Hervorragend recherchiert
Sarah Marten arbeitet als Psychiaterin und kümmert sich um ihre behinderte Schwester Rebekka. Als alleinerziehende Mutter des 15jährigen Dave, ist sie froh mit dem Künstler Till nun wieder einen Mann an ...
Sarah Marten arbeitet als Psychiaterin und kümmert sich um ihre behinderte Schwester Rebekka. Als alleinerziehende Mutter des 15jährigen Dave, ist sie froh mit dem Künstler Till nun wieder einen Mann an ihrer Seite zu haben. Als Dave beginnt, sonderbares Verhalten an den Tag zu legen, schiebt sie das auf die Pubertät. Doch dann verschwindet eines Tages Rebekka aus dem Heim, in dem sie lebt, als Sarah sie für das Wochenende abholen will. Sehstörungen und Gedächtnislücken, Termine, die sie abgemacht haben soll und sich nicht mehr daran erinnern kann, lösen den Verdacht in Sarah aus, dass etwas in ihrem Leben ganz und gar nicht stimmt. Als Georg Schwartz, einer ihrer Patienten mit Wahnvorstellungen, Sarah warnt und vor dem Bösen schützen will, klingeln bei ihr alle Alarmglocken.
"Schockfrost" handelt in der Welt der psychiatrischen Krankheiten und Berufe und man spürt auf jeder Seite die hervorragenden Recherchen des Schweizer Psychiatriewesens. Fürsorgerische Unterbringungen, Wahnvorstellungen, Sitzungen mit psychisch kranken Menschen … all das es ist absolut authentisch und real beschrieben. Gerade die Themen Depression und Wahnvorstellungen, wurden mit Figuren verbunden, die diese Krankheiten berührend symbolisieren. Georg Schwartz, der unter Wahnvorstellungen leidet, ist so beschrieben, dass man ihm wortwörtlich in den Kopf " sehen " kann. Ich staune, wie die Autorinnen das geschafft haben. Toll geschrieben!
Dabei habe ich auch Neues gelernt. Ich wusste nämlich nicht, dass die Schweiz die höchste Unterbringungsrate psychisch Kranker europaweit hat. Was nun sehr trocken tönt, ist sehr gut in eine spannende Story eingebunden.
Der Schreibstil ist sehr klar und ohne überflüssiges Beiwerk auf den Punkt gebracht. Ich bin immer etwas skeptisch, wenn ein Autorenduo Bücher schreibt. Oft herrscht dann in dem gemeinsamen Werk kein einheitlicher Schreibstil, oder die Handlung verliert den roten Faden. Das ist in " Schockfrost " definitiv nicht der Fall und die Zusammenarbeit mehr als gelungen.
Ich mag Bücher, in denen der Täter im Umfeld der Protagonisten zu suchen ist. Hier bleibt bis fast am Schluss unklar, wer Sarah vernichten will. Exmann Kaspar, der ebenfalls als Psychiater arbeitet und beruflich Sarahs Konkurrent ist? Sarahs Mieter, der als Hypnotiseur , nicht ganz koscher scheint. Oder einer ihrer Patienten, allen voran Georg Schwartz, der unter Wahnvorstellunge leidet? Oder aber ihr Sohn oder der neue Freund? Jeder scheint verdächtig und so ist die Geschichte sehr spannend und fesselnd.