Nachdem ich letztes Jahr Dave Eggers‘ „Circle“ und „Ein Hologramm für den König“ gelesen (und auch gesehen) hatte, musste ich natürlich auch sein neuestes Werk, „Der Mönch von Mokka“ lesen. Laut Prolog handelt es sich hierbei nicht um einen Roman, sondern um eine Wiedergabe so exakt stattgefundener Ereignisse – das merkt man (leider) auch im Erzählstil. Dazu später mehr. In Eggers‘ neuem Buch sollte es um nichts geringeres als Kaffee gehen – ein Getränk, das mich täglich begleitet. Durch ein Nebenprojekt auf der Arbeit habe ich mich vor einigen Monaten bereits mit dem Thema Kaffee und seiner Geschichte beschäftigt und kann doch behaupten, mich einigermaßen auszukennen. Beim Geschmacklichen versage ich allerdings im großen Stil – ich habe noch nicht so viele Arten probiert, weiß aber mittlerweile, welche Arten von Kaffee ich mag und vertrage und bleibe einfach dabei. Ein Feinschmecker bin ich also nicht. Dennoch hat mich das Thema interessiert und naja, der Name des Autors und das wunderschöne Cover haben ihr Übriges getan. Im „Mönch von Mokka“ geht es um einen jungen Mann, der nach einer langen Aneinanderreihung von Sales-Jobs auf die Idee kommt, jemenischen Kaffee nach Amerika zu holen – und das zu fairen Rahmenbedingungen. Und so beginnt seine Reise auf dem Weg ins Entrepreneurship und in die Welt des Kaffees. Er, der in seinem ganzen Leben nicht mehr als ein Dutzend Tassen Kaffee getrunken hat, muss sich einarbeiten in die Grundlagen der Kaffeeherstellung, des Geschmacks und des Unternehmertums.
"Wenn Mokhtar es satthatte, arm zu sein, über obdachlose Süchtige zu steigen, mit sechs Geschwistern in einem Zimmer zu schlafen, ließ er seine Gedanken schweifen und träumte von der Möglichkeit, dass er vielleicht wie Harry [Potter] war, vorerst noch Teil dieser schäbigen Welt, aber zu Höherem bestimmt."
Wie hat es mir gefallen?
Dave Eggers konnte mich mit den Büchern, die ich bereits von ihm gelesen habe, komplett begeistern. Doch irgendwie war der „Mönch“ nicht annähernd so gut wie der „Circle“ oder das „Hologramm“, sondern leider kam ich mir wie in einer Geschichtsstunde vor. Mokhtars Lebensgeschichte, sein Aufwachsen und sein Ringen um Anerkennung und finanzielle Unabhängigkeit sind spannend zu verfolgen und machen unseren Protagonisten sympathisch. Doch ab dem Moment, wo er darauf gestoßen wird, dass der Kaffee seinen Ursprung vermutlich aus seinem Heimatland Jemen hat und er beschließt, diesen Kaffee in die Vereinigten Staaten zu bringen, wandelt sich die Sprache des Buchs: Mokhtar wird mehr und mehr zum unpersönlichen Charakter, der sich mehr und mehr vom Leser entfernt, bis seine Erlebnisse, seine Handlungen, seine Leidenschaft, nicht mehr spürbar werden. Es kam mir bei der Lektüre so vor, als würde ich ein Geschichtsbuch lesen, das ohne Emotion beschreibt, wie etwas passiert. Dass der Roman eine nicht unerhebliche Wendung in eine politische Richtung vollzieht, macht die Geschichte runder, aber leider nicht lesbarer. Die vielen Seiten über die Geschichte des Kaffees, seinem Anbau, seiner Verarbeitung und der Entstehung der weltweiten Kaffeekultur waren vielleicht lehrreich, allerdings treiben sie die Story nicht voran und dehnen den Roman unnötig aus; meiner Meinung nach hätten bestimmt 50 Seiten gespart werden können, die nicht handlungsrelevant sind. Natürlich ist es immer spannend, wenn ein Charakter in einem Buch seine Leidenschaft für etwas entdeckt – aber den Leser in einem solchen Ausmaß an der Recherchearbeit, die ebendieser tätigt oder tätigen muss, zu beteiligen, finde ich unnötig. Alles in allem lässt sich sagen, dass Dave Eggers hier wunderbar recherchiert hat, den Teil, den Mokhtar reisend in Arabien, im Jemen und in Äthiopien verbringt, finde ich atmosphärisch gelungen und ja, historisch akkurat. Dennoch finde ich es ein wenig schade, dass die gesamte Erzählsprache darunter gelitten hat, dass Eggers keinen Roman in dem Sinne verfasst hat, sondern wie bei seinem letzten Buch „Bis an die Grenze“ wieder ein Werk verfasst hat, das die Genre-Grenzen überschreitet und vielleicht mehr in Richtung „erzählendes Sachbuch“ geht. Ich habe „Bis an die Grenze“ noch ungelesen im Regal stehen und überlege jetzt, ob ich es nicht vielleicht doch lieber überspringen soll. Was mir an der Sprache sowohl beim „Circle“ als auch beim „Hologramm“ so gut gefallen hat und mich vorfreudig auf dieses Buch hat warten lassen, fehlt nämlich komplett und hat mir die Lesefreude ziemlich getrübt, da ich mit der Erwartung an einen Roman an den „Mönch on Mokka“ herangegangen bin.