Eine Rezension zu schreiben ist immer schwer – irgendwie. Sei es, weil man vor Begeisterung nicht die richtigen Worte finden kann; weil man nicht beschreiben kann was genau dieses Buch in einem ausgelöst hat. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn ein Buch einen als Leser begeistern konnte.
Aber noch schwerer ist es – in meinen Augen – die richtigen Worte zu finden, wenn ein Buch enttäuscht hat. Wenn das Buch einer Autorin, die mit anderen Büchern so sehr begeistern konnte, auf einmal enttäuscht.
Da die richtigen Worte zu finden; zu beschreiben was einen so maßlos enttäuscht zurückgelassen hat ohne die Autorin zu beleidigen ist verdammt schwer. Und wenn man dann noch feststellt, dass man augenscheinlich allein mit seiner Meinung auf weiter Flur steht – dann zweifelt man an sich. Soll man die Rezension schreiben? Ja oder nein? Soll man die Wut der Fans auf sich ziehen? Oder „schluckt“ man seine Gedanken herunter?
Ich habe mich nach langem Überlegen dazu entschlossen, doch ein paar Zeilen zu dem Buch zu schreiben. Einfach, weil meine Gedanken raus müssen. Weil ich sonst daran „ersticke“.
Um welches Buch geht es? Es geht um TURT/LE Band 5: Letzte Rettung von Michelle Raven.
Ich hatte ja schon mit der Novelle „Dunkle Hoffnung“ so meine Probleme und habe die auch in der vorangegangenen Rezension aufgeschrieben. Ich habe gezögert, ob ich den Folgeband lese – aber ich wollte einfach wissen, wie es mit „Red“ weitergeht. Wird er befreit?
Der Roman „Letzte Rettung“ erzählt nun die Geschichte von Red, der tatsächlich befreit werden konnte und natürlich ein ganz anderer ist als der, der er vor dem Einsatz war. Logisch, das was er erlebt hat, verändert einen Menschen. Ihn zur Seite wird Sierra gestellt – auch ein Mensch mit Vergangenheit. Und es kommt wie es kommen muss … so weit so gut.
Positiv ist, dass es diesmal tatsächlich hauptsächlich um Red und Sierra geht, zumindest in etwa 50 % des Buches. Gegenüber der anderen Bände, wo gerade Clint immer wieder eine größere Rolle eingenommen hat, schon mal eine Verbesserung. Schließlich habe ich hier zu einem TURT/LE-Band und nicht zu einem Band der Hunter-Reihe gegriffen. Aber Clint taucht hier natürlich auch auf und versucht die Geschichte an sich zu reißen. Doch das lassen Red und Sierra nicht zu.
Das war aber auch schon, was mir an positivem aufgefallen ist, denn ich war beizeiten schon von der Geschichte genervt.
Warum?
Ständige Wiederholungen sind der eine Punkt, der mich extrem genervt hat. Immer dieses „wegen meinen Narben wird sie mich nie lieben“, dieses „ich habe keine Freunde, ich brauch niemanden“ gerade am Anfang ging mir sehr auf die Nerven. Dazu die ständigen Wiederholungen wie böse das Oberkommando ist, wie sehr sie doch dagegen arbeiten, das er wieder als SEAL zu seinem Team zurückkehren kann.
Und da sind wir beim zweiten Punkt: Fehler. Ich mag Bücher, die nicht nur unterhalten sondern auch etwas Wissen vermitteln – so ganz nebenbei. Was ich gar nicht mag, sind Fehler im Buch, die vermeidbar sind wenn man ein klein wenig Recherche betreibt.
Es gibt kein direktes„Oberkommando“ – ein Rear Admiral (zu Deutsch Konteradmiral) ist die oberste Führungskraft der SEALs. Auf ihn hören sie – er gibt die Befehle.
Nurja ist Dolmetscherin für eine arabische Sprache, die in Afghanistan nur die „Elite“ spricht und die nicht die Hauptsprache des Landes ist.
Und dann die logischen Fehler: Der Albtraum von Red und das Sierra sich „auf ihn stürzt“ und sich dann wundert, das sie angegriffen wird. Als ehemalige Navy-Angehörige sollte sie wissen, dass das ziemlich schief gehen kann. Zumal sie Sanitäterin war und genügend traumatisierte Soldaten betreut hat.
All diese Dinge haben mir den Spaß am Lesen vermiest. Ganz hart wurde es dann, als ich zu einer Szene im Buch gekommen bin, wo ich gesagt habe: genau das habe ich schon einmal gelesen. Diese Szene kenne ich.
Das man in einem Roman nicht das Rad neu erfindet, ist klar. Aber so? Ich war ehrlich gesagt mehr als nur negativ überrascht.
Dazu kam, dass bei mir weder die Protagonisten noch die Geschichte an sich berühren konnten. Die Spannung hielt sich in Grenzen. Einzig das Zusammentreffen mit einigen bekannten Charakteren war dann wieder ein kleiner Pluspunkt.
Was ich auch nicht verstehe ist, warum paranormale Elemente sein müssen. Der „Trend“ ist schon lange vorbei.
Alles in allem muss ich sagen, dass dies (vorläufig) mein letztes Buch der Autorin war. Ich muss meine Enttäuschung erst mal verarbeiten.
Und ich muss mir immer wieder die Frage stellen: Sehe nur ich das so? Oder trauen sich andere Kritiker nicht, ihre Meinung zu äußern? Wenn ich die durchweg sehr guten Bewertungen des Buches sehe, muss ich das fast glauben.
Von mir bekommt das Buch 2 von 5 möglichen Sternen.