Düster, spannend und macht Lust auf mehr
Aktuell läuft noch die Verfilmung des ersten Bandes von Mortal Engines im Kino, deshalb wollte ich auf jeden Fall das Buch lesen, bevor ich mir den Film anschaue. Jetzt wo ich es gelesen habe, habe ich ...
Aktuell läuft noch die Verfilmung des ersten Bandes von Mortal Engines im Kino, deshalb wollte ich auf jeden Fall das Buch lesen, bevor ich mir den Film anschaue. Jetzt wo ich es gelesen habe, habe ich noch mehr Lust auf den Film bekommen.Das Cover hat mich schon richtig begeistert. Diese riesige, strahlende Stadt die sich auch noch bewegen lässt, dazu die Luftschiffe und im Vordergrund die im Vergleich winzige Gestalt mit dem roten Schal. Dazu noch der Klappentext und ich wusste, das Buch muss ich lesen.
Die Welt von Mortal Engines hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Zum einen natürlich, dass solche riesigen Städte wie auf dem Cover, dabei sei gesagt dass das bei weitem nicht die Größte zu sein scheint, über die Erde fahren und sich gegenseitig bekriegen, zum anderen aber auch die Mentalität ihrer Einwohner. Weit über das Jahr 3000 hinaus hat sich die Lebenseinstellung der meisten so verändert, dass man es kaum wiedererkennt. Stationäre Städte werden als altmodisch abgestempelt, das Recht des Stärkeren wird jetzt nicht mehr auf Tiere, sondern ganze Städte angewendet und auch die Funktionsweise der Städte generell, all das gefällt mir richtig gut und bietet so viel Potential für die ganze Reihe.
Erzählt wird die Geschichte dabei aus der Sicht mehrerer Protagonisten, die ihre ganz eigenen Abenteuer erleben. Tom ist dabei ein ganz bewusst stereotypischer Einwohner einer solchen Traktionsstadt und an ihm kann man zu Beginn sehr gut die Lebenseinstellung der Menschen ablesen. Er verehrt die Maschinen und weist das Leben auf blanker Erde entschieden von sich. Als sein Weltbild jedoch erschüttert wird und er sich einer anderen Realität stellen muss, macht er eine sehr schöne Wandlung durch mit all den Zweifeln und dem Kampf, wenn ein bisher gewohntes Bild langsam zerstört wird.
Hester war hingegen von Anfang an mit ihrer zweigeteilten Art ein spannender Charakter. Ihre Vergangenheit hält düstere Geheimnisse und man kommt nicht umher dass sie einem leidtut, auch wegen der Beschreibung im Buch zu ihr, die knallhart ehrlich ist. Auf der einen Seite ist sie abhärtet und auch abgestumpft vom Leben, auf der anderen Seite dringt aber noch immer ein anderer, weicherer Kern durch, der sie erst recht sympathisch macht. Die beiden auf ihrem gemeinsamen Weg zu begleiten, gerade weil sie so unterschiedlich sind, hat mir gut gefallen und mit der Zeit wuchsen sie mir immer mehr ans Herz.
Von dem Abenteuer der beiden unterscheidet sich Katherines gänzlich. Als Kind der Oberschicht Londons deckt sie mit der Zeit düstere Geheimnisse auf und bietet einen Blick auf die Stadt, die durch Tom und Hester nicht geboten werden kann. Sie ergänzt die Geschichte der beiden passend und ist gerade für den ersten Teil einer Reihe sehr hilfreich, um die Welt zu verstehen. Mit ihr bin ich aber nicht richtig warmgeworden, ich mochte sie zwar und auch mit ihr habe ich mitgefiebert, aber ihre Entwicklung ist einfach nicht so greifbar wie bei Tom und Hester gewesen. Da auf 330 Seiten aus drei Perspektiven geschrieben wird, fehlt zum Teil die Zeit für den Einzelnen. Bei Tom und Hester ging das, weil sie zusammen unterwegs sind, bei Katherine hat man das schon deutlicher gemerkt.
Auf die vierte Perspektive will ich noch nicht weiter eingehen, hier kann ich nur sagen dass sich wohl die Geister scheiden, ob es nötig war sie noch mit einzubinden oder ob man das anders hätte lösen können.
Doch auch abgesehen von den Hauptcharakteren begegnet man im Buch einer ganzen Reihe von interessanten Menschen mit allen möglichen Lebensarten. Sei es der Widerstand zu den Planeten verwüstenden und plündernden Traktionsstädten oder Bewohner anderer Städte, teils mobil, teils statisch. Ihre persönlichen Geschichten und Motivationen hinter ihrem Handeln, aber auch ihre Lebenseinstellung erweitern noch einmal sehr gut die erschaffene Welt. Dabei war für mich von sympathisch bis absolut unverständlich und unsympathisch alles dabei.
Die Handlung gleicht einem Abenteuer, das gerade erst begonnen hat. Man merkt, dass hier viel Grundlegendes für die nächsten Bände erklärt werden soll, auch weil man so ganz unterschiedliche Menschen und Orte kennenlernt. Sie soll Lust auf mehr machen und was soll ich sagen, das macht sie mit Erfolg. Denn auch wenn hier viel vorgestellt wird, packt man all das in ein spannendes Abenteuer in einer düsteren, ungewohnten Zukunft. Auf der einen Seite war ich davon fasziniert, was man lernt, aber auch von den Beziehungen die aufgebaut wurden, auf der anderen Seite nimmt die Handlung dann aber auch richtig Fahrt auf und wird mit all ihren Gefahren und kleinen Hoffnungen so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und regelrecht verschlungen habe.
Ich weiß jetzt schon, dass ich mich riesig auf die nächsten Teile der Reihe freue. Ich kann das Buch jedem nur empfehlen, der große Abenteuer mag und der sich mit dem Setting anfreunden kann. Der erste Band hat mich überzeugt und jetzt freue ich mich erst einmal, das alles im Kino umgesetzt zu sehen.