Brisanter Krimi
In den Fängen der SchuldIn einer Kneipe wird ein 80jähriger Mann von gewaltbereiten Hooligans krankenhausreif geschlagen. Kommissar Morelli will den einzigen Familienangehörigen verständigen, doch der Enkel liegt erschlagen im ...
In einer Kneipe wird ein 80jähriger Mann von gewaltbereiten Hooligans krankenhausreif geschlagen. Kommissar Morelli will den einzigen Familienangehörigen verständigen, doch der Enkel liegt erschlagen im Büro der gemeinsamen Immobilienfirma. Als der Großvater vom Tod seines Enkels erfährt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Bei den Ermittlungen zu beiden Verbrechen gerät Morelli selber ins Ziel der Ermittlungen: Bei Pressekonferenzen tritt er von einem Fettnäpfchen ins nächste, so dass er vom Dienst suspendiert wird. Denn der Fall ist hoch brisant: der israelitische Sohn soll geplant haben, Wohnungen im Grenzgebiet an Palästinenser zu vermieten. Dies heizt nicht nur bei der Presse die Stimmung an, sondern auch einige Gruppen im Grenzgebiet. Letzten muss sich Morelli stellen, als er auf der Suche nach einer palästinensischen Studentin ist, die in einer sehr persönlichen Beziehung mit dem Enkel stand.
Mit „In den Fängen der Schuld“ konnte Julia Neumann wieder einen wahren Thriller schreiben. Die politische Situation Israels hat an ihrer Aktualität und Brisanz nichts verloren. Noch immer schwelen Konflikte, unter der die Bevölkerung leiden muss. Die Autorin beschreibt eindringlich Situationen, bei denen selbst das Militär menschlich an seine Grenzen kommt. Für Außenstehende sind diese Situationen kaum vorstellbar, geschweige denn nachvollziehbar.
Die Protagonisten sind sehr einfühlsam beschrieben. Der Großvater, der dem Interessenkonflikt seit seiner Kindheit gegenübersteht, und diesen – wenn auch unbeabsichtigt – auf seinen Enkel übertragen hat. Der Enkel steht dem Gegenüber, und versucht, diese alten Grenzen aufzubrechen, in dem er mit einer Palästinenserin anbandelt. Besonders die treu ergebene Sekretärin, die sich für die beiden Herren gefühlvoll aufopfert, war mir sympathisch.
Morelli als Ermittler brachte mich nicht nur einmal zum Schmunzeln. Bei den verhagelten Pressekonferenzen musste ich schon fast lachen, auch wenn es thematisch nicht zum Lachen war. Morelli wird vom Wunsch getrieben, es besser zu machen, und macht es damit eigentlich nur noch schlimmer. Sehr zum Leidwesen seines Vorgesetzten. Als dieser seinen Ermittler kurzerhand beurlaubt, und dieser die Ermittlungen auf eigene Faust weiterführt, wundert man sich, dass Morelli mit einem blauen Auge davon kommt. Denn dessen Ausflug nach Israel und ins Grenzland hätte weitaus anders ausgehen können.
Julia Neumanns Schreibstil ist flüssig, ohne zu viel Schnörkel auszukommen. Sie trifft es auf den Punkt, ohne wichtige Dinge auszulassen. Ihr Bild von Israel fühlt sich echt an, und konnte in meiner Vorstellung einen besonderen Platz hinterlassen.
Für jemand, der gerne Thriller/Krimis mit einem aktuellen Hintergrund liest, ist hier sehr gut aufgehoben. Ich freue mich auf das nächste Werk der Autorin.