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Veröffentlicht am 18.03.2019

Wirre Handlung

Tod im Land der tausend Seen
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„Du magst die Vergangenheit nicht so sehr, oder?“ „Ich versuche mit großer Mühe, das Heute zu ertragen. Deshalb habe ich keine Nerven, mich mit allem anderen auch noch zu beschäftigen.“ (S. 24) Lilo Glück ...

„Du magst die Vergangenheit nicht so sehr, oder?“ „Ich versuche mit großer Mühe, das Heute zu ertragen. Deshalb habe ich keine Nerven, mich mit allem anderen auch noch zu beschäftigen.“ (S. 24) Lilo Glück ist seit 5 Jahren Witwe und gerade mit ihren Kindern von Stuttgart in ihre Geburtsstadt Neustrelitz zurückgezogen. Sie hat sich ihren Lebenstraum erfüllt und einen Buchladen übernommen. Der Tod ihres Mannes nimmt sie immer noch mit, sie fasst nur schwer Fuß und hat Probleme, neue Freundschaften zu schließen oder alte wieder aufleben zu lassen. Ihre Kindheit und Jugend in der DDR bis zur Flucht in den Westen scheint problematisch gewesen zu sein - sie möchte über diese Zeit nicht reden. Bei einer Wanderung im Müritz-Nationalpark stolpert sie über einen menschlichen Schädel.
Wenige Monate später findet Lilo bei der nächsten Wanderung die Leiche von Martin Friedemann, der Nationalparkamt arbeitete. Lilo und er gingen früher in eine Klasse. Hat sie sich für seine Drangsalierungen von früher gerächt? Oder hängen die beiden Mordfälle zusammen? Die Polizei ermittelt noch in alle Richtungen, da blasen besorgte Bürger bereits zur Hexenjagd auf Lilo – die hatte doch früher schon immer was zu verbergen ...

Ich mag Cosy-Krimis sehr und in Mecklenburg-Vorpommern haben wir früher jeden Sommer Urlaub gemacht, außerdem stammt mein Mann von da. Auch die Themen DDR-Flucht und Stasi finde ich spannend. Land und Leute werden sehr anschaulich beschrieben und auch mit geschichtlichen Hintergründen wird nicht gegeizt. Das Setting passt also. Auch die Mordfälle sind sehr spannend. Trotzdem bin ich mit „Tod im Land der tausend Seen“ von Jana Jürss nicht richtig warm geworden.

Das liegt zum einen an Lilo. Ihre Vergangenheit wird nur angedeutet, vieles bleibt unklar. Ist sie gemobbt worden? War sie bei der Stasi? Auf jeden Fall ist sie auf ihre früheren Mitschüler nicht gut zu sprechen. Auch erscheint ihre Persönlichkeit sehr unausgewogen. Sie ist einerseits sehr weinerlich, wird andererseits schnell wütend – das irritiert nicht nur die ermittelnden Beamten. Diese, Hauptkommissar Jens Meinhard und Kommissar Wilko Janssen, sind erst seit kurzem ein Team und müssen sich erst noch zusammenraufen. Den dauernden Streit zwischen ihnen fand ich etwas ermüdend.
Dazu kommen fehlende Zeitangaben. Die Ermittlungen erstreckten sich über mehrere Monate, aber das muss man sich aus Nebensätzen zusammenreimen. Und der Täter tauchte am Ende auf wie Kai aus der Kiste, ohne das ich ihn vorher überhaupt mal bewusst wahrgenommen hatte.
Darum gibt es von mir leider nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Wenn Cover und Klappentext nicht zum Inhalt passen

Ein schwerer Fall von Liebe
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Elvira ist eine wirklich nette Person. OK, sie ist mit ihren knapp 150 kg etwas dicker als es auf Dauer gut ist und wehrt sich beim Jobcenter gegen alle Maßnahmen, die sie ihr verordnen, aber sie hat immer ...

Elvira ist eine wirklich nette Person. OK, sie ist mit ihren knapp 150 kg etwas dicker als es auf Dauer gut ist und wehrt sich beim Jobcenter gegen alle Maßnahmen, die sie ihr verordnen, aber sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen und ist höflich zu ihren Mitmenschen. Außerdem geht sie ja arbeiten, aber eben schwarz, meist nachts, im Bordell. Dort putzt sie und passt auf die Mädchen auf. Außerdem hilft sie immer wieder ihrem Zwillingsbruder aus, wenn er Geld für den nächsten Schuss braucht und bezahlt seine Schulden. Sie hat immer etwas zu Essen für ihn da und saubere Kleidung. Schließlich haben sie nur noch sich. Ihre Mutter ist früh gestorben, sie wurden von einer Pflegefamilie zur nächsten durchgereicht, bis sie in einer betreuten WG landeten. Neben ihrem Bruder gibt es noch Køster, dessen ehemals besten Freund, der ihr diesen Job gegeben hat. Køster ist Polizist und betreibt das Bordell nebenher. Und er ist ja auch viel netter zu den Mädchen als andere Zuhälter, lässt ihnen den größten Teil ihrer Einnahmen. Sagt er. Und Elvira glaubt ihm. Bis eines der Mädchen, Candy, von einem Tag auf den anderen verschwindet und Køster sie bittet, sie zu finden. Und die gutgläubige Elvira macht, worum er sie bittet ...

Elvira tat mir unsagbar leid. Sie ist nicht dumm, aber sie stellt sich gern so. Nur nicht auffallen. Sie kümmert sich wirklich aufopferungsvoll um ihren Bruder, gibt fast ihr ganzes (Schwarz-)Geld für ihn aus. Aber sie versteckt sie sich hinter ihrem Gewicht, verarbeitet sämtliche Emotionen mit Essen. Bis sie Candys Stammfreier Henry kennenlernt. Henry ist genau so einsam wie sie. Sie kommen sich näher und er bricht ihre Schale auf. Erstmals fasst sie Vertrauen und erzählt jemandem, warum sie so geworden ist wie sie ist.

Nie, wirklich noch nie, ist mir eine Rezension so schwer gefallen wie die zu diesem Buch. Was erwartet ihr, wenn ihr euch das Cover anseht und den Klappentext durchlest? Ich hatte mich auf eine ungewöhnliche Liebesgeschichte gefreut. Mir war klar, dass es dabei am Rande auch um Prostitution geht, aber es klang doch alles eher leicht, locker und vor allem humorvoll. Stattdessen geht es um Kindesmissbrauch, Zwangsprostitution und Drogenmissbrauch. Eine Geschichte, die mich bis an meine Grenzen gebracht hat. Mehr als einmal wollte ich sie abbrechen, und habe sie am Ende doch ausgelesen. Nicht dass ihr denkt, sie wäre schlecht geschrieben. Nein das ist sie nicht. Sie ist wirklich gut, wenn man sich auf dieses Thema einlässt. Mein Problem war nur, dass ich etwas komplett anderes erwartet hatte und mir nie ein Buch zu diesen Themen ausgesucht hätte. Und lächeln oder gar lachen konnte ich bei diesen schweren Themen leider auch nicht.

Veröffentlicht am 07.01.2019

Bonjour tristesse

Tod am Aphroditefelsen
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... denkt Sofia, als sie in Kato Kautrafas ankommt. Das verwöhnte Diplomatentöchterchen sollte eigentlich als Junior Security Advisor im Innenministerium von Zypern arbeiten, aber durch eine politische ...

... denkt Sofia, als sie in Kato Kautrafas ankommt. Das verwöhnte Diplomatentöchterchen sollte eigentlich als Junior Security Advisor im Innenministerium von Zypern arbeiten, aber durch eine politische Intrige landet sie als Junior Officer in diesem verfallenen Kaff. Es gibt nicht mal ein Polizeirevier, sondern nur einen versifften Container mitten auf dem Dorfplatz. Ihr Chef ist der abgehalfterten Chief Inspector Kostas Karamanalis, der den ganzen Tag säuft, raucht und spielt und sie so schnell wie möglich wieder loswerden will. „Glauben sie mir, hier in Kato Koutrafas ist jeder nur aus Versehen.“ (S. 26) Und während Sofia noch überlegt, wie sie in ihr altes Leben zurückkehren kann, stolpert sie über einen Autounfall mit 2 Toten, der ihrer Meinung nach keiner war ...

„Tod am Aphroditefelsen“ ist der erste Fall einer neuen Reihe um Sofia Perikles. Leider konnte er mich nicht durchgängig fesseln. Die ersten zwei Drittel des Buches wirken eher wie ein Reiseführer, als ein Krimi. Zypern und seine spezielle Stellung als zweigeteilte Insel werden aus verschiedenen Richtungen beleuchtet, dazu bekommt man Tipps zu Städten, Landschaften, Stränden, Sehenswürdigkeiten und den zyprischen Spezialitäten. Das ist zwar interessant, vor allem, wenn man so wie ich nichts über Zypern weiß, und die Fakten sind auch alle irgendwie in die Handlung eingebunden, aber es passiert einfach zu wenig. Dafür überschlägt sich die Handlung dann im letzten Drittel und nimmt extrem an Fahrt auf.

Mit Sofia bin ich nicht richtig warm geworden. Sie war mir zu Beginn sehr unsympathisch, überheblich und überkandidelt. Die Arbeit als einfache Polizistin und das Dorf sind unter ihrer Würde. Da macht sie doch lieber mit ihren reichen Freunden von früher ordentlich Party und schmachtet Christos an, den gutaussehenden Sohn ihrer Vermieter. Und urplötzlich ist sie dann eine engagierte, extrem kluge Ermittlerin, die als einzige merkt, was an dem Fall alles faul ist. Der Umbruch kam mir zu plötzlich und unmotiviert.
Dafür waren einige Nebenfiguren extrem liebenswert. Mir haben vor allem die 90jährige exaltierte Lady Georgia Gladstone gefallen, die ebenfalls vor Jahren in Kato Kautrafas „gestrandet“ ist und Sofia unter ihre Fittiche nimmt und die für den Fall verantwortliche ermittelnde Chief Inspectorin Charalambous, die Sophia unterstützt und fördert.

Der Fall führt Sofia in alle Ecken der Insel (auch in den türkischen Teil) und lässt sie tief in die Landespolitik und Immobilienspekulationen eintauchen. Sie muss sich gegen autoritäre Vorgesetzte zur Wehr setzen und löst den Fall letztendlich aufgrund ihrer Beziehungen. Dazu kommen private Verwicklungen wegen ihres Freundes Carl und Christos. Ist Sofia am Ende in Kato Kautrafas angekommen? Ich weiß es nicht, aber der nächste Fall wird es vielleicht zeigen.

Veröffentlicht am 25.11.2018

The Desperate Houswifes meets Sex and the City

Vorstadtgeflüster
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Frances Bloom ist die einzige Hausfrau in ihrer Straße in einem Vorort von LA, also fährt sie morgens neben ihren eigenen Kindern auch die der Nachbarn in die Schule bzw. Kita. Eines Morgens vergisst eines ...

Frances Bloom ist die einzige Hausfrau in ihrer Straße in einem Vorort von LA, also fährt sie morgens neben ihren eigenen Kindern auch die der Nachbarn in die Schule bzw. Kita. Eines Morgens vergisst eines der Mädchen ihre Bastelsachen und da der Druck auf die Kinder sehr hoch ist, fährt Frances zurück um diese zu holen – dabei überrascht sie deren Mutter Anne beim Sex mit einem fremden Mann. Frances Welt bricht zusammen, trotzdem hält sie dicht, um die Kleinstadtidylle nicht zu gefährden. Doch Annes Mann Charlie entdeckt die Affäre wenig später trotzdem und wirft sie raus.

Frances und ihr Mann Michael führen eine eingefahrene, aber immer noch glückliche Beziehung. Sie hat durch ihre 3 Kinder 15 kg zugenommen, aber das stört beide nicht. Sex haben sie eh nur noch alle halben Jahre. Frances tröstet sich mit Essen über ihre Probleme hinweg. Vor allem ihre pubertäre Tochter Ava treibt sie oft in den nächsten Kalorienexzess. Außerdem kann sie kein Hilfeersuchen ablehnen und lässt sich von ihren Nachbarn zu sehr vereinnahmen.
Anne und Charlie führen nach außen eine Bilderbuchehe. Ihr Mann betet sie immer noch an. Dass ausgerechnet sie fremd geht, versteht in der Straße niemand. Charlie wirft sie sofort raus und verbietet ihr auch den Kontakt mit den Kindern, erst die Schuldirektorin und die Nachbarn machen ihm klar, dass er seine Kinder damit mind. genau so bestraft wie seine Frau. Die verstehen nämlich nicht, warum Daddy Mummy nicht verzeiht, wie er es ihnen immer wieder predigt. Charlie ist extrem aggressiv und wirft Michael vor, sich mit seiner „fetten Frau“ nur zu begnügen.
Zu dem Grüppchen gehört außerdem das lesbische Ehepaar Iris und Sara mit ihrem Sohn. Sara ist eine erfolgreiche Schauspielerin und genießt das Leben, während Iris nicht weiß wie sie ihr klar machen soll, dass sie noch ein zweites Kind will.
Und dann ist da noch Bill mit seinem Sohn – seine Frau verschwand vor einigen Monaten plötzlich. Sie skypen nur unregelmäßig, da sie angeblich in einem anderen Land dreht – doch die Nachbarn zerfetzen sich natürlich auch hierüber die Mäuler.

Letztes Jahr habe ich „Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen“ von Abbi Waxman gelesen – das Buch hatte mich sehr überrascht, es war amüsant und trotzdem berührend. Die Hauptperson dort war Lilian, welche hier als Frances beste Freundin wieder auftaucht.
„Vorstadtgeflüster“ hatte ich mir ähnlich vorgestellt und wurde leider etwas enttäuscht. Abbi Waxmann schreibt sehr direkt über Sex, was ok ist, allerdings fand ich die Formulierungen zum Teil zu vulgär und plakativ. Sie schreibt über Paare in der Krise, deren (verlorenen) Träume und Erwartungen, über die täglichen Anforderungen des Alltags. Dazu kommen philosophische Betrachtungen zur Eltern-Kind-Beziehung und wie sich die Sicht der Kinder auf ihre Eltern ändert – das war zum Teil recht ermüdend, weil es sich oft wiederholt hat. Sehr gefallen haben mir allerdings die schlauen Kinderfragen, welche die Erwachsenen zum Nachdenken brachten und ihnen ihre Außenwirkung verdeutlicht haben.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Komplexe Gesellschaftsstudie

Das Licht zwischen den Zeiten
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Westpreußen, Gut Frommberg, 1918: Die 13jährige Rudela entdeckt, dass ihre Schwester Helen und ihr Adoptivbruder Georg ein Liebespaar sind. Das wäre theoretisch zwar kein Problem, aber ihre Eltern Donata ...

Westpreußen, Gut Frommberg, 1918: Die 13jährige Rudela entdeckt, dass ihre Schwester Helen und ihr Adoptivbruder Georg ein Liebespaar sind. Das wäre theoretisch zwar kein Problem, aber ihre Eltern Donata und Heinrich von Dahlwitz sind trotzdem gegen diese Beziehung – es schickt sich nicht, schließlich sind sie zusammen aufgewachsen.
Das Ende des 1. WK ist abzusehen und auch, dass die Deutschen keine Chance mehr auf einen Sieg haben. Doch das Leben auf dem Gut verläuft in seinen gewohnten Bahnen, es werden große Gesellschaften und Empfänge gegeben, man wahrt den Schein: „Frommberg war ... die Kulisse einer bühnenreifen, wenn auch ein wenig angestrengten Inszenierung friedlicher Zeiten, in der sich alle redlich Mühe gaben, ihre Parts so gut zu spielen, dass man ihnen die Sorglosigkeit abnahm.“ (S. 79) Donata pumpt immer wieder Geld von ihrer Mitgift in das Gut, um es am Laufen zu halten. Aber wie lange reicht das noch?
Ihr Bruder Felix arbeitet in Berlin als Gynäkologe, seine Praxis läuft gut, er ist ein Lebemann. Aber nachts hilft er in Krankenhäusern, die verwundeten Soldaten zu behandeln. Er weiß, wie das wahre Gesicht des Krieges aussieht, welche Opfer er fordert.

Gut Frommberg und seine Bewohner bilden für Sophia von Dahlwitz (eine Nachfahrin von Donata und Heinrich) den Rahmen um aufzuzeigen, wie sich Deutschland nach dem 1. WK immer mehr verändert und die Nazis an die Macht kommen. Sie zeigt dabei auch, wie sich verschiedenen Gesellschaftsschichten verhalten, wie Familien und Freundschaften beeinflusst werden. Es ist eine sehr komplexe Gesellschaftsstudie.
Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet. Ich konnte mich in die weltfremde Rudela genau so gut einfühlen wie in Helen (die Georg zwar liebt, aber ihr gewohntes Leben nicht aufgeben will) oder den Draufgänger Felix.

Trotz der wirklich spannenden Liebesgeschichte von Helen und Georg und dem sehr anschaulich geschilderten Leben auf Frommberg und in Berlin bzw. später in München, konnte mich das Buch einfach nicht packen. Die Handlung wird immer wieder von einer Stimme aus dem Universum (?) und seitenlangen Kriegstheorien, in winziger Kursivschrift abgedruckten Briefen oder Erklärungsversuchen zur Entstehung und Ausbreitung der spanischen, Schweine- und Vogelgrippe unterbrochen. Diese waren mir oft einfach zu zähflüssig und haben meinen Lesefluss empfindlich gestört.

Fazit: Ein solider Roman, der leider von zu vielen Längen zwischendurch und zu vielen erläuternden Nebenhandlungen ausgebremst wird.