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Veröffentlicht am 25.02.2019

Piemonteser Geheimnisse

Lago Mortale
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Simon Strasser, der ehemalige Frankfurter Polizeireporter genießt sein Leben als Privatier in seinem kleinen Haus am Ufer des malerischen Lago d’Orta. Wie er so verträumt auf den See blickt, erkennt er ...

Simon Strasser, der ehemalige Frankfurter Polizeireporter genießt sein Leben als Privatier in seinem kleinen Haus am Ufer des malerischen Lago d’Orta. Wie er so verträumt auf den See blickt, erkennt er die schicke Yacht der Industriellenfamilie Zanetti offensichtlich führerlos über das Wasser treibt. Neugierig geworden paddelt er die kurze Strecke und findet Marco, den jüngsten Sohn der Familie tot im Boot. War es wirklich ein Unfall, wie die Polizei und die Familie es gerne hätte?
Das lässt Simon nicht ruhen, seine alte Instinkte sind geweckt und da Maresciallo Carla Moretti, die ermittelnde Beamtin eine gute Bekannte ist, macht er sich in ihrem Fahrwasser auf, eigene Spuren zu verfolgen. Nicht immer zur Freude von Anwohnern und Beamten.
Das Piemont ist der Hintergrund für diesen typischen Urlaubskrimi. Genauso typisch scheint es zu sein, dass deutsche AutorInnen sich ein landessprachliches Pseudonym geben und immer viel von Gegend und Kultur einfließen lassen. Das ist ja per se nicht schlecht und macht Lust und Stimmung auf Land und Leute und Appetit auf die köstlichen, appetitanregend geschilderten Spezialitäten, wenn ich auch den Eindruck hatte, dass der Krimi da eher die zweite Geige spielt.
Hier ist es ganz gut gelungen, die Gegend um den Lago d’Orta ist offensichtlich noch zu entdecken und nicht so abgegrast wie die üblichen Provence- Toskana- und Bretagne-Krimis. Die Sprache ist angenehm zu lesen, wie man von einer Reisebuchautorin und Journalistin auch erwarten darf. Einige ihrer Exkurse und Erklärungen sind sehr interessant, andere haben die Tendenz ein wenig weitschweifig zu sein und manchmal wird die Handlung durch solche Beschreibungen gebremst.
Ein angenehmer Krimi, der gut unterhält und sich auch ganz in das Genre der Urlaubskrimis einfügt, aber durchaus mehr Spannung vertragen hätte.
Sehr hübsch ist die Ausstattung, Klappenbroschur mit stimmungsvollem Titelbild. Noch schöner wäre es gewesen, wenn innen noch eine kleine Umgebungskarte abgedruckt gewesen wäre, wenn die Landschaft schon eine solche Rolle für den Krimi spielt. Das hätte ich als Tüpfelchen auf dem „I“ empfunden.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ein Verlierer der Geschichte

Wallace
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„Wallace“ betitelt der Autor Anselm Oelze seinen Roman, der englische Naturforscher Herbert Russell Wallace ist damit gemeint. Das ist aber auch das einzige Mal, dass Oelze seinen Protagonisten beim Namen ...

„Wallace“ betitelt der Autor Anselm Oelze seinen Roman, der englische Naturforscher Herbert Russell Wallace ist damit gemeint. Das ist aber auch das einzige Mal, dass Oelze seinen Protagonisten beim Namen nennt. Er wird der „Junge Bärtige“ genannt, im Lauf der Jahre verliert sich das Attribut jung und es bleibt nur der „Bärtige“ über.

Aber ich beginne von vorn: Bromberg ist ein Museumsnachtwächter, eine Aufgabe so gut wie jede andere, die Bromberg seine Routine lässt. Er scheint überhaupt ein in Gewohnheiten und zeitlichen Ritualen feststeckender Mensch zu sein, dessen Alter anfangs deutlich höher scheint, als sich im Lauf der Geschichte erweist. Eines Nachts stolpert er über eine alte Fotografie, die den blassen, bärtigen jungen Herbert Russell Wallace zeigt und erklärt, dass er zusammen mit Darwin als Entdecker der natürlichen Selektion der Arten gilt, aber leider nie die Anerkennung bekam, der ihm zusteht. Das elektrisiert Bromberg und er sinnt darüber nach, wie er Wallace posthum zum verdienten Ruhm verhelfen kann.

Abwechselnd begleiten wir den Bärtigen auch auf zwei seiner Reisen, haben Teil an seiner Sammelleidenschaft, seinen Strapazen und Abenteuern. Die erste Reise war anfangs erfolgreich, aber dann verliert er durch ein Schiffsunglück seine gesamten Präparate und damit ist der finanzielle Erfolg dahin. Einige Jahre später lässt er sich zu einer zweiten Reise inspirieren und beginnt seine Gedanken über die Selektion der Arten zu formulieren. Doch ein Landsmann ist schneller. Darwin, der von Freunden auf den jungen Mann aufmerksam gemacht wurde, lässt nur sein schon lange in Schublade liegendes Manuskript veröffentlichen und heimst damit den alleinigen Ruhm der Nachwelt ein.

Es gibt in der Geschichte viele Beispiele von fast gleichzeitigen Entdeckungen und Erkenntnissen, die einen Verlierer zurücklassen. Wallace ist einer davon und ich hätte gern mehr über diesen Sammler und Amateurforscher gelesen. Doch ausgerechnete diese Kapitel konnten mich nicht so recht begeistern. Sicher lag es auch am inflationären Gebrauch der Bezeichnung „Junger Bärtiger“, die eine unnötige Distanz herstellten. Die Sprache empfand ich überladen, gewollt blumig um vielleicht „altmodisch gelehrt“ zu scheinen. Ich hatte den Eindruck, Oelze versucht durch eine Vielzahl von Adjektiven, die manchmal arg konstruiert schienen, der Geschichte eine bedeutsame Atmosphäre zu verleihen. Dazu gehören auch immer wieder eingestreute Exkurse in alle möglichen Randgebiete, zum Beispiel Spiritismus, dem sich Wallace im späteren Leben auch zuneigte.

Lebendiger erschienen mir Bromberg und sein erwachter Lebensgeist, der aber letztlich in einer Aktion verpuffte, die eher einen Schelmenstreich darstellt.

Eines macht dieses Buch aber besonders: das ist die Ausstattung, die der Schöffling Verlag dem Roman mitgibt. Ein wunderschönes Cover, edles Papier und ein Lesebändchen. Es ist ein sinnliches Vergnügen das Buch in Händen zu halten.

Als Fazit bleibt aber eine gewisse Enttäuschung, ich hatte mir von diesem Roman mehr erhofft.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Dachsberger Rosengarten

Das einfache Leben
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Jahrzehntelang führte Elisabeth Kohlbrenner in Bonn eine Beziehung im Schatten, als Geliebte eines verheirateten Mannes aus einflussreichen Kreisen. Nach seinem Tod kehrt sie auf den alten Familienhof ...

Jahrzehntelang führte Elisabeth Kohlbrenner in Bonn eine Beziehung im Schatten, als Geliebte eines verheirateten Mannes aus einflussreichen Kreisen. Nach seinem Tod kehrt sie auf den alten Familienhof im Schwarzwald zurück. Kurz darauf kommt auch Adele, die ältere – immer bewunderte Schwester – zu Besuch und bleibt. Nicht ganz freiwillig, auch ihre Beziehung ist gescheitert und ihre finanzielle Situation ist alles andere als rosig.

Doch ein Traum von Elisabeth soll Wirklichkeit werden: auf dem Gelände, dass der geschäftstüchtige Bruder Hans in den Anfängen der Wirtschaftswunderjahre mit seiner Fabrik vergiftet und mit Quecksilber kontaminiert hat, soll ein Rosengarten entstehen. Ein Rosengarten auf 1000 Höhenmetern und den strengen Wintern im Schwarzwald trotzend.

Das einfache Leben ist so einfach nicht, aber die Rückbesinnung auf ihre Wurzeln hilft den Kohlbrenner Schwestern mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und eine neue Richtung einzuschlagen. In vielen Rückblenden erzählt die Autorin von der Kindheit, dem Aufbruch in die weite Welt, von Erfolgen und geplatzten Träumen. Diese Rückschau enthüllt den Charakter der Schwestern, deren Portraits sehr fein gezeichnet sind, aber auch seltsam kühl und künstlich auf mich wirken.

Ich habe mich in diesem Buch mit den Zeitsprüngen nicht so recht anfreunden können, obwohl ich das sonst als Stilmittel durchaus schätze. Vielleicht weil das Buch recht abrupt zwei Jahrzehnte überspringt und endet.

Sehr interessant fand ich die Sprache, der heitere, von weiser Gelassenheit getragene Ton passt sehr schön zur Geschichte, hat aber bei mir, ähnlich wie bei den Figuren eine gewisse Distanz erzeugt.

Man spürt die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat, auch sie hat den Schwarzwald jung verlassen und kehrt nach Jahren in Bonn zurück, die Sehnsucht zu den Wurzeln hat sie mit ihren Figuren gemeinsam.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Das letzte Picknick

Der Kommissar und das Biest von Marcouf
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Auf der Vogelinsel Ile de Terre wird ein ermordetes Liebespaar gefunden. Ihnen wurde die Kehle durchschnitten und mit ihrem Blut eine geheimnisvolle Botschaft hinterlassen. Commissaire Lagarde, der seinen ...

Auf der Vogelinsel Ile de Terre wird ein ermordetes Liebespaar gefunden. Ihnen wurde die Kehle durchschnitten und mit ihrem Blut eine geheimnisvolle Botschaft hinterlassen. Commissaire Lagarde, der seinen Ruhestand immer wieder unterbricht, wenn sein spezielles Wissen gefragt ist, übernimmt den Fall. Verdächtig machen sie die jeweiligen betrogenen Ehepartner der Toten, Ausflüchte und wacklige Alibis lassen Lagarde stutzen. Aber dann wird ein weiteres Liebespaar gefunden, auch hier gibt es betrogene Ehepartner und bei den Ermittlungen tauchen Verbindungen auf.

Maria Dries lässt ihren Ermittler in der malerischen Normandie ermitteln, es gibt viele schöne Landschaftsbeschreibungen und die Autorin verliert sich dabei manchmal in vielen unwichtigen Details. Das hemmt das Tempo und macht den Krimi eher behäbig. Die Erzählweise kam mir in diesem 9. Band der Reihe etwas hölzern vor. Ich vermisste den Esprit, den ich mit französischen Urlaubskrimis verbinde und den auch Frau Dries in früheren Büchern durchaus zeigte.
Ihre Figuren geraten ihr dieses Mal auch etwas theatralisch, bleiben aber trotzdem ziemlich farblos. Auch hier verlieren sich die Beschreibungen in unnötigen Details. Muss ich bei einer Zeugin auch gleich die Geschichte einer unglücklichen Ehe mitgeliefert bekommen? Hier soll wohl eine Spur zum Tatmotiv Untreue gelegt werden.

Ich habe das Gefühl, dass in den Krimis um Philippe Lagarde ein wenig die Luft raus ist. Die Konstellationen ähneln sich. Wenn der Commissaire zur Hilfe gerufen wird, weil die örtlichen Ermittler grade im Urlaub oder krank sind, wird ihm meist eine junge sympathische Berufsanfängerin zur Seite gestellt, der er als Mentor berufliche Tipps geben kann. Dazwischen darf auch seine Lebensgefährtin Odette auftreten und ihn in ihrem Sternerestaurant kulinarisch verwöhnen.

Dieser Band konnte mich leider nicht recht überzeugen und meine Bewertung tendiert eher zu 2,5 Sternen, die ich aus Reihentreue auf 3 Sterne aufrunde.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Kant räumt auf

Gelegenheitsverkehr
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Ein nicht ganz geglückter Einsatz und aus Elitepolizist Major Kant ist der Exbulle Kant geworden. Aus Wien ist er erstmal nach Linz gezogen und kaum in der Stadt stolpert er in die Existenz als Detektiv. ...

Ein nicht ganz geglückter Einsatz und aus Elitepolizist Major Kant ist der Exbulle Kant geworden. Aus Wien ist er erstmal nach Linz gezogen und kaum in der Stadt stolpert er in die Existenz als Detektiv. Eine vermögende Dame glaubt nicht, dass der Tod des Vaters ein Unfall war und beauftragt Kant, Ermittlungen aufzunehmen. Kein schlecht dotierter Job und eine attraktive Klientin, das ist eine Mischung der der Womanizer nicht widerstehen kann.
Ganz nebenbei stolpert er bei seinen Recherchen auf einen großen, länderübergreifenden Schieberring. Ein Tipp für den die früheren Kollegen recht dankbar sind, im Gegenzug kann Kant auch schon mal auf Personenabfragen und andere Ressourcen zurückgreifen.
Ein ganz witziger Krimi, der durch seine kurzen und lakonischen Sätze ein flottes Tempo vorlegt. Kant ist nicht unsympathisch, auch wenn seine Methoden die legalen Grenzen ziemlich weit auslegen. Auch wenn er für seinen Freund und Ex-Kollegen Poldi einem Stalker einen Denkzettel verpasst, kommt sein handgreifliches Temperament durch. Außerdem ziehen sich seine ständigen Frauengeschichten durch die ganze Geschichte. Da bekommt der der Titel „Gelegenheitsverkehr“ eine ganz neue Bedeutung. Das hätte nervig sein können, wenn Leo Sander das immer wieder nicht ironisch gebrochen hätte, denn eigentlich bleibt meist Kant auf der Strecke, wenn sich seine diversen Parallelbeziehungen überkreuzen.
Ein flotter und witziger Krimi, der offensichtlich als erster Fall angelegt wurde, aber auch nach 4 Jahren scheint Kant keinen weiteren Kunden mehr bekommen zu haben. Schade, ich hätte einen Folgeband ganz gern gelesen.