Ein drittes Mal ist es uns gegönnt in die geliebte Welt von den Jahreszeiten einzutauchen. Wie auch schon bei dem letzten Buch lernen wir eine bisher unbekannte Person als Heldin kennen, die uns wieder aufs Neue davon überzeugen muss, wie liebenswert sie ist. Und diesmal ist die Wahl auf Ilea gefallen, eine muntere kleine Schneiderin.
Etwa 500 Jahre nach den letzten Wahlen ist dieses Buch positioniert. Die Wahlen sind Geschichte und zwei der vier Jahreszeiten haben ihre große Liebe gefunden. Nevis hat seine Maja, die sein Tiergeist geworden ist und Jesien ist mit Dahlia auf der Erde geblieben und nun ist ihr Sohn Espen der neue Herbst mit seiner Freundin Mae. Nur Aviv, der Frühling und Sol, der Sommer sind noch auf der Suche auf der Erde. Und Unterschiedlicher könnten die beiden dabei nicht sein: Sol brachte dabei sogar unsere neue Heldin hervor, wohingegen Aviv sich abgeschottet hat und immer mehr Nevis von damals ähnelt. Als Tochter von Sol bringt Ilea auch ein paar Tricks mit sich und mischt die ganze Geschichte mit ihren Fähigkeiten auf. Und natürlich ist sie praktisch ein Magnet was Göttliches betrifft und schon bald befindet sie sich in einer misslichen Lage - Und das ganze ohne hundertjährige Wahlen.
Da die Geschichte immer weiter fort geführt wird und sich immer weiter aufbaut, war es anfangs etwas schwierig sich an alles wieder zu erinnern. Zumal man die ganze Geschichte aus Augen einer bisher Fremden sieht. Einerseits dauerte es etwas, sich wieder alles ins Gedächtnis zu rufen, aber auf der anderen Seite erweitert sich die Welt immer weiter. Diese Entwicklung ist wunderbar mitzuerleben, besonders da man quasi alles selber miterlebt hat. Und wenn man denkt, es gäbe keine Möglichkeit, dass die alten, verloren geschienen, aber dennoch geliebten Personen wiederauftauchen, dann hat man sich geirrt. Die ganze Geschichte nimmt trotz dem indirekt vorgegebenen Faden eine ganz andere Gestalt an, was dazu führt, dass man auch alle geliebten Figuren der bisherigen Bände wiedersieht - auch die, bei denen man dachte, es wäre unmöglich. Kaum wiegt man sich in Sicherheit, schon schafft es die Autorin, einen vom Gegenteil zu überzeugen und dem Leser dabei albern die Zunge rauszustrecken. Dabei ist auch noch wichtig zu erwähnen, dass trotz allem, das Einbringen der alten, geliebten Elemente nicht zu klammernd oder aufdringlich wirkt. Denn es gibt immer noch jede Menge Neues zu entdecken.
Zunächst war ich auch etwas verwirrt, warum Aviv sich so untypisch verhält. Der eigentlich jugendhafte und verspielte Frühling erinnert stark an den kalten Nevis bevor Maja kam. Diese Veränderung ist aber eigentlich durchwegs logisch, da er sich zwar auf die Suche nach seiner großen Liebe machen kann, aber dafür seinen besten Freund, den Tiergeist Nutty opfern müsste. Gefangen in dieser Zwickmühle separiert er sich immer mehr. Mich hat dieses Ganze sehr stark an Nevis erinnert, praktisch ein missglückter Versuch, die Stimmung vom ersten Band zu kopieren und aufrecht zu erhalten, da Nevis selbst sich verändert hat. Später wurde mir aber klar, dass es gar nicht anders sein könnte aufgrund der Lage und die Geschichte genau den Lauf nehmen muss.
Schon erwähnt habe ich die scheinbar unlösliche Zwickmühle, die man bisher in jedem Band auffinden konnte. Jedes Mal kann man sich einfach nicht vorstellen, wie es ein Happy End geben soll. Zum Glück weiß die Autorin auch hier eine unerwartete Lösung und bringt einen damit dazu, sich hinter das Buch zu klemmen und es herausfinden zu wollen.
Hier ist das Sprichwort: Klein, aber oho! genau das richtige. Und obwohl die altgeliebten Charaktere schon ihr Happy End gefunden haben, entwickelt sich die Geschichte von ihnen und von neuen Figuren immer weiter, sodass nach diesen drei kleinen, feinen Bänden eine komplexe und liebenswerte Welt entstanden ist, die man einfach lieben muss und nicht aufgrund ihrer geringen Seitenzahl abstempeln sollte. Denn wenn jemand es schafft, Leserherzen in so wenig Seiten zu erobern, dann ist es Jennifer Wolf. Sie hat das ganze perfektioniert. Dennoch muss ich leider einen Stern abziehen, da es im Vergleich zu den letzten beiden Bänden etwas nachgelassen hat und auch etwas schwierig war, wieder reinzukommen.