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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2016

Gute Idee, schwache Umsetzung

Berufen
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Vor ein paar Monaten habe ich vom jungen Autor persönlich seinen Roman geschickt bekommen, zu Rezensionszwecken natürlich. Jetzt habe ich die Zeit gefunden, mich wirklich damit zu beschäftigen, und hier ...

Vor ein paar Monaten habe ich vom jungen Autor persönlich seinen Roman geschickt bekommen, zu Rezensionszwecken natürlich. Jetzt habe ich die Zeit gefunden, mich wirklich damit zu beschäftigen, und hier ist daher auch die Rezension.

Um ehrlich zu sein, dachte ich im ersten Moment beim Lesen schon, dass die Geschichte inhaltlich sehr an die Göttlich-Trilogie erinnert, und ich kann mir auch vorstellen, dass sie Percy Jackson nahe kommt, mit dieser Sohn-eines-griechischen-Gottes-Geschichte. Schlimmer als diese Ähnlichkeit finde ich aber die Tatsache, dass dieses Buch scheinbar kaum überarbeitet wurde, ehe es in den Druck ging. Es sind dermaßen viele Fehler – inhaltlicher Natur (zum Beispiel bezeichnet eine Frau sich als Sohn) und sprachlich / grammatikalisch – vorhanden, dass es schon fast keinen Spaß mehr macht, das Buch zu lesen. Der Autor ist erst 16, das spielt natürlich eine Rolle, aber irgendjemand hat wohl Kontrolle gelesen. Das wirkt einfach schlampig, um es hart auszudrücken. Auch gibt es Wortwiederholungen innerhalb weniger Sätze, grobe Rechtschreibfehler und dergleichen, das macht es einfach unsympathisch.

Die Handlung hangelt sehr dicht an der Persephone-Sage (von Hades entführt, aber mit Zeus‘ Zustimmung in der Unterwelt festgehalten, Göttin der Fruchtbarkeit etc.) entlang und scheint das Leben eines High School-Schülers einbringen zu wollen. Leider kommt auch hier wieder ins Spiel, dass der Autor noch nicht das Alter der Figur erreicht hat, die den Protagonisten seiner Geschichte gibt. Es fehlt an Glaubwürdigkeit, weil vieles einfach nicht stimmen kann. Ich möchte jetzt nicht alles schlecht machen, denn ich finde es beeindruckend, wenn jemand neben der Schule und allem genug Zeit findet, um innerhalb eines Monats ein Buch diesen Umfangs zu schreiben. Dass jemand überhaupt die Geduld und den Elan dazu hat. Aber es ist einfach so, dass die Geschichte enormes Potential hat, doch weder die Figuren noch die Handlung noch der Schreibstil sind überzeugend. Hieran kann man noch jede Menge arbeiten, ehe das Buch „kompetent“ wird.

Um noch ein paar gute Dinge zum Schluss aufzuzählen: Das Cover wurde zwar sichtlich von einem Laien gestaltet, ist dafür aber sehr gut geworden. Besonders das kaum sichtbare Feuer, das sich in der Pupille spiegelt, finde ich sehr gut gelungen. Das einzige, das mich am Cover wirklich stört, ist die schwarze Fläche in der linken oberen Ecke. Vielleicht lässt diese sich dadurch verdecken, indem der Name des Autors hervorgehoben wird, durch Größe oder vielleicht auch schon durch eine Verschiebung des Schriftzugs.

Fazit

Eine gute Idee, die mich an Göttlich verliebt und Folgebände und an das, was ich mir unter Percy Jackson vorstelle, erinnert, aber definitiv ist hier noch mehr herauszuholen.

Veröffentlicht am 20.09.2016

Jane Austen, Versuch N° 1

Northanger Abbey
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Weil es bisher kein Jane Austen-Roman auf meine Liste mit gelesenen Büchern geschafft hat, habe ich mich über die Nachricht, es werde eine modernisierte Version von Northanger Abbey auf den Markt kommen, ...

Weil es bisher kein Jane Austen-Roman auf meine Liste mit gelesenen Büchern geschafft hat, habe ich mich über die Nachricht, es werde eine modernisierte Version von Northanger Abbey auf den Markt kommen, sehr gefreut. Dass diese Adaption von einer Krimiautorin geschrieben werden soll, hat mich überrascht, da ich Jane Austen immer mit Romantik und Kitsch, aber auch mit Familiendramen verbunden habe, nicht mit Gewalt und Totschlag. Der Klappentext verriet mir dann, dass es um ein mysteriöses Familiengeheimnis geht und dass es gefährlich für die Protagonistin wird. Während des Lesens habe ich also immer darauf gewartet, dass nun etwas gefährliches passiert... Ich habe lange gewartet. Etwas länger als 300 Seiten, um genau zu sein.

Ich kann leider nicht behaupten, die Originalversion gelesen zu haben, daher weiß ich nicht, ob ich die Geschichte einfach langweilig finde oder ob es an der modernisierten Version hapert. Aber dieses Buch besteht komplett aus lahmem Gerede und vorgeheuchelten Freundschaften, kurzen Höhepunkten, wenn das Protagonistenpaar aufeinandertrifft, langweiligen Ausschweifungen, Mixturen aus der altertümlichen Sprache und neuzeitlichen Formulierungen und Begriffen und schlicht einer Geschichte, die so extrem nichtssagend ist, dass die Autorin im Epilog darauf hinweist, dass es keine Moral oder Aussage der Geschichte gibt. Ich meine, wenn sie es erkennt, warum wurde dann das Buch geschrieben? Was soll das? Und Cat ist mir zwar anfangs sympathisch, aber dann steigert sie sich zu sehr in ihre Vampir-Fantasie hinein. Bella war schon die ganze Zeit ein Miststück und der General ebenfalls. Henry hat Cat die meiste Zeit nicht beachtet und gesteht ihr auf den letzten 2 Seiten plötzlich seine unsterbliche Liebe? Und sie vergisst dann prompt alles, was sie ihm vorwerfen wollte? Ich meine, wie realistisch ist das denn? :SPOILER ENDE:

Bitte entschuldigt den langen Spoiler-Teil, es lässt sich einfach schwer festmachen, was mich stört, ohne es explizit zu sagen.

Der Schreibstil ist eine Mischung aus altertümlich angehauchten Formulierungen, die vermuten lassen, dass sie zum Teil sogar direkt übernommen worden sind, und neumodischen Ausdrücken, die zwanghaft versuchen, eine Geschichte, die eindeutig nicht in diese Zeit gehört, in die Moderne zu zerren. Anfangs fand ich das ganz angenehm, diese Abwechslung, aber nach und nach nervte mich das nur noch. Ich muss aber dem Buch zugute halten, dass es einigermaßen gelungen ist, die Geschichte zu modernisieren. Da ich, wie gesagt, das Original nicht kenne, kann ich das auch nicht mit Sicherheit sagen. Aber es wirkt die meiste Zeit tatsächlich wie eine moderne Geschichte - eben abzüglich der Szenen, in denen sich eine Tochter total vom Vater unterjochen lässt; in denen ein junges Mädchen ihren Verlobten abblitzen lässt, weil sie von einem Reicheren ein besseres Ehe-Angebot erhalten hat. Das sind Gesellschaftsstrukturen der vergangenen Jahrhunderte und diese lassen sich schlicht nicht übertragen. Den zweiten Stern in meiner Bewertung verdankt dieses Buch nur der Idee, die Jane Austen-Romane überhaupt zu modernisieren. Schließlich wurde so mindestens ein neuer Leser - ich - angeworben. Wenn ich auch nicht zu begeistern war.

Fazit
Dieser Roman ist nicht wirklich mein Fall. Es hat mich Mühe gekostet, die Motivation nicht ganz zu verlieren. Ich kann aber nicht sagen, ob das am Original oder an der Adaption liegt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gute existentielle Frage schlecht verpackt

Secrets - Ich fühle
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Der Anfang gefiel mir so gar nicht, weshalb ich das Buch eine Weile vor mir hergeschoben habe. Die Idee fand ich ja ganz ansprechend, aber an der Umsetzung hapert es etwas.

Zoel - oder Zoe, wie sie sich ...

Der Anfang gefiel mir so gar nicht, weshalb ich das Buch eine Weile vor mir hergeschoben habe. Die Idee fand ich ja ganz ansprechend, aber an der Umsetzung hapert es etwas.

Zoel - oder Zoe, wie sie sich selbst nennt und später auch von ihren Freunden gerufen wird - lebt in einer unterirdischen Kolonie, deren Bewohner durch einen im Gehirn implantierten Chip miteinander verbunden sind. Sie alle werden sklavenartig kontrolliert und gesteuert, ohne etwas davon zu ahnen. Nur diejenigen, die aus dem sogenannten Link ausbrechen können, erkennen die Wahrheit der "Gemeinschaft". Begriffe für Gefühle wie Liebe, Hass, Angst oder Wut gibt es nicht, da die Menschen in der Kolonie keine Gefühle mehr haben. Wie also geht ein Teenager damit um, plötzlich auf sich allein gestellt anders als alle anderen zu sein? Umgeben von Menschen, die sie ihr Leben lang kennt, die sie aber bei der kleinsten Auffälligkeit an die Regierung melden, weil ihnen das so einprogrammiert wurde?
Dieses Thema findet sich ja in vielen Dystopien oder Science Fiction-Romanen. Und ich finde es noch immer interessant, da jeder Autor sein eigenes Bild und seine eigene Antwort auf diese Frage findet. In diesem Fall allerdings ist das erste Drittel der Geschichte so langatmig geschrieben, so in die Länge gezerrt, dass jegliche Spannung verloren geht. Die ersten paar Kapitel dienen für mich dazu, sich in die Situation versetzen zu lernen, insbesondere bei Büchern über fremde Welten oder Zeiten, in denen ein für uns fremdartiges System herrscht. Das ist hier aber überhaupt nicht der Fall.
Der Schreibstil ist es, der mir hier zu schaffen macht. Ich habe ähnliche Bücher gelesen, aber wesentlich mehr genießen können als dieses. Hier musste ich wirklich knabbern, wenn auch das dritte und letzte Drittel gut zu lesen und viel besser war als der Anfang. Das Ende macht tatsächlich Lust, die Folgebände zu lesen (vermutlich werde ich das aber trotzdem nicht tun).

Zoe ist ein Charakter, der mit der Zeit über sich hinaus wächst. Sie hat viel zu verarbeiten und bekommt erst nach einer Weile Unterstützung. Dazu muss sie versuchen herauszufinden, wer Freund und wer Feind ist. Sie war mir anfangs ziemlich unsympathisch - wieder mal der Schreibstil -, wuchs mir dann aber doch ans Herz.
Adrien ist der Held in der schimmernden Rüstung, aber ob er das von Anfang bis zum Ende bleibt, scheint unsicher. Ich mag ihn trotzdem.
Max ist der größte Mistkerl, der seit einiger Zeit in den Büchern, die ich gelesen habe, aufgetaucht ist. Ihn kann ich überhaupt nicht leiden. Das könnte auch die Intention der Autorin gewesen sein, und in diesem Fall passt der Schreibstil zur Figur.

Fazit
Nicht so ganz mein Fall, besonders wegen des Schreibstils, aber inhaltlich (also, die existentielle Frage, die hier gestellt wird) durchaus interessant.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gute, schlecht umgesetzte Idee

Alex & Ich
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Nach dem Klappentext und der Leseprobe war ich schnell davon überzeugt, dass Alex & Ich nicht der schnulzige Kitsch ist, der sich sonst allzu häufig hinter solchen Titeln verbirgt: Mir fällt jetzt natürlich ...

Nach dem Klappentext und der Leseprobe war ich schnell davon überzeugt, dass Alex & Ich nicht der schnulzige Kitsch ist, der sich sonst allzu häufig hinter solchen Titeln verbirgt: Mir fällt jetzt natürlich kein treffendes Beispiel ein, aber hinter solchen Titeln mit Namen und klassischerweise auch noch etwas wie „Liebe“ bzw „Love“, „Für immer“ oder ähnlichem steckt dann eben zu oft eine ach so romantische Geschichte. Okay, genug der einleitenden Worte. Anfangs entspricht dieses Buch tatsächlich ein bisschen dem Klischee, nur ist hier kein Kitsch vorhanden. Ich meine, dass ein Mädchen mit Vaterkomplex bei illegalen Boxkämpfen hohe Wetteinsätze abgibt und dabei ein echt glückliches Händchen hat, ist nicht so ganz der Standard. Dass es dabei aber natürlich auf den einen Sieger setzt, der sie dann noch vor den zwielichtigen Herrschaften der Boxkampf-Organisation rettet und zufälligerweise ein paar Tage später jemand die Schwester dieses Siegers am College anschleppt, um die neue beste Freundin des Mädchens zu werden, das sonst niemanden an sich heranlässt – das sind dann doch zu viele Zufälle für meinen Geschmack. Außerdem ist alles viel zu vorhersehbar. Quasi ab dem dritten Kapitel ist der restliche Verlauf der Geschichte vorprogrammiert. Und das ist in diesem Fall noch einmal extra übel, da sich auf 200 Seiten die gesamte Geschichte des neuen glücklichen Paares abspielt. Und mit gesamt, meine ich vom ersten Treffen bis zu „Ich stelle dich meinen Eltern vor, sie lieben dich und ich rette dich nebenbei vor deiner grausigen Vergangenheit. Ach ja. Und wir gründen dann morgen eine Familie, okay?“ Das geht viel zu schnell, gerade bei diesen nicht unbedingt einfachen Charakteren. Diese Geschichte hätte echt Potential gehabt. Ich weiß nicht, ob die Autorin nach 200 Seiten – übrigens, das ist eine zu runde Zahl, um Zufall zu sein – keine Lust mehr hatte oder entsprechend viel heraus gestrichen wurde, um die typische eBook-Länge zu erreichen. Fakt ist: Ich mag den eigentlichen Stil, die grundlegenden Charaktere und auch die Thematik der Boxkämpfe und der illegalen Wetten gefällt mir recht gut. Aber die Art und Weise, wie das ganze Beziehungsleben von Alexandr und Elena in so wenige Seiten gepresst wurden, behagt mir gar nicht. Ich habe mich irgendwann nur noch gelangweilt.

Außerdem: Die Handlung erinnerte mich ein bisschen an Jamie McGuires Beautiful Disaster und die Folgebände. Ein weiterer Zufall?

Fazit
Anfangs noch ziemlich überzeugend, aber dann nimmt die Spannung ab, die Abstände zwischen den beschriebenen Kapiteln werden zu groß und allgemein die Geschichte vorhersehbar. Schade um die gute Idee.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Na ja...

Die unsichtbare Bibliothek
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Dieses Buch habe ich von meiner Schwester zu Weihnachten geschenkt bekommen und seitdem liegt es unberührt im Regal. Jetzt habe ich es endlich geschafft, meine Nase zwischen die Seiten zu stecken. Die ...

Dieses Buch habe ich von meiner Schwester zu Weihnachten geschenkt bekommen und seitdem liegt es unberührt im Regal. Jetzt habe ich es endlich geschafft, meine Nase zwischen die Seiten zu stecken. Die Idee gefällt mir recht gut und erinnert mich an Die Seiten der Welt von Kai Meyer:

Alles dreht sich um ein bestimmtes Buch, das scheinbar die Welt aus den Angeln heben kann. Deshalb streiten sich verschiedene Parteien darum, es in die Hände zu bekommen, und gehen dabei auch mal über Leichen. Was mir hier aber nicht gefällt, ist die Langatmigkeit der Geschichte, die besonders durch den Schreibstil entsteht. Es werden ganze Textpassagen wiederholt, indem sie nur etwas anders formuliert werden, aber dabei wird derart um den heißen Brei herumgeredet, dass es schwer ist, die Bedeutung dieses Abschnittes – der ja wichtig zu sein scheint, sonst hätte man ihn nicht wiederholt – überhaupt zu erfassen. Passend zu der Zeit, in die sich die Bibliothekare begeben, nämlich in das viktorianische London, wird die Sprache angepasst – aber, wenn ich es denn richtig verstanden habe, die eigentliche Zeit ist schon wesentlich weiter vorangeschritten (Irene setzt sich in der Bibliothek an einen Computer), weshalb mir nicht einleuchtet, warum sie nicht einmal in ihren inneren Monologen „modern“ spricht oder denkt. Auch herrscht nicht nur in dem London, in das sie sich begeben, ein Chaos, das inhaltlich beabsichtigt ist und Sinn ergibt, sondern in dem gesamten Buch werden Dinge wiederholt (und ich wiederhole das Wiederholen jetzt mit Absicht, damit ihr merkt, wie das nervt…), auf drei verschiedene Arten erklärt und dann an anderen Stellen Lücken gelassen, sodass ich beim Lesen teilweise so verwirrt war, dass es kaum noch Spaß gemacht hat.

Die Charaktere sind auch nicht so ganz nach meinem Geschmack, am ehesten noch Kai. Irene ist wankelmütig, aufbrausend und einfach trist, Vale scheint die ganze Zeit zwischen Vertrauen und Verrat hin und her zu schwanken, die Elfen sind sowieso alle irgendwie komisch. Dann gibt es noch diese Wesen, die mit irgendeiner Technik versehen wurden, damit sie auch ja ordentlich so wirken, wie dieser Stil, dessen Name mir jetzt natürlich nicht einfällt. Dieses Schreibmaschinen-retro-Zeug. Also, pseudo-retro, nicht echt. Wisst ihr, was ich meine? Na ja. Kai wirkt auf mich als einziges ein bisschen wie ein richtiger Mensch – und dabei ist er gerade einer der wenigen Nicht-Menschen ].

Ich habe für dieses Buch wirklich einen ganzen Tag und eine halbe Nacht gebraucht, und so lange habe ich seit einiger Zeit nicht mehr an einem Buch knabbern müssen.
Nach dem Lesen stellte ich dann fest, dass Die unsichtbare Bibliothek nur der erste Band einer Reihe, wohl einer Trilogie ist. Vermutlich werde ich es aber hierbei belassen.

Fazit
Nette Idee, aber viel zu langatmig und mit sehr schwachen Charakteren. Hätte man viel besser umsetzen können.