Der Zorn der Gerechten ist der zweite Teil der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman. Der dritte Teil soll laut Verlag in diesem Frühjahr erscheinen.
Nachdem Citra am Ende von Teil eins zur ehrenwerten Scythe Anastasia ernannt wurde, musste Rowan fliehen, da er ihre erste Nachlese (nachlesen = töten) werden sollte. Seit dem ist er als Sycthe Luzifer im Untergrund unterwegs und tötet diejenigen Scythe, die sich nicht mehr an die Regeln des Scythetums halten oder eigennützig handeln.
Mit einem solchen Überfall auf einen Scythe startet das Buch, wodurch man sogleich Rowans Beweggründe kennenlernt.
Am Ende des ersten Kapitels und auch aller weiteren finden sich immer Einschübe, die die Gedanken des Thunderhead abbilden. Dieser ist die künstliche Intelligenz die die Menschen führt und die perfekte Welt der Unsterblichen überhaupt erst ermöglicht. Diese Welt ist im übrigen wieder sehr toll geschildert, sodass man auch nach einer etwas längeren Pause zwischen Teil eins und zwei sofort wieder hineinfindet. Durch die Einschübe lernt man in Teil zwei auch den Thunderhead besser kennen und bekommt durch ihn Einblicke und Informationen, die sonst keiner hat. Dies wirft auf die Entwicklungen innerhalb des Scythetums noch einmal ein ganz anderes Licht.
In Kapitel vier treffen wir das erste Mal auf Citra, die nun Scythe Anastasia genannt wird. Wir lernen ihre Art der Nachlese kennen und hier festigt sich das Bild, das man schon aus Teil eins von ihr hatte: sie nimmt ihre Aufgabe unglaublich ernst und geht dabei sehr gütig und mitfühlend vor.
Auch die ehrenwerte Scythe Curie spielt als Mentorin und ehemalige Ausbilderin von Citra wieder eine entscheidende Rolle. So lebt Citra zum Beispiel bei ihr und die beiden sind viel zusammen unterwegs, bis hin zu gelegentlichen gemeinsamen Nachlesen.
Als sie auf dem Rückweg zu ihrem Zuhause sind, vereitelt ein Mensch namens Greyson, in letzter Sekunde einen Anschlag auf die beiden, wodurch die Geschehnise langsam aber stetig ins Rollen kommen. Sofort ist der "Scythemörder" Luzifer in Verdacht, doch Citra weiß, dass Rowan ihr niemals etwas antun würde.
Lange laufen viele Stränge parallel, bei denen klar ist, dass sie zusammenhängen, man weiß aber einfach noch nicht wie.
Da wäre zum einen der eben erwähnte Greyson, der im ganzen Buch immer wieder eine entscheidene Rolle spielt. Doch was hat ein einfacher Mensch mit dem Scythetum und den dortigen Entwicklungen zu tun?
Welche Rolle spielt Rowans alter Freund Tyger, der auf einmal einen gutbezahlten Auftrag als Partyboy in Mexico erhält, der zu gut klingt um wahr zu sein?
Und dann natürlich die alles entscheidene Frage, wer es auf die Scythe Anastasia und Curie abgesehen hat und wie dies alles mit der neuen Ordnung (diejenigen Scythe die Spaß an der Nachlese haben und die Regeln ändern wollen) zu tun hat.
All diese Fragen werden Stück für Stück beantwortet und dabei schüttelt Shusterman eine Überraschung nach der anderen aus dem Ärmel.
Niemals hätte ich mit solchen Entwicklungen gerechnet und der Schluss topt einfach alles. Als ich das Buch zugeklappt hatte, konnte ich es einfach nicht glauben und musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen.
Die ganze Handlung scheint auf einen Höhepunkt zuzuarbeiten und erreicht diesen auch, nur um ihn danach direkt noch einmal zu übertrumpfen. Durch den Schluss ist für Teil drei wieder alles offen und die Story kann in jede erdenkliche Richtung gehen.
Ich bin einfach nur begeistert davon, wie der Autor mit dem Leser spielt. Man kann absolut nichts vorausahnen und wird immer wieder überrascht. Dadurch ist die Spannung durchweg extrem hoch, obwohl handlungstechnisch gar nicht so viel passiert und alles eher einen erzählerischen Charakter hat.
Laut Verlag erscheint der letzte Teil in diesem Frühjahr und ich kann es schon jetzt kaum abwarten. Ich MUSS einfach wissen wie alles ausgeht und ob Citra am Ende den Kampf gegen das Ungerechte gewinnt.
Ganz klare Leseempfehlung, selbst für Nicht-Fantasy-Fans! Da die Bücher aufeinander aufbauen, empfiehlt es sich natürlich sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen.