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Veröffentlicht am 15.01.2019

Toller Auftakt

Die Schokoladenvilla
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Ich mag Schokolade nicht nur zum Essen, sondern auch zum Lesen - so war es keine Frage, dass ich mir "Die Schokoladenvilla" gönne.

In einer Villa oberhalb von Stuttgart lebt die junge Judith zusammen ...

Ich mag Schokolade nicht nur zum Essen, sondern auch zum Lesen - so war es keine Frage, dass ich mir "Die Schokoladenvilla" gönne.

In einer Villa oberhalb von Stuttgart lebt die junge Judith zusammen mit ihrem Vater, ihren zwei kleinen Brüder und einigen Bediensteten. Ihr Vater ist streng und meistens hält er sich in seinem Büro unten in Stuttgart in der Schokoladenfabrik auf. Die beiden Lausbuben nutzen die Abwesenheit des Vaters aus und stellen so einiges an. Judith hingegen liebt es, neue Rezepte zu entwickeln und ist oft in der Fabrik und dem dazugehörigen Laden anzutreffen. Als ihr Vater eines Tages beschliesst, dass Judith heiraten muss, hat er die Rechnung ohne Judith gemacht.

Ihre Mutter Helene bekommt von all dem nichts mit. Aufgrund einer Depression ist sie am Gardasee zur Kur. Sie lernt viele interessante Menschen kennen und merkt, wie unglücklich sie zuhause war und was sie stattdessen wirklich gerne machen würde. Auch Helenes Ideen passen nicht mit denen ihres Mannes überein.

"Die Schokoladenvilla" erzählt von zwei Frauen, die ihren eigenen Weg gehen möchten und sich nichts mehr vorschreiben lassen wollen. Dass dies viel Ärger mit sich bringt, überrascht nicht.

Die spannende Geschichte um Judith und ihre Freunde nimmt einen von der ersten Seite an gefangen. In einem angenehmen Schreibstil schildert die Autorin lebendig die damalige Zeit und lässt ganz viel Historie wie nebenbei einfliessen. Nicht unbedingt geschichtliche Daten, sondern vielmehr die aktuellen Errungenschaften und Erfindungen, die teilweise erstaunen. Oder würdet ihr Ananassorbet mit dem Jahr 1903 in Verbindung bringen?

So hat fast jede Figur im Roman etwas Spezielles an sich, das damals entweder typisch oder neu war. Väter, die Ehen für ihre Kinder arrangieren, um sich gesellschaftlich zu positionieren; Bedienstete, die unzufrieden waren mit Arbeitsbedingungen und damit unterschiedlich umgehen; Söhne, Töchter und Mütter, die sich nicht länger dem Diktat des Vaters oder Ehemannes unterwerfen; neue Maschinen und Apparate, neue Techniken; Gesundheitsdienste und vieles mehr.

Sehr gelungen fand ich die Verbindung der beiden Schauplätze. Auf der einen Seite das geschäftige, traditionspflegende und eher trübe Stuttgart, auf der anderen Seite das sonnige, freigeistige Riva am Gardasee, wo man gesellschaftliche Konventionen den Bach runter schickt.

Mir gefiel, dass nicht nur Judiths Familie, sondern auch ihre Angestellten sowie Handwerker aus der Stadt und weitere Charaktere in der Geschichte ihren Platz inne hatten. Quasi einmal quer durch die gesamte Bevölkerungsschicht, und jeder wurde von der Autorin sorgfältig mit einer glaubhaften Persönlichkeit ausgestattet.

Das einzige Unglaubwürdige für mich war, dass Helene den Brief von Judith nicht sofort liest. Erst recht nicht, wenn der gleichzeitig angekommene Brief vom Ehemann Neuigkeiten über die Tochter verrät - da will man doch als Mutter wissen, wie die Tochter die Situation aus ihrer Sicht schildert.

Bis auf diese Szene gefiel mir dieser historische Schmöker sehr gut und jedesmal, wenn ich nun am Bahnhof an einem Snack-Automaten vorbeikomme, denke ich an den Schokolade-Automaten in Stuttgart und wünsche, der würde stattdessen auf dem Perron stehen.

Maria Nikolai hat mit der "Schokoladenvilla" einen historischen Schauplatz mit Leben gefüllt und lässt den Leser in eine facettenreiche Geschichte eintauchen.

Fazit: Toller Auftakt der Trilogie - ich bin gespannt, was uns in den zwei Folgebänden erwartet.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Stimmiges Debüt

Tödliche Sonate
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Das Cover ist mega schön und passt perfekt zu diesem Krimi, der in der Musikwelt von Rom spielt.

Eine Agenturinhaberin wird ermordet, sie hatte Geld und war ein Biest. Familie, Angestellte, von ihr betreute ...

Das Cover ist mega schön und passt perfekt zu diesem Krimi, der in der Musikwelt von Rom spielt.

Eine Agenturinhaberin wird ermordet, sie hatte Geld und war ein Biest. Familie, Angestellte, von ihr betreute Künstler - alle waren von ihr in der einen oder anderen Weise schon beleidigt oder hintergangen worden. Verdächtige gäbe es also genug. Die Polizei um Commissario Di Bernardo stochert lange im Dunkeln, denn ein ausreichendes Mordmotiv scheint niemand zu haben und durch einige weitere Angriffe dauert es, bis Di Bernardo alle Puzzlesteine beisammen hat.

Die Idee zum Krimi gefällt mir gut, ich mag die Kombination von klassischer Musik und Krimi sehr gerne, auch Geschichten, die in Rom spielen. Eine perfekte Kombination! Erzählt wird der Kriminalroman in drei Ebenen: es gibt einen Vergangenheitsteil, der von Stradivaris legendärer Geige berichtet; einen Teil, in dem der/die Mörder/in zu Wort kommt; und schlussendlich der Gegenwartsteil mit dem aktuellen Geschehen.

Leider erfährt man bis über die Mitte hinweg nicht, was die im Vergangenheitsteil beschriebene Geige im aktuellen Mordfall für eine Rolle spielt. Auch war mir bald klar, wer der/die Mörder/in ist. Das ist per se nicht schlimm, aber es fehlte vielleicht ein wenig an Spannung und Würze, obwohl immer wieder etwas passiert. Der Fall zog sich für mich in die Länge, weil man einfach nicht weiss, wie diese Geige ins Geschehen hineinpasst. Ich konnte, genau wie der Commissario, den Fall für ein paar Stunden vergessen und das Buch weglegen ohne das Gefühl zu haben, ich müsse dringend weiter lesen. Ansonsten fühlte ich mich wohl im ersten Krimi von Natasha Korsakova und wurde gut unterhalten.

Vielleicht könnte die Autorin dem Commissario in einem allfälligen zweiten Band neue Kleidung kaufen, damit er nicht immer ans Joggen und Abnehmen denken muss und sich vollumfänglich seiner Familie, seinem Job, Fussballmatches und gutem Essen widmen kann.

Fazit: Stimmiges Debüt, das man mit Wein und klassischer Musik im Hintergrund in aller Ruhe geniessen kann.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Ein ziemlich friedlicher Krimi

Tante Dimity und der Fremde im Schnee
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Eine durch und durch adventliche Geschichte, in der Loris Spürsinn gefragt ist. Unterstützung dabei bekommt sie von einem katholischen Priester. Aber auch Tante Dimity kommt zu Wort und den üblichen Verdächtigen ...

Eine durch und durch adventliche Geschichte, in der Loris Spürsinn gefragt ist. Unterstützung dabei bekommt sie von einem katholischen Priester. Aber auch Tante Dimity kommt zu Wort und den üblichen Verdächtigen aus Finch darf man beim Krippenspiel zuschauen. Ein ziemlich friedlicher Krimi für die Weihnachtstage.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Gemütliches Krimivergnügen

Todesklang und Chorgesang
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Ein kleines Dorf in Cornwall: ein kleiner Lebensmittelladen, eine Kirche, eine Schule mit nur 2 Lehrern. Hier wohnt Bee, seit dem Unfalltod ihres Mannes, alleine in einem hübschen Cotttage. Sie häkelt ...

Ein kleines Dorf in Cornwall: ein kleiner Lebensmittelladen, eine Kirche, eine Schule mit nur 2 Lehrern. Hier wohnt Bee, seit dem Unfalltod ihres Mannes, alleine in einem hübschen Cotttage. Sie häkelt gerne und singt im Dorfchor mit. Am Tag nach einer hitzigen Chorporbe ist der Chorleiter Peter tot. Böse auf ihn war fast das ganze Dorf, war er doch ein recht arroganter Mensch. Aber auch an seinem früheren Wohnort Oxford hat Peter sich Feinde gemacht. Trotz seiner Unbeliebtheit setzt sich Bee in den Kopf, den Mörder zu finden. Eine schwierige und nicht ungefährliche Sache, auf die sich Bee einlässt. Doch an der Seite des Gerichtsmediziners Dr. Strong fühlt sie sich wohl dabei.

Viele dunkle Geheimnisse durchziehen diesen Cosy-Krimi, der mit viel Lokalkolorit aufwartet. Ich mochte die farbenfrohe Bee, die die Gepflogenheiten der Dorfbewohner gut kennt, obwohl sie noch nicht so lange im Dorf wohnt.

Auch die anderen Charaktere, insbesondere die Chormitglieder, lernt man gut kennen. Die Autorin beschreibt das Alltagsleben bildlich, dass man sich das fiktiven South Pendrick gut vorstellen kann.

Die geheimnisvolle Geschichte ist gut durchdacht, kurzweilig und flüssig zu lesen. Durch viele unerwartete Wendungen rätselt man bis zum Schluss mit. Wer Krimis, die in kleinen Siedlungen spielen, Musik und Pflanzen mag, der sollte hier zugreifen.

Fazit: Gemütliches und gelungenes Krimivergnügen!
4 Punkte.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Der Blick aus dem All

Sternenwinternacht
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Alle Jahre wieder im Dezember (und manchmal auch unter dem Jahr) greife ich gerne zu einem Karen Swan Roman.

Mitten in den Rocky Mountain und abseits der Zivilisation lebt Meg mit ihrem Verlobten Mitch. ...

Alle Jahre wieder im Dezember (und manchmal auch unter dem Jahr) greife ich gerne zu einem Karen Swan Roman.

Mitten in den Rocky Mountain und abseits der Zivilisation lebt Meg mit ihrem Verlobten Mitch. Zur Arbeit fährt sie runter ins Dorf, sie arbeitet in einem Sportbekleidungsgeschäft. Als Mitch während eines schweren Unwetter nicht mehr zurück kommt und Meg ohne Telefon ist, um mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten, hat sie Angst und setzt sich ans Funkgerät - und ist prompt mit dem All verbunden. Der norwegische Astronaut Jonas schickt ihr Hilfe. Die beiden beginnen sich zu schreiben und funken sich wenn möglich weiterhin an.

Meg hilft diese ungewöhnliche Freundschaft um ihre Trauer zu bewältigen. Doch auch ihre Freunde Lucie und Tuck trauern. Dazu fühlen sie sich schuldig, das Leben hat sich für alle verändert. Lucie scheint aber noch andere Geheimnis zu haben. Streit bleibt nicht aus.

Karen Swan hat eine tolle Geschichte vorgelegt. Die Idee, mit einem Astronauten in Kontakt zu kommen, während er gerade über den Rocky Mountains vorbei fliegt, ist schlicht genial. Das Setting - schneeverhangene Berge und Winterwälder in einem Wintersportgebiet - lässt auch die Leser von Schneeballschlachten und langen Spaziergängen im Schnee träumen.

Die Autorin packt aber noch andere Themen mit rein: Trauerbewältigung innerhalb einer Clique - wer hat das Recht am meisten zu trauern? Wer trauert "richtiger"?; Neues wagen, andere Lebensmittelpunkte auszuprobieren und einiges mehr.

Jonas war meine Lieblingsfigur, er ist ruhig und hat immer die richtigen Worte zur jeweiligen Situation. Meg und ihre Schwester Ronnie mochte ich auch sehr gut. Genervt von Anfang an hat mich Lucie. Dazu war mir eins ihrer Geheimnisse schon sehr schnell klar und ich war gespannt, wann das endlich zur Sprache kommt. Zeitweise war ich von Lucie so genervt, dass ich gar nicht mehr weiter lesen mochte. Aber zum Glück gab es ja noch die Erzählschiene mit Astronaut Jonas, die mich mit der Geschichte versöhnte.

Für die vollen fünf Punkte nervte mich Lucie zu sehr und die Geschichte zu langatmig. Mit 150 Seiten weniger wäre es perfekt gewesen.

Ein toller Roman für den Winterurlaub im Schnee - und für alle, die lieber anderen die kalten Füsse gönnen und das eigene Sofa zum Lesen vorziehen.

Fazit: Tolle, winterliche Atmosphäre mit einem Ausflug ins All - ein schöner Schmöker für lange Winterabende.
4 Punkte.