Hat mich, trotz einiger Mängel, gut unterhalten
Mit Zorn sie zu strafenIn der Silvesternacht wird eine Familie überfallen und fast komplett ausgelöscht, der kleine Bradley ist verschwunden. Max Wolfe und seine Kollegen suchen fieberhaft nach dem Mörder. Was hat er mit Bradley ...
In der Silvesternacht wird eine Familie überfallen und fast komplett ausgelöscht, der kleine Bradley ist verschwunden. Max Wolfe und seine Kollegen suchen fieberhaft nach dem Mörder. Was hat er mit Bradley gemacht? Lebt der Junge noch? Und wo liegt das Motiv?
„Mit Zorn sie zu strafen“ ist bereits der zweite Kriminalroman, den Tony Parsons rund um seinen Ermittler Max Wolfe geschrieben hat. Max ist ein sehr sympathischer Mann, allein erziehend, seine kleine Tochter ist bezaubernd und hat mein Herz im Nu erobert. Max ist auch als Ermittler recht feinfühlig und denkt weiter als manch anderer. Leider ist er auch, und nicht nur er, sehr leichtsinnig. Allein in diesem Band begeben sich er und seine Kollegen mehrmals in absehbare Gefahr, als Leser kann man da nur den Kopf schütteln und an der Kompetenz und Intelligenz der Ermittler zweifeln. Diese Szenen wirken wenig authentisch und ziemlich aufgesetzt. Und nicht nur da kommt man ins Zweifeln, auch wie ermittelt wird, wie schnell Urteile gefällt werden und wie wenig die Ermittler aus Rückschlägen lernen, lässt einen etwas fassungslos zurück. All das wären für mich normalerweise Gründe, den Roman nicht zu mögen – wäre da nicht die Tatsache, dass er mich sehr gut unterhalten hat.
Es kommt selten vor, dass ein Roman mich so zwiegespalten zurücklässt. Diesen hier habe ich, trotz der o. g. Kritik ausgesprochen gerne gelesen, bin nur so durch ihn hindurch geflogen, fand ihn spannend und hatte Spaß daran, zu spekulieren. Max mag ich sehr, seine Tochter noch lieber und ich habe große Lust bekommen, den Vorgängerroman zu lesen und auch über weitere Bände würde ich mich freuen. Man kann den Roman übrigens auch sehr gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.
Erzählt wird größtenteils in Ich-Form aus Max Perspektive, dadurch ist man als Leser nahe dabei, erfährt aber auch nur, was Max erfährt. Der Roman liest sich sehr flüssig und entwickelt sich schnell zum Pageturner. Manche Szenen gehen, auch wegen ihrer Thematik, unter die Haut, allerdings wirken sie nicht über den Roman hinaus nach, dafür wäre mehr Tiefgang erforderlich gewesen, Tony Parsons setzt aber eher auf Action und Dramatik.
Wie bereits erwähnt, hat mich der Roman sehr gut unterhalten, über die genannte Kritik kann ich (ausnahmsweise) erstaunlich gut hinweg sehen. Eine Empfehlung fällt mir allerdings schwer, ich denke jedoch, wer vor allem auf Spannung setzt und über mangelnde Authentizität und fehlenden Tiefgang hinwegsehen kann, wird an dem Roman Freude haben.