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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2019

Das schwarze Loch der Biologie

Der Funke des Lebens
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Nick Lane befasst sich hier mit Themen, über die sich vermutlich sogar viele Biologen noch keine näheren Gedanken gemacht haben. Warum arbeiten Zellen gerade so, wie sie arbeiten? Wie ist die große Lücke ...

Nick Lane befasst sich hier mit Themen, über die sich vermutlich sogar viele Biologen noch keine näheren Gedanken gemacht haben. Warum arbeiten Zellen gerade so, wie sie arbeiten? Wie ist die große Lücke zwischen der morphologischen Einfachheit der Bakterien und der überwältigenden Komplexität aller anderen Lebewesen zu erklären? Derartige Fragen versucht er zu beantworten.

Er verarbeitet dabei viele interessante Informationen und stellt erstaunliche Zusammenhänge her. Letztlich lässt sich für ihn alles darauf zurückführen, wie die Energiegewinnung und -verteilung in den Zellen funktioniert. Dadurch erscheint einiges unter einem neuen Blickwinkel und es kann beispielsweise erklärt werden, wie es zu Fehlgeburten kommt, warum wir altern und sterben oder was der Vorteil von Sex ist.
Seine Ausführungen sind allerdings eher trocken und trotz eines umfangreichen Glossars, in dem viele Begriffe noch mal erläutert werden, oft nicht leicht verständlich.

Obwohl der Inhalt spannend ist, ist daher für die Lektüre doch eine gewisse Kondition vonnöten.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Fallstudien zur Krisenbewältigung

Krise
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Wie schon in vielen seiner früheren Werke hat Jared Diamond sich auch hier ein interessantes Thema ausgesucht, das er aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtet.
Er überlegt, was persönliche Krisen ...

Wie schon in vielen seiner früheren Werke hat Jared Diamond sich auch hier ein interessantes Thema ausgesucht, das er aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtet.
Er überlegt, was persönliche Krisen (wie Scheidungen oder Krankheit oder Tod eines Angehörigen) mit Krisen von Staaten gemeinsam haben und inwieweit Lösungsstrategien für erstere auch auf letztere angewendet werden können.

Zunächst stellt er die Faktoren zusammen, welche jeweils den Ausgang von Krisen beeinflussen, im Falle staatlicher Krisen fallen darunter neben dem Eingeständnis, dass man sich in einer Krise befindet und dass deren Bewältigung in der Verantwortung des Staats liegt, beispielsweise nationale Identität, ehrliche Selbsteinschätzung, die Möglichkeit, andere Staaten um Hilfe zu bitten oder von ihnen zu lernen, Flexibilität, nationale Grundwerte etc.
Danach betrachtet er Fallbeispiele aus Finnland, Japan, Chile, Indonesien, Deutschland, Australien und den USA. Dabei geht es um so unterschiedliche Krisenszenarien wie Deutschlands Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, Finnlands Bedrohung durch die Sowjetunion oder den Putsch durch Pinochet in Chile. Abschließend wird dann noch ein Blick auf die gegenwärtigen Krisen, von denen die Welt als Ganzes betroffen ist, geworfen.
Die Kapitel sind jeweils so aufgebaut, dass zunächst Hintergrund und Ablauf der Krise beschrieben werden. Anschließend wird zusammenfassend rekapituliert, welche der am Anfang herausgearbeiteten Faktoren einen wie gearteten Einfluss ausübten.

Diese Analysen gewähren viele spannende Einblicke und machen Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Akteuren deutlich. Ich konnte dabei auch manches Neue über historische Ereignisse erfahren.
Da Diamond Länder ausgewählt hat, in denen er entweder selbst einige Zeit lebte oder die ihm zumindest aufgrund familiärer Verbindungen vertraut sind, kann er seine Ausführungen immer wieder mit persönlichen Erlebnissen oder mit Anekdoten würzen.

Ansonsten ist der Text allerdings eher trocken gehalten und häufig wiederholend.
Außerdem tritt der Autor selten als neutraler Beobachter auf, sondern betrachtet die Vorgänge in anderen Ländern zu sehr aus seinem persönlichen bzw einem US-amerikanischen Blickwinkel. Manche Aussage hätte da schon differenzierter ausfallen können. (Wenn beispielsweise mehr Einwanderung als Gegenmittel für die Überalterung der Japanischen Bevölkerung vorgeschlagen wird – ohne zu erwähnen, dass auch die jungen Einwanderer eines Tages alt sein werden.)
Gemildert wird dieser Eindruck aber immerhin dadurch, dass sich auch zwei Kapitel mit der derzeitigen Situation in den USA befassen und kritisch auseinandersetzen.

Alles in allem gelingt es diesem Buch sehr gut, zum
Nachdenken anzuregen über vergangene und zukünftige Krisen sowie über Möglichkeiten zu deren Bewältigung. Wenngleich es diesbezüglich hinsichtlich einiger Faktoren, wie insbesondere einer realistischen Einschätzung der Situation oder der Bereitschaft, von anderen zu lernen, derzeit noch etwas hapert, wird durch die zahlreichen positiven Beispiele doch ein gewisser Optimismus geweckt.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Dreiecksgeschichte mit origineller Erzählerin

Im Schatten des Mangrovenbaums
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Indischer Ozean im Jahre 1820: Die junge Engländerin Lillian Markers kämpft nach einem Schiffsunglück ums Überleben. Wie durch ein Wunder gelingt es ihr, den Strand von Sumatra zu erreichen. Auch der Rest ...

Indischer Ozean im Jahre 1820: Die junge Engländerin Lillian Markers kämpft nach einem Schiffsunglück ums Überleben. Wie durch ein Wunder gelingt es ihr, den Strand von Sumatra zu erreichen. Auch der Rest der Schiffsbesatzung konnte sich retten, doch bis zur Rückkehr in die Zivilisation ist noch ein langer und gefährlicher Weg zurückzulegen.
Erschwert wird die Situation dadurch, dass Lillian mit zwei Männern unterwegs ist, mit denen sie widersprüchliche und verworrene Gefühle verbinden: Ihrem distanzierten Ehemann Joseph und dessen besten Freund, dem einfühlsamen Botaniker Elliot.

Erzählt wird diese Geschichte von – der Hoffnung. Diese ist verärgert darüber, dass nach Missgeschicken der Liebe immer sie es ist, die wieder alles richten soll, und sie verdeutlicht das Zusammenspiel der Beiden anhand eines Beispiels.
Dies ist eine wirklich originelle Idee und verleiht eine ganz besondere Note. Schade nur, dass die tatsächlich aus Sicht der Hoffnung verfassten Abschnitte immer seltener und kürzer werden.

Auch ist die Handlung vor einem interessanten Hintergrund angesiedelt. Der Dschungel Sumatras wird lebendig beschrieben und es fließen viele Informationen zu diversen Tier- und Pflanzenarten sowie zur Kultur der Ureinwohner ein.
Die Geschehnisse als solches sind allerdings großteils eher banal. Die Protagonisten sind gut gezeichnet und wirken insgesamt sympathisch. Gerade darin besteht aber das Problem. Meist sind alle freundlich und verständnisvoll. Selten tauchen echte Konflikte auf und wenn, dann bleiben sie eher oberflächlich und sind relativ schnell gelöst. Im richtigen Leben wäre sowas natürlich toll. Bei einem Roman führt es jedoch dazu, dass der Inhalt etwas langweilig wird. Unerwartete Wendungen oder sonstige Überraschungen fehlen weitgehend.
Nichtsdestotrotz ist das Buch lesenswert. Man hätte aus der Grundidee aber mehr machen können.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Gelungener Überblick zum 100-Jahr-Jubiläum

Umstritten, verspielt, gefeiert
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Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Republik Österreich bietet dieses Buch eine profunde Darstellung des Zeitraums von 1918 bis 2018.
Die einzelnen Kapitel folgen unterschiedlichen Konzepten: In „Momentaufnahmen“ ...

Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Republik Österreich bietet dieses Buch eine profunde Darstellung des Zeitraums von 1918 bis 2018.
Die einzelnen Kapitel folgen unterschiedlichen Konzepten: In „Momentaufnahmen“ wird jeweils ein bestimmtes Ereignis sowie dessen Vorgeschichte und Folgen ausgeleuchtet. Dabei werden im Wesentlichen die üblichen Etappen abgearbeitet – Ausrufung der Republik, Brand des Justizpalastes, Austrofaschismus, Anschluss, Kriegsende, Staatsvertrag, 1968. Besonders gefallen hat mir hierbei, dass am Anfang jedes Abschnitts die Beschreibung eines historischen Filmdokuments (zum Beispiel eines Wochenschau-Berichts) steht. Dies bietet nicht nur einen anschaulichen Einstieg in das Thema, sondern zeigt auch, wie die damaligen Geschehnisse von den Zeitgenossen bzw zumindest jenen, welche die Kontrolle über die Medien hatten, gesehen wurden.
Dazwischen sind mehrere „Wege durch die Zeiten“ eingefügt, welche einen bestimmten Sachverhalt (beispielsweise die Entwicklung des Demokratieverständnisses oder die Beziehungen zum Ausland) im Zeitverlauf beschreiben.

Diese Struktur wirkt gut durchdacht, gelingt es auf diese Weise doch, wichtige Einzelereignisse ausreichend zu würdigen ohne dabei die größeren Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren.
Der Text ist flüssig geschrieben, gründlich recherchiert und zeichnet ein interessantes Panorama dessen, was Österreich in den letzten 100 Jahren bewegte.
Die Analyse setzt sich dabei immer wieder kritisch mit dem österreichischen Wesen auseinander, vergisst aber auch nicht, positive Aspekte zu erwähnen.
Viele Ausführungen bleiben allerdings sehr an der Oberfläche und für Leute, die sich regelmäßig mit der österreichischen Geschichte beschäftigen, bietet die Lektüre keine neuen Erkenntnisse.
Da es das erklärte Ziel der Autoren war, eine kompakte Gesamtdarstellung vorzulegen, ist dies aber kein allzu gravierender Kritikpunkt.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Packender Roman vor dramatischem Hintergrund

Bote des Feuers
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Richard Dübells neuer Roman befasst sich mit der Pest, die im 14. Jahrhundert mit nie zuvor gekannter Heftigkeit über Europa hereinbrach:
Der Jude Joseph ben Kesher befindet sich auf einer heiklen Mission. ...

Richard Dübells neuer Roman befasst sich mit der Pest, die im 14. Jahrhundert mit nie zuvor gekannter Heftigkeit über Europa hereinbrach:
Der Jude Joseph ben Kesher befindet sich auf einer heiklen Mission. Er soll verhindern, dass eine kürzlich in Caffa am Schwarzen Meer ausgebrochene Seuche sich weiter ausbereitet und muss dabei unter anderem den Dogen von Genua zu einer dramatischen Maßnahme überreden. Fast scheint es, als wäre sein Vorhaben von Erfolg gekrönt, doch dann überschlagen ich die Ereignisse und er muss erkennen, dass ein extrem gefährlicher Gegner dabei ist, die Zukunft des Abendlandes zu bedrohen.
Inzwischen hat auch Gisela, deren Heimat von einem Erdbeben zerstört wurde, den beschwerlichen Weg nach Genau zurückgelegt. Obwohl sie Joseph erst einmal begegnet ist, ist sie fest davon überzeugt, dass es sich bei ihm um die Liebe ihres Lebens handelt.
Die beiden sowie auch einige andere Unerschrockene nehmen einen mutigen und von vielen Rückschlägen begleiteten Kampf auf.

Diese Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass sich die Lektüre abwechslungsreich und fesselnd gestaltet. Auch sonst gefällt mir der Stil sehr gut. Der Text liest sich flott und ist bisweilen mit einem gewissen Humor gewürzt.
Die Protagonisten sind gut und relativ klischee-frei gezeichnet. Sie decken ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Gesellschaftsschichten ab und sind oft auch mit einer interessanten Biografie ausgestattet, über die ich manchmal gern etwas mehr erfahren hätte. Ich fand es schön, sie bei ihren Erlebnissen und Gedankengängen zu begleiten, wobei sich immer wieder zeigt, dass im Falle einer Katastrophe sowohl das Beste als auch (leider häufiger) das Schlechteste im Menschen zum Vorschein kommt.
Der einzige Kritikpunkt besteht darin, dass die Handlung in ihren wesentlichen Aspekten doch ziemlich vorhersehbar ist und außerdem (wie bei Büchern dieser Art üblich) immer die richtigen Personen zum passenden Zeitpunkt erkranken. Doch all dies fällt während des Lesens kaum auf, da die Geschehnisse so rasant voranschreiten, dass dennoch einige Spannung erzeugt wird.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass sich am Ende nicht nur ein Nachwort mit einigen Hintergrundinformationen findet, sondern auch die Quellen angegeben sind, auf die sich der Autor bei seiner Recherche gestützt hat.

Fazit: Für Fans historischer Abenteuerromane ist dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert.