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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2019

Stark gekürzte Märchen für die Kleinsten

Meine schönsten 5-Minuten-Geschichten
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Das großformatige Buch ist recht schwer. Auf 192 Seitens finden sich 31 Märchen, die stark gekürzt und „entschärft“ von diversen Autoren und Autorinnen nacherzählt wurden, damit die Kleinsten sich nicht ...

Das großformatige Buch ist recht schwer. Auf 192 Seitens finden sich 31 Märchen, die stark gekürzt und „entschärft“ von diversen Autoren und Autorinnen nacherzählt wurden, damit die Kleinsten sich nicht so extrem fürchten. Bei Rotkäppchen beispielsweise wird dem Wolf nicht der Bauch aufgeschlitzt, damit Rotkäppchen und die Großmutter heraus können und anschließend der Bauch mit Wackersteinen gefüllt und zugenäht, sodass der Wolf Durst bekommt und in den Brunnen fällt, sondern er wird geschüttelt, bis er beide ausspuckt und anschließend schlicht und ergreifend weggejagt. So ist es auch in anderen Märchen – die heftigen Szenen sind deutlich gemildert und dennoch siegt das Gute.

Zu allen Geschichten gibt es großformatige Zeichnungen und Illustrationen von diversen Künstlern, die im Inhaltsverzeichnis aufgeführt werden, die kindgerecht gehalten sind. So gibt es zum Vorgelesenen visuelle Unterstützung und viel zu entdecken und zu besprechen. Die Schrift ist groß gehalten. So können die Geschichten auch ohne Lesebrille vorgelesen werden und Erstleser sich ebenfalls daran wagen.

Es finden sich hier nicht nur die bekanntesten Deutschen Märchen, sondern auch eine Variante von Jack und die Bohnenranke (englisches Märchen) oder „Der Zauberlehrling“ (Ballade von Goethe). Das ergibt insgesamt eine sehr schöne Mischung. Für mich als Erwachsene, die die langen Versionen kennt, sind manche Geschichten etwas zu stark verändert, doch für die eigentliche Zielgruppe finde ich sie gelungen gemacht. Von mir gibt es daher vier Sterne.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Vom Streiten und Versöhnen

Drei Frauen am See
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Marie, Alexandra, Friederike und Jule waren seit ihrer Kindheit die besten Freundinnen. Als sie erwachsen werden, schließen sie einen Pakt: Ganz egal, wohin das Leben sie spült, an Pfingsten treffen sie ...

Marie, Alexandra, Friederike und Jule waren seit ihrer Kindheit die besten Freundinnen. Als sie erwachsen werden, schließen sie einen Pakt: Ganz egal, wohin das Leben sie spült, an Pfingsten treffen sie sich im Haus am See! Dieses Versprechen hält genau so lange, bis die Vier im Streit auseinandergehen. Zehn Jahre schweigen sie – bis drei der Vier sich überraschend beim Notar treffen. Marie ist gestorben und hat den Freundinnen das Haus am See vererbt. Doch es gibt eine Bedingung …

Das Genre ist nicht unbedingt meins, aber hin und wieder mache ich gern einen Ausflug dahin. Von Dora Heldt kannte ich bisher noch kein Buch oder Hörbuch. Ich habe mich ganz vorbehaltslos auf die Geschichte eingelassen. Stellenweise finde ich sie recht vorhersehbar, dennoch bin ich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich finde, die Autorin hat sehr schön herausgearbeitet, dass Freundinnen gern unterschiedlich sein dürfen, jeder einen ganz eigenen Charakter hat und gern mal ein Streit etwas zerstört, das man besser bewahren sollte.

Die vier Frauen werden sehr schön gezeichnet. Jede hat ihre eigene Geschichte, die man im Laufe der Zeit erfährt. Worum es im Streit ging, erfährt man sehr spät – und dann ist es für meinen Geschmack tatsächlich ein lächerlicher Grund, sich komplett zu zerstreiten und dann gleich alle Vier. Doch kann ich akzeptieren, dass die Vier eben anders dachten und handelten, als ich es tat – denn sicher habe ich das eine oder andere Mal gar nicht so anders gehandelt. Genau darum geht es: „Drei Frauen am See“ bringt den Leser oder Hörer dazu, auf sich selbst zu sehen und zu überlegen, wo und wann man selbst ähnlich „dumm“ gehandelt hat.

Das Zuhören ist sehr kurzweilig, obwohl Anneke Kim Sarnau für meinen Geschmack so spricht, als würde sie einem Kind ein Märchen vorlesen. Die Betonung ist schön, aber für einen Roman für mich fremd und unpassend. Insgesamt aber habe ich ihr gern zugehört, da ihre Stimme sehr angenehm ist.

Dora Heldt zeigt einfühlsam und mit einer großartigen Geschichte, dass es immer gut ist, eine Sache auch mal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten und die eigenen Überlegungen und Rückschlüsse zu Ereignissen nicht als Fakten und unumstößlich zu sehen.

Ich hatte sehr schöne Hörstunden – insgesamt mehr als siebeneinhalb. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Bang. Bang. Kein Meisterwerk, aber echt gut zu lesen.

Parceval - Seine Jagd beginnt
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Ralf Parceval hat fünfzehn Menschen getötet und sitzt deshalb hinter Gittern. Seine Mission hat er dennoch nicht erfüllt, deshalb fühlt er sich als Versager. Denn Parceval war einer der besten Bundespolizisten ...

Ralf Parceval hat fünfzehn Menschen getötet und sitzt deshalb hinter Gittern. Seine Mission hat er dennoch nicht erfüllt, deshalb fühlt er sich als Versager. Denn Parceval war einer der besten Bundespolizisten und seine Schwester und seine Nichte wurden verschleppt. Als ein ehemaliger Kollege ihn für die Lösung eines Falles für kurze Zeit aus dem Gefängnis holt, wittert er seine Chance – und nutzt sie …

Dieser Thriller macht echt Spaß. Er liest sich flüssig und ist immer interessant, spannend und sogar mit einer guten Portion schwarzem Humor gespickt. Mir persönlich sind manche Details zu stark beschrieben, doch für andere wird genau das passen.

Die Idee des Plots ist gelungen. Ein bisschen Francis Ackerman, ein bisschen Jack Bauer, ein Alleinkämpfer und ganz viel sympathischer Antiheld. Eine Mischung, die sich schön vom Einheitsbrei abhebt, obwohl sie im Grunde genau aus diesem besteht. So eine gewisse Vorstellung, wer sich hinter dem Pseudonym Chris Landow verbirgt, habe ich da schon. Auf alle Fälle hatte ich eine tolle Lesezeit und finde den Reihenauftakt sehr gelungen. Allerdings denke ich, wenn Parceval über mehrere Bände auf der Suche nach Birgit und Miray die Menschenhändler jagt, nutzt sich das vermutlich arg schnell ab. Bleibt also zu hoffen, dass Chris Landow noch das eine oder andere As aus dem Ärmel zaubert.

Dass der „Held“ eigentlich verachtet werden muss, man ihn aber doch richtig mag, hat mich zum ersten Mal bei Allen Smith und „Der Spezialist“ umgehauen. Statt eines sexbesessenen, alkohol- und drogenabhängigen Ermittlers eben mal ein Mörder, der „aufräumt“. Finde ich erfrischend, finde ich lesenswert, finde ich gar nicht so aus der Welt. Besonders gut dabei finde ich auch, dass – zumindest in diesem ersten Band – keine Liebesverwicklungen eingebaut wurden. Einfach ein purer Thriller – so soll das sein!

Die Sprache wurde recht gut und authentisch gewählt, ohne zu sehr ins Extreme zu gehen. Die Szenen, die eindeutig „drüber“ sind, empfand ich als bewusst so geschrieben – eben mit einem Schmunzeln, einem Augenzwinkern. Sie passen einfach gut in die Handlung und machen beim Lesen Spaß. So ist es auch mit den Sprüchen und dem schwarzen Humor. Alles wohl dosiert, an der richtigen Stelle und damit genau nach meinem Geschmack.

Durch die Rückblenden, die einen angenehm kleinen Teil der Story einnehmen, wird der Leser ins Bild gesetzt. So erklären sich die Zusammenhänge nach und nach und ein klares Bild entsteht. Der Aufbau ist meiner Meinung nach absolut gelungen.

Insgesamt überraschend gut und mir vier Sterne wert!

Veröffentlicht am 22.12.2018

Psycho lässt grüßen

Winterkalt: Thriller
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Zunächst weiß Julia Schwarz nicht, wieso sie mitten in der Nacht zu einer Eisskulptur gerufen wird. Doch dann erkennt sie den Frauenkörper in der Skulptur. Niemand hat eine Ahnung, wie dieser Eisblock ...

Zunächst weiß Julia Schwarz nicht, wieso sie mitten in der Nacht zu einer Eisskulptur gerufen wird. Doch dann erkennt sie den Frauenkörper in der Skulptur. Niemand hat eine Ahnung, wie dieser Eisblock unbemerkt an diese Stelle gelangen konnte oder wie die Frau in deren Mitte kam. Noch während sie versucht, das Eis aufzutauen, geschieht ein zweiter identischer Mord. Julia und ihr Team müssen verhindern, dass der Serientäter erneut zuschlägt …

Nachdem mir „Der Flüstermann“ der Autorin nicht so sehr zugesagt hatte und mir da einiges fehlte, bin ich von „Winterkalt“ doch sehr viel mehr angetan. Hier kann ich einen roten Faden erkennen und die Figuren auch verstehen und teils sogar mögen. Die Zusammenhänge sind klar und der Hörer hat den einen oder anderen Verdacht und ist immer wieder auf der falschen Fährte. Klug inszeniert und mit einer schönen, unerwarteten Wendung gekrönt, macht dieser Thriller schon echt Spaß. Teils ist er mir jedoch zu brutal – ich muss nicht alles so genau hören! Auf Rückblenden wird verzichtet, aber es gibt immer wieder Wechsel in der Perspektive. Das wurde gekonnt umgesetzt und verwirrt beim Hören nicht. Man weiß immer, um wen es gerade geht.

Die Wünsche und Sehnsüchte der Figuren rühren an. Umso mehr leidet man dann mit ihnen. Auch die technischen und wissenschaftlichen Details wurden gut dargestellt und blieben so sehr interessant. Das ist so erstaunlich anders, als beim „Flüstermann“, dass ich fast dachte, es handle sich um eine andere Autorin! So gefällt mir ein Thriller. Ich hoffe, in diesem Stil noch mehr von Catherine Shepherd (wieso bitte dieser alberne Künstlername?) lesen oder hören zu können.

Svenja Pages weiß ich als Sprecherin sehr zu schätzen, doch bei diesem Hörbuch gefällt mir überhaupt nicht, wie sie den männlichen Figuren tiefe Stimmen zu geben versucht. Auch schafft sie es für mich nicht auf die richtige Art und Weise den Akzent nicht-deutscher Figuren darzustellen. Das wirkte auf mich öfter einfach nur albern und teils grotesk. Schade!

Ich wurde 472 Minuten prima unterhalten, muss aber leider tatsächlich für die mich ablenkende und störende Art, wie Svenja Pages die Männer sprach (und die Kollegin von Julia Schwarz), einen Stern abziehen. Bleiben aber noch immer vier sehr gute Sterne für ein tolles Hörbuch!

Veröffentlicht am 21.12.2018

Kein Entkommen

Die Party
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Brandons Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, Gynäkologe und Geburtshelfer, konnte es nicht verhindern und ist daran fast zerbrochen. Er hat nie wieder geheiratet und seinen Sohn allein, aber mit ...

Brandons Mutter starb bei seiner Geburt. Sein Vater, Gynäkologe und Geburtshelfer, konnte es nicht verhindern und ist daran fast zerbrochen. Er hat nie wieder geheiratet und seinen Sohn allein, aber mit einer Haushälterin und deren Mann, dem Hausmeister, aufgezogen. In seiner Jugendzeit feierte Brandon eine Halloweenparty, bei der er einen besonderen „Auftritt“ hatte. Jetzt, mehr als 30 Jahre später, lädt er die zehn Freunde von damals wieder zu einer Party ein – ein Revival der damaligen Party. Nichts hat sich im Haus verändert, als sei die Zeit stehengeblieben. Doch kaum haben sich alle begrüßt, überschlagen sich die Ereignisse …

Ich liebe Bücher, die – streckenweise oder ganz – in den 1980ern spielen. In diesem Fall hier bin ich sogar im gleichen Alter wie die Figuren. Von daher kann ich vieles wohl sehr gut nachvollziehen, besonders die Anspielungen auf die Dinge, die damals nicht so gut und schön waren, wie der verklärte Blick gern zeigen möchte. Auch die Songs und Filme, die im Buch mehr oder weniger eine Rolle spielen, sind mir geläufig.

Dennoch hat mich das Buch nicht komplett abgeholt. Irgendwie hatte ich streckenweise das Gefühl, ich würde ein Manuskript lesen. Die Atmosphäre war trotz allem nicht greifbar, es gab keinen Wohlfühleffekt. Das Kopfkino wollte nicht so anspringen, wie es das üblicherweise tut. Die Umgebung und die Figuren blieben für mich etwas blass und unnahbar. Ich wurde mit keiner wirklich warm, hatte in keinem Moment eine Lieblingsfigur und vor allem hatte ich sie einfach nicht bildlich vor Augen. So habe ich zwischendurch wirklich überlegen müssen, wer nun was vorher gesagt hatte und jetzt sagt, ob da Widersprüche sind oder ich Personen verwechsle und wer mit wem wie nun auch klüngelt. Das war ein wenig anstrengend.

Die Story selbst kam auch nur zögerlich in Fahrt. Klar, es fängt gleich und super schnell mit dem ersten erstaunlichen Ereignis an, dem noch viele weitere folgen, dennoch ist das Vorankommen etwas gebremst. Insgesamt ist es eine großartig angelegte Escape-Room-Sache (nur eben in einem Haus auf einem eingezäunten Grundstück) mit guten Ideen, die aber nicht ausreichend ausgebaut, umgesetzt oder auch genutzt worden sind. Das ist sehr schade.

Dennoch liest sich das Buch flott und gut weg. Dazu ist das Ende zwar ein klein wenig hastig, aber doch mit einem kleinen Überraschungseffekt. Die Lesezeit ist keineswegs vergeudet, denn unterhaltsam ist das Buch auf alle Fälle. Nur fehlt mir eben das gewisse Etwas, um die vollen Sterne zu geben. Von mir gibt es deshalb vier Sterne.