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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2019

Papa in Ausbildung

Hilfe, ich date eine Familie!
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Max schreibt über seine Erlebnisse als Neu-Papa zweier Jungs, samt Mama. Und obwohl er eigentlich ein selbsterklärter Stubenhocker ist, der sogar im Gefängnis auf seinen Hofgang verzichten würde, hat er ...

Max schreibt über seine Erlebnisse als Neu-Papa zweier Jungs, samt Mama. Und obwohl er eigentlich ein selbsterklärter Stubenhocker ist, der sogar im Gefängnis auf seinen Hofgang verzichten würde, hat er dann doch erstaunlich viel zu erzählen von seinem Leben als Patchwork Familie. Dabei gibt es die üblichen lustigen Begebenheiten (Bücher werden jetzt farblich sortiert. "Wenn ich ein Buch lesen möchte, muss ich zuerst mit dem Handy googeln, wie das Cover aussieht. Das ist nicht praktisch, aber hübsch." Genau, Max, du hast es verstanden!), Mißverständnisse, Liebesbezeugungen von Freundin ('Männerecke') aber auch von den Kindern, und unweigerlich auch mal Streitigkeiten.

Max Reich verwendet immer wieder tolle köstliche Vergleiche (wie sein Gesicht in der Pubertät aussah, oder auch seine Zahnspange, oder wie sehr er sich auf einen Wanderausflug mit der Familie freut), das ist genau mein Humor. Insgesamt erinnerte es mich ein bißchen an Jan Weiler, statt dem italienischen Papa gibt es hier die koreanischen Schwiegereltern.

Mein Lieblingssatz im Buch ist ein Rat, den Max' Mutter ihm gibt als er noch darüber nachdenkt ob er jetzt eine fix fertige Familie nehmen soll oder nicht doch lieber noch eigene Kinder haben möchte:
"Bei Käsekuchen am Küchentisch riet sie nur: »Vielleicht solltest du darüber nachdenken, was du bekommst, anstatt dich darauf zu fokussieren, was dir eventuell entgehen könnte.«"

Das ist ein toller Leitspruch, den man sich viel öfter ins Gedächtnis rufen sollte. Denn dann würde man sicher auch viel positiver durchs Leben gehen, als oft verpassten Chancen nachzutrauern!

Veröffentlicht am 11.01.2019

"Du bist mein Anfang und mein Ende und alle Tage dazwischen."

Das geheime Glück
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Ich war mir nicht sicher, wie ich es finden würde ein Buch quasi 'rückwärts' zu lesen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es für diese Geschichte genau das richtige Stilmittel gewesen ist. Chronologisch ...

Ich war mir nicht sicher, wie ich es finden würde ein Buch quasi 'rückwärts' zu lesen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es für diese Geschichte genau das richtige Stilmittel gewesen ist. Chronologisch erzählt wäre es nur halb so faszinierend gewesen, und wenn es dann so geendet hätte wie es hier in dieser Schreibweise gestartet ist wäre ich wohl am Ende ziemlich betrübt gewesen.

Zudem fungiert diese Erzählweise wohl als Metapher für Alzheimer, an dem Robbie im hohen Alter leidet. Dieser erwähnt ja, dass man die aktuellsten Ereignisse zuerst vergisst, und so wie ein Alzheimer-Patient immer tiefer in seinen Erinnerungsschubladen kramt arbeitet sich auch Julie Cohen immer weiter vor - bzw. zurück - bis zum ersten Aufeinandertreffen von Emily und Robbie.

Das große Geheimnis, dass die beiden mit sich herumtragen, begleitet einen das ganze Buch über, und ich war stets neugierig. Aber es beherrschte nicht das Buch, ich konnte mich auch voll und ganz in den Einblicken aus ihrem Leben verlieren und diese genießen. Und was ist das für eine Liebesgeschichte! Ob all ihre Entscheidungen auch richtig waren, ist diskussionswürdig. Aber sie haben sich beide aufrichtig geliebt, und das auch im hohen Alter noch. Wie viele können das schon von sich behaupten?

Beim Lesen muss man sehr aufmerksam sein, manche Dinge werden nur einmal erwähnt und ergeben später dann einen Sinn. Wie ein Puzzle fügte sich am Ende alles zusammen. Ist mir tausendmal lieber so, als wenn eine AutorIn alles mehrfach erzählt damit es ja keiner wieder vergisst. Aber anfangs hatte ich einen kleinen Notizzettel im Buch liegen, wo ich mir jeden Namen der auftauchte notierte, inklusive der (Verwandschafts-)Beziehung und dem Alter. War teilweise hilfreich, aber einige Personen tauchten dann auch nie wieder auf, weil wir in der Zeit ja immer nur sprungweise zurück gehen. Das fand ich bei einigen Abschnitten durchaus schade, zu vielen Personen oder Situationen hätte ich gern mehr erfahren wollen. Meinetwegen hätte das Buch doppelt so lang sein können, dann könnte ich noch viel mehr über Emily und Robbie und ihre Familie lesen; und über all die Jahren die zwischen denen lagen die wir miterleben durften...

Veröffentlicht am 07.01.2019

Überraschend guter Liebesroman

Sieben Tage und ein Jahr
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Lucie kehrt nach 10 Jahren wieder in ihren Heimatort zurück. Bisher hatte sie immer Angst, dem Mann wieder zu begegnen, der Lucie damals übel mitgespielt haben muss.
Und an diesem Punkt macht Elli C. Carlson ...

Lucie kehrt nach 10 Jahren wieder in ihren Heimatort zurück. Bisher hatte sie immer Angst, dem Mann wieder zu begegnen, der Lucie damals übel mitgespielt haben muss.
Und an diesem Punkt macht Elli C. Carlson etwas anders als all die US-AutorInnen von Liebesromanen. Carlson deutet dieses Geschehen in der Vergangenheit zwar auch ein paar Mal an, aber immer nur so knapp wie wirklich nötig. Und sie lässt auch ihre Protagonistin Lucie sich nicht jeden Tag den Kopf über dieses Ereignis zerbrechen oder was wäre wenn derjenige ihr jetzt wieder gegenüber stehen würde etc. etc. Und schon gefällt mir so ein Roman um Längen besser als die gleiche Geschichte im Schwulst-Stil verfasst. Um Längen!

Wahrscheinlich taten aber auch die Protagonisten ihr übriges, die mir alle sehr sympathisch waren (bis auf die offensichtlichen Bösewichte der Geschichte natürlich).
Und auch die Liebesgeschichte trug dazu bei, dass mir das Buch gefiel, da sie eben auch nicht so verläuft wie man es aus Büchern gleichen Genres aus den USA gewohnt ist. Sondern viel authentischer, viel schmalzloser und somit viel besser.
Last but not least war auch das Setting - ein Campingplatz an der Ostseeküste - ganz wunderbar und weckte durchaus vertraute Gefühle in mir.

~~~ACHTUNG: Spoiler~~~
(Als sie diesen dann aufmöbeln dachte ich noch, sie könnte ruhig mehr drüber erzählen wie und was sie alles umgestalten (dann kann man sich das vor dem inneren Auge viel besser vorstellen) und war schon was enttäuscht als nichts dazu kam - und dann kam die Autorin doch noch mit einer Beschreibung des neugestalteten Platzes um die Ecke!)

Zwei Dinge, die wohl einen Überraschungseffekt haben sollten, sah ich zwar schon kommen (dass die potentiellen Käufer nur Strohmänner sind und dass es sicher noch mehr Frauen gibt, denen dasselbe wie Lucie passiert ist). Aber das tat meiner Lesefreude gar keinen Abbruch! Denn nicht nur was erzählt wird spielt für mich eine Rolle sondern auch wie das Ganze dann verpackt ist.
~~~Spoiler ENDE~~~

Ich war fast ein bisschen überrascht, wie gut mir das Buch gefiel. Hatte mich auf eine 08/15 Liebesgeschichte eingestellt von der Kurzbeschreibung. Denn Stories mit diesem Plot - ProtagonistIn kehrt in die Heimat zurück, wo noch eine Rechnung offen ist - habe ich schon mehrfach gelesen, gerade auch in der letzten Zeit. Und dann wurde mir doch so viel mehr geboten. Da macht das Lesen dann auch wirklich Spaß!

Veröffentlicht am 30.12.2018

Leidenschaft fürs Kochen, serviert mit Ehrlichkeit, Gefühl, Witz und Liebe

Einmal Liebe zum Mitnehmen
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Der erste Satz der Kurzbeschreibung würde sich super auf diesen Holzschildern machen, die man sich dann in der Wohnung aufhängt: 'Wenn alle Träume platzen, musst du dir neue suchen!'. Eine sehr schöne ...

Der erste Satz der Kurzbeschreibung würde sich super auf diesen Holzschildern machen, die man sich dann in der Wohnung aufhängt: 'Wenn alle Träume platzen, musst du dir neue suchen!'. Eine sehr schöne Lebenseinstellung, die so simpel klingt aber in der Umsetzung dann doch so schwer sind. Lily aber lässt buchstäblich Land und vor allem alle unangenehmen Leute hinter sich, um erstmal ihren Vater zu besuchen den sie bisher viel zu selten gesehen hat da er in Irland lebt.
Hier kommt sie dann auch auf die Idee, ihre außerordentlichen kulinarischen Fähigkeiten fortan in einem Foodtruck unter Beweis zu stellen. Fand ich super! Doch irgendwann holt Lily ihr alter Traum (sich einen Stern zu erkochen) wieder ein, und sie steht vor einer schwierigen Entscheidung. Denn mittlerweile hat sich auch ein Mann wieder in ihr Leben geschlichen.

Dieser Collum kam zwar recht zögerlich und auf 'rein freundschaftlicher Basis' in ihr Leben, aber auch gute Freunde möchte man nicht wieder verlieren. Oder sind sie nicht vielleicht sogar wichtiger als Liebhaber, die kommen und dann wieder gehen? Aber sind sie auch wichtiger als die Karriere?

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Lily und ihren Weg zu verfolgen. Der Schreibstil lag mir sehr, genauso wie die Charaktere, die auch wirklich Charakter hatten und keine Abziehbilder von typischen Liebesroman-Protagonisten waren. Ihre Dialoge hatten Witz und Schlagfertigkeit, ohne unrealistisch zu wirken. Beide durchlaufen auch eine Entwicklung und Veränderung, genauso wie sich ihre Beziehung zueinander immer mehr entwickelt. Und alles war sehr glaubwürdig herausgearbeitet.

Abschließend noch ein paar Worte zum Cover, das nicht nur farbenfroh und sehr einladend aussieht sondern vor allem Lilys Food Truck haargenau wie im Buch beschrieben abbildet. Da das eigentlich eher selten ist, dass das Cover so genau auf den Inhalt abgestimmt ist, fand ich das besonders bemerkenswert. Und auch der Titel passt wie die Faust aufs Auge.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Wie man das erste Semester überlebt

Dance. Love. Learn. Repeat.
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Jaah, was soll ich sagen. Mich hat das Buch absolut überrascht, und zwar ausschließlich im positiven Sinne! (Bis auf die penetrante Verwendung des Wortes "jaah" vielleicht, das in jedem Dialog vorkam und ...

Jaah, was soll ich sagen. Mich hat das Buch absolut überrascht, und zwar ausschließlich im positiven Sinne! (Bis auf die penetrante Verwendung des Wortes "jaah" vielleicht, das in jedem Dialog vorkam und zwar immer, wirklich immer in dieser Schreibweise! Stand da im Original vielleicht 'yeah' und es wurde damit übersetzt?)

Ich habe, vor allem im letzten Jahr, ein paar Bücher gelesen die am College/Uni spielen. Und das hier war mit Abstand das Beste! Vielleicht weil es statt in den USA in UK spielte? Vielleicht half auch die Tatsache, dass das Buch in einer Gemeinschaftsproduktion von einem Mann und einer Frau geschrieben wurde. Ich nehme mal an, dass der Mann zuständig war für die Kapitel, die aus Lukes Sicht geschrieben sind (aber vielleicht war es auch genau anders herum), und es wirkt deshalb viel authentischer als andere Romane, wo den Kerlen meist übertrieben machohaftes Gehabe und vor allem auch Denken unterstellt wird.

Ebenfalls gut fand ich, dass das Mädel hier nicht erst von einem häßlichen Entlein zu einem schönen Schwan mutieren musste. Sie war auch an der Schule schon so wie jetzt, nur ist sie Luke bisher nicht aufgefallen weil er die letzten 3 Jahre eine feste Freundin hatte und seine ganze Aufmerksamkeit ihr galt. Jetzt allerdings merkt er, dass diese Phoebe wirklich nett ist. Er fühlt sich wohl in ihrer Gegenwart, und noch dazu sieht sie sogar ziemlich gut aus, wie er jetzt ganz überrascht feststellt!

Aber es dreht sich hier nicht alles nur um die sich möglicherweise anbahnende Beziehung von Luke und Phoebe, was ich sehr begrüße! Kein ewiges Schmachten, Kopf zermartern wieso weshalb warum und Gründe dafür finden, dass diese Beziehung nicht sein soll/darf/kann. Keine ellenlangen, sich ständig wiederholenden, inneren Monologe, die sonst in diesem Genre immer vertreten sind. Vielen Dank dafür!
Es geht auch um Saufen, Parties, Knutschen, Lachen, Saufen, Weinen, noch mehr Saufen, Kotzen, und wieder Saufen. Und um absolut dämliche Aufnahmerituale (wem macht so etwas eigentlich wirklich Spaß?? denen die zuschauen ja wohl auch nicht, oder?) und noch mehr Saufen. Ach ja, und ab und zu auch mal nen Tee trinken, wir sind ja schließlich in Großbritannien! Das hört sich alles nicht weltbewegend an, und ist es auch nicht. Aber irgendwie so herrlich erzählt, dass ich viel Spaß beim Lesen über diese 'fremde Welt' des Uni-Campuses hatte. Und wenn man ein bißchen tiefer zwischen den Zeilen liest, dann geht es auch darum, wie sich junge Menschen von ihrer behüteten Kindheit entgültig verabschieden und ganz auf sich gestellt ihren Weg finden müssen zwischen einem ganzen Haufen fremder Leute, die teilweise zu Freunden werden.

Anfangs tauchen eine ganze Menge Charaktere auf, deren Namen ich den jeweiligen Blocks (komische Bezeichnung übrigens, musste ich an Gefängnisse denken) gedanklich immer wieder zuordnen musste. Aber nach einer Weile kommt man rein und hat zumindest von den wesentlichen Leute eine Vorstellung. Die spielen zwar alle nur eine Nebenrolle, aber trotzdem konnte ich mir von Josh, Negin, Frankie, Will oder Arthur und Rita ein ganz gutes Bild machen. Und sie alle besetzen nicht nur Klischeerollen, oder sind miteinander austauschbar, sondern haben alle ihren ganz eigenen Charakter.

~~~Achtung: kleiner Spoiler~~~
Mit dem Ende war ich durchaus zufrieden. Ich hätte es mir auch anders vorstellen können, aber so war es vielleicht sogar besser. Auf jeden Fall gibt das Spielraum für einen 2. Teil.
~~~ENDE Spoiler~~~

Last but not least war das Buch auch humormäßig auf meiner Wellenlänge. Ich bin keine Leserin, die oft laut loslachen muss, selbst wenn ich lustige Passagen lese. Die entlocken mir ein Schmunzeln, ich kann mich auch schnell mal über was amüsieren. Aber lauthals lachen - fast nie. Hier ist es passiert (spätestens bei der "Grubenlampe" war es um mich geschehen), und die ganze Episode wirkte auf mich nicht gewollt komisch, sondern es passte alles gut zusammen mit dem Rest der Geschichte. Frankie war meine absolute Lieblingsfigur. Wenn es mal eine Fortsetzung geben sollte (so wie es ja bei den US-Collegeromanen üblich geworden ist), dann würde ich mir das nächste Buch über sie wünschen!