitet. Francine, die Mutter, begann zu trinken. Will, der Vater, ist im Fernsehen aufgetreten und als Autor bekannt und erfolgreich geworden. Ihre Ehe überstand diese harte Prüfung nicht, der Ehemann hat mittlerweile eine neue Ehefrau, die gerade ein Kind erwartet. Und genau zu diesem Zeitpunkt bekommt Francine einen Zettel zugesteckt, auf dem steht „Ich weiß wo sie ist“. Nun setzt Francine alles daran, ihre Tochter aufzuspüren. Zuerst trifft sie auf Lena, das Mädchen, das den Zettel geschrieben hat. Nur Lena erzählt so wirre Geschichten, daß sie nicht einschätzen kann, ob diese der Wahrheit entsprechen oder Lügen sind. Andererseits weiß Lena sehr viele Details über Autumn zu berichten, so daß Francine zu hoffen beginnt, ihre Tochter nach so vielen Jahren doch noch lebend zu finden. Leider kann sie ihren Ex-Mann Will mit diesem Wissen nicht davon überzeugen, die gemeinsame Suche nach Autumn wieder aufzunehmen. In einem zweiten Handlungsteil erfährt der Leser die brutalen Erlebnisse der gefangenen Mädchen.


Der Autor hat auf jeden Fall ein spannendes, temporeiches Debüt abgeliefert. Der Schreibstil ist einfach und lässt sich flüssig lesen. In die Rolle der verzweifelten und kämpferischen Mutter konnte man sich als Leser gut hineinversetzen. Sie geht bis zum Äußersten, um ihre Tochter wieder zu finden. Für den Vater war das Thema Autumn abgeschlossen, er hat ein neues Leben und für Francine ist das schwer zu akzeptieren. Die Suche nach Autumn wurde sehr realistisch und packend beschrieben. Mir persönlich war Francine auf der einen Seite etwas zu naiv und auf der anderen etwas zuviel hero. Die Geschichte der Mädchen mit den grausamen Schilderungen ist allerdings nur etwas für hart gesottene Leser. Der Showdown und das Finale war für mich typisch amerikanisch.

Eine Story, die vor allem Lesern gefallen wird, die einen richtigen Thriller lesen möchten. Auf jeden Fall nichts für schwache Nerven. Am Ende sei noch erwähnt, daß das Cover absolut passend zu der Geschichte gewählt wurde!