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Veröffentlicht am 02.02.2019

Hier ist noch Luft nach oben

Vom Glück und den Tagen dazwischen
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Die 38- jährige Grundschullehrerin Emmi hat es satt und gibt auf. Nach unzähligen Verabredungen und einigen kaputten Beziehungen beschließt sie, die Suche nach dem Traummann aufzugeben und das Leben auf ...

Die 38- jährige Grundschullehrerin Emmi hat es satt und gibt auf. Nach unzähligen Verabredungen und einigen kaputten Beziehungen beschließt sie, die Suche nach dem Traummann aufzugeben und das Leben auf sich zukommen zu lassen. Doch schnell gerät ihr Entschluss ins Wanken, als sie von der Hochzeit ihres Ex erfährt. Sie mogelt sich ohne Einladung unter die Gäste, und richtet einiges Chaos an. Bei dem ganzen Durcheinander gilt nur ein, den Rückzug antreten und sich möglichst aus dem Staub zu machen. Da ihre Hausnachbarinnen Lore, Marlies, Paula und Jutta ebenfalls so einige Probleme mit Männern haben, beschließen sie zu fünft eine Reise in die Normandie zu unternehmen. Die Reise der 5 völlig unterschiedlichen Frauen wird zu einem ungeahnten Abenteuer…
Frida Matthes hat mit ihrem Buch „Vom Glück und den Tagen dazwischen“ einen recht unterhaltsamen Frauenroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig und lässt den Leser gemächlich in die Geschichte springen, um dort so einiges zu erleben. Zu Beginn erlebt man ein wahres Chaos, denn viele Dinge passieren fast gleichzeitig, da heißt es den Überblick zu behalten, auch bei den unterschiedlichen Protagonisten. Erst langsam bekommt der Leser den Durchblick, wer mit wem und was passiert ist. Die Autorin bedient sich alltäglicher Situationen, die ein jeder von uns schon einmal erlebt hat und deshalb auch so normal und realitätsgetreu empfunden werden. Eine gewisse Situationskomik war auch vorhanden, so dass sich ein Lächeln ins Gesicht verirrte. Aber dann häufen sich die Streitgespräche immer mehr und lassen die Geschichte ab einem gewissen Punkt langweilig werden, es fehlt ihr einfach der gewisse Kick und auch das Gefühl kam in der Handlung einfach viel zu kurz. Die Autorin lässt ihre Protagonistinnen in eine der schönsten Gegenden Frankreichs reisen, um dann leider auch noch die wunderbare Landschaft völlig außer Acht zu lassen und diese dem Leser nicht zu vermitteln, was einen weiteren Punktabzug bedeutet.
Die Charaktere sind auch eher schablonenmäßig gestaltet, so dass sie sich nicht besonders herausheben oder dem Leser im Gedächtnis haften bleiben. Es fehlt ihnen an Gefühl und Empathie, vor allem aber an Menschlichkeit. Während man über sie liest, bleiben sie doch Fremde. Alle erdenklichen Frauentypen geben sich hier ein Stelldichein: Emmi ist die Selbstbewusste, Lore die zurückhaltende trauernde Witwe, Jutta die Flippige, Marlies die Biedere und Paula die Naive. Da wäre einiges an Potential für humorige Dialoge gewesen, doch die Chance wurde leider vertan. Auch wirken alle Frauen wie ein Prototyp und sämtliche Klischees werden bedient, was einen nur den Kopf schütteln lässt. Etwas mehr Emotion und Realitätssinn hätte hier gut getan.
„Vom Glück und den Tagen dazwischen“ ist auf den ersten Blick ein Frauenroman mit Charme, auf den zweiten Blick leider nur eine mittelmäßige Geschichte, die mehr verspricht, als sie am Ende halten kann.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Gut als Lückenfüller

Wenn Liebe Wunden heilt
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Brooke Adams ist PR-Beraterin in der Musikbranche in New York – gewesen, denn sie hat sich einen ziemlichen Schnitzer erlaubt und damit ins berufliche Aus manövriert. Mit allen Mittel will Brooke wieder ...

Brooke Adams ist PR-Beraterin in der Musikbranche in New York – gewesen, denn sie hat sich einen ziemlichen Schnitzer erlaubt und damit ins berufliche Aus manövriert. Mit allen Mittel will Brooke wieder in ihrem Beruf Fuß fassen und Flynn Keller zum Star machen, einen unbekannten Musiker, den sie auf einem Internetvideo gesehen hat und der nach ihrer Meinung jede Menge Potential hat. Doch Flynn, der sich in Alaska mit seinem Leben recht wohl fühlt, ist nicht gerade erpicht darauf, berühmt zu werden. Brooke kann ihr Glück kaum fassen, als Flynn den Plattenvertrag dann doch noch unterzeichnet, wenn sie auch seine Beweggründe nicht kennt. Vielleicht liegt es daran, dass die Anziehung zwischen ihr und Flynn nicht zu leugnen ist. Aber Brooke will sich nicht noch einen Schnitzer leisten und wieder alles verlieren…
Emily Bold hat mit ihrem Buch „Wenn Liebe Wunden heilt“ einen unterhaltsamen und berührenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön locker und flüssig, so dass man als Leser ganz schnell mitten in der Handlung ist und hautnah an den Gefühlen und Gedanken der Protagonisten teilhaben kann. Zudem gewährt die Autorin einen guten Einblick hinter die Fassade des Musikbusiness, das für viele eine große Faszination ausübt, wobei es hier um einen knallharten Geschäftszweig geht, in dem man heute Top und morgen Flop sein kann. Ebenso geht es um Krankheit, Verlässlichkeit und den Zusammenhalt der Familie, gefühlvoll aufbereitet und an den Leser transportiert.
Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt und geben dem Leser die Möglichkeit, seine Sympathien gerecht zu verteilen. Brooke ist eine toughe Geschäftsfrau, wirkt oftmals völlig berechnend und wie auf einem Egotrip. Sie denkt nur an ihre Karriere und zieht das gewissenlos durch ohne darüber nachzudenken, ob sie jemanden dabei verletzt. Leider macht sie das nicht gerade sympathisch und lässt dem Leser keine Chance, sie zu mögen. Flynn dagegen ist nahezu ein Herzensbrecher. Er ist fürsorglich, offen und ehrlich, hilfsbereit und steht jederzeit für die ein, die er von Herzen liebt. Da fragt man sich als Leser mehrmals, warum ausgerechnet zwischen Flynn und Brooke die Funken fliegen, denn für Flynn wünscht man sich ebenfalls jemanden, der vom Typ her gut zu ihm passt. Diese Diskrepanz und die unsympathische Brooke führen eindeutig zu Punktverlust. Das können leider auch die liebenswerten Nebendarsteller nicht mehr rausreißen.
„Wenn Liebe Wunden heilt“ ist ein kurzweiliger Liebesroman, der sich gut zwischendurch lesen lässt und für eine entspannte Auszeit sorgt.

Veröffentlicht am 13.01.2019

Machtkampf zwischen Staufen und Welfen

Die verborgenen Schwestern
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1206 Köln. Nach dem Tod von Pflegemutter Relindis reist die junge Heilerin Maria nach Köln, wo sie den letzten Wunsch von Reilindis erfüllen möchte. Sie soll in einem Kölner Kloster einer geheimen Schwesternschaft ...

1206 Köln. Nach dem Tod von Pflegemutter Relindis reist die junge Heilerin Maria nach Köln, wo sie den letzten Wunsch von Reilindis erfüllen möchte. Sie soll in einem Kölner Kloster einer geheimen Schwesternschaft beitreten, doch als Maria dort eintrifft, stellt sich heraus, dass es das Kloster an sich nicht mehr gibt und die letzten verbliebenen Schwestern sie nicht aufnehmen wollen. Über eine zufällige Begegnung findet Maria eine Anstellung als Magd in einem wohlbetuchten Haushalt. Ihre Tätigkeit als Heilerin möchte Maria allerdings nicht aufgeben und zieht immer wieder vor die Tore von Köln, um dort nach Kräutern zu suchen. Bei einem ihrer Ausflüge trifft sie auf zwei Männer, die sie mit in die politischen Wirren um den Thronstreit zwischen Philipp und Otto hineinziehen und die von Maria eine Entscheidung für ihre Zukunft fordern…
Marion Johanning hat mit ihrem Buch „Die verborgenen Schwestern“ die Fortsetzung zu ihrem historischen Roman „Der fremde Reiter“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich und bildgewaltig, der Leser wird schnell in die Geschichte hineingezogen und darf sich an Marias Seite positionieren, um mit ihr eine aufregende Zeit erleben während einer politisch unruhigen Phase im Mittelalter. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sorgfältig recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser während der Lektüre einiges über den Konflikt zwischen den Staufen und den Welfen sowie den Kampf um den Thron. Durch die detaillierten Beschreibungen der Örtlichkeiten sowie der damaligen Lebensumstände kann der Leser sich wunderbar in die vergangene Zeit träumen und vor dem inneren Auge die historische Kulisse sowie den Alltag der Menschen damals miterleben. Aufgrund von geschickt platzierten Wendungen gelingt es der Autorin, die Spannung immer weiter zu steigern und den Leser so bei der Stange zu halten.
Die Charaktere sind gemäß ihrer Rolle ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Maria ist eine junge Frau, die mit Hilfsbereitschaft und einer Stärke gesegnet ist, die nur imponieren kann. Sie gibt nicht auf und eckt damit vielleicht auch an, aber sie vertritt ihre Überzeugungen und steht dafür gerade. Allerdings wirkt sie aufgrund ihres Alters auch oftmals etwas naiv und steigert sich in Dinge hinein, die aussichtslos sind. Doch ist es das Privileg der Jugend, das Unmögliche zu erhoffen und vielleicht auch zu erreichen. Die übrigen Protagonisten wie Philipp und Heinrich spielen eine recht große Rolle in Marias Leben, dafür sind sie leider etwas zu schwach skizziert, um ausdrucksstark zu wirken. Das führt zu einer gewissen Distanz dem Leser gegenüber.
„Die verborgenen Schwestern“ ist ein solider historischer Roman, der allerdings dem Vorgängerband in Spannung und Unterhaltungswert um einiges nachsteht. Trotzdem verdient das Buch eine Leseempfehlung für kurzweilige Lesestunden.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Eine satirische Schlacht am chinesischen Buffet

Frau Duan feiert ein Fest
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Der 80. Geburtstag von Frau Duan, der Matriarchin eines Bohnenpasten-Imperiums, steht an, und natürlich soll es ein großes Fest geben. Allerdings flößt die Dame vielen so viel Respekt ein, dass sich kaum ...

Der 80. Geburtstag von Frau Duan, der Matriarchin eines Bohnenpasten-Imperiums, steht an, und natürlich soll es ein großes Fest geben. Allerdings flößt die Dame vielen so viel Respekt ein, dass sich kaum einer mit ihr unterhalten kann oder will geschweige denn, ein Fest mit ihr zusammen zu feiern. Man könnte ja unangenehm auffallen. Zumindest die Familie lässt sich blicken und besonders ihr Sohn gewährt tiefe Einblicke in sein (Seelen-)Leben und seine Meinung über die Familie.
Yan Ge hat mit seinem Buch „Frau Duan feiert ein Fest“ einen Roman vorgelegt, der mit scharfzüngigem Witz und sarkastischen Dialogen zu unterhalten weiß. Der Schreibstil ist flüssig, allerdings muss der Leser sich erst einmal mit den chinesischen Namen auseinandersetzen, die nicht jedermanns Sache sind und eine Herausforderung darstellen, zumal man sie schnell durcheinanderbringen kann, was der Geschichte nicht würdig wäre. Ein Personenregister gleich am Anfang soll diese Hürde beseitigen, doch sollte man sich einfach Spitznamen ausdenken, damit man der Handlung besser folgen kann. Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive erzählt und lässt den Leser oftmals rätseln, um wen es sich bei dem Berichterstatter handelt, was sich aber dann aufklärt. Die Geschichte selbst lässt an bösem Humor und recht freizügigen intimen Schilderungen nichts missen, die gegenseitigen Manipulationen innerhalb der Familie sowie deren gegenseitiges Verhältnis zueinander werden bis ins kleinste Detail auf ungewöhnliche Art offenbart und die betreffenden Protagonisten auf dem öffentlichen Präsentierteller gestellt. Der tolle Einblick in die chinesische Kochkunst läuft eher nebenbei, doch gerade der lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, während man dem Schlagabtausch der Protagonisten lauscht.
Die Charaktere sind durchweg sehr vielfältig und bunt angelegt. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, die sie sehr authentisch wirken lassen. Die Reibungspunkte untereinander lassen ein sehr pulsierendes Bild einer Familie entstehen, die sich neckt, hasst, liebt und irgendwas dazwischen. Sie sind sich nicht gleichgültig, aber jeder versucht, das größte Stück vom Kuchen zu bekommen und den anderen irgendwie unterzubuttern.
„Frau Duan feiert ein Fest“ ist ein Roman voller fernöstlicher Farben, Leckerbissen und bösem Witz. Muss man mögen, dann ist es eine recht gelungene Unterhaltung.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Ganz nett für zwischendurch

Du bist mein Licht
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June steht kurz vor ihrer Hochzeit, endlich wird sie ihren Traummann Casper heiraten, mit dem sie seit 10 Jahren zusammen ist. Nach einem heftigen Streit mit ihrer jüngeren Schwester Emma hat June einen ...

June steht kurz vor ihrer Hochzeit, endlich wird sie ihren Traummann Casper heiraten, mit dem sie seit 10 Jahren zusammen ist. Nach einem heftigen Streit mit ihrer jüngeren Schwester Emma hat June einen Unfall, bei dem sie schwere Verletzungen erleidet. Während sie im Krankenhaus im Koma liegt und ihr Leben auf Messers Schneide steht, zieht ihr ganzes Leben an ihr vorbei und Erinnerungen an die Vergangenheit kommen hoch, besonders die an ihre ältere Schwester Grace. June kann sich nicht entscheiden, ob sie in ihr bisheriges Leben zurückkehren möchte. Derweil sorgt sich ihre Familie um June und erzählt ihr am Krankenbett alles, was sie insgeheim beschäftigt und sie sorgt. Schnell wird deutlich, in dieser Familie gibt es so einige tiefe Gräben, die nur notdürftig verschüttet wurden…
Sarah Kleck hat mit ihrem Buch „Du bist mein Licht“ einen gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und schubst den Leser regelrecht mitten ins Geschehen, wo er unsichtbar an Junes Krankenbett Platz nimmt und mit ihr in Rückblenden in die Vergangenheit reist, wobei er sowohl June als auch die ganzen Lebensumstände, ihre Schuldgefühle und ihre Wünsche kennenlernt. Gleichzeitig erhält der Leser durch die Krankenbesuche der Familie, der Freundin und des Verlobten auch Einblick in deren Gemütszustände. Die Autorin hat bei diesem doch eher ernsten Thema versucht, alle Seiten zu beleuchten und sich nicht zu sehr von Emotionen leiten zu lassen, was allerdings nicht gut gelungen ist, denn vieles wirkt einfach überzogen und realitätsfern.
Die Charaktere sind gut gewählt und in Szene gesetzt worden, sie besitzen Ecken und Kanten, was sie menschlich wirken lässt. June ist eine junge Frau, die seit vielen Jahren ein Geheimnis mit sich herumträgt, welches ihr Schuldgefühle bereitet. Sie hat sich bis zum Unfall dem nie gestellt. Mit Caspar hat sie ihre Liebe gefunden, doch auch hier gibt es dunkle Punkte. Becca ist Junes Freundin, die nicht immer ehrlich ist und ebenfalls ein Geheimnis mit sich herumschleppt. Für eine Freundin verhält sie sich recht merkwürdig und undurchsichtig. Caspar ist ein wirklich netter Mann, grundehrlich und liebevoll. Er kann sich ein Leben ohne June nicht vorstellen. Emma ist Junes jüngere Schwester, die ziemliche Probleme hat. Die weiteren Protagonisten haben ebenfalls ihre berechtigte Funktion in der Handlung.
„Du bist mein Licht“ ist ein Roman über Schuldgefühle, Familiengeheimnisse, ungeregelte Angelegenheiten und die Liebe im Besonderen. Ganz nett für zwischendurch, aber leider keine tiefschürfende Geschichte, an die man noch länger denkt. Eingeschränkte Empfehlung!