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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2019

Auch diesmal rührend und anrührend

Abendrot
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Dies ist das zweite Buch, das ich von Kent Haruf gelesen habe, und es hat mich ebenfalls sehr angesprochen. In gewisser Weise ist es die Fortsetzung von 'Lied der Weite', aber man kann es problemlos lesen, ...

Dies ist das zweite Buch, das ich von Kent Haruf gelesen habe, und es hat mich ebenfalls sehr angesprochen. In gewisser Weise ist es die Fortsetzung von 'Lied der Weite', aber man kann es problemlos lesen, ohne den Vorgänger zu kennen. Auch diesmal wieder fällt es mir schwer, mich von Holt zu verabschieden. Holt ist der fiktive Ort in Colorado, in dem die Protagonisten dieses Romans wohnen. Man gewöhnt sich an diese Menschen, trauert mit ihnen, freut sich mit ihnen und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, denn irgendwie fühle ich mich in Holt heimisch.
Hier geht es nicht um eine Geschichte, die erzählt wird, sondern um die Einzelschicksale verschiedener Bewohner, die teilweise miteinander zu tun haben oder sich nur vom Sehen kennen. Einige Erzählstränge überschneiden und verbinden sich, andere haben ein offenes Ende. Es geht überwiegend um Alltagsprobleme, die gelöst werden müssen, nichts Spektakuläres. Trotzdem verpackt Kent Haruf diese Handlungsstränge so geschickt, dass man im Erzählfluss davonschwimmt. Plötzlich ist das Ende da, und dabei möchte man noch soviel mehr erfahren: was wird aus DJ? Wird er Dena wiedersehen? Wie entwickelt sich Raymonds Beziehung? Was wird aus den misshandelten Kindern? usw.
Faszinierend ist es, das soziale Gefüge in dieser Stadt zu erleben. Da wird geholfen und unterstützt, wie man es im heutigen Stadtleben kaum noch kennt. Man erkennt die Sorgen und Nöte der anderen und versucht, eine Lösung zu finden.
Außergewöhnlich in Kent Harufs Büchern ist die fehlende Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede. Man gewöhnt sich schnell daran. Die Sprache ist einfach gehalten, aber beschreibt eindrücklich die Gefühle und Beweggründe der einzelnen Protagonisten, man bekommt einen tiefen Einblick in ihre Seelen.
Abschließend bleibt festzustellen, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe, kaum eine Pause einlegen wollte, und deshalb gebe ich eine klare Leseempfehlung und völlig verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Die Krähe sorgt für Hochspannung

Blinde Rache
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Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren ...

Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren gewagten Ermittlungsstil, überwiegend im Alleingang. Ihr Chef und die Kollegen, von denen sie 'Krähe' genannt wird, meiden und belächeln sie. Jeder ist überzeugt, dass sie die Frankfurter Polizei schnell wieder verlassen muss....Sie wird zunächst nur auf eine Einbruchserie angesetzt, aber dann passieren einige brutale Morde, und Mara sieht ihre Chance gekommen....Mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden begibt sie sich in Gefahr und wird trotzdem nicht ernst genommen.
Mara war mir von Anfang an sympathisch, da sie eine aufrechte Person ist, die schon einiges hinter sich hat, sich aber fangen konnte und nun ihren Beruf mit vollem Einsatz und energisch ausübt. Sie gefällt mir allein schon durch ihren Mut, anders zu sein und sich nicht unüberlegt anzupassen. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die trotz heftiger Aversionen in ihrem Umfeld nicht aufgibt, sondern kämpft.
Auch ihr Kollege Rosen gefällt mir als Charakter in diesem Thriller außerordentlich gut, zunächst äußerst reserviert, wird er immer lockerer und sogar eine große Hilfe für Mara. Ich kann mir diesen Typen deutlich vorstellen, äußerlich und temperamentsmäßig ein krasser Gegensatz zu Mara, im Inneren sind vielleicht Gemeinsamkeiten festzustellen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und lebendig, das Buch ist ein richtiger Pageturner. Dazu trägt natürlich auch die Spannung bei, die bereits im Prolog einsetzt, sich aber immer weiter steigert, die letzten 100 Seiten konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, es hat mich total gefesselt. Und die ganze Zeit rätselt man mit, wer der Täter sein könnte, was für mich einen guten Thriller ausmacht. Ich will in Gedanken dem Täter auf die Spur kommen und seine Motive nachvollziehen können. Die Story ist logisch aufgebaut, der Täter erwächst aus dem Geschehen, und für mich ist keine Frage offen geblieben. Ich habe aber noch länger über die Beweggründe des Täters und seine Aktionen nachgedacht.
Wie schön, dass weitere Bände folgen, denn ich möchte Mara gern wiedertreffen....Und wenn ich nächstes Mal in Frankfurt bin, werde ich bestimmt an dieses Buch denken.
Ich spreche hier eine klare Lesempfehlung aus, jeder Thrillerfan sollte dieses Buch lesen. Mich hat es überzeugt, und ich schmücke es gern mit 5 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.01.2019

Bedingungslose Liebe in einer Welt des Lugs und Trugs

Stella
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Friedrich wächst zwischen den Kriegen zunächst wohlbehütet am Genfer See auf, bis ihm ein schrecklicher Unfall zustößt, der einiges verändert. Seine Mutter, eine Alkoholikerin, bindet ihn sehr stark an ...

Friedrich wächst zwischen den Kriegen zunächst wohlbehütet am Genfer See auf, bis ihm ein schrecklicher Unfall zustößt, der einiges verändert. Seine Mutter, eine Alkoholikerin, bindet ihn sehr stark an sich, sie hat große Pläne mit ihm, die durch den Unfall aber ins Wanken geraten. Sie verfällt immer mehr dem Alkohol, und Friedrich ist recht einsam. Die politische Entwicklung hält man weitgehend von ihm fern, bis er sich als junger Mann entscheidet, sich endlich einmal vom Elternhaus zu lösen, er will auf Reisen gehen. Seine erste Station ist Berlin, wo er schauen will, ob die vermeintlichen Judentransporter wirklich existieren oder nur erfunden sind. Schnell lernt er Kristin kennen und verliebt sich in sie. Kristin akzeptiert ihn, wie er ist, bringt ihm positive Gefühle entgegen und öffnet ihm so manche Tür zum Leben...doch eines Morgens wird Friedrich mit der Wahrheit konfrontiert: Kristin heißt in Wirklichkeit Stella und ist Jüdin, sie wurde von der Gestapo gefoltert und soll andere Juden ausliefern....
Zunächst waren meine Gefühle für den Hauptprotagonisten positiv und voller Mitleid, endlich wird er geliebt und übt sich im Vertrauen, doch bald fragt man sich, ob er an der Realität vorbei lebt. So blind kann man doch nicht sein! Und außerdem so egoistisch, denn Friedrich lebt ein Luxusleben in dieser ärmlichen Umgebung, weil er Geld hat und als Schweizer politisch nichts befürchten muss. Er liebt Stella bedingungslos und ohne jedes Misstrauen, obwohl sie oft einfach verschwindet, ohne zu sagen warum....
Immer wieder schiebt der Autor kurze authentische Gerichtsprotokolle ein, sie wurden dem Prozess gegen Stella Goldschlag entnommen. Dies hinterlässt ein beklemmendes Gefühl und zeigt die Hilflosigkeit der Verfolgten im 2.Weltkrieg. Im Gegensatz dazu werden auch ganz banale Sachen aufgelistet, die während des Schicksalsjahres 1942 geschahen, Fußballereignisse oder Paul McCartney wird geboren.....unfassbare Geschehnisse, wenn man in der Handlung des Buches verwurzelt ist.
Würgers Schreibstil ist klar und angenehm, er benutzt keine überladenen Beschreibungen und trotzdem kommt sehr viel Atmosphäre rüber, z.B. der brechend volle Musikclub oder auch die Suite im Luxushotel. Die Sätze sind überwiegend kurz und übersichtlich. Die Dialoge wirken authentisch und nicht inszeniert. Man könnte das Buch in einem durchlesen, es hat mich gefesselt. Am Ende legt man das Buch nicht einfach beiseite, es wirkt nach, es bleiben so viele Fragen, speziell zu der Liebe zwischen Friedrich und Stella, aber auch zu der damaligen Zeit und ihren Menschen.
Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch, das ich ohne Zögern mit 5 Sternen belohne.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Das grausame Spiel mit der Angst

Kälter als die Angst
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Eine Frau wird brutal erschlagen, als Täter wird sehr bald der Ehemann verhaftet, weil einige Umstände gegen ihn sprechen. In der Vergangenheit hat diese Frau jedoch Angst einflößende Drohbriefe erhalten, ...

Eine Frau wird brutal erschlagen, als Täter wird sehr bald der Ehemann verhaftet, weil einige Umstände gegen ihn sprechen. In der Vergangenheit hat diese Frau jedoch Angst einflößende Drohbriefe erhalten, steckt vielleicht doch jemand anderes hinter der Tat? Denn auch als der Ehemann in Untersuchungshaft sitzt, werden weiterhin mysteriöse Drohbriefe an andere Frauen geschrieben. Es ergibt sich ein verschlungenes Verdachtsgeflecht, dominiert von Angst, und ich habe mitgerätselt, wer als Täter in Frage käme. Die Aufklärung des Falls bringt eine zusätzliche böse Überraschung mit sich.
Es handelt sich hier um den 5.Band der Ermittler-Reihe, was aber kein Problem ist. Der Fall ist in sich abgeschlossen, und es finden sich ab und an Hinweise auf die Vorgängerbände. Für mich war es das erste Buch von Christine Drews, aber sicher nicht das letzte....
Die Personen und ihre Beweggründe bzw. Handlungen sind allesamt authentisch, wenn auch teilweise bizarr. Aber alles wird durch die Autorin gut vorbereitet und umgesetzt, nichts erscheint konstruiert. Ein solcher Fall könnte in jedermanns Nachbarschaft vorkommen.
Für mich ist es wichtig, dass das Krimigeflecht logisch aufgebaut ist, so dass ich Spuren verfolgen kann. Dies ist in diesem Krimi der Fall, ich habe ihn gern gelesen und konnte teilweise nicht einfach unterbrechen, ohne noch kurz in den nächsten Abschnitt hineinzulesen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und abwechslungsreich, so dass das Buch mich in seinen Bann gezogen hat. Falsche Fährten und der Perspektivwechsel haben auch dazu beigetragen.
Sehr positiv fand ich, dass das Privatleben der beiden Kommissare nicht so stark in den Vordergrund gestellt wird. Wir erfahren zwar ein paar private Dinge, aber diese werden nur angedeutet, und im wesentlichen geht es um die Polizeiarbeit. Die beiden sind für mich auch absolute Sympathieträger, souverän in ihren Ermittlungen, ehrgeizig und zuverlässig, keine coolen, unglaubwürdigen Draufgänger. So muss es sein!
Alles in allem kann ich dieses Buch allen Krimiliebhabern empfehlen, die gerne mit auf Ermittlertätigkeit gehen und keine Action- Szenen brauchen. Von mir erhält das Buch 5 Sterne!

Veröffentlicht am 02.11.2018

Tödliche Eiskunst

Winterkalt: Thriller
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In einer kalten Winternacht wird eine angestrahlte Eisskulptur entdeckt, in die eine Leiche eingefroren wurde. Nach und nach tauchen mehr Skulpturenleichen auf, und es wird klar, dass hier nur ein Eiskünstler ...

In einer kalten Winternacht wird eine angestrahlte Eisskulptur entdeckt, in die eine Leiche eingefroren wurde. Nach und nach tauchen mehr Skulpturenleichen auf, und es wird klar, dass hier nur ein Eiskünstler am Werk sein kann. Die aufregende Suche nach dem Täter beginnt, es gibt einige Spuren, die aber auch wieder im Sande verlaufen. Auf jeden Fall wird deutlich, dass man es hier mit einem Psychopathen zu tun hat und dass dieser nicht zurückschrecken wird, weitere Opfer zu finden.
Auch dieser Krimi von Catherine Shepherd ist ein Meisterwerk, voller Irrungen und Wirrungen, und das ist genau das, was der Krimi/Thriller-Fan mag. Die Autorin legt Spuren, die sich als falsch erweisen, sie baut Cliffhanger ein, die es einem fast unmöglich machen, das Buch mal beiseite zu legen, und immer wieder gibt es überraschende Wendungen, die aber durchaus logisch sind. Man rätselt die ganze Lektüre über mit, man überlegt hin und her, sogar vor dem Einschlafen habe ich mir noch Gedanken zum möglichen Täter gemacht. Einfach herrlich!
Dazu kommt der flüssige Schreibstil, klar und übersichtlich, ohne unnötige Detailbeschreibungen. Das Lesen macht einfach Spaß. Dieses Buch gefällt mir noch eine Idee besser als der 'Flüstermann', weil hier der Täter länger verborgen bleibt.
Auch die Darstellung der Protagonisten gefällt mir, denn sie werden authentisch gezeichnet, mit Stärken und positiven Eigenschaften, wie z.B. die neue Rechtmedizinerin Lenja, aber auch mit Fehlern und Schwächen, z.B. die etwas naive Balletttänzerin. Sehr sympathisch ist mir Kommissar Florian Kessler, ruhig und kompetent. Nicht so sehr anfreunden kann ich mich mit Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, sie ist mir zu perfekt und wirkt etwas affektiert, besonders was ihren Ex angeht, der ihr Chef werden soll. Auch diese Vielfalt an Charakteren sagt mir sehr zu.
Alles in allem möchte ich eine klare Leseempfehlung aussprechen, das Buch ist unterhaltsam und spannend. Von mir gibt es dafür 5 Sterne!