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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2019

Nach einem starken Beginn zu viel überdrehter Humor und zu wenig Spannung.

Schwarzwaldstrand
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„Auf dem Campingplatz ist die Realität so voller Klischees, dass du denken wirst, du seist in einer Fernsehserie gelandet.“ (Riesle zu Hummel)

Schon zum zehnten Mal ermittelt das skurrile Duo Hubertus ...

„Auf dem Campingplatz ist die Realität so voller Klischees, dass du denken wirst, du seist in einer Fernsehserie gelandet.“ (Riesle zu Hummel)

Schon zum zehnten Mal ermittelt das skurrile Duo Hubertus Hummel und Klaus Riesle in „Schwarzwaldstrand“ von Alexander Rieckhoff und Stefan Ummenhofer. Dieser Schwarzwaldkrimi ist in vierter Auflage im Dezember 2015 bei Piper erschienen und umfasst 288 Seiten.
Hubertus Hummel wurde von seiner Frau gedungen, Campingurlaub in der Nähe von Venedig zu machen. Dort trifft er nicht nur halb Deutschland, sondern auch viele Schwarzwälder/innen, unter ihnen auch den Villinger Hauptkommissar Winterhalter. Als Hummel dann noch eine Frauenleiche am Strand entdeckt, geht es los mit den Ermittlungen: Der Villinger Lehrer ermittelt gemeinsam mit dem Kommissar in Italien, Riesle recherchiert währenddessen in Villingen. Schließlich macht sich auch Riesle auf den Weg gen Italien, wo die Untersuchungen zusammenlaufen.
Der Krimi beginnt gekonnt humorvoll, indem auf der einen Seite deutsche Urlauber in Italien karikiert werden, auf der anderen Seite aber auch die Italiener. Mit dem Auffinden der Leiche kommt so etwas wie Spannung in den Roman, doch leider schaffen es die beiden Autoren nicht, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Den gesamten Roman hindurch dominiert einfach der Humor, sodass Krimifans weniger auf ihre Kosten kommen werden; zumindest ging es mir beim Lesen zu. Der Humor ist zum Teil wirklich köstlich, besonders wenn Schwarzwald auf Ruhrpott trifft oder liebestolle Italiener verhohnepiepelt werden, doch driftet er gegen Ende einfach in eine Slapstickkomödie ab, wenn Riesle die Ermittlungen in Italien aufmischt. Für mich war es an dieser Stelle einfach des Guten zu viel. Auch zahlreiche Nebenschauplätz, z.B. die Liebesspielchen von Hummels Tochter, mögen zwar lustig sein, nehmen aber die Spannung.
Der Mordfall wird am Ende durchaus logisch aufgeklärt, doch geht es, nachdem die Ermittlungen während des Mittelteils eher stagnieren, einfach zu abrupt, was der Spannung ebenfalls abträglich ist.
In diesem Roman begegnet man wieder vielen bekannten Gesichtern, die jedoch so vorgestellt werden, dass auch Neueinsteiger/innen in die Reihe gut zurechtkommen sollten. Alle Charaktere haben ihre Marotten, gut gelungen ist den Autoren die Darstellung von regionalen Besonderheiten.
Der Roman ist schnell und einfach zu lesen, auch der Dialekt kommt selbstverständlich nicht zu kurz; dennoch ist alles gut verständlich. Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, erhalten die Lesenden immer wieder Einblicke in Schwarzwälder Traditionen, wenngleich die Handlung zum größten Teil in Italien verortet ist: Denn auch dort werden Heimatabende veranstaltet.
Rieckhoff und Ummenhofer präsentieren mit „Schwarzwaldstrand“ einen Roman, der über weite Strecken sehr lustig ist, zum Teil auch tiefgründigen Humor beinhaltet, dem es aber meiner Meinung nach einfach an Spannung fehlt. In Verbindung mit den teils doch derbkomischen Einlagen ist es ein Buch, das mir selbst ganz und gar nicht zusagt. Steht man auf diese Art Humor, mag das Buch gut sein, als Krimi kann ich es aber nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 24.12.2018

Ein wichtiges Thema, aus dem man mehr hätte machen können – und müssen!

Wunderwaffe Wertschätzung
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Tim Niedernoltes Sachbuch „Wunderwaffe Wertschätzung. Vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung“ ist 2018 bei adeo erschienen und umfasst 192 Seiten.
In unserer Gesellschaft weht ein rauer Wind. Ob ...

Tim Niedernoltes Sachbuch „Wunderwaffe Wertschätzung. Vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung“ ist 2018 bei adeo erschienen und umfasst 192 Seiten.
In unserer Gesellschaft weht ein rauer Wind. Ob auf der Straße, im Internet oder Beruf: Jede/r schaut zuerst auf sich selbst, sieht die Mitmenschen kaum noch oder macht sie gar nieder, die Natur wird ausgebeutet. Diesem Trend will Tim Niedernolte die Wertschätzung entgegensetzen. Dabei lässt er eine Menge anderer mehr oder weniger Prominenter zu Wort kommen und berichtet aus seinem eigenen Leben.
Das Buch kommt fröhlich und positiv daher: Auf dem Cover ein lachender Tim Niedernolte, im Inneren fallen den Leser/innen sofort die großen, bunten Fotos ins Auge. Das Glück scheint also wirklich greifbar nahe. Auf den zweiten Blick erscheinen mir die Bilder jedoch eher oberflächlich mit wenig Bezug zum Alltag. Die einzelnen Kapitel sind durch klare, harmonische Farbgebung voneinander abgetrennt, wichtige Aussagen sind farblich abgehoben und zusammengefasst.
Anhand von Gesprächen mit prominenten Zeitgenossen, z.B. Dunja Hayali, Christian Rach oder Marcell Jansen, die ich vorher nicht kannte, geht der Autor auf die Fragen ein, warum Wertschätzung so wichtig ist, wo sie uns begegnet und schließlich welche positiven Folgen eine Kultur der Wertschätzung haben kann. Hier bieten sich durchaus einige Denkanregungen, wenn z.B. erwähnt wird, dass Wertschätzung auch die Achtung vor mir selbst beinhaltet, Mühe bereitet und welche kleinen Gesten im Alltag Wertschätzung zeigen; bei den Ausführungen geht er allerdings zu sehr auf biographische Ereignisse seiner selbst und seiner Gesprächspartner/innen ein. Es fehlten mir beim Lesen einfach der Blick und der Transfer auf den Alltag und die Gesellschaft, die nur am Rande gestreift werden. Auch der Aspekt der Wertschätzung der Natur wird nur im Nebenbei erwähnt. Zwar kommt auch Niedernolte nicht drum rum, den Einfluss der Social Media zu erwähnen, doch ebenfalls hier bleibt er nur an der Oberfläche. Was wir konkret dieser Entwicklung entgegenzusetzen haben und welche Folgen diese negativen Entwicklungen auf Gesellschaft und Umwelt haben, wird mit kaum einem Wort erwähnt.
Niedernoltes Sprache und Stil sind locker flockig. Je weiter ich gelesen habe, desto mehr allerdings stieß mir der teils sehr flapsige Stil auf, wenn z.B. immer wieder von „genervt“ oder „auf die Nüsse gehen“ die Rede ist. An einigen Stellen werden die Leser/innen direkt angesprochen und somit zu Nach- und Mitdenken animiert – eine Form, die mir an sich gefällt, die aber wegen des eher oberflächlichen Inhalts leider nicht sehr zum Tragen kommt.
Ich bin mit großem Enthusiasmus an das Buch herangegangen, war von den ersten Seiten auch recht angetan, aber insgesamt hat mich das Buch doch sehr enttäuscht: Es bleibt zu sehr an der Oberfläche, die „Alltagstauglichkeit“ bleibt auf der Strecke und der Stil wird dem ernsten Thema nicht gerecht. Für jemanden, der sich ernsthaft mit der Wertschätzungskultur auseinandersetzen möchte und einen Blick auf unsere Gesellschaft(sentwicklung) werfen möchte, kann ich dieses Buch leider nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Eine an sich gute Story, aus der man viel hätte machen können. Aber leider hapert es bei der Umsetzung an zu vielen Ecken. Ich war enttäuscht.

Die Stille des Bösen
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Der Regionalkrimi „Die Stille des Bösen“ von Rosa M. Lindt ist 2018 bei Spica erschienen und umfasst 323 Seiten.
Die junge Lisa Liebich lebt in Graal-Müritz und arbeitet seit einigen Jahren bei der Polizei. ...

Der Regionalkrimi „Die Stille des Bösen“ von Rosa M. Lindt ist 2018 bei Spica erschienen und umfasst 323 Seiten.
Die junge Lisa Liebich lebt in Graal-Müritz und arbeitet seit einigen Jahren bei der Polizei. Beruflich will sie sich verändern und ein Jurastudium aufnehmen. Doch da wird ihre alte Schulfreundin Sarah tot aufgebahrt in der Rostocker Heide gefunden. Kurz entschlossen bewirbt sich Lisa um einen Praktikumsplatz bei der Rostocker Kripo, um sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Noch weiß sie nicht, dass sie sich schon längst im Visier des Verbrechers befindet. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt.
Es war sehr einfach, sich in die Geschichte hineinzufinden. Mit einem Prolog und Bemerkungen wie „Vor etwa zehn Jahren fing alles an.“ oder „Gab es einen Ausweg aus diesem Martyrium?" wird gleich zu Beginn ein Spannungsbogen aufgebaut, der den Leser zum Weiterlesen animiert. Auch die immer wiederkehrenden Tagebucheinträge eines vom Leben gepeinigten jungen Mannes seien hier als Spannungselement zu nennen.
Die Beschreibung der Stadt Graal-Müritz, ihrer Atmosphäre während eines Jahrhundertsommers und ihrer Bewohner werden dem Genre „Regionalkrimi“ durchaus gerecht.
Doch leider gelingt es der Autorin nicht, diese positiven Ansätze im Roman umzusetzen. Viele Erzählansätze bzw. Handlungsfäden, die während des Romans angerissen werden, werden am Ende nicht in die Lösung des Falls einbezogen oder fallen einfach unter den Tisch (z.B. die Bedeutung der Tattoos und Sarahs enorme Veränderung).
Der Schreibstil erinnert eher an Schüleraufsätze als an die Ausführungen einer geübten Autorin. Sätze stehen oft zusammenhangslos nebeneinander oder sind ungewollt fragmentarisch, Versuche einer abwechslungsreichen Erzählweise wirken eher verkrampft denn gekonnt. Dieses hemmt den Lesefluss doch ungemein. Hinzu kommt ein Widerspruch zwischen dem, was ausgesagt werden soll, und dem, wie es gesagt wird: Da fällt zum Beispiel das Ehepaar beim Auffinden der Leiche angeblich aus allen Wolken, beginnt aber gleichzeitig, sich scharfsinnig Gedanken zum Tathergang zu machen.
Die Zahl der Charaktere ist übersichtlich, jedoch sind durchweg alle Beteiligten sehr naiv. Der gewollte Wandel am Ende der Story ist eher unglaubwürdig.
Selbst die Zusage der Autorin, dass das Buch grammatikalisch und orthographisch überarbeitet werden wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Krimi nicht das hält, was die Story an sich verspricht. Mir hat das Lesen jedenfalls nicht das erhoffte Vergnügen bereitet.