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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2016

Winterblüte – Ein Winter-Highlight zum Schmökern, Träumen, Wünschen!

Winterblüte
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Corina Bomann ist ja mittlerweile vielen Leserinnen schon ein Begriff, wenn es um gefühlvolle Geschichten geht, die zum Schmökern und Davonträumen einladen. Und auch diesmal hat sie es wieder geschafft ...

Corina Bomann ist ja mittlerweile vielen Leserinnen schon ein Begriff, wenn es um gefühlvolle Geschichten geht, die zum Schmökern und Davonträumen einladen. Und auch diesmal hat sie es wieder geschafft – ich war begeistert von diesem wunderschönen Buch. Bevor ich allerdings darauf näher eingehe, muss ich ein Kompliment an die Gestalter des Werkes loswerden: das Cover ist einfach toll! Das Titelbild an sich gefällt mir schon gut und ist mit den zarten Blüten nicht überfrachtet. Aber ein Highlight für sich sind die kleinen Blätter im Hintergrund, denn sie sind mit einem Goldaufdruck versehen und glitzern wie Schnee in der Sonne. Das passt wunderbar zur kalten Jahreszeit bzw. zur Vorweihnachtszeit, in der das Buch spielt.

Nun aber zur Geschichte selbst: Corina Bomann hat rund um den (hauptsächlich in Süddeutschland bekannten) Brauch des „Barbara-Zweiges“ eine historische Erzählung gewebt, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Nach der Tradition wird am 4. Dezember ein Zweig von einem Obstbaum geschnitten und ins Wasser gestellt. Blüht der Zweig zu Weihnachten, geht im folgenden Jahr ein Herzenswunsch in Erfüllung…

Es geht um zwei junge Frauen – die eine (Johanna) wird von ihrer Mutter zu einer Vernunftehe gedrängt, obwohl sie sich schon einen Bräutigam erwählt hat – dummerweise sind die Familien des jungen Paares seit Generationen verfeindet. Das andere Mädchen wird halb erfroren, mittellos, ohne Erinnerungsvermögen und mit einem Zweig in der Hand von Johannas Bruder Christian am Ostseestrand gefunden. Während er sich in die Unbekannte verliebt, versucht die Mutter der Geschwister alles, um sie möglichst schnell loszuwerden…

Hier sind also mehrere Handlungsstränge zum Porträt einer gutsituierten Familie zur Zeit der Jahrhundertwende in einem Seebad an der Ostseeküste verwoben. Dennoch ist die Geschichte gut strukturiert und alle losen Fäden werden am Ende wieder aufgenommen und die Story zu einem runden Ende geführt.

Johanna und „Barbara“ sind sympathische junge Frauen voller Lebensmut, die ihr Leben in die Hand nehmen wollen, obwohl die Umstände nicht günstig sind. Ich habe sie auf ihrem Weg ins Glück (da verrate ich wohl nicht zu viel) gern begleitet. Das Buch hat alles was ein guter Schmöker braucht: Heiligendamm und die Ostsee als stimmungsvolle Kulisse, liebenswerte Heldinnen, eine mitreißende Geschichte und durch die Barbara-Zweige die stete Hoffnung, dass am Ende alles gut werden wird…

Ein Buch, das hoffentlich auf vielen Weihnachts-Wunschzetteln stehen wird!

Veröffentlicht am 29.09.2016

Mit dem Doc über die Weltmeere – ein amüsantes Vergnügen

Doc Holiday
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Ich hatte von diesem kleinen Büchlein eigentlich gar nicht viel erwartet. Eine Aneinanderreihung von Reisezielen, medizinischen Anekdoten – im besten Fall nicht ganz knochentrocken erzählt, so stellte ...

Ich hatte von diesem kleinen Büchlein eigentlich gar nicht viel erwartet. Eine Aneinanderreihung von Reisezielen, medizinischen Anekdoten – im besten Fall nicht ganz knochentrocken erzählt, so stellte ich mir „Doc Holiday“ vor. Dass ich aber so viel schmunzeln würde und mich quasi mit dem Doc verbrüdere, um die kleinen Eigenheiten typischer Kreuzfahrtfpassagiere mit einem Augenzwinkern zu betrachten, hätte ich nicht erwartet. Kurzum: das Buch hat mich positiv überrascht. Ich bin nicht nur drüber geblieben, ich habe es fast in einem Rutsch gelesen. Weil es so kurzweilig war, so amüsant, so viel besser als erwartet.

Der Bericht des Doc ist sowohl für Landratten als auch für Seebären geeignet, für erfahrene Kreuzfahrer, aber auch für solche, die es noch werden wollen. Und wem schon der Gedanke an schwankenden Boden unter den Füßen Unwohlsein bereitet, der sollte das Buch auch lesen – und wenn es nur ist, um bei der ein oder anderen Geschichte feixend sagen zu können: „Ich habs ja immer gewusst – früher oder später speien sie alle…“

Ich bin mir nicht sicher ob Doc Wittmann ein kleines Ghostwriter-Helferlein hatte (es ist zumindest in dieser Richtung nichts verlautbart in Klappentext oder Danksagung), aber wenn er das Buch tatsächlich allein geschrieben hat, ist ein Autor an ihm verloren gegangen. Viele Sätze beschreiben einerseits vergnüglich, andererseits aber sehr treffend die Stimmung auf den „großen Pötten“. Und auch wenn der eine oder andere Zwischenfall nicht nur erheiternd ist, sondern durchaus ernst und lebensgefährlich, so bleibt das Buch doch erstaunlich positiv im Grundton und man behält es als eher heitere Lektüre im Gedächtnis.

Also: unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 20.09.2016

Traum oder Alptraum, Paradies oder Hölle?

Das Haus, das in den Wellen verschwand
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Dieses Buch hat mich richtig mitgerissen. Während meines Urlaub habe ich fieberhaft Seiten umgeblättert, Zeilen in mich aufgesogen und Fingernägel gekaut. Denn Lucy Clarke beschreibt den Traum, der sich ...

Dieses Buch hat mich richtig mitgerissen. Während meines Urlaub habe ich fieberhaft Seiten umgeblättert, Zeilen in mich aufgesogen und Fingernägel gekaut. Denn Lucy Clarke beschreibt den Traum, der sich zum Alptraum entwickelt so gut und packend, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.

Am Anfang ist es noch beschaulich. Lana und Kitty sind beste Freundinnen, die sich eine Auszeit auf den Philippinen genommen haben. Dort treffen sie auf die Crew der Segelyacht „Blue“ – junge Aussteiger, die ihnen ein traumhaftes Leben an Bord zeigen. Lana und Kitty stürzen sich in das Abenteuer Meer und heuern auf der Yacht an. Doch was als Paradies auf Erden beginnt, entwickelt sich bei der Überfahrt nach Palau zur Hölle…

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Das „Jetzt“, als Lana in Neuseeland vom Untergang der „Blue“ erfährt und im Seenotrettungszentrum bangt, ob die Crew gerettet werden kann. Und das „Damals“, das die Ereignisse der Überfahrt nach Palau beleuchtet. Diese Überfahrt war dafür verantwortlich, dass Lana die „Blue“ verließ und sich mit Kitty überwarf. In kleinen Abschnitten erfährt der Leser, welche Ereignisse dafür gesorgt haben und welche Geheimnisse die Crew-Mitglieder voreinander verbargen.

Für mich der beste Roman von Lucy Clarke, obwohl ich auch schon von „Die Landkarte der Liebe“ begeistert war. Hier setzt sie in Sachen Dramatik noch einmal ordentlich einen drauf, und die Geschichte um die jungen Segler lässt einen auch nach der Lektüre nicht los.

Fazit: Dramatisch, spannend - atemberaubend!

Veröffentlicht am 20.09.2016

Kompaktes Reisewissen im handlichen Format

MARCO POLO Reiseführer Rügen, Hiddensee, Stralsund
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Die bekannten MarcoPolo-Reiseführer haben mich schon oft in den Urlaub begleitet – diesmal war es der Rügen-Reiseführer, der mich über die schöne Ostseeinsel gelotst hat. Ausgestattet mit einer herausnehmbaren ...


Die bekannten MarcoPolo-Reiseführer haben mich schon oft in den Urlaub begleitet – diesmal war es der Rügen-Reiseführer, der mich über die schöne Ostseeinsel gelotst hat. Ausgestattet mit einer herausnehmbaren Karte der Insel und vielen kompakten Infos zu den Sehenswürdigkeiten half mir das Büchlein beim Entdecken meines Reiseziels.

Eins vorweg: die eine Woche Rügen-Urlaub war viel zu kurz, um alles zu sehen, was sehenswert gewesen wäre. Da muss es wohl irgendwann noch einmal dorthin gehen… Aber schon wenn man das Buch aufschlägt, merkt man, wieviel Rügen zu bieten hat. Um einen Überblick zu gewinnen, ist der MarcoPolo ideal. Er gibt geteilt nach den Regionen der Insel Vorschläge für Sehenswertes, Gastronomie und Übernachtung. Daneben gibt es allgemeine Infos über Flora, Fauna, Geschichte, Land und Leute. Separate Kapitel stellen sportliche Herausforderungen und den Urlaub mit Kindern in den Mittelpunkt – hier wird also sowohl an aktive Individualisten als auch an Familien gedacht.

Die Zusammenstellung der „Erlebnistouren“ – mehrtägige Routenvorschläge für verschiedene Reisegeschmäcker – waren interessant und wir haben uns davon auszugsweise inspirieren lassen. Die Touren insgesamt so zu gestalten wäre mir persönlich aber zu anstrengend gewesen, da sie doch recht straff hintereinander viele Highlights beinhalten und so wenig Zeit bleibt um die Umgebung wirklich in Ruhe zu genießen.

Abgerundet wird das kleine, aber feine Büchlein durch einen Reiseatlas, eine Überblickskarte und (auszugsweise) kleine Innenstadtpläne, z. B. von Stralsund und Binz. Wer allerdings viel mit dem Fahrrad unterwegs sein möchte, dem wird das Kartenmaterial sicherlich nicht ausreichen – hier sollte auf jeden Fall eine zusätzliche Fahrradkarte der Insel gekauft werden.

Insgesamt ist der Reiseführer ein handlicher Begleiter im Rügen-Urlaub, der kompakte Überblicksinformationen zu den beliebtesten Reisezielen der Insel bietet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unaufgeregter, hochinteressanter Roman über zwei Frauen, die ihrer Zeit weit voraus waren

Zwei bemerkenswerte Frauen
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Gerade bin ich mit dem Lesen des Buches fertig geworden und am liebsten würde ich sofort einen Flug nach England buchen und dann in Lyme Regis auf Fossiliensuche gehen! Das Buch hat mich wirklich für dieses ...

Gerade bin ich mit dem Lesen des Buches fertig geworden und am liebsten würde ich sofort einen Flug nach England buchen und dann in Lyme Regis auf Fossiliensuche gehen! Das Buch hat mich wirklich für dieses „verknöcherte“ Thema erwärmt und ich fand es total interessant, über die Anfänge der Paläontologie zu lesen, ohne mich dabei belehrt zu fühlen.

Eingebettet in einen herrlich unaufgeregten historischen Roman begleitet man die junge Mary Anning aus armen Verhältnissen und die 20 Jahre ältere Elizabeth Philpot aus besseren Londoner Kreisen durch ihre Lebensgeschichten, die eng miteinander verknüpft sind, aber in denen ihre Freundschaft immer wieder auf die Probe gestellt wird. Die Frauen verbindet die Liebe zu Fossilien. Bei der gut gebildeten Elizabeth standen von Anfang an wissenschaftliche Motive im Vordergrund. Mary liebt einfach ihre „Kuris“ (Kuriositäten), die allerdings Mittel zum Zweck waren, weil sie ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf der versteinerten Schmuckstücke an Sommergäste verdienen musste. Zudem sind beide Außenseiterinnen, die von den Einwohnern der Kleinstadt Lyme Regis misstrauisch beäugt werden.

In dem Roman spiegelt sich zudem das Frauenbild des frühen 19. Jahrhunderts – so durfte Elizabeth trotz ihrer gesellschaftlichen Stellung zum Beispiel kaum den Fuß über die Schwelle der Londoner „Geologischen Gesellschaft“, einer Vereinigung von Wissenschaftlern, setzen. Mary Anning wurde erst spät die Ehre zuteil, dass sie als Finderin der in Museen ausgestellten Saurierskelette tatsächlich öffentlich genannt wurde.

Etwas schwierig fand ich beim Lesen, dass Mary und Elizabeth jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen, aber die Kapitelüberschriften nicht kennzeichnen, wer gerade spricht. Das hat man mitunter erst nach 1-2 Seiten durch die Zusammenhänge mitbekommen.

Der Roman scheint aber exzellent recherchiert zu sein und besonders hervorzuheben ist auch, dass es mal kein typisch opulent erzählter Historienschmöker ist, sondern einfach eine dahinfließende Geschichte, in der die Sache (die Fossilien) absolut im Vordergrund stehen. Da trägt Elizabeth einfach ein Kleid und kein „Ensemble aus feinstem Stoff, der in Wogen an ihr hinunterfiel und von einem schimmernden Seidenband in der Taille gehalten wurde“. Auf solche Dinge kommt es hier nicht an und Tracy Chevalier spart zu Recht an dieser Art von Ausschmückungen.

Wer sich ernsthaft für die Lebensgeschichten dieser außergewöhnlichen Damen und ihren schweren Weg in die Kreise angesehener (männlicher) Wissenschaftler interessiert, der kommt an diesem Buch nicht vorbei. Und es lohnt sich wirklich!