Psychologische Spannung bis zum Schluss
Einer wird sterbenFakten zum Buch
Erscheinungstermin: 27.02.2019
Verlag: Fischer
Seitenzahl: 352
Sie ist allein im Haus. Allein mit ihrer Angst. Sie kann mit niemandem sprechen. Nicht einmal mit ihrem Mann. Was wissen ...
Fakten zum Buch
Erscheinungstermin: 27.02.2019
Verlag: Fischer
Seitenzahl: 352
Sie ist allein im Haus. Allein mit ihrer Angst. Sie kann mit niemandem sprechen. Nicht einmal mit ihrem Mann. Was wissen die Leute im Auto? Und vor allem, was werden sie tun? Eines Morgens steht es plötzlich da. Das schwarze Auto. Mitten in der ruhigen Blumenstraße in einem gehobenen Wohnviertel. Darin ein Mann und eine Frau, die reglos dasitzen. Stundenlang, tagelang. Nach und nach macht diese stumme Provokation die Anwohner nervös. Allen voran Stella Johannsen, die sich immer und immer wieder die eine Frage stellt: Was wissen sie? Über die schreckliche Nacht vor sechs Jahren, als Stella und ihr Mann Paul einen schweren Unfall hatten. Einen Unfall, bei dem ein Mensch starb. Sind sie deswegen hier? Was werden sie tun? Und wie viel Zeit bleibt Stella noch?
*
„Einer wird sterben“ fängt mit einem Prolog an, der es in sich hat und der den Titel des Buchs untermauert, denn hier scheint gerade jemand zu sterben. Wer und warum ist absolut undurchsichtig. Wir wissen nur, dass eine weitere Person dabei ist, die aus der Ich-Perspektive die Geschehnisse weitergibt. Dieser Einstieg macht es natürlich unheimlich spannend. Sofort sucht man beim Lesen nach Anhaltspunkten, wie es denn zu dieser Anfangsszene kommen konnte.
Im Gegensatz zum Prolog wird das restliche Buch aus einer neutralen Erzählperspektive weitergegeben und startet eher ruhig. Wir lernen Stella, ihren Alltag, ihren Mann Paul und die Nachbarschaft näher kennen.
Immer wieder streut die Autorin dabei geheimnisvolle Andeutungen ein, die mich aufhorchen und neugierig werden ließen. Zum Beispiel geht es dabei um die näheren Umstände des Unfalls, den Stella und Paul vor sechs Jahren hatten und der – eventuell – etwas mit den Leuten zu tun hat, die vor Stellas Fenster parken.
Wiebke Lorenz hat dabei die Angst, die Stella verspürt, und ihr Unbehagen sehr lebendig dargestellt. Mir selber waren diese Menschen schon beim Lesen unsympathisch und gleichzeitig auch etwas unheimlich.
Die Spannung im Buch zog immer wieder etwas fester an, um dann doch wieder lockerer zu lassen. Ich empfand es nie als langatmig, aber ich hatte das Gefühl, dass die Autorin den Leser hier gern zappeln lassen wollte. Beim Versuch herauszufinden, was das mysteriöse Paar im Auto bezweckt, stolpert Stella oft über ihre Nachbarn. Dass diese wiederum, alle ihre eigenen Geheimnisse haben, macht es natürlich nicht leichter herauszufinden, was vor sich geht. Immer mehr merkwürdige Ereignisse häufen sich und bereiten Stella (und uns Lesern) Kopfzerbrechen.
Ohne den Spannungsbogen zu sehr abflachen zu lassen, zeichnet die Autorin die Charaktere allesamt sehr glaubwürdig und authentisch. Ich konnte mir Stellas Nachbarn sehr genau vorstellen, da sie aus dem Leben gegriffen wirkten. Der angenehme Schreibstil trug außerdem dazu bei, dass ich mich komplett in das Geschehen denken konnte. Wiebke Lorenz schreibt so flüssig, angenehm und bildhaft, dass man nur so durch die Kapiteln fliegt. In richtiger Psychothriller-Manier sind die Kapitel eher kurz und enden fast jedes Mal mit einem Cliffhanger, der dazu verleitet weiterlesen zu wollen.
Am Ende klärt Wiebke Lorenz die Ereignisse sehr geschickt auf und führt die vielen losen Fäden zusammen. Natürlich ist der Showdown actionreich und mich erwartete noch die ein oder andere Wendung, die ich dann doch nicht vermutet hätte. Alles in allem ein toller Roman, der komplett auf psychologische Spannung ausgerichtet ist. Aufgrund des sehr gelungenen Endes fühlte ich mich tatsächlich an Sebastian Fitzek erinnert. Ein toller Psychothriller, den ich gern allen empfehle, die psychologische Spannung ohne Blutvergießen zu schätzen wissen.